Hämatom – 01.08.2020 – Wacken World Wide Livestream 2020

Kurz, aber sehr intensiv

Eventname: Wacken Wold Wide Livestream 2020

Band: Hämatom

Ort: Online (Wacken, Schleswig-Holstein, Deutschland)

Datum: 01.08.2020

Genre: Metal, Thrash Metal, Neue Deutsche Härte

Setlist:

1. Anti Alles
2. Wir Sind Keine Band
3. Ich Hasse Dich Zu Lieben
4. #FCKCRN
5. Mein Leben Meine Regeln
6. Kids (2 Finger An Den Kopf)
7. Mörder
8. Leichen Pflastern Unsern Weg
9. Lichterloh
10. Bleib In Der Schule
11. Alte Liebe Rostet Nicht
12. Fick Das System
13. Wir Sind Gott

Hämatom haben sich 2004 gegründet, kommen aus Oberfranken und haben mittlerweile mehrere Alben veröffentlicht. Das Letzte, namens Maskenball, erst 2019. In diesem April erschien die EP #FCKCRN – woher die Inspiration dazu kam, dürfte wohl jedem klar sein.
Ich selber habe die Band über eine Freundin für mich entdeckt (danke Andrea!) und sie erstmals beim Tourauftakt zur Wir Sind Gott Tour 2016 in der Hamburger Markthalle live gesehen (möglicherweise ist daher immer noch der Song Wir Sind Gott mein Favourite). Seitdem habe ich sie mehrmals live sehen können, zuletzt in Wacken 2019.

Nun also wieder Wacken, nur ein „bisschen“ anders. Vor dem eigentlichen Auftritt sind Gitarrist Ost und Drummer Süd noch bei Markus Kavka zum Interview und stehen ihm Rede und Antwort. Ost berichtet, dass sie seit zehn Jahren in Wacken präsent sind, sei es als Gast oder als Band. Als dann Thomas mit der Idee kam und sie von Anfang an mit ins Boot geholt hat, wurde nicht lange überlegt. Man hatte sich die XR-Stage ein bisschen steriler vorgestellt, war dann aber angenehm überrascht. Der Mix aus analogen und virtuellen Effekten dürfte spannend werden. Hämatom waren ja schon immer eine sehr visuelle Band und haben schon immer viele Effekte eingebaut. Ost scherzt: „Es gibt keinen Song ohne Effekte, irgendwie muss man ja von der Musik ablenken.“ Sie hätten auch Süds Drumsurfig gerne gemacht, das ging aber leider nicht. Somit wurde nur die Setliste ein bisschen angepasst, da sie ja nur eine Stunde zur Verfügung haben.

Nun aber genug vom Gesabbel, kommen wir zum Gig. Die Bühne ist mit einem virtuellen Vorhang verhangen, der dann fällt und es geht los mit Anti Alles. Auf der Bühne, im Kreis um die Band herum, gibt es auch ein bisschen echte Pyro. Die Band agiert, als wenn sie auf einer ganz normalen Bühne stehen würde, Nord animiert die Fans zum Mitmachen. Es geht nahtlos weiter mit Wir Sind Keine Band, ebenfalls vom letzten Album Maskenball. Schon hier werden während des Songs kurze Videos von Fans im virtuellen Publikum eingeblendet. Die kann man hochladen, indem man den QR-Code fotografiert, der immer mal wieder eingeblendet wird. Coole Sache.
Direkt danach folgt Ich Hasse Dich Zu Lieben. Hier kommt der „Propeller“ von West, den er an seiner Maske hat, zum Einsatz. Ich bin ein bisschen irritiert, im ersten Refrain ist Nord alles andere als synchron zur Melodie, aber was soll’s? Das ist eben live. Erst nach diesem Song richtet Nord das Wort an die Fans an den Bildschirmen, bedankt sich dafür, den Samstagabend einleiten zu dürfen und für die Unterstützung der Fans in dieser schweren Zeit. Nachdem sie während des Lockdowns ein Quarantänekonzert gegeben haben und danach ein Autokonzert, gibt es heute wieder etwas Neues. Mehr geht an Technik quasi nicht. Mit seinem Gruß an „Scheiß Corona!“ spricht er uns allen aus der Seele.
Passend dazu geht es mit dem gleichnamigen Song der letzten EP #FCKCRN weiter. Es folgen Mein Leben Meine Regeln und das Marteria Cover Kids (2 Finger An Den Kopf), das in keiner Show von Hämatom fehlen darf. Die Band gibt richtig Gas, der Auftritt steht den bisherigen, die ich erleben durfte, in nichts nach. Das ist den Herren auch anzumerken, Süd klebt das Shirt patschnass am Leib. Bei dem folgenden Mörder lassen sie es nicht nehmen, den elektrischen Stuhl, auf dem Nord immer sitzt, auf die Bühne zu holen. Hier wird von Ost klar Stellung bezogen: Auf der Rückseite seiner Gitarre hat er mit Klebestreifen „Black Lives Matter“ geschrieben.
Beim anschließenden Leichen Pflastern Unsern Weg laufen im Hintergrund nachdenklich machende Bilder über die LED-Wand. Nord geht danach begeistert auf die vielen Videos der Fans ein, die sich per Zoom eingeloggt haben. Schön, dass die Künstler so auch die Reaktionen der Fans sehen können. Lichterloh (vom 2018er Bestie Der Freiheit) beginnt dann erst mal akustisch, was dem Song sehr gut steht. Weiter geht’s mit dem Trailerpark Cover Bleib In Der Schule. Den mochte ich schon letztes Jahr auf dem Holy Ground nicht, und daran hat sich nichts geändert. Aber egal, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Dafür kommt jetzt ein „Oldie“ von 2013: Alte Liebe Rostet Nicht. Damit wird leider schon der Endspurt eingeläutet. Nun kommen nur noch Fick Das System und das bereits angesprochene Wir Sind Gott vom gleichnamigen Album von 2016.

Wie jetzt, ist echt schon eine Stunde um? Schade, aber es hat echt Spaß gemacht, obwohl ich nach wie vor kein Streaming-Fan bin. Um es mit Nord zu sagen: „Kurz, aber sehr intensiv!“ Die Band hat alles gegeben und die Bühne, die dort in Hamburg konzipiert wurde, ist der Knaller. Ein Time For Metal Kollege hat sie zwar als „neumodischer Blödsinn“ betitelt, das kann ich so allerdings nicht unterschreiben. Wenn wir schon nicht auf den Acker können, dann ist das eine großartige Alternative. Danke an Hämatom, danke an die Wackenmacher Thomas und Holger (und natürlich an alle, die an der Idee und ihrer Entwicklung mitgewirkt haben). Und auch danke an die Telekom dafür, dass alles kostenfrei zu sehen war und ist. (Und ja, ich bin auch ein bisschen stolz darauf, dass die Telekom mein Brötchengeber im realen Leben ist.) 😉

Das Schlusswort hat Nord: „Vielen vielen dank, für diese geile Scheiße!“