Das Interview mit der Band Varg zum aktuellen Album Zeichen

Back To The Roots, Covid-19 und der Pagan Metal im neuen "Zeichen"

Artist: Varg

Herkunft: Coburg, Deutschland

Genre: Pagan Metal, Viking Metal, Melodic Death Metal

Label: Napalm Records

Link: https://www.schildfront.de/

Time For Metal / Rene W.:
Hallo liebe Band,

ich freue mich, dass ihr Zeit für ein kleines Interview gefunden habt. Es ist gerade alles andere als ruhig bei euch. Seit wenigen Tagen steht euer neues Album Zeichen in den CD-Regalen der Republik und ihr konntet als Veranstalter des Wolfzeit Festivals eine abgespeckte Version unter aktuellem Hygienekonzept veranstalten.

Varg:
Ja das stimmt, es war einiges los in den letzten Wochen und jetzt kehrt langsam etwas Ruhe ein. Eine Zwangsruhe sozusagen, da wir unsere Wolfsfest Tour leider Pandemie bedingt verschieben mussten.

Time For Metal / Rene W.:
Es geht allen in diesem Jahr gleich – die Pandemie hat alles verändert und die Pläne für 2020 wurden über den Haufen geworfen. Wie hat sich das auf die Produktion zu Zeichen ausgewirkt? War das Release für September geplant? Konnte das Album wie gewohnt eingespielt werden oder gab es neue Hürden? Und welche neue Erfahrungen habt ihr z.B. beim Videodreh in diesem Jahr gemacht?

Varg:
Glücklicherweise waren wir zum Zeitpunkt des ersten Lockdown bereits mit dem Großteil der Albumproduktion durch und als Berufsmusiker durften wir unserer Arbeit, also den Aufnahmen glücklicherweise auch während dem Lockdown nachgehen. Den Zeichen Videodreh hat es natürlich voll getroffen, Hygienekonzept, Auflagen, Einschränkungen, aber davon ist im finalen Video glücklicherweise nichts zu erkennen.

Time For Metal / Rene W.:
Back To The Roots – das kann man kurz und knapp als Aussage für Zeichen wählen. Moderne Riffs wurden wieder gegen Einflüsse ersterer Tage getauscht, ohne einen Schritt zurückzumachen. Vielmehr habt ihr euch meiner Meinung nach neu sortiert, die Erfahrung der letzten Jahre mitgenommen und wohl eins der spannendsten deutschen Alben produziert, die im Metalgewand auf die nordische Mythologie eingehen.

Varg:
Danke für das Kompliment! Wir sind auch sehr zufrieden mit dem Album und der neuen Ausrichtung, oder sagen wir der Pagan Wiedergeburt von Varg.

Time For Metal / Rene W.:
Aus den Zutaten von Pagan Metal, Viking Metal und Melodic Death Metal habt ihr zehn neue Stücke geformt, denen man trotz der Kennzeichnung kein klassisches Korsett anlegen kann. Folk Elemente spielen z.B. ebenfalls eine Rolle. Was habt ihr beim Songwriting zu Zeichen anders gemacht als bei den letzten beiden Werken und welche Handschriften habt ihr ganz bewusst integriert?

Varg:
Textlich zerren wir den Hörer schon mit dem ersten Song zurück in das Jahr 793, dem offiziellen Beginn der Wikingerzeit. Von dort beginnt eine Reise durch die nordische Mythologie, heidnische Werte, alte Götter und blutige Schlachten sind Thema. Jegliche Thematisierung der aktuellen Zeit haben wir ganz bewusst weggelassen. Musikalisch haben sich unsere beiden Gitarristen Garm und Morkai zum ersten mal ins Songwriting eingebracht und sich auch direkt ein Denkmal geschaffen.

Time For Metal / Rene W.:
Mit eurer neuen Sängerin Fylgja habt ihr bereits einige Duftnoten abgegeben. Wird sie langfristig in die Varg Formation integriert und wie würde sie bei älteren Stücken live mitwirken?

Varg:
Fylgja
ist bereits seit 2016 bei jedem Konzert dabei gewesen und hat seit 2018 auch musikalisch und auf der Bühne mitgewirkt. Seit dem Album Release von Zeichen ist Sie nun ganz offiziell unser neues Bandmitglied und wird auch in Zukunft live und auf den kommenden Alben mitwirken. Wir sind wirklich sehr froh darüber mit ihrer Stimme so vielseitig wie noch nie Songs und Melodien schreiben zu können. Auch zur Neuausrichtung der Band, den Musikvideos und Ideen hat Sie einen großen Teil beigetragen.

Time For Metal / Rene W.:
Zudem habt ihr Gastmusiker auf Zeichen integriert. Mögt ihr einmal vorstellen, wer euch unterstützt hat und wie es zur Zusammenarbeit kam?

Varg:
Es sind zehn Gastmusiker auf der CD2 von Zeichen verewigt. Dabei handelt es sich durchweg um Freunde und Kollegen mit denen wir in den letzten 15 Jahren häufig die Bühne und oft auch den Backstageraum und den Tourbus geteilt haben. Alle aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen, das dürfen die Leser gerne selbst beim Hören entdecken! Mein Lieblingsfeature ist Fara Til Ránar feat. Chrigel von Eluveitie, da bekomme ich schon beim Gedanken an die emotionale Performance Gänsehaut.

Time For Metal / Rene W.:
Um noch mal auf euer grandioses Album Zeichen zurückzukommen. Oft fragen uns Leser, was möchte der Musiker mit den Stücken ausdrücken, welche Emotionen und Gedanken stecken hinter den einzelnen Werken? Könnt ihr bitte in einem kleinen Track-By-Track auf die einzelnen Stimmungen eingehen?

Varg:
Gerne, ich versuche es mal mit jeweils drei Schlagwörtern!

1. 793: Sehnsucht, Entdeckergeist, Kampfeslust
2. Schildfront:
Stärke, Gemeinschaft, Siegeswille
3. Auf die Götter:
Glaube, Dankbarkeit, Freundschaft
4. Rán & 5. Fara Til Ránar:
Sehnsucht, Verbundenheit, Opferbereitschaft
6. Wildes Heer:
Dunkelheit, Ehrfurcht, Mythologie
7. Feld der Ehre:
Schlachtenromantik, Ehre, Sterblichkeit
8. Wanderer:
Freiheit, Aufbruch, Suche
9. Verräter:
Wut, Verachtung, Abrechnung
10. Zeichen:
Hymne, Heidentum, Runen

Time For Metal / Rene W.:
Varg lassen nach Worten auch Taten folgen. Zurück in alte Regionen, mit der Erfahrung der letzten Monate, machen die Musiker einen mächtigen Schritt nach vorne. Viele Fans dürften sich ein solches Werk seit Jahren gewünscht haben, jetzt ist es greifbar nah und hört auf den Namen Zeichen. Hiermit setzen die Künstler nicht nur eigene Maßstäbe, auch die nationale Szene bekommt neue Dimensionen für ein deutschsprachiges Pagan Metal Album aufgezeigt.“ Wie berühren euch solche Worte und lest ihr überhaupt noch Kritiken zu eurem Schaffen in den vielen diversen Plattformen?

Varg:
Die Reaktionen auf Zeichen sind wirklich überwältigend und es freut uns riesig, dass es nicht nur für uns, sondern wohl auch für unsere Fans genau das Varg Album ist nach dem wir uns lange gesehnt haben. An dieser Stelle möchte ich auch Danke für das starke Review von euch sagen. Diese Kritik liest man natürlich gerne und fühlt sich in seinem Schaffen bestätigt. In so einem Album stecken ja oft Jahre der Entwicklung und Arbeit, da schmecken die Früchte, die man erntet, natürlich umso besser, wenn diese Arbeit geschätzt und bemerkt wird!

Time For Metal / Rene W.:
Danke für die lobenden Worte zum Review!

Live bleibt ein Thema, das uns alle noch weiter beschäftigen wird. Wie hoch stehen die Chancen, dass ihr euer neues Material 2020 noch auf einer Bühne präsentieren werdet? Ist ein Livestream eine Option und plant ihr eine Tour fürs nächste Jahr, wo auch noch keiner sagen kann, wohin die Reise geht?

Varg:
Wir hatten das große Glück eine geplante Club-Show im August mit Verlegung des Veranstaltungsortes und mit entsprechendem Hygienekonzept tatsächlich als Varg Open Air spielen zu können. Dort haben wir auch den Titeltrack „Zeichen“ live gespielt. Unsere Wolfsfest mussten wir leider auf nächstes Jahr verschieben, aber wir werden die lange Zeit bis dahin nutzen und mit einer mächtigen neuen Show auf die Bühne zurückkehren!

Time For Metal / Rene W.:
Ich bedanke mich, dass ihr euch trotz der aktuell stressigen Tage Zeit für unser Interview zum Album Zeichen genommen habt. Wir wünschen euch alles Gute und natürlich viel Erfolg für die Zukunft. Das letzte Wort gehört ganz alleine euch und könnt euch ihr ganz offen an eure Fans und unsere Leser wenden.

Varg:
Vielen Dank für das Interview. Vielen Dank allen Lesern für Ihr Interesse an Varg und bleibt gesund! Wir sehen uns 2021!