„Die Musikszene im Norden lebt: Newcomer The Lost Members in der Kieler Pumpe“
Eventname: Beat Club Januar 2018
Headliner: The Lost Members / Support: TomKyle
Ort: Roter Salon – Die Pumpe, Kiel
Datum: 05.01.2018
Genre: Hardrock, Melodic Metal
Besucher: ca. 150
Eintrittspreis: Kostenlos
Bandmitglieder TomKyle:
Gesang, Gitarre – Raffael Kellmeyer
Gitarre – Ole Hartlock
Schlagzeug – Niklas Heimen
Bass – Stephan Laser
Gitarre, Gesang – Christoph Körner
Bandmitglieder The Lost Members:
Gesang, Gitarre – Henrik Hagner
Bass, Gesang – Christoph Cammas
Schlagzeug, Gesang – Torsten Hüls
Setlist:
- Pyromania
- A Club Named „Ben“
- Heavens Gate
- Anyone But Me
- Guardian Angel
- Just An Illusion
- About Losin‘ A Friend
- We Have Failed
- Not Yet 16
- Rock You
- Where Are You?
- [Reprise] Wo bist Du?
- [Reprise] Où êtes-vous?
- Dead Man Walkin´
- Sorry Maám
- Timebomb
Endlich kommt wieder Bewegung in die nordische Musikszene!
Momentan macht die nordische Musikszene auf sich aufmerksam. Nach langer Durststrecke haben Bands wie die Indie-Rocker Leonieden aus Kiel sogar im bayerischen Fernsehen Aufmerksamkeit, Slymer (Kiel) und ZenZenKlang (Lübeck) machen im Metal-Bereich durch Release-Ankündigungen auf sich aufmerksam und passend dazu installiert Die Pumpe in Kiel ein Nachwuchs-Auftrittsprogramm.
Bewerben können sich Bands, denen es sonst an Auftrittsmöglichkeiten fehlt. „Heraus aus dem Probenraum“ ist das Motto.
Im Rahmen des Beat-Clubs dürfen nun zwei Kieler Bands die Chance ergreifen, im Roten Salon der Pumpe bei freiem Eintritt ihre Show zu zeigen.
Als Headliner gehört der Abend der dreiköpfigen Band The Lost Members. Ihre Support-Band ist TomKyle. Die fünf Jungs verstecken ihre Herkunft in ihrem Namen, ist Kiels alter Name um Anno 1700 doch Tom Kyle. Mit Coversongs in neuem Gewand versuchen sie die Stimmung bei den doch knapp 150 Besuchern zu lösen und geben ganz gut Gas. Wie ich in Gesprächen erfahre, existiert diese Band erst seit zweieinhalb Jahren. Mindestens ein Bandmitglied fing da auch erst an, ein Instrument zu erlernen.
Ihr Programm sind Klassiker aus der Musikgeschichte. Einfach covern kann jeder, diese Band gibt den Songs jedoch einen eigenen Drive. Kommt nicht bei jedem an, mir zum Beispiel stoßen insbesondere die drei deutschsprachigen Titel sauer auf. Die gehen gar nicht. Anderen gruseln sich bei ruhigeren Passagen. Dies kann ich so nicht bestätigen.
Herausragend kamen jedoch Songs von Chuck Berry, Status Quo oder den Animals rüber. Vielleicht sollten die Jungs sich irgendwo in diese Richtung spezialisieren.
Die Band hatte bisher so meist zwei, drei Auftritte im Jahr, oft im privaten Rahmen. Zuletzt bei einem Sportfest im letzten Sommer gebucht, überzeugen sie hier vom ersten Takt an. Manchen Besuchern, die wegen TomKyle gekommen waren, blieb die Spucke weg, der eigene Anhang weiß, was kommt. Mit eigenen Songs im Genre Rock, Hardrock und Melodic Metal kommt Druck auf die Bühne. Perfekt beherrschen die Drei ihre Instrumente, das Programm wird sichtlich mit Spaß gespielt. Frontman ist Henrik Hagner. Sein Gesang dominiert die meisten Stücke. Zwar spielt er ebenso druckvoll die Gitarre, wirkt aber nie aufdringlich. Ansagen kommen, wenn überhaupt, kurz und knapp mit einer Portion Humor. Drummer Torsten Hüls hat sein Set so tief wie möglich auf der Bühne platziert. Das hat er gar nicht nötig. Druckvoll, konzentriert und präzise sitzt jeder Schlag auf seinem imposanten Drumset. Zudem macht er mir damit das Leben als Fotograf besonders schwer. Er sitzt hinter der eigentlichen Beleuchtung. Einzig rote Scheinwerfer, auf die Digitalkameras allergisch reagieren, sind auf ihn gerichtet. Christoph Cammas, früher schüchtern in der Ecke stehend, nimmt mittlerweile die Showaufforderung bei gesanglosen Passagen von Henrik Hagner an. Druckvoll aber schnörkellos auch hier die Darbietung am Bass. Seit nunmehr acht Jahren sind die Drei zusammen. In anderer Konstellation haben sie begonnen und probierten sich aus. Nun scheint die ideale Besetzung gefunden.
Zwar stehen 20 Titel auf der Setlist, nach 14 müssen sie leider Schluss machen. Die Zeit ist um. Schade.
Leider geht der Abend zügig zu Ende, da die Bands das Equipment selbst abbauen und die Bühne zügig zu räumen haben.
Merchandise der Bands wird nicht angeboten, was bei Amateurbands ja nicht ungewöhnlich ist. Zwar sehe ich ein paar TomKyle-Shirts, diese sind allerdings in geringer Stückzahl hauptsächlich für Angehörige produziert worden.
Moderate Getränkepreise, freier Eintritt und gute Musik – So lobe ich mir einen ansonsten nasskalten Januarabend.
Fazit: Eine Auftrittsmöglichkeit in einem professionellen Rahmen ohne Hemmschwellen und organisatorischen Aufwand. Ideal für aufstrebende Bands, die sich jederzeit darum bewerben können. Wünschenswert wäre allerdings eine Erwähnung im offiziellen Programm der Pumpe. Weder auf Facebook noch auf der Homepage der Pumpe war dieser Abend in der Programmvorschau zu finden. Dank der Werbung der beiden Bands in den sozialen Medien kamen Leute zusammen. Da ist noch Luft nach oben. Ansonsten ein dickes Lob zum Konzept, welches dringend benötigt wurde. Den jungen Bands, gerade aus unserem Metier, fehlen Auftritts- und Präsentationsmöglichkeiten. Im Sommer sind ein paar Festivals und Feierlichkeiten drin, aber gerade in der winterlichen „Saure Gurken-Zeit“ fehlen solche Events. Absolut nachahmenswert!!!