Crematory und Hel’s Throne am 28.04.2023 im Club Seilerstraße in Zwickau

Nachgeholte Tour zum Album aus dem vergangenen Jahr

Event: Inglorious Darkness-Tour 2023

Band: Crematory

Vorband: Hel’s Throne

Ort: Club Seitenstraße Zwickau

Datum: 28.04.2023

Zuschauer: ca. 500

Genre: Gothic Metal, Death Metal, Industrial Metal (Crematory), Symphonic Metal (Hel’s Throne)

Links: https://helsthrone.de/
http://www.crematory.de/

Setlist:

  1. Inglorious Darkness
  2. Höllenbrand
  3. Shadowmaker
  4. Tick Tack
  5. Eyes Of Suffering
  6. Komm Näher
  7. Rest In Peace
  8. Wrong Side
  9. Greed
  10. Shadows Of Mine
  11. Virus
  12. Trümmerwelt
  13. Ghost Of The Past
  14. Tears Of Time
  15. Break Down The Walls (Zugabe)
  16. Rise And Fall (Zugabe)

Für mich ist es jetzt etwas mehr als ein Jahrzehnt her, seit ich die Platzhirsche des Gothic Metal Crematory zuletzt live bewundern durfte. Umso cooler ist es, dass die nachgeholte Tour zum im Mai 2022 erschienenen Album Inglorious Darkness in einem der beliebtesten Liveclubs der Region Halt macht. Neugierig bin ich zudem auf die Symphonic Metaller Hel’s Throne, die die Tour als Supportband begleiten.
Pünktlich zum Einlassbeginn bin ich vor Ort und treffe bereits einige bekannte Szenegesichter. Standardmäßig begutachten wir den Merch-Tisch, aber einmal mehr bringt das die Erkenntnis, dass ein simples Tourshirt teurer als das Konzertticket sein kann. Bisschen traurig diese Entwicklung.

Hel's Throne, Club Seilerstraße Zwickau, 2023-04-28
Hel’s Throne, Club Seilerstraße Zwickau, 2023-04-28

Die Vorband checkt sich noch ein wenig ein und relativ pünktlich erklingen die ersten Akkorde von Hel’s Throne. Da ich den Rhythmusgitarristen bereits aus diversen anderen Bands kenne, habe ich mich im Vorfeld bereits online mit dem Material der Band vertraut gemacht. Da ich das meiste davon zwar bestenfalls als nett, aber oft hart an der Grenze des Poppigen empfunden habe, sind meine Erwartungen jetzt nicht allzu hoch gesteckt. Nach den ersten beiden Titeln sehe ich meine Befürchtungen bereits bestätigt, aber durch die gegrowlten Intermezzi von Christian „Litzer“ Litzba hübsch garniert. Auch der Hauptteil des Publikums weiß ganz offensichtlich eher wenig mit dem Dargebotenen anzufangen, aber ab dem dritteln Titel beginnt das berühmt-berüchtigte Eis zu bröckeln – Band und Auditorium haben sich ordentlich eingegroovt und spätestens ab der Hälfte des Vorprogramms herrscht dann richtig Stimmung im Saal. Mir persönlich macht die ganze Nummer richtig Spaß und zum Abschluss sind die Nackenwirbel auch auf Betriebstemperatur. Hel’s Throne haben als Anheizer letztlich einen super Job gemacht und dem einen oder anderen mehr als nur ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubern können. Live definitiv viel geiler als von Platte, das Folgealbum braucht unbedingt eine bessere Produktion.

Da sich die Musiker von Crematory in der Pause vor ihrem Auftritt unter die Fans draußen auf dem Hof gemischt haben, ist Gelegenheit für den einen oder anderen Plausch und die Band erfüllt natürlich auch den einen oder anderen Wunsch nach persönlichen Fotos. So unglaublich charmant und witzig erlebt man kurz vor Auftritten eher wenige Bands, da die meisten in solchen Situationen ein wenig unter Anspannung stehen. Hier merkt man die Routine, die 30 Jahre im Business hervorbringen. Und keine Spur von Allüren. Ganz großer Pluspunkt am Rande, Leute!

Crematory, Club Seilerstraße Zwickau, 2023-04-28
Crematory, Club Seilerstraße Zwickau, 2023-04-28

Allmählich ist es an der Zeit für das, worauf geschätzt um die 500 Zuschauer schon seit Längerem sehnsüchtig gewartet haben. Es wird dunkel auf der Bühne und das Synthintro der Crematory-Show erklingt. Ungeheurer Jubel bricht los, als die Spots die Musiker, die noch mit dem Rücken zum Publikum gekehrt stehen, diffus ausleuchten. Unter frenetischem Geschrei starten Crematory mit dem Titeltrack des aktuellen Albums und damit der gerade stattfindenden Tour. Was dann folgt, ist ein geiler Mix aus neuester Platte, dem Besten aus den letzten Jahren und sogar absolute Klassiker aus der Zeit, als die Mannheimer noch stark den todesblei-schwangeren Klängen zugewandt waren, tauchen gelegentlich im Set auf. Bei Eyes Of Suffering, dem Überhit des 93er-Debüts Transmigrations macht mein kleines Herz aus Stahl einen kleinen Freudenhüpfer. Die meisten Songs des Abends stammen aber dann doch aus der neueren Schaffensphase der Band. Aber selbst die moderneren Vibes bringt die Mannschaft um Felix Strass extrem souverän und voller Spielfreude rüber. Auch die gespielten Titel des aktuellen Longplayers Inglorous Darkness werden live verdammt tight gezockt.
In der gesamten Bandgeschichte hat sich das Besetzungskarussell ja nun doch schon das eine oder andere Mal gedreht. Neben den Fixposten Felix Strass und dem Ehepaar Jüllich habe zumindest ich die Band erstmalig mit Rolf Munkes an der Leadgitarre und Patrick Schmid am Bass erleben dürfen. Die beiden sind nicht nur absolute Könner ihres Faches, die beiden ergänzen sich auch unheimlich perfekt, was die Bühnenperformance anbelangt. Supercool. Und wenn Rolf Munkes in eines seiner schon aus seinen anderen Bands legendären Gitarrensoli einsteigt, rennt einem eh die Gänsehaut den Rücken hoch und runter, absoluter Wahnsinn!

Den offiziellen Part des Auftrittes beenden Crematory – wie sollte es anders sein – mit einer ausgedehnten Fassung ihrer Erfolgsgranate Tears Of Time, der seit der aktuellen Scheibe einen deutschsprachigen Zwilling bekommen hat. Wenn die Zuschauerschaft während des Konzerts bereits das eine oder andere Mal am Ausrasten war – hier gibt es kein Halten mehr und Köpfe, Fäuste und Pommesgabeln fliegen flächendeckend im Akkord und der Titel wird textsicher von den meisten mitgesungen und auch wenn sich die Band im Anschluss nicht lumpen lässt und noch zwei Zugaben darbietet, ist dies das absolute und Highlight der Show und ich glaube, besser hab ich die Nummer noch nie erlebt.

Mein Dank geht an die Band für dieses wahnsinnig tolle Erlebnis und nicht zuletzt auch an das ganze Team des Club Seilerstraße für die geschmeidige Rahmenatmosphäre.