Deserted Fear auf „Veins Of Fire Tour“ am 02.05.2025 im Backstage München

Ex oriente mors – Abrisskommando aus Ostdeutschland

Event: Veins Of Fire Tour 2025 

Bands: Deserted Fear, Kvaen, Fall Of Serenity, Messticator 

Ort: Backstage München (Halle) 

Datum: 02.05.2025 

Kosten: 28,- € VK  

Genre: Melodic Death Metal, Blackened Death Metal, Thrash Metal

Besucher: ca. 200 

Veranstalter: Backstage Concerts GmbH

Todesblei-Vollbedienung gefällig? Ja, verdammt noch mal! Deserted Fear, seit mittlerweile 15 Jahren DIE Death-Metal-Institution aus Thüringen, haben in diesem April ihr neues (mittlerweile sechstes) Album Veins Of Fire auf die Menschheit losgelassen und können es kaum erwarten, die neuen Songs auf deutsche Bühnen zu bringen. 

Mit dabei sind die Landesgenossen von Fall Of Serenity, die Hamburger von Messticator, sowie (für das Extra an Schwärze) die schwedischen Black Deather von Kvaen. 

Das Backstage in München ist dabei schon der vorletzte von insgesamt zehn Terminen, Ermüdungserscheinungen wird man an diesem Abend aber vergeblich suchen. Die Halle ist nicht ganz ausverkauft, vielleicht zu 85 Prozent, was die klimatischen Verhältnisse in der bei entsprechenden Außentemperaturen gern mal zur Sauna mutierenden Location erträglich gestaltet.  

Das Backstage-Areal ist gut besucht, nebenan im Werk gibt’s ein Frickel-Festival, und im Laufe des Abends wird sich dann auch der eine oder andere Prog-Fan, erkennbar am bedruckten Leibchen, in die Halle verirren, um sich die Knochen zurechtrücken zu lassen. 

Messticator – 02.05.2025 – Backstage München

Den Anfang machen die Hanseaten von Messticator, die in klassischer Dreier-Besetzung aus Bass, Schlagzeug und tarnfarbener Flying-V-Gitarre mit einer aggressiv-groovenden Thrash/Death-Mischung aufwarten und den Altersschnitt der angetretenen Bands ein bisschen nach Süden ziehen. Gegründet vor drei Jahren, haben die Jungs bisher noch keinen Plattenvertrag, dafür aber einen ersten, amtlichen Longplayer am Start und durften zudem bereits auf dem 2023er Wacken ihre Live-Qualitäten unter Beweis stellen.  

Songs wie Unmask The Hipocrisy oder auch Summon The Destroyer sind gnadenlose Nackenbrecher und lassen das Münchner Publikum quasi in Nullzeit auf Betriebstemperatur kommen, unterstützt vom warmen Maiwetter und der miesen Isolation der Backstage-Halle. 

Messticator machen keine Gefangenen und lassen ein ums andere Riffgewitter niedergehen, und auch wenn die Moshpits wieder einmal bis zum Hauptact auf sich warten lassen werden – das hat niemanden kaltgelassen, gereckte Fäuste und beifällige Grunzlaute untermalen die kurzen Pausen zwischen den Songs, wenn auch alles andere als entfesselt, so ist das Münchner Publikum doch mehr als wohlwollend und verfolgt aufmerksam das Spektakel auf der Bühne. Gerade die (nicht zu knapp vorhandenen) schnellen Nummern verlangen Basser Philipp und Klampfer Marvin alles ab, der Schweiß fließt und die Mähnen in der Menge kreisen. 

Viel zu schnell geht dann auch das Licht wieder an, und viele suchen umgehend wieder die erfrischende Kühle des Backstage-Outdoorbereichs auf. 

Fall of Serenity – 02.05.2025 – Backstage München

Als Zweite geben sich dann Fall Of Serenity die Ehre, die ebenso wie der Headliner Deserted Fear aus dem Osten Deutschlands stammen und auch seit vielen Jahren am Start und musikalisch in ähnlichen Sphären zu verorten sind. Sänger John, der 2006 die Vocals übernommen hat, spielt zudem den Live-Bass bei den Freunden aus Thüringen, insofern wird das heute nicht die einzige Begegnung mit diesem gutgelaunten Zeitgenossen bleiben. 

John ist es dann auch, der zum Ausdruck bringt, was hier und heute zweifellos jede einzelne Band umzutreiben scheint: Die riesige Freude darüber, in bester Gesellschaft befreundeter Musiker ins bunte Bühnenlicht schauen und den nicht enden wollenden Zuspruch der Anwesenden genießen zu dürfen. Überhaupt herrscht eine Menge Wohlwollen vor der Bühne, da ist es wohl sympathisch aber letztlich absolut unnötig, sich für einen eventuell prolligen Habitus zu entschuldigen, ebenso wenig wie für den unverkennbaren Ostdialekt, mit dem der gute Mann gleich im ersten Satz ins Haus fällt, nicht ohne das augenzwinkernde Angebot zu unterbreiten, bei Verständnisproblemen auf Anfrage jederzeit gern zu übersetzen. 

Fall Of Serenity beherrschen den Spagat zwischen Härte und Melodie seit jeher perfekt, erst im letzten Jahr kam die letzte Langrille Open Wide, O Hell auf den Markt, und daraus hören wir nun unter anderem Darkness, I Command.  

Ein bisschen Weltschmerz und einen pessimistischen Blick auf die Gegenwart kann sich der ansonsten fast ununterbrochen grinsende Frontmann dann doch nicht verkneifen, verweisend auf die chaotischen Zeitgeschehnisse. Der Stimmung tut das keinen Abbruch, mit viel Hingabe fackeln Fall Of Serenity ihr Set ab, nicht ohne immer wieder darauf hinzuweisen, dass man sich doch völlig gehen lassen könne, es nähme niemand Anstoß. Vergeblich, wie erwähnt keine fliegenden Körper bis zu diesem Zeitpunkt. 

Kvaen – 02.05.2025 – Backstage München

Band Nummer drei fällt dann ein kleines bisschen aus dem Rahmen, mit weiß geschminkten Gesichtern und einer guten Prise Black Metal zum ansonsten death-lastigen Unterbau wird das Licht nun noch ein wenig mehr gedimmt. Das schwedische Projekt ist inzwischen bei Metal Blade unter Vertrag und eigentlich das geistige Kind des ehemaligen Gitarristen von The Duskfall, Jakob Björnfot, der sowohl im Studio als auch für Live-Sessions eine Reihe erfahrener und fähiger Musiker um sich geschart hat. Kein Wunder also, dass hier ein hohes Maß an Erfahrung und Qualität geboten ist, auch wenn das erste Album erst fünf Jahre zurückliegt. 

Immer wieder fordert die Band Feedback aus der Menge, eine Bitte, der gern nachgekommen wird, gefühlt ist es vor der Bühne voller als noch bei den ersten beiden Acts. Bei mir persönlich springt der Funke allerdings nicht über, irgendwie bin ich heute Abend auf eine andere Art von Geballer gepolt und mental bereits beim nächsten Gig, sodass ich eine kurze Erholungspause in der Nähe des Merch-Standes einlege, um noch ein paar Fernschüsse abzufeuern.  

Das Set endet mit Revenge By Fire vom ersten 2020er-Output, und ich bringe mich in Stellung für das große Finale. 

Deserted Fear sind – zumindest für mich – eine dieser Bands, die man einfach abfeiern muss, auch wenn vielleicht nicht jeden verdammten Tag eines ihrer Alben auf den Plattenteller kommt, trotzdem ist jeder Gig ein einziges Fest und es fühlt sich an, als wäre das letzte Konzert erst gestern gewesen. 

Deserted Fear – 02.05.2025 – Backstage München

Fabian, der Mann an der Lead-Gitarre, ist wie gewohnt extrem gesprächig und staunt in allererster Linie wiederholt fast ein wenig ungläubig darüber, dass aus einem “Abhängen im Proberaum” nunmehr eine langjährige Bandkarriere mit ganzen sechs Alben erwachsen ist. Der letzte Output Veins Of Fire ist nur wenige Tage alt und Grund genug, sich einmal wieder in München blicken lassen. Wahrscheinlich gibt’s die Ansage in jeder Stadt, aber Fabian meint sich zu erinnern, gerade in der bayerischen Hauptstadt stets wohlwollend empfangen worden zu sein. Jedenfalls kommt er aus dem Strahlen während des gesamten Auftritts nicht heraus, 

Drummer Simon fehlt heute an den Fellen, er ist erst vor Kurzem von einer schon lange geplanten und vor kurzem endlich umgesetzten Neuseeland-Reise zurückgekehrt und wird auf dieser Tour von Georg vertreten. Am liebsten würde man laut Fabian in Zukunft beide Drummer mit auf Tour nehmen, so gut funktioniert die Aushilfe. 

Am Bass ist John von Fall Of Serenity am Start, nicht nur (wie Fabian mittendrin erwähnt) der Dienstälteste der Runde, sondern damit auch mit dem doppelten Live-Pensum beaufschlagt. Unglaublich, welche Energie dieser Typ mitbringt. 

In den pinkfarbenen Nebelfontänen fliegen die Haare in alle Richtungen, und Deserted Fear tun das, was sie am besten können: verdammt eingängig ballern. Der Sound hat sich über die Jahre immer weiter in Richtung Melodie entwickelt, das wird vor allem dann deutlich, wenn älteres Material wie der Titeltrack vom zweiten Album, Kingdom Of Worms, erklingt. Insgesamt ist das Set sehr ausgewogen, und natürlich gibt’s auch Songs vom brandneuen Album, wie The Truth, Blind und At The End Of Our Reign. 

Inzwischen hat sich das Zentrum der Menschenmenge in einen kleinen Moshpit verwandelt, in dem ein paar begeisterte Besucher mit angemessener Rücksicht auf alle anderen und doch mit Hingabe dem Kontaktsport frönen. Der Rausschmeißer Bury Your Dead vom ersten Album My Empire ist dann noch einmal eine Reise zu den Anfangstagen und beschließt einen wunderbaren Abend.