Assignment – Reflections

Steter Tropfen höhlt den Stein

Artist: Assignment

Herkunft: Gütersloh, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Album: Reflections

Spiellänge: 58:32 Minuten

Genre: Progressive Metal

Release: 21.08.2020

Label: Massacre Records, Soulfood

Links: https://www.assignment-music.com
https://www.facebook.com/AssignmentMusic
https://twitter.com/MusicAssignment

Produktion: Assignment, Gemischt und gemastert von Pascal Thüring im Klanglounge Studio in Osnabrück, Drums aufgenommen in den Rock Studios in Bielefeld, Coverartwork von Didier Scohier (Artcore Design, Belgien)

Bandmitglieder:

Gesang – Diego Valdez
Gitarre – Goran Panić
Keyboards – Gert Sprick
Bassgitarre – Heiko Spaarmann
Schlagzeug – Michael Kolar

Tracklist:

  1. Trilogia Balkanica
  2. Mercyful Angel
  3. Obsession
  4. Corporate Men
  5. Reflections
  6. Submission
  7. Timeline
  8. Endlessly
  9. Unknown Hero
  10. Silent Nation

Beinahe auf den Monat vier Jahre ist es nun her, dass Assignment Closing The Circle veröffentlichten. Es war das vierte und zugleich das erste Album mit Diego Valdez am Mikro. Das ist insofern erwähnenswert, da Diego Valdez in puncto Talent, Modulation, Klang- und Stimmfarbe sowie in der Phrasierung derart nahe an Ronnie James Dio heranreicht, dass es mir ein ums andere Mal eine Gänsehaut auf den Leib zimmert. Zugegeben, Dio muss zwar nicht jedem gefallen, ich hingegen bin quasi mit seiner Stimme im Heavy Metal sozialisiert. Vermutlich kann ich aus diesem Grunde hier nicht wirklich objektiv sein. Wie dem auch sei, Diego Valdez ist mit diesen Attributen gesegnet und darf sich glücklich schätzen. Und – seine eigene Gesangcharakteristik ist trotz der Nähe zum Altmeister keinesfalls abhandengekommen, vielmehr trägt diese Mischung maßgeblich zur Qualität des Albums bei.

Und nun folgt das fünfte Langeisen Reflections. Zehn Songs inkl. Intro in knapp einer Stunde zu verpacken, deutet auf Spielzeiten hin, die dem Genre Progressive Metal gerecht werden dürften. Auf Reflections präsentiert sich zudem der neue Schlagzeuger Michael Kolar (ex-Victor Smolski’s Almanac, Horsemen) sowie Gastsängerin Inés Vera-Ortiz.

Assignment fühlen sich seit geraumer Zeit in den Gefilden des Progressive Metal augenscheinlich sehr wohl. Dies war in den Gründertagen 1994 noch gänzlich anders, so sah sich die Band zu Beginn ihres Schaffens noch eher im Death- und Thrash Metal aufgehoben. Insbesondere die ersten beiden Demos legen Zeugnis darüber ab. Dies sollte sich spätestens mit den Longplayern dann stilistisch ändern.

Heiko Spaarmann (Bass), Gert Sprick (Keyboards), Diego Valdez (Gesang), Goran Panic (Gitarre) und Michael Kolar (Schlagzeug) von der Band Assignment aufgenommen am Samstag (09.05.2020) in Bielefeld (Nordrhein-Westfalen). Foto: Friso Gentsch

Die neuen Songs auf Reflections dürfen deshalb als progressiv bezeichnet werden, da das Songwriting insgesamt auf recht komplexen Songstrukturen aufbaut. Allerdings nicht zu verspielt und vertrackt, sondern durchweg nachvollziehbar. Goran Panić steht mit seinen Fertigkeiten an der Gitarre dabei im Zentrum des Geschehens. Das druckvolle und sehr stakkatobetonte Riffing der Rhythmusgitarre wird dabei durch die Sologitarre harmonisch und dadurch ausdrucksstark interpretiert. Die Soli selbst sind von hoher Qualität und sind der Beweis für die durchdachte Herangehensweise an die Kompositionen. Dem Zufall ist hier in jedem Falle nichts überlassen gewesen.

Als Zugewinn würde ich ebenfalls das Drumming von Michael Kolar bezeichnen. Der teils sehr zügige Groove entsteht überwiegend durch seine Art und Weise, die Saiteninstrumente in Szene zu setzen. Immer dann, wenn Keyboards im Spiel sind, kann progressive Musik zur Herausforderung werden. Nicht selten stehen sich Keyboard und die Gitarren im Weg und neutralisieren sich beinahe, nicht so bei Gert Sprick. Er vermag dort Akzente zu setzen, in denen sie auch zur Geltung kommen, ohne dabei das Gesamtbild zu gefährden oder zu verzerren. In jedem Falle tragen die Keyboards sehr positiv zur Opulenz des Gesamtwerks bei. Gleiches gilt für Heiko Spaarmann am Bass, so fügt sich sein Spiel vollkommen harmonisch in die Songs ein.

Nicht zuletzt aber stehen sich alle Musiker von Assignment gleichberechtigt gegenüber und jeder kommt in der ansprechenden technischen Produktion sauber zur Geltung. Auch die symphonischen und epischen Elemente in den Songs frischen das Album auf, spätestens mit Einsatz der Stimme von Inés Vera-Ortiz ist dies kaum zu überhören und stellt eine Bereicherung dar.

Nochmals kurz zu Diego Valdez. Wenn man sich die Lyrik der Songs vergegenwärtigt, zur Kenntnis nimmt, dass man hier zum Teil sehr sozialkritisch zu Werke geht und die Abgründe des menschlichen Daseins anreißt, gerne auch mal provoziert, so müssen diese Geschichten nicht nur erzählt sein, sondern auch entsprechend interpretiert und gesanglich in Szene gesetzt werden. Und dies gelingt Diego Valdez meiner Meinung nach auf Reflections perfekt.

Reflections ist als CD-Digipak sowie digital zu bekommen und meines Erachtens sollte man Assignment durchaus ein Ohr schenken.

Sollte sich zusätzlich noch jemand für unser Review von Closing The Circle aus dem Jahre 2016 interessieren, so kann er oder sie den Zeilen meiner Kollegin Heike L. hier folgen.

Diskografie:

1995 • Thoughts Without Previous Knowledge (Demo)
1996 • Freedom For Us All (Single)
1996 • Freedom For Us All (Demo)
2003 • Progressive Changes
2008 • Disunion Denied
2013 • Inside Of The Machine
2016 • Closing The Circle
2020 • Reflections

Assignment – Reflections
Fazit
Reflections ist wieder mal ein Album einer Progressive Metal Band, das man nicht mal eben so im Vorbeigehen hören sollte. Die Tiefe der Songs erschließt sich meist erst nach mehrmaligem Hören. Nicht jeder der zehn Songs zündet, aber die meisten. Wer nach radiotauglichen Hits sucht, wird hier nur schwerlich fündig werden. Dennoch ist Reflections mehr als nur ein solides Album. Um meiner Subjektivität zu huldigen, ist Reflections schon deshalb so attraktiv, weil die Band einen Diego Valdez als Sänger in ihren Reihen hat. Ich werde die kommende Entwicklung von Assignment mit Sicherheit weiterhin verfolgen.

Anspieltipps: Mercyful Angel, Obsession, Reflections und Timeline
Peter H.
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