Artist: Bodom After Midnight
Herkunft: Helsinki, Finnland
Album: Paint The Sky With Blood
Spiellänge: 14:51 Minuten
Genre: Melodic Death (Black) Metal
Release: 23.04.2021
Label: Napalm Records
Link: https://label.napalmrecords.com/bodom-after-midnighthttp
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre – Alexi Laiho
Gitarre – Daniel Freyberg
Bassgitarre – Mitja Toivonen
Schlagzeug – Waltteri Väyrynen
Tracklist:
- Paint The Sky With Blood
- Payback’s a Bitch
- Where Dead Angels Lie (Dissection Cover)
Und wieder verlässt ein Ausnahmetalent die Bretter, die die Welt bedeuten. Sicherlich hat jeder mitbekommen, dass Alexi Laiho am 29. Dezember an alkoholbedingtem Missbrauch und damit einhergehender Leber- und Bauchspeicheldrüsenproblematik aus dem Leben geschieden ist. Daran gibt es nichts zu beschönigen und sollte zum Denken anregen, ein solcher Tod ist sicherlich tragisch und vermeidbar. Nichtsdestotrotz war er als polarisierender Frontmann der Formation Children Of Bodom, mit der er Welterfolge feiern konnte und die er erst kürzlich nach deren letztem Album Hexed verlassen hatte, um Bodom After Midnight mit Daniel Freyberg, ebenfalls bei Children Of Bodom, zu gründen, im konstanten Rampenlicht der Metalszene. Dass diese durchaus unangenehme Drucksituation dem Fronter aufs Gemüt geschlagen ist, durfte man zu Genüge in den Lyrics seiner Hauptformation nachlesen, die fiktiv sicherlich einiges an persönlichem Ballast kanalisieren. Ebenso verhält es sich bei Bodom After Midnight und deren Erstling und gleichzeitig Schwanengesang Paint The Sky With Blood, die als EP vorliegt.
Neben dem beeindruckenden Artwork von Travis Smith lässt mich vor allen Dingen das Dissection-Cover Where Dead Angels Lie aufhorchen, denn Dissections Album Storm Of The Light‚s Bane dürfte mit Sicherheit ein großer Einfluss von Alexi Laiho gewesen sein, die Ähnlichkeiten in Jon Nödveidts Gitarrenspiel und Alexis Sound sind evident. Hardliner mögen jetzt mosern, Dissection haben sich ja leider und voll verdient durch Nödveidts Knastaufenthalt ins geistige Abseits befördert, oben erwähntes Album gehört dennoch zum Besten, was die Black Metal Szene der 90er an dunkler Essenz produzieren konnte, so einfach ist das. Junge Hörer bitte ich in die Nachhilfebank: Wenn ihr Dissection nicht kennt, sei euch deren Frühwerk wärmstens empfohlen.
Bodom After Midnight machen im Cover alles richtig und verpassen dem Klassiker einen Neuanstrich, ohne das Ding zu verhauen. Fakt am Rande: Beide Sänger sind mittlerweile verstorben und können den Song gemeinsam proben. Etwas spooky ist es schon, wenn dein letzter Song ein Cover einer toten Legende ist, und man keine drei Wochen später dem von Alexi viel besungenen Schnitter nicht mehr entkommt. Dies nutze ich als Brücke zum Follow The Reaper/Hatebreeder – Material der ehemaligen Hauptband von Laiho, denn Bodom After Midnight drehen sich hermeneutisch in Retrospektive zu besagtem Punkt von vor knapp zweiundzwanzig Jahren. Hier schlug der mit Blackmetalzitaten gespickte Sound der Band ein wie eine Bombe und zementierte deren Ruf in der Szene. Paint The Sky With Blood hätte demnach irgendwo zwischen Hatebreeder und Follow The Reaper stehen müssen, denn nie wieder klang und klingt die Vermischung beider Stile so gut wie hier. Payback‚s A Bitch ist etwas rauer und begeistert durch seinen geschickten Wechsel zwischen harten Gitarren und akzentuierten Keyboards, erfindet das Rad aber nicht unbedingt neu, kann aber mit einem Randy Rhoads Solo überzeugen. Umso tragischer ist es, dass dies auch gleichzeitig der letzte Puls der Band gewesen ist! Was hätte noch alles kommen können? Somit empfinde ich Bodom After Midnights EP als Zeitkapsel, die mir die letzten zweiundzwanzig Jahre und darüber hinaus, denn etwas länger bin in der Metalszene unterwegs, bewusst machen.
Ich verneige mich vor dem am Ende schwer gezeichneten Sänger Alexi Laiho, der nur zwei Jahre älter als ich gewesen ist, und behalte ihn als genialen Musiker, Liveperformer und netten Mensch in Erinnerung. See you in hell and R.I.P.