Brothers Of Metal – Emblas Saga

Ganz starker, variantenreicher, mitreißender True Metal. Das musikalische Konzept der achtköpfigen Schwedenbande geht erstmals so richtig auf.

Artist: Brothers Of Metal

Herkunft: Schweden

Album: Emblas Saga

Spiellänge: 55:22 Minuten

Genre: True Metal

Release: 10.01.2020

Label: AFM Records

Link: https://www.facebook.com/brothersofmetalofficial/

Bandmitglieder:

Gesang – Ylva Eriksson
Gesang – Joakim Lindbäck Eriksson
Gesang – Mats Nilsson
Gitarre – Dawid Grahn
Gitarre – Pähr Nilsson
Gitarre – Mikael Fehrm
Bassgitarre – Emil Wärmedal
Schlagzeug – Johan Johansson

Tracklist:

1. Brood Of The Trickster
2. Powersnake
3. Hel
4. Chain Breaker
5. Kaunaz Dagaz
6. Theft Of The Hammer
7. Weaver Of Fate
8. Njord
9. Emblas Saga
10. Brothers Unite
11. One
12. Ride Of The Valkyries
13. To The Skies And Beyond

Achtung: Die vor Kitsch triefenden, albernen Musikvideos von Brothers Of Metal sollte man sich eher nicht angucken. Ebenso nicht den grenzdebilen, kindischen Bandnamen. Zumindest, wenn man die Musik des achtköpfigen Gespanns ernst nehmen will. Und das sollte man! Denn wo andere, vom Stil her vergleichbare Bands wie Sabaton, Gloryhammer oder Powerwolf zu eindimensional, oberflächlich, zu poppig und platt sind oder kaum neue Ideen haben wie Manowar oder Hammerfall – da krachen nun Brothers Of Metal mit großer Klasse in die Bresche: Ihr zweites Studioalbum Emblas Saga ist gegenüber dem Debüt Prophecy Of Ragnaroek eine kaum möglich gehaltene Steigerung. Sehr gut möglich, dass es im Genre True Metal dieses Jahr nix Besseres mehr geben wird.

Auf Emblas Saga geht offenbar auf, was die Band bei ihrer Gründung wohl als musikalische Version hatte. Insbesondere auch, dass die Gruppe drei Sänger hat: Auf Emblas Saga ist die glockenklare und dennoch oft überaus kraftvolle Ylva Eriksson zumeist in den Vordergrund gemischt, was die Band mitnichten zu einer „Female-fronted-Band“ macht. Denn Joakim Lindbäck Eriksson und Mats Nilsson (die mal nach Chris Boltendahl, mal nach Lordi klingen) wechseln sich an ihrer Seite überlegt und passend mit ihr ab, sorgen so für einen Konterpart, unterstützen einander mit gedoppeltem Gesang oder sorgen mit parallel verlaufenden, aber leicht voneinander abweichenden Melodiebögen für Detailtiefe beim Gesang.

Hinzu kommt, dass diverse Einflüsse beziehungsweise Gesangsstile eingearbeitet wurden: Neben vielen recht klassischen, kraftvollen Power Metal Gesangspassagen (etwa beim straighten Headbanger Chainbreaker oder das mit knackigen Gitarrenriffs glänzende Hel) gibt’s immer wieder singulär eingestreute Bombast-Chöre (bei To The Skies And Beyond sogar kurz an Mönchsgesänge erinnernd), die das Ganze breitwandiger machen. Zudem sorgen einige Folk Elemente speziell durch Ylva Eriksson und singulär eingestreuten schwedischen Lyrics für eine gewisse Originalität und Gänsehautmomente (man höre dazu zum Beispiel die wunderbare Ballade Weaver Of Fate oder die zum dahinschmelzenden Anfänge von Kaunaz Dagaz oder des Titeltracks mit Herr Der Ringe Reminiszenz).

Hervorzuheben ist auch, dass es Abwechslung in den Songstrukturen gibt und eben nicht nur ein 08/15 Schema der Marke „Riff-Vers-Chorus-Riff-Vers-Chorus-Solo-und-noch-mal-Riff-Vers-Chorus“. Stattdessen wird versucht, das Saga-Motto des Albums zu unterfüttern, indem es immer wieder erzählerische Momente gibt: etwa durch hörspielmäßige Intros (Brood Of The Trickster oder kurz am Anfang von Njord). So hat der Hörer nicht nur wegen der Texte (Wikinger-Gedöns) das Gefühl, hier wird eine Geschichte erzählt. Klar, das haben schon andere Bands wie zum Beispiel Manowar gemacht, aber gut gemacht (und das ist es in diesem Fall) passt das einfach wunderbar zu einer True Metal Band. So gibt es Songs wie Theft Of The Hammer, das erzählerische Emblas Saga oder das sehr flotte Ride Of The Valkyries, die ohne echten Refrain auskommen und sich dennoch ins Hirn brennen. Brothers Of Metal haben auf ihrem Zweitling aber auch eine Ladung Mitgrölpassagen eingespielt: So etwa die hymnenhaften One und To The Skies And Beyond oder auch bei Njord, das stark an Sabaton erinnert (was aber die Ausnahme darstellt).

Jetzt ging es in diesem Review Zeile um Zeile fast nur um den Gesang, was schon einiges über die Klasse aussagt, sonst könnte man nicht so viel dazu schreiben. Vor allem nicht so viel Positives. Damit diese Kritik aber nicht völlig überbordet, nachfolgend nur noch kurz das Instrumentale und die Produktion: Der Sound ist glasklar, druckvoll und schafft es, dass man Kopfkino fahren kann. Immer wieder gibt es kleine Details zu entdecken, wodurch es auch bei Passagen, die nur gut sind, spannend bleibt.

Dazu braten die Gitarren von Dawid Grahn, Pähr Nilsson und Mikael Fehrm dass es eine wahre Freude ist. Und das auch durchaus mal richtig mächtig, donnernd und fast schon böse wie bei Hel. Also nicht nur fröhlich-flockig und hymnenhaft, sondern wie beim Gesang auch mit diversen Einflüssen versehen. Von folkigen, tänzelnden Melodien über davon eilenden Uptempo-Speedern bis hin zu Kopfkino-Harmonien: Die Jungs scheinen alles drauf zu haben. Dazu kommt ein variantenreiches Drumming Johan Johanssons, das zusammen mit dem Bassspiel von Emil Wärmedal es schwer macht, nicht wenigstens mit dem Kopf mitzuwippen.

Tourdaten Brothers Of Metal mit Elvenking:
09.01.20 Headcrash, Hamburg
10.01.20 Kulttempel, Oberhausen
11.01.20 Club Volta, Köln
12.01.20 Melkweg, Amsterdam
14.01.20 La Maroquinerie, Paris
15.01.20 Zoom, Frankfurt am Main
16.01.20 Im Wizemann, Stuttgart
17.01.20 Z-Bau, Nürnberg
18.01.20 Z7, Pratteln
20.01.20 Backstage, München
21.01.20 Hellraiser, Leipzig

Brothers Of Metal – Emblas Saga
Fazit
Über den Bandnamen und das optische Auftreten von Brothers Of Metal kann man natürlich trefflich streiten und das als albern abtun. Das Cover-Artwork von Peter Sallai, der schon für Sabaton und Powerwolf die Album-Cover gestaltet hat, spielt da keine Ausnahme. Auch die Texte sind inhaltlich so lala, weil sie ziemlich kitschig von Kriegern, Walhalla, Göttern und so handeln. Andererseits ist das hier nun mal eine Musikgruppe, die True Metal zockt und in die Fußstapfen von Genregrößen wie Manowar treten will. Und da diese seit Längerem schwächeln, darf freudig verkündet werden: Ja, das zweite Studioalbum namens Emblas Saga ist ein großer Wurf! Der Gesang der drei Sänger ist abwechslungsreich und auf Weltklasseniveau (nur am Anfang bei One kann er nicht wirklich überzeugen). Dazu kommen grandiose Gitarren und viele, viele mit Liebe eingearbeitete Details, die es schaffen, die paar Passagen, die nur gut sind (wie zum Beispiel beim eigentlich durchschnittlichen Njord), doch auf eine höhere Ebene zu wuppen. Und ganz wichtig: Die Songs sind bärenstark. Anspieltipps rauszuziehen ist schwer, dafür sind einfach zu viele sehr gelungen. Von Minute eins bis zum Ende gibt es mitreißende Momente, tolle Melodien, Ohrwürmer und einfach alles, was True-Metalheads Spaß macht. Und alle anderen Metalfans: Wenn Ihr euch die Musikvideos der achtköpfigen Bande nicht (!) anguckt und ihren platten Namen ignoriert, kommt auch Ihr wohl kaum umhin, die Songs auf Emblas Saga gut zu finden. Kurzum: Es ist schwer vorstellbar, dass in diesem Genre dieses Jahr noch Besseres kommt.

Anspieltipps: Powersnake, Hel, Chainbreaker, Kaunaz Dagaz, Theft Of The Hammer, Weaver Of Fate, Emblas Saga
Tobias K.
9.5
Leser Bewertung43 Bewertungen
8.4
9.5
Punkte