August Burns Red + Support am 01.08.2017 in der Essigfabrik, Köln

“Happy anniversary, August Burns Red

Eventname: „Messengers 10 Year Anniversary Tour“

Künstler: August Burns Red (USA)

Vorbands: Napoleon (UK), Vitja (DE)

Ort: Essigfabrik, Köln

Datum: 01.08.2017

Kosten: 27,00 € zzgl. Gebühren

Genre: Progressive Metalcore, Metalcore, Progressive Hardcore

Veranstalter: Kingstar Music, Live Nation

Linkhttps://www.facebook.com/events/1208369699279801/

Setlists:

Keine Songs vorliegend

01. Scum
02. Six Six Sick
03. Roses
04. Digital Love
05. The Flood
06. D(E)Ad
07. No One as Master No One as Slave
08. Your Kingdom
09. Heavy Rain

01. The Truth of a Liar
02. Up Against the Ropes
03. Back Burner
04. The Blinding Light
05. Composure
06. Vital Signs
07. The Eleventh Hour
08. The Balance
09. Black Sheep
10. An American Dream
11. Redemption

Zugabe

Drum Solo
12. Invisible Enemy
13. Empire
14. Ghosts
15. White Washed

Photos im Auftrag für Time For Metal: www.quintenquist.com

Am 19. Juni 2007 erschien Messengers, das zweite Album von August Burns Red und das erste mit Dustin Davidson am Bass und Jake Luhrs am Mikro. Songs wie Composure und Back Burner wurden zu Klassikern und das soll heute gefeiert werden. Und es kann kein Zufall sein, dass heute ausgerechnet der 01. August ist…

Als Support hat der Veranstalter die britischen Napoleon aus dem Basick Records Roster dazugeholt, ebenso wie die Köln-Düsseldorf-Münsteraner Combo Vitja, die mit ihrem aktuellen Album Digital Love einen großen Schritt in Sachen musikalischer Weiterentwicklung vorgelegt haben.

Während man draußen darauf wartet, in die Halle zu können, marschieren einige Mitglieder von August Burns Red mit irgendwelchen Tüten, die nach Bekleidungsgeschäft aussehen gen Künstlereingang. Pünktlich um 19:00 Uhr beginnt dann der Einlass und angesichts der überschaubaren Schlange scheinen einige Gäste noch im Büro oder Feierabendverkehr zu hängen. Am Eingang hält Vitja-Bassist Mario einen Fan-Plausch, während Napoleon-Sänger Wes sich mit frisch frisiertem Köpfchen mal am Merch blicken lässt.

Um 20:00 Uhr gehen dann als erstes Napoleon auf die Bühne. Die Band, die bereits so einige Sänger hinter sich hat und gerade am Nachfolger zum aktuellen Album Newborn Mind schreibt ist nicht unbekannt in der Domstadt. 2016 spielten sie z. B. eine Headliner-Tour und machten im MTC Halt. Heute wirken sie etwas zurückhaltend und irritiert. Sänger Wes stolziert zwar zielstrebig über die Bühne, der eh hochkonzentrierte Sam Osborn an der Gitarre sowie Drummer James Mendoza können da aber in Sachen Interaktion und Energie nicht mitziehen. Lediglich Bassist Jacob Brelsford lässt sich dann und wann zu einigen Tanzeinlagen hinreißen.

Napoleon, 01.08.2017 @ Essigfabrik, Köln (Photo: www.quintenquist.com)

Der Sound am heutigen Tag ist auch eher semioptimal, vermischen sich die Live-Gitarrenläufe, die Backup-Sounds vom Band, Bass, Schlagzeug und Gesang doch zu einem eher zähen Brei. Schade, denn das Album selbst weiß zu überzeugen. Nur live hakelt es. Zu allem Übel kommen dann auch noch Tonaussetzer an der Gitarre hinzu. Wes versucht, davon abzulenken und verlässt zeitweise die Bühne, um zusammen mit den Fans einige Zeilen der Songs zu schreien/singen. Großartig: Ein Angestellter des Security-Teams bietet dem Sänger immer wieder seinen Oberschenkel als Stufe an, um vom Wellenbrecher wieder auf die Bühne zurückzukommen. Einen Moshpit gibt es trotz aller Widrigkeiten dennoch, die Halle ist auch sicher 2/3 gefüllt und die Reaktion des Publikums geht über Achtungsapplaus hinaus.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es dann weiter mit dem Quasi-Lokal-Act Vitja. Drummer Daniel hat die Ehre, das Intro des Sets alleine zu bestreiten und kündigt mit schweren Tom-Schlägen den Rest der Bande an. Die Band um Shouter David legt dann auch direkt mächtig los und präsentiert alte sowie neue Songs. Und wo eben der Sound der Briten noch undifferenziert und schwer greifbar war, so ist es nun eine Wohltat, den Jungs aus der Nachbarschaft zuzuhören. David appelliert ans Publikum, mehr zu Shows zu gehen und lobt alle, die es heute in die Essigfabrik geschafft haben. Wo er recht hat, hat er recht. Auch sonst überzeugen die Jungs mit Sympathie und Bodenständigkeit. Drummer Daniel merkt man seine musikalische Vorgeschichte in einer Düsseldorfer Hardcore-Band mit europaweiten Touren an, so dermaßen zimmert er auf sein Kit und die Becken.

Vitja, 01.08.2017 @ Essigfabrik, Köln (Photo: www.quintenquist.com)

Und während sich Gitarrist Vladi durch die progressiv angehauchten Riffs djentet schreit sich David buchstäblich die Seele aus dem Leib. Die neueren Songs kommen teils unterstützt durch Melodiegesang, den die Band als neues Element erst zur aktuellen Platte hinzugezogen hat. Auch die Publikumsinteraktion kommt nicht zu kurz, so lässt sich die Halle problemlos dazu motivieren, die Hände in die Luft zu reißen oder zu crowdsurfen. Lediglich Davids Wunsch zu No One As Master No One As Slave nach echten Stagedivern („Wo sind die Stagediver? Köln?! Das ist nicht meine Stadt!“) bleibt unerfüllt. Und auch die Frage nach dem Splash! Festival, um die Meute zum Bouncen zu animieren wird im vmtl. sehr metaltreuen Publikum nicht verstanden. Wurscht. Es macht Spaß, dem Vierer zuzusehen und man merkt den Jungs an, dass es auf der Bühne ganz auf Gegenseitigkeit beruht. Zum Abschluss gibt’s noch die aktuelle Single Heavy Rain. Runde Sache, gerne wieder. Am 21. Oktober ist die Band übrigens Headliner auf dem Moshroom Benefiz Festival in Krefeld. Sollte man sich ansehen.

Und während in der Umbaupause gefühlt die komplette Halle System Of A Downs Chop Suey! singt (beeindruckend), betreten die Geburtstagskinder gegen 21:50 Uhr dann die Bühne. Leadgitarrist JB Brubaker schlappt ganz lässig in Flipflops auf die Bühne, Shouter Jake kommt im brav motiviertem Hemd, Drummaschine Matthew Greiner verschwindet hinter seiner Ballerbude, Bassist Dustin und Gitarrist Brent ziehen nach.

August Burns Red, 01.08.2017 @ Essigfabrik, Köln (Photo: www.quintenquist.com)

Und mit dem ersten Schlag geht sie ab, die wilde Fahrt. Das komplette Messengers-Album soll die Band also nun heute spielen plus ein paar Zugaben. Und wie vorteilhaft Sender anstatt Kabel an Instrumenten sein können, dafür steht der heutige Abend. Denn abgesehen von Matt am Drumkit (logisch) hält es keinen der Musiker an seinem Platz und die Band ist ständig in Bewegung. Das Publikum in der gefühlt knapp ausverkauften Halle tut es den Jungs gleich und feiert frenetisch jeden Song. Shouter Jake lässt sein Mikro gerne schwingen wie ein Pendel und die Photographen müssen aufpassen, dass der Meinungsverstärker ihnen nicht in die Linsen knallt. Sicher fängt er das Mikro dann aber auch nach jeder Showeinlage wieder auf und malträtiert die Membranen erneut.

August Burns Red, 01.08.2017 @ Essigfabrik, Köln (Photo: www.quintenquist.com)

Und auch wenn es draußen verhältnismäßig erträglich von den Temperaturen her ist, so scheint die Halle zu triefen. Die Glatze des Shouters glänzt wie ein glasiertes Gebäckstück und auch sein Hemd wechselt den Status von „luftig“ zu „körpernah“. Abgesehen von „Guten Abend Deutschland“ aus dem Munde von JB hält sich die Band auch mit Ansagen oder unnötigem Schnickschnack deutlich zurück. Schade ist das nicht, denn konnten Vitja die Soundqualität des Abend schon steigern, so fühlt es sich jetzt nochmal einen großen Schritt besser an und trotz der teils komplexen Licks zwischen den typischen ABR-Breakdownparts ist jeder Song gut wiederzuerkennen und es macht Spaß, zuzuhören.

Nach Redemption, dem letzten Song der Platte ist auch nicht lange Stille, denn eine Alarmsirene ertönt und Matthew Greiner hat seinen großen Auftritt alleine an den Drums. Und sind wir mal ehrlich: Auch wenn Drum-Soli heutzutage irgendwie überholt sind, so ist es heute fast ein Muss. Denn die Band lebt, wie einst Texas In July durch Adam Grey, auch oder gerade von den Drums. Unterstützt wird Matt durch Bassist Dustin an einem kleineren Drumset, das flux aufgebaut wurde. Shouter Jake schnappt derweil draußen vor der Tür ein wenig Luft, was ihm nach fast 60 Minuten Vollgas kaum zu verübeln ist.

August Burns Red, 01.08.2017 @ Essigfabrik, Köln (Photo: www.quintenquist.com)

Teil der Zugabe war dann auch die neue Single Invisible Enemy des am 06. Oktober erscheinenden Albums Phantom Anthem:

In einem Interview 2015 mit der christlich orientierten Band sagte JB BrubakerWe’re not onstage to bring people to God, that’s not our purpose up there. Our number one purpose in ABR is to entertain.“ Und das haben sie heute mit Bravour geschafft – ohne dem Publikum irgendwelche Überzeugungen aufzuoktroyieren. Vollgas von Sekunde 1 an – gewaltiger kann man ein Jubiläum als Band kaum feiern.