Wacken World Wide – Livestreamfestival vom 29.07.2020 – 01.08.2020 – Der Bericht

Rain Or Shine Or Online

Veranstaltung: Wacken Wold Wide – Livestream 2020

Ort: Online (Wacken, Schleswig-Holstein, Deutschland)

Homepage: https://www.wacken-world-wide.com/

Datum: 29.07.2020 – 01.08.2020

Ticketkosten: kostenfrei (über Werbung und Partner finanziert)

Veranstalter: ICS Festival Service GmbH (http://www.ics-int.de/)

Besucher: rund 11 Millionen Live-Content-Views weltweit

Moderation: Markus Kavka und Jenny Augusta

Bands: Sabaton, Heaven Shall Burn, Kreator, Blind Guardian, In Extremo, Body Count feat Ice-T, Anthrax, Alice Cooper, Doro, Rage, Hämatom, Eskimo Callboy, Beyond The Black, Alligatoah, Ross The Boss, Lordi, Foreigner, Trivium, Thundermother, Fidder’s Green, Russkaja, Motor Sister, Therapy?, Long Distance Calling, Mister Misery, Black Star Riders, Michael Monroe, Soen, Silent Assassins, Critical Mess, Budderside, Alcatrazz, Jesper Binzer, Damnation Defaced, Deine Cousine, Crisix, Centuries Of Decay, Verderver, Arch Enemy, Trainwreck,, Messticator, Valley Of Chrome, In Flames, Walkways und weitere

Im Normalfall würde ich jetzt von Anfahrt und dem „Drumherum“ vom wahrscheinlich größten Metal-Spektakel der Welt schreiben – dem Wacken Open Air. Doch da das Festival dieses Jahr ja bekanntlich ins Wasser gefallen ist, wenn auch nur sprichwörtlich, gibt es eigentlich auch nicht so viel zu berichten. Jedoch hat sich der Veranstalter zusammen mit den Partnern der Deutschen Telekom, dem Online-Kasino Bitcasion.io und dem angebundenen Ticket- und Merchmailorder Metaltix zusammengetan, um das Festival dieses Jahr nicht wirklich ausfallen zu lassen. Da, wo die einen eine Alternative mit Bierbänken und weniger Besuchern gewählt haben, entschied man sich im Hause ICS für eine Onlinevariante. Jedoch wäre das Wacken Open Air nicht das Wacken Open Air, wenn man nicht versuchen würde, eine große Alternative zum eigentlichen Event zu liefern. So stellte man relativ kurzfristig ein Line-Up auf die Beine, was sich sehen lassen kann und entwickelte gemeinsam mit den Kollegen von MagentaMusik 360 das Konzept der XR-Stage. So dann mal eine Zusammenfassung über das, was ein Fan über das „Wacken“-Wochenende von der eigenen Couch/dem Garten (oder wo auch immer sich die Metalheads den Stream angeschaut haben) zu sehen bekommen hat.

Erst mal muss ich aber eine Kritik äußern. Das Festival existiert nun seit 30 Jahren und in den letzten elf Jahren habe ich wenig bis keine kurzfristigen Änderungen an der Running Order mitbekommen. Beim Onlinespektakel Wacken World Wide war mehrfach die Running Order in der App und auf der Webseite nicht korrekt (vor allem am ersten Tag). Aber das nenne ich mal Jammern auf hohem Niveau, so hat man den Zuschauern das Festival ja ohne monetäre Mehrkosten zur Verfügung gestellt.

 

Das Konzept

Das Konzept war sehr einfach. So begann man täglich ab 16:00 Uhr (außer am ersten Tag, da war um 17:00 Uhr der Startschuss) und lieferte den Zuschauern unter Anmoderation von Markus Kavka und Jenny Augusta ein Potpourri aus Interviews, Konzerten, Archivaufnahmen (auch Konzerte), Talks und Panels mit Zuschauerbildern und Videos und dem Livestream von der XR-Stage. Dass beide Moderatoren ihren Job können, stelle ich keinesfalls infrage, doch hätte ich persönlich es schöner gefunden, wenn man auch hier jemandem das Mikrofon überlassen hätte, der selbst schon mehrfach auf dem Wacken Open Air gewesen war. Zum Beispiel wäre ein Tobias Sammet, ein Eric Fish oder gar ein Bruce Dickinson aus meiner Sicht passender gewesen. Das hätte auch mehr Nähe zum Publikum gezeigt. Doch dass man sich mit dem Wacken World Wide möglichst „mainstreamig“ aufstellen wollen würde, war zumindest mir klar. Somit passt die Personalie wieder.

Der Mittwoch – 29.07.2020

Wie auf dem heiligen Acker üblich, startet man am Mittwoch mit dem Warm-Up Programm. Während das Infield erst am Donnerstag die Schleusen öffnet, kann sich ein Metalfan auf dem Wacken Open Air bereits mit einigen kleinen Schmankerln auf das vorglühen lassen, was für die meisten der eigentliche Jahresurlaub ist. Also da, wo wir letztes Jahr bereits mit Velvet Viper, The Sweet, Rose Tattoo und Sisters Of Mercy auf die lauten Tage intrudiert wurden, gibt es für uns als Couchcamper dieses Jahr Damnation Defaced, Motor Sister, Rage, Body Count feat. Ice-T und Aufnahmen von Wackens „Must Have“ Doro, wie auch Eskimo Callboy, Trivium und The Rise Of Mictlan. Zum Mittwoch haben wir zu folgendem Programm jeweils einen Bericht verfasst:

Der Donnerstag – 30.07.2020

Wenn am Donnerstag auf dem Wacken Open Air das Infield öffnet, hat man in der Onlineversion des Festivals dafür die XR-Stage zu eröffnen. Ich habe zwar auch erst überlegen müssen, was das XR wohl bedeuten mag, doch habe ich mit den beiden Geisterkonzerten von Heaven Shall Burn und In Extremo relativ schnell ein Verständnis dafür bekommen, was man mit der (laut Präsentationsvideo) sehr aufwendigen Technologie bewerkstelligen will. Man platziert die Band auf eine Bühne, welche in einer virtuellen Umgebung platziert wird – in dem Fall eine 3D-Version der Faster Stage des Wacken Open Air. Somit schafft man optisch das, was bei einem Geisterkonzert fehlt – das Publikum/die Umgebung. Zusätzlich bringen Samplersounds des Publikums ein wenig „Live-Atmosphäre“. Auch wenn das virtuelle Wacken sich sehen lassen kann und auch einen tollen Effekt auf die heimischen Bildschirme liefert, halte ich persönlich das „Drumherum“ für ein nettes Gimmick und nicht für ein Muss. Doch da man „nur“ wenige Konzerte an dem Tag auf der XR-Stage abnimmt, bekommt man hiermit jedoch eine angenehme Abwechslung geboten. Ansonsten bietet die Running Order zur eigentlichen Night To Remember Archivaufnahmen von Alice Cooper, Foreigner, Nightwish und In Flames. Messticator, Deine Cousine, Critical Mess, Michael Monroe, Alcatrazz und Russkaja geben ein Ständchen bei einem Konzert, während die XR-Stage wie bereits erwähnt von Heaven Shall Burn und In Extremo befeuert wird. Zum Donnerstag haben wir zu folgendem Programm jeweils einen Bericht verfasst:

Der Freitag – 31.07.2020

Noch aufgeladen vom Vortag und vielleicht auch ein wenig heiser darf der vorletzte Tag des Wacken World Wide 2020 beginnen. Da das Zelt und der legendäre Zyklopenspieß gegen ein ordentliches Bett und gesundes Essen ausgetauscht wurden, stehen wir (eh) sitzen wir pünktlich vor der Bühne (eh) dem heimischen TV, um bei voller Lautstärke den Nachbarn zu zeigen, dass auch er gute Musik hören kann. Da für heute wieder gutes Wetter angekündigt wurde, wird die Stimmung um einen weiteren Punkt gedrückt – so wäre dieses Jahr ein „Shine“ Jahr geworden – danke Corona. Aber trotzdem gut gelaunt blicken wir der Running Order des Freitags entgegen, die mit experimentellen Klängen von Verderver beginnen will. Gefolgt von schönen Rock Sounds von Thundermother, lernen wir Bands wie John5 und Alligatoah kennen. Die Archivaufnahmen von Arch Enemy sorgen für den ersten Circle Pit des Tages im Esszimmer, während auffällt, dass das 2016er Konzert von Iron Maiden nicht wirklich ihre beste Leistung gewesen ist. Auf der XR-Stage finden sich Beyond The Black ein, die danach von Blind Guardian vom Platz gefegt werden. Doch genau hier ergibt eine XR-Stage Sinn. Denn Valhallah und Co. brauchen eine große Bühne. Zu Volbeats Archivaufnahmen und den abschließenden Konzerten von Ross The Boss, Fiddler’s Green und Jesper Binzer wird der Abend dann ausgeklungen. Zum Freitag haben wir zu folgendem Programm jeweils einen Bericht verfasst:

 

Der Samstag – 01.08.2020

Da wir an diesem Samstag bereits den letzten Tag der Wacken World Wide-Sause vor uns haben, freut es uns umso mehr, dass uns ein Kollege mit Insiderinformationen zum Dorf Wacken füttert. In der Kolumne Wacken, 31.07.2020 – Was ist zu Corona los auf dem Heiligen Acker? berichtet er, wie sich das schleswig-holsteinische Dorf anfühlt, wenn die 85.000 Gäste ausbleiben. Während unser „rasender Reporter“ die Situation vor Ort festhält, hängen wir wieder vor der Mattscheibe. Eine Tradition des Wacken Open Airs darf auch beim Wacken World Wide nicht fehlen. So wird immer samstags ein Trailer für das Folgejahr geliefert. Auch wenn das Inka-Setup dieses Jahr sicher echt gut geworden wäre, freuen wir uns auf das angekündigte Horror-Special im kommenden Jahr umso mehr – sofern Corona… ach lassen wir das. Budderside eröffnen heute und geben das Mikrofon gleich an Mister Misery weiter. Powerwolf – immer ein Garant für viel Stimmung vor der Bühne – und Judas Priest steuern, ebenso wie Motörhead, Archivaufnahmen dazu, während die XR-Stage mit Hämatom, Kreator und die Panzermetaller von Sabaton bespielt wird. Den Abschluss macht das Special von Lordi. Zum Samstag haben wir zu folgendem Programm jeweils einen Bericht verfasst:

 

Fazit

Ein Jahr ohne Wacken ist möglich, wenn auch nicht wirklich toll. Auch wenn ein Livestream niemals das ersetzten kann, was einem das Festival vor Ort gibt, hat man im Hause ICS den Kopf nicht in den Sand gesteckt und versucht, aus der Situation in einer Pandemie das beste zu machen, was möglich war. Die Interviews und die Panels mit den Künstlern haben Nähe zum Publikum bewiesen und eben das geliefert, was man im Vergleich zu einem reinen „Vor Ort“-Event besser machen kann. Ich denke, dass man für die Zukunft so ein Setup sicher noch mal nutzen wird. Ob man die XR-Stage wirklich braucht, wage ich zu bezweifeln, doch wirklich gestört hat es mich nicht. Gestört hat mich eher, dass die App nicht wirklich gut mit Airplay funktioniert hat und es für mein Apple TV keine App und als nicht MagentaTV Kunde keine native Möglichkeiten gibt, Bild und Ton zu übertragen, ohne einen Laptop am TV anzuschließen – das mag aber jetzt ein spezieller Einzelfall sein. Wir hatten unabhängig davon vier schöne Tage mit abwechslungsreichem Programm und noch mehr Bock darauf, dass wir kommendes Jahr wieder vor Ort sein können – Rain Or Shine And NOT Online.