Chronical Moshers Open Air vom 09. bis 11.06.2023 in Mühlteich Hauptmannsgrün

Wo der Untergrund und die Speerspitzen der Szene zusammenstehen

Eventname: Chronical Moshers Open Air 2023

Bands: Cerebral Extinction, Eridu, Spasm, Purgatory, Thulcandra, Pestilence, Illdisposed, Jungle Rot, Benediction, Crashtime, Critical Mess, Mastic Scum, Schizophrenia, Imperium Dekadenz, Dust Bolt, Infected Rain, Nervosa, The Crown, Misery Index, Messiah

Ort: 08468 Hauptmannsgrün, Mühlteich

Datum: 09.06. – 11.06.2023

Kosten: Ausverkauft

Genres: Death Metal, Black Metal, Thrash Metal, Doom Metal, Grindcore, Melodic Death Metal, Nu Metal, Heavy Metal, Power Metal

Link: https://www.cmoa.de/

Festivalflyer CMOA 2023 - endgültige Fassung

Die Vorfreude auf die jeweils aktuelle Auflage des Chronical Moshers Open Air beginnt jedes Mal bereits einen Tag nach dem Ende der abgelaufenen Veranstaltung, jedoch spätestens, wenn das Ticket erworben wurde. Auch in diesem Jahr waren nur wenige Minuten nach Vorverkaufsbeginn alle Tickets ausverkauft, was auf die wachsende Beliebtheit dieses kleinen, beinahe familiären Festivals schließen lässt.

Es ist nun Juni – der lange herbeigesehnte Tag ist endlich da und bereits Donnerstag reise ich dank einer lieben Fahrgelegenheit am späten Nachmittag auf dem Campingplatz auf Hauptmannsgrüner Teich an. Das Wetter ist leicht durchwachsen, aber nicht kalt. Ich versuche, mein geräumiges Tunnelzelt zu errichten und bereits nach wenigen Minuten erhalte ich Hilfe von ein paar anderen Metallern, die ihre kleine Zeltsiedlung bereits Stunden vor mir errichtet hatten und neben meinem Plätzchen bereits flüssigen Freuden und lauter Mucke aus der Konserve frönen. Hier noch mal lieben Dank an die Bastard Of Mustard, mit denen ich auch später noch die eine oder andere kurzweilige Minute verbringen werde.

Freitag

Die erste Partynacht ist verflossen und ich bin vom Feeling her auf dem Festival auch mental angekommen. Nun bin ich in Vorfreude auf den ersten offiziellen Festivaltag und kann die Bändchenausgabe gar nicht erwarten. Der Platz hat sich seit gestern merklich gefüllt, aber es ist immer noch sehr gemütlich und allerorten erschallen freudige Begrüßungen. Kurz nach 13 Uhr befinde ich mich im Besitz meines Festivalbändchens, meinem Fahrschein für die nächsten 42 Stunden Glückseligkeit.

CMOA – Cerebral Extinction

Pünktlich um 15 Uhr betreten Cerebra Extinction die Bühne. Eigentlich ist ja der Job einer Auftaktkapelle auf einem Festival eher ein undankbarer. Aber auch dieses Mal hat sich bereits mehr als nur ein Anstandshaufen im Auditorium versammelt und harrt nun gespannt auf den Sound, den wir alle so lieben. Und was soll ich sagen? Über uns bricht eine brutale Todesblei-Attacke herein, die von den meisten auf dem Platz frenetisch abgefeiert wird. Hier gibt es kein Gefühl des erst einmal warm-werden-müssens. Die ersten Riffs fühlen sich an wie ein Befreiungsschlag, wie ein kühles Bier nach einer zu langen quälenden Durststrecke. Nach wenigen Augenblicken fliegen die ersten Mähnen und Pommesgabeln werden scharenweise in die Luft gereckt. Der Sound ist anfangs zwar relativ matschig, der Bass kaum präsent, aber bereits nach den ersten ein oder zwei Songs hat der Techniker alles im Griff und die erste Show des Tages gerät zum ersten Etappensieg. Die Truppe muss ich mir unbedingt merken, denn die Versuche, in den Brutal Death immer wieder progressive Akzente zu setzen, finde ich zumindest bemerkenswert.

CMOA 2023 – Eridu

Umbaupause und Soundcheck werden von der Bühnencrew gewohnt zügig und professionell abgespult und so gehen Eridu als zweite Band des Tages planmäßig ins Rennen. Die waren zwar als Black Metal angekündigt, was eigentlich nicht so ganz meinem Beuteschema entspricht, aber es zeigt sich, dass die Münchner eher in der melodischen Variante dieser Spielart verortet sind. Ich muss zu meiner Freude sagen, dass die das super machen und mir vor allem die vielen exotischen Teile wunderbar gefallen. Erinnern teilweise ein klein wenig an Melechesh und auch jüngere Nile meine ich gelegentlich hervorblicken zu sehen. Noch eine Neuentdeckung an diesem noch sehr jungen Festivaltag.

Die nun folgende Band fällt leider völlig aus meinem persönlichen Raster. Spasm, ihres Zeichens Porngrinder aus der schönen Tschechei, zelebrieren in genretypischer Manier extrem schnellen, lauten Metal, der punk-like gefühlt mit rudimentären Akkordfolgen, dafür mit Schreien aufwartet, die an Schweine auf der Schlachtbank gemahnen. Dazu ein extrem korpulenter Sänger mit Pimmelmaske und Borat-Badeanzug, keine Ahnung, was sich das Booking da wieder bei gedacht hat. Muss aber tatsächlich Liebhaber davon geben, immerhin seh ich im Auditorium ähnlich gekleidete Anhänger. Ok, Augen zu und durch.

CMOA 2023 – Purgatory

Auf die nun folgenden Purgatory bin ich mehr als gespannt. Seit ich mich vor beinahe 20 Jahren an die eher knüppellastigen Spielarten gewagt habe, durfte ich die Nossener bereits sechsmal in doch recht unterschiedlicher Qualität live genießen. Die Alben waren immer über jeden Zweifel erhaben. Dieses Mal ist von Anfang an zu spüren, dass die Band keine Gefangenen machen wird. Die Jungs um Frontmann Dreier brennen ein wahres Feuerwerk aus Klassikern der Bandhistory ab und feuern auch Todesblei-Granaten ihres aktuellen Longplayers Apotheosen If Anti Light ins Puplikum. Ich will nicht unken, aber von allen erlebten Purgatory-Gigs, die ich bislang erleben durfte, ist der hier der absolut Beste! Wahnsinn!

Auf Thulcandra bin ich nun sehr gespannt. Die kenn ich überhaupt nicht, aber man hat mir geflüstert, dass die Jungs echt was drauf haben. Das Erste, was mir nach dem Einmarsch der Band auffällt, ist die frappierende Ähnlichkeit des Sängers mit Hansi Kürsch von Blind Guardian, als dieser noch lange Haare hatte. Es mag jetzt wie ein Witz klingen, aber ich bin überzeugt, dass Blind Guardian genauso klingen würden, wenn sie epischen, melodischen, schwarz angehauchten Death Metal spielen würden. Ich bin regelrecht fasziniert von dem, was mir da von der Bühne entgegenschallt und ich nehme mir fest vor, mich mit Thulcandra näher zu befassen. Das hier gehört für mich zu den richtig wertvollen Neuentdeckungen!

CMOA 2023 – Pestilence

Todesblei holländischen Ursprungs gehört zu einem sächsischen Metalevent mittlerweile zum guten Ton und neben Käse gehört das für mich zum wichtigsten Exportschlager dieser Nation. In diesem Jahr füllen Pestilence diesen Slot aus und sie tun das sehr sehr gut und routiniert. Wie immer schreddern Patrick Mameli und seine Mannschaft ihr Set routiniert und gut gelaunt herunter. Manchmal etwas zu routiniert. Aber mal im Ernst: Wer im dritten Frühling und nach neun Alben auf der Bühne immer noch solches Feuer entfachen kann, dem würde ich auch diverse Schnitzer verzeihen. Jungs, ihr seid klasse!

Stichpunkt Routine: In diese Kategorie gehören auch Illdisposed, die Deathheads aus Dänemark, die allmählich das Schlussdrittel des Tages einläuten. Da ich die Band ziemlich oft live genossen hab und ehrlich gesagt, mein Akku einen ersten Tiefpunkt erreicht hat, verfolge ich das Geschehen von weiter hinten und nicht mehr direkt von der Front. Die Jungs zocken zwar ziemlich tight ihr Set, aber heute gibt’s tatsächlich keine wirklichen Höhen oder Tiefen, auch die Setlist birgt keinerlei Überraschungen.

CMOA 2023 – Jungle Rot

In der Pause unterhalte ich mich mit einem Kumpel, der mir die vorletzte Band des Abends sehr intensiv ans Herz legt. Eigentlich hatte ich vor, eine Pause einzulegen, um fit für den Headliner zu sein, auf den ich mich bereits sehr freue, aber da ich meinem Kumpel sehr vertraue, beschließe ich, meine Energiereserven zu mobilisieren und Jungle Rot mit meiner Anwesenheit in der ersten Reihe zu beehren. Und was da abgeht, ist nur schwer in Worte zu fassen. Energiegeladener Metal, eine Paarung aus intensivstem Thrash Metal à la Kreator und garstigen Death Metal-Splittergranaten der Marke Vomitory oder Malevolent Creation bricht über uns herein, manchmal getragen von einer Wolke Desaster. Ich stehe mit offenem Mund da und denke mir: Was zur mutterfickenden Hölle ist denn das!? Was die Amis da abliefern, ist pure, in Sound gegossene Energie. Der Funke springt auf alle vor der Bühne über und prügelt gnadenlos jeden Anflug von Müdigkeit und Erschöpfung aus der Menge. Der blanke Wahnsinn! Am Ende des Infields ist es zwar bereits etwas lichter geworden, aber weiter vorn ist umso mehr der Teufel los, denn hier setzen gefühlt alle dieses höllische Inferno in Bewegung um. Großartig, so muss das und nicht anders! Verflucht, ich werd arm, wenn ich mir wirklich nach dem CMOA all die Platten besorge, die ich dieses Wochenende für mich entdeckt habe.

CMOA 2023 – Benediction

Nach dem Gig kann eigentlich alles, was danach kommt, nur noch lauwarm sein. Ok, ganz so schlimm ist es dann zwar nicht, aber trotz des Headlinerstatus von Benediction können die Engländer nicht wirklich an das Energielevel ihrer Vorgänger heranreichen. Ist alles noch sehr hochklassiger Death Metal, der in der Deathdoom-Liga von Asphyx und Bolt Trower mitspielt, aber die Schlacht des Tages ist geschlagen und so haben die Briten leider die Aufgabe des schwermetallischen Lullabys. Machen sie echt super, ich find’s aber schade, dass das echte Feuerwerk heute bereits abgebrannt war. Allerdings ist es vom Sänger schon eine niedliche Nummer, als er das Publikum dazu auffordert, die Melodie des Imperial March zu intonieren, um es seinem kleinen Sohn, der riesiger Star Wars-Fan ist, per Sprachmemo zum Geburtstag zu senden. So einen Daddy braucht man.

Samstag

Nach einem deftigen Festivalfrühstück genieße ich zusammen mit einigen Gleichgesinnten den sonnigen Vormittag im Camp, aber innerhalb recht kurzer Zeit knallt die Sonne bereits unbarmherzig und wir beschließen, die wenigen Meter zum Infield zurückzulegen, wo zwar nicht mehr Schatten verfügbar ist, es aber paradoxerweise gefühlt 3-4 Grad kühler als oben auf dem Zeltplatz ist.

CMOA 2023 – Crashtime

Die Powerheads von Crashtime, die in Kürze den Tag eröffnen werden, befinden sich mit der Bühnencrew mit den Vorbereitungen in den letzten Zügen. Ich plaudere ein wenig mit einem Roadie der sympathischen Schweizer und freue mich bereits auf diesen Gig. Doch langsam verdunkelt sich der Himmel und beinahe zeitgleich mit Showbeginn fängt es leicht an zu nieseln, aber bei der Temperatur, die mittlerweile herrscht, irgendwie eine Wohltat. Der Frontmann der Eidgenossen, der richtig gut gelaunt zusammen mit seinen Bandkollegen die erste musikalische Attacke des Tages reitet, meint lachend, dass kein vernünftiges Festival komplett wäre, ohne ein wenig Regen. Mittlerweile hat sich der Platz vor der Bühne zu füllen begonnen und ich erkenne an der hohen Anzahl an mit traditionellen Patches bestückten Kutten, dass die Mucke von Crashtime auch auf einem knüppellastigen Festival durchaus gut ankommt. Und auch die Schweizer scheinen es zu genießen und erhalten mehr als nur einen Achtungsapplaus.

CMOA 2023 – Critical Mess

Bereits die zweite Band des Tages habe ich mir im Vorfeld dick in der Running Order angestrichen, nicht zuletzt, weil bei besagter Kapelle Redaktionskollege Lommer den Bass bedient. Bei Critical Mess singt und growlt sich eine alte Bekannte durch das extrem hörenswerte Material: Britta Görtz, auch bekannt als Frontröhre der leider 2018 aufgelösten Cripper. Und genau wie bei dieser Truppe macht das Mädel auch hier gewaltig Alarm. Fasziniert beobachte ich, wie sie das Mikrofon traktiert und dabei interessante Effekte erzeugt. Die Saitenfraktion steigert mit jedem Song ihre Energie und gibt für die geile Show alles, als gäbe es kein Morgen. Und in gewisser Weise liege ich damit gar nicht so falsch, denn leider sehen wir die letzte Festivalshow der Band und die Vorletzte insgesamt. Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade wegen dieser Ankündigung, werden die Hannoveraner frenetisch abgefeiert und ich habe das Gefühl, dass die Band nach dieser Ansage noch einmal einen ordentlichen Zahn zulegt. Hammershow!

Zufrieden, aber ganz schön groggy warte ich im Schatten auf die nächste Band. Mastic Scum sollen laut den Metal Archives brutalen Death Metal mit Grind-Schlagseite zocken. Letzteres ist ja nicht so meins, aber ich will gern jeder Band zumindest eine Chance geben, also lausche ich wenigstens mal rein. Die Österreicher scheinen keine Gefangenen machen zu wollen, und erste Moshpits entstehen im überschaubaren Auditorium. Typisches tiefes Gegrowle beherrscht das Geschehen und wechselt sich mit Pig Squeals ab. Interessant, aber wie gesagt, überhaupt nicht meine Welle. Gibt genügend Leute auf dem Platz, die das geil finden, also widme ich mich den Rest des Gigs der Nahrungsaufnahme.

CMOA 2023 – Schizophrenia

Als Nächstes sind die Belgier von Schizophrenia angekündigt. Die thrashlastige Mucke ist wieder voll nach meinem Geschmack. Die Bühne wird geentert von einer Horde Jungmetallern in Skinny Jeans, High Tipps und ärmellosen Shirts – bereits am Outfit erkenne ich das absolute Eighties-Worshipping. Die geile Mucke erinnert mich an einen geschmeidigen Mix aus Slayer, Exodus und Possessed. Verdammt true und ich hoffe inständig, dass sich diese jungen Burschen nie von der Musikindustrie verbiegen lassen werden, denn auch wenn dieser Sound eigentlich schon vor mehr als 30 Jahren seine Hochzeit hatte, ist es genau das, was ein alternder Sack wie ich  – und ja, von meiner Sorte gibt es sehr viel mehr, als mancher glauben mag – braucht.

Bei den nun angekündigten Imperium Dekadenz hatte ich ursprünglich vor, eine weitere Pause einzulegen, aber die Bühnendeko verströmt bereits vor Beginn des Gigs eine gewisse Faszination. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich verstanden hab, wie genau sich Black Metal definiert, laut MA sollen die Baden-Württemberger diesem Stil frönen. Was aber hier zu Gehör gebracht wird, ist langsamer, zäher Deathdoom, der sich nur gelegentlich Richtung Midtempo steigert. Richtig cooler Sound zum Runterkommen, nix zum Headbangen, aber keinesfalls langweilig und einfach zu gut, um einfach das Feld zu verlassen.

CMOA 2023 – Dust Bolt

Das absolute Kontrastprogramm folgt nun mit Dust Bolt. Die Bayern kenn ich noch aus der Zeit, als sich die erste Welle des Old School Thrash-Revivals anzudeuten begann. Aber die nun nicht mehr ganz so jungen Wilden beweisen mit jedem gezackten Riff, dass sie trotz aller Routine absolut nichts von ihrer jugendlichen Energie eingebüßt haben und absolut in der Lage sind, die stetig anwachsende Zuschauermenge zu kontrollieren und zum kollektiven Ausrasten zu bringen. Fronter Lenny muss die Meute nicht erst bitten, den Bandnamen durch einen Circle Pit umzusetzen, klappt von selbst und wie von Zauberhand. Bei all der Energie und dem Oldschool-Spirit, der hier fließt, bin ich einfach nur sauglücklich!

CMOA 2023 – Infected Rain

Mit Spannung erwarte ich nun die moldawische Band Infected Rain. Die Band um Frontfrau Lena Scissorhands existiert zwar schon seit einigen Jahren und hat bereits die eine oder andere Platte veröffentlicht, aber erst mit ihrer Veröffentlichung von Ecdysis hatten die Nu Metaller im vergangenen Jahr mein Radar durchkreuzt. Spannend ist die Sache in zweierlei Hinsicht: Moldawien ist ein eher ungewöhnlicher Herkunftsort für extremen Metal im Allgemeinen und ungewöhnliche Stile à la Kitty oder Korn sind eher ein untypisches Booking für unser geliebtes CMOA. Ist auch definitiv nicht meine Baustelle, aber Modern Metal in einer derart ungewöhnlichen Interpretation hab ich bislang noch nicht erlebt. Getragen wird der Auftritt hauptsächlich von Lena, deren stimmliches und stilistisches Spektrum extrem zwischen lieblichem Klargesang, peitschenden Screams und finsteren Growls variiert. Die Melodien lassen mich als musikalischen Laien vermuten, dass die Wurzeln durch osteuropäische Folklore geprägt sind, aber ich mag mich irren. Das Ganze ist jetzt nichts, was ich unbedingt auf Platte brauche, aber als kleiner Farbtupfer im Billig ist das echt eine interessante Darbietung. Na und die Musiker scheinen allesamt verdammt sympathisch zu sein.

CMOA 2023 – Nervosa

Die nachfolgende Band gehört wieder zu einer Formation, die ich bereits seit Längerem sehr schätze und die abseits eines jeden Rankings mein Tageshighlight darstellt. Hier wird es ob der Herkunft der beteiligten Musikerinnen international. Zwar werden Nervosa als brasilianische Band geführt, das aktuelle Line-Up allerdings zeigt brasilianische, italienische, griechische, spanische und bulgarische Beteiligung. Alle fünf Ladys eint ihre Liebe zu einer der geilsten Metalstilrichtungen: Fucking Thrash Metal! Und den performen sie absolut perfekt. Lauter, pfeilschneller, ekstatischer Old School Thrash. Eine knappe Stunde durchgehende Headbang-Attacke, hier sind alle komplett am Ausrasten und die Endorphine fließen gefühlt literweise. Bei einigen weiblichen Fans sehe ich eher skeptische Gesichter, kommt aber sicher nicht davon, dass die Show der internationalen Formation nicht überzeugen kann. Na gut, lassen wir das.

CMOA 2023 – The Crown

Langsam klopft leichte Wehmut sachte an den Hintereingang. Denn The Crown eröffnen das letzte Tagesdrittel und damit bewegen wir uns unausweichlich auch auf das Ende dieses wahnsinnig geilen Festivals zu. Aber es ist noch lang nicht an der Zeit, um unnötig Trübsal zu blasen, denn jetzt bitten fünf Urgesteine aus Schweden uns für reichlich eine Stunde zum Tanz. Mit ihrem wilden Mix aus Melodeath und modernen Thrash-Einschlägen überrollt uns einmal mehr eine volle Ladung Metalenergie. Ich kenne die Band zwar erst seit Anfang des Jahrtausends, und hab die Band auch erst zweimal live erleben dürfen, aber die Jungs stecken nach wie vor die meisten Genrekollegen locker in die Tasche und egal, aus welchem Teil ihrer Schaffensphase ein Song stammt, er zündet vom ersten Akkord an.

Mit Misery Index wird’s dann wieder etwas grindlastiger. Aber im Gegensatz zu anderen grindaffinen Bands auf dem diesjährigen Billing legen die Amis großen Wert auf die sauberen technischen Merkmale ihrer Musik. Das macht das Ganze für mich extrem erträglich und ich genieße den Sound etwas abseits der Menge, bin aber zu weiten Teilen stark beeindruckt vom Dargebotenen.

CMOA 2023 – Messiah

Offizieller Höhepunkt des finalen Festivaltages sind die Schweizer von Messiah. Diese Band zählt zu den absoluten Todesblei-Urgesteinen Europas und befindet sich, wenn man sich die Timeline der Band genau anschaut, bereits im dritten Frühling. Den Kultstatus der Truppe kann ich mir eigentlich nur dadurch erklären, dass sie in den Anfangstagen dem Thrash entsprungen sind, die Platten klingen da zwar etwas holperig, aber man erkennt sie während des Gigs tatsächlich wieder. In den Neunzigern verschrieben sich die Eidgenossen aber dem Death Metal in einer relativ chaotischen Ausrichtung, wobei es scheinbar bis heute geblieben ist, und zu meinem Leidwesen dominiert dieses Material auch den gesamten Auftritt. Ich nehme mir vor, zu Hause mal wieder die ersten beiden Platten aufzulegen und spätere Werke künftig zu ignorieren. Im letzten Drittel des Gigs verlasse ich den Platz und konzentriere mich erfolgreich auf die Pflege sozialer Kontakte.

Zum Abschluss möchte ich allen Chronical Moshers für dieses Wahnsinnsfestival Danke sagen. Egal, ob fette Headliner oder tiefster Underground die Bühne stürmt, egal, ob einheimisch oder international: Es ist immer ein Hochgenuss euer Gast sein zu dürfen. Ganz zu schweigen im Übrigen für den unglaublichen Service, den ihr Stunde um Stunde mit euerer Professionalität und Freundlichkeit an den Tag legt. Danke selbstverständlich auch an alle Künstler, die in guten und schlechten Zeiten die Flaggen unserer geliebten Musik wehen lassen. Metal will never die!

Und nicht zuletzt ein riesiges Dankeschön an alle, mit denen ich drei Tage gemosht, gefeiert, gelacht und Hopfensmoothies vernichtet hab. Es war mir ein innerliches Blumenpflücken und hoffentlich seh ich euch bald wieder, aber spätestens im nächsten Jahr. In union we stand!