Baden In Blut am 21.07.2018 in Weil am Rhein

„Baden In Blut am 21.07.2018 in Weil am Rhein“

Eventname: Baden in Blut 2018

Bands: Iced Earth, Die Apokalyptischen Reiter, Tankard, Asphyx, Skeletonwitch, Helheim, Deserted Fear, Pillorian, Kyler

Ort: Dreiländergarten, Basler Str.45, 79576 Weil im Rhein

Datum: 21.07.2018

Kosten: 45,- € VVK    Biergarten & Händlermeile Gratis

Besucher: ca. 1600

Genre: Thrash Metal, Power Metal, Extreme Metal, Death Metal, Doom Metal, Black Metal Viking Metal, Groove Metal

Veranstalter: Metalmaniacs Markgräflerland       https://www.metal-maniacs.eu/baden-in-blut/

Links: https://www.metal-maniacs.eu/baden-in-blut/      https://www.facebook.com/BadenInBlutOpenAir/

Bereits zum 14. Mal wird Baden mit neun nationalen und internationalen Bands in Blut gebadet. Das einst lokale Metal-Event hat sich längst zum überregional bekannten Szene-Festival entwickelt und braucht sich hinter ähnlichen Szene-Events nicht zu verstecken. Nichtsdestotrotz ist es immer noch schön familär gehalten, ein Festival, wo man mit Freunden und Familie hingeht und wo man viele Freunde trifft. Die Wettervorhersage besagte im Vorfeld nichts Gutes, es waren Gewitter, Regen und Sturmböen gemeldet und alles sah danach aus, als würde Südbaden in diesem Jahr in Wasser, anstatt in besagtem roten Lebenssaft, gebadet. Doch Zeus hat offenbar ein Einsehen, als ich gegen 10:00 Uhr in Denzlingen losfahre, zeigt sich kaum ein Wölkchen am Himmel. Die Autobahn Richtung Schweiz ist um die Zeit noch relativ frei, und Parkplätze stehen vor dem Dreiländergarten in Weil am Rhein ausreichend zur Verfügung. Noch vor 11:00 Uhr bin ich auf dem Baden In Blut-Gelände und kümmere mich um mein Ticket und Photopass, begrüße ein paar Bekannte, teste die erste Gerstenkaltschale des Tages und drehe eine Runde durch die Händlermeile.

Um 11.45 Uhr steht dann auch fast pünktlich mit Kyler die erste Band des Tages auf der Bühne. Die Band aus dem Raum Lahr im Nordschwarzwald ist diesmal die einzige lokale Band im Line-up und steht für stampfenden Black Forest Groove Metal. Die bereits 2006 gegründete Band um Frontmann und Gitarrist Marco Schulz lässt es gleich zu Beginn, im Stil der großen Vorbilder Pantera, ordentlich krachen. Ihr Statement ist klar, immer mitten in die Fresse! Doch wie fast immer auf Festivals hat es auch hier der Opener schwer, und gerade einmal etwa 50 Headbanger finden den Weg vor die Bühne, und auch die stehen mehr oder weniger gelangweilt herum und warten ab.

Viel besser sieht es danach auch bei den Amerikanern von Pillorian nicht aus, das Infield bleibt weitestgehend leer. Dabei handelt es sich um die neue Band des Ex-Agalloch-Sängers und Gitarristen John Haughm, der mit Pillorian eine schnellere, mehr dem melancholischen Black Metal zugewandte Spielweise anschlägt. Es klingt wie eine wütende Variante von Agalloch, jedoch ohne wirklich zündende Momente.

Das Desinteresse der Metal-Freaks lässt jedoch schnell nach, nachdem mit Deserted Fear die dritte Band des Tages die Bühne entert. Der Old School Death Metal der Thüringer lockt plötzlich viele Headbanger vor die Bühne, und die Stimmung ist von einem Moment auf den nächsten wie ausgewechselt. In den ersten Reihen steht das Publikum dicht gedrängt und die Fäuste fliegen pausenlos in die Höhe. Das Baden In Blut ist erwacht und bereit für Manuel Glatter und seine Mannen. Das neuere Material von Dead Shores Rising fügt sich nahtlos in die alten Bandklassiker ein, obwohl es doch ganz anders, erwachsener, klingt. Die Songs klingen strukturierter, haben jedoch härtetechnisch Nullkommanichts verloren. So muss traditioneller Death Metal klingen, deshalb bilden sich auch schon früh am Tag die ersten Pits. Deserted Fear treten selbstbewußt und routiniert auf, und ganz offensichtlich haben sie merklich Spaß, denn das Grinsen steht ihnen ins Gesicht geschrieben.

Während bei Deserted Fear der Hammer kreiste, geht nun die Stimmung in Richtung „Pause machen“, so, als hätten sich Südbadens Metaller bei nur einer einzigen Band völlig verausgabt. Die Viking Metaller von Helheim können die gute Stimmung leider bei weitem nicht aufrecht erhalten, und die fliegenden Haare legen sich wieder. Verausgabt hat man sich sicher nicht, aber was die Norweger da auf der Bühne fabrizieren, hat mit einer alten, erfahrenen Band nicht viel gemein. Während die Instrumente fett aus den Boxen knallen, haben die beiden Sänger V`gandr und H`grimnir extreme Probleme mit der Intonation. Die Feinabstimmung in der Tonhöhe ist einfach nur furchterregend grausam und lässt viele die Flucht ergreifen. Schade!

Fuckin` Skeletonwich bieten im Anschluss eine optisch gute Show und haben auch einen guten Sound. Frontman Adam Clemans  springt immer wieder an den Bühnenrand und brüllt, kreischt und schreit die Texte unters Volk. Die beiden Gitarristen Nate Garnette und Scott Hedrick, sowie Basser Evan Linger, headbangen dazu wie wild und lassen es richtig krachen. Ich habe die Band aus Athens erst kürzlich auf dem Bang Your Head gesehen, doch in der Halle klangen sie bei weitem nicht so fett. Trotz gutem Auftritt bleibt das Stimmungslevel eher im unteren Drittel, nur wenige Metalheads in den ersten Reihen gehen gut mit.

Mit der nächsten Band wird schnell klar, alle haben hier im Infield nur auf Asphyx gewartet. So dicht haben die Hochs und Tiefs auf dem Baden In Blut noch nie beieinander gelegen. Kaum haben Sänger Martin van Drunen, der sich hier als Roberto Blanco vorstellt, und Band die Bühne betreten, strömen die Massen wieder herbei und die Stimmung steigt. Obwohl van Drunen das einzige aus Debüt-Zeiten verbliebene Bandmitglied ist, rollt der niederländische Death/Doom-Panzer unaufhörlich weiter. Nach Deserted Fear pflügen Asphyx als zweite Band den Dreiländergarten um und hauen einen Mix aus alten Klassikern und neuerem Material raus. Der Fronter ist gut drauf und albert viel herum, den Fans gefällt es. Die alten Herren haben das bolzen nicht verlernt.

Danach ist es dann endlich an der Zeit für den biergetränkten Thrash der Frankfurter Saufköppe von Tankard. Nun ist der Platz vor der Bühne erstmals so richtig gut gefüllt. Mit One Foot In The Grave gelingt den Thrashern ein guter Einstand, mit dem sie die Fans gleich auf ihrer Seite haben. Jeder Ton, jede Geste von Andreas Geremia wird laut bejubelt. Moshpits und Crowd-Surfer spiegeln die Begeisterung wieder, der Old School-Thrash begeistert die Massen. Besonders die großen Klassiker werden abgefeiert, The Morning After, Zombie Attack, Chemical Invasion, aber gefühlt gibt es hier eh nur Hits. Auch wenn Gerre mt den Weight Watchers etliche Kilos abgenommen hat, die alten T-Shirts wollen ihm immer noch nicht wieder so richtig passen. Ansonsten ist aber alles im grünen Bereich, nix Empty Tankard, auch im 36. Bandjahr haben die Alcoholic Men ihren Job nicht verlernt.

Danach ist die Stimmung gut aufgeheizt für die Reitermania. Schon bevor die Band überhaupt auf die Bühne kommt, wird in den ersten Reihen schon voller Vorfreude gefeiert und Reiter-Rufe werden laut. Als Die Apokalyptischen Reiter dann endlich die Bühne betreten, gibt es kein Halten mehr, und ein Crowd-Surfer nach dem anderen landet im Fotograben. Andersrum wirft sich auch eine Fotografin vorn in die ersten Reihen, um ein paar publikumsnahe Fotos zu machen. Schon früh wird der Knaller-Song Es Wird Schlimmer abgefeuert.  Jeder Ton der Reiter wird lautstark mitgesungen und ich hätte nicht gedacht, dass die Songs der Thüringer hier auf dem Baden In Blut so gut funktionieren. Der häufige Wechsel von alt und neu verlangt Sänger Fuchs alles ab, aber auch den Reitern ist der Spaß anzusehen. Verhältnismäßig viele blastbeatgetränkte Songs aus den alten Prügelzeiten haben den Weg in die Setlist geschafft, was sichtlich viele freut. Mit schwarzen Riesenluftballons, Schlauchbooten, großer Bühnendeko und Lichtshow wird einiges geboten, und jeder kommt auf seine Kosten. Die Band strahlt, das Publikum strahlt, alles ist gut !

Danach heißt es Geduld, fast eine Stunde geht ins Badner-Land, bis dann endlich die Headliner Iced Earth auf der Bühne stehen. Die Wartezeit hat sich gelohnt, denn die Amerikaner zeigen allen anderen, was musikalische Perfektion heißt. Hier passt einfach alles, inklusive der Stimmung vor der Bühne. Offenbar haben sich jetzt auch die letzten aus dem Biergarten vor die Bühne begeben und feiern eine riesige Party. Der Platz ist brechend voll, und jeder Song wird mitgesungen. Auch hier ist die Setlist wieder bunt gemischt, aber gewisse Songs wie z.B. Dystopia, Dracula oder Angels Holocaust dürfen eben nicht fehlen. Besonders fällt der neue Leadgitarrist Jake Dreyer auf, der einfach brilliant ist und perfekt mit Mastermind Jon Schaffer harmonisiert. Sänger Stu Block ist bestens bei Stimme, doch die ganz große Leidenschaft kann auch er nicht herbeizaubern. Das Publikum hört ein gutes Konzert, aber alles wirkt etwas zu professionell, zu glatt, zu routiniert, zu abgehoben. Schon zuvor bei der Autogrammstunde hatte ich etwas den Eindruck, als hätten die Jungs mit ziemlichen Rockstar-Allüren zu kämpfen.