Dissimulator – Lower Form Resistance

Science-Fiction-Death-Thrash aus Kanada

Artist: Dissimulator

Herkunft: Kanada

Album: Lower Form Resistance

Spiellänge: 41:55 Minuten

Genre: Death Metal, Thrash Metal

Release: 26.01.2024

Label: 20 Buck Spin

Link: https://dissimulate.bandcamp.com/merch/t-shirt

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Claude Leduc
Bassgitarre – Antoine Daigneault
Schlagzeug – Philippe Boucher

Tracklist:

1. Neural Hack
2. Warped
3. Outer Phase
4. Automoil & Robotoil
5. Cybermorphism / Mainframe
6. Hyperline Underflow
7. Lower Form Resistance

Die Kanadier von Dissimulator zocken seit dem Jahre 2021, sind somit noch recht frisch dabei und dürften den Wenigsten bekannt sein. Die drei Mitstreiter zocken aber ansonsten noch bei anderen Combos. Drummer Philippe Boucher dürfte wohl das bekannteste Mitglied sein, denn ansonsten bedient er noch u.a. die Trommelfelle der Band Beyond Creation. Das letzte Album der Band ist auch schon fünf Jahre alt. Egal. Dissimulator knallten voller Überzeugung gleich 2021 ein Demo heraus und konnten einen Deal mit 20 Buck Spin ergattern. Fleißig Material sammeln, ab ins Studio, aufnehmen und so weiter. Und das Ergebnis ist nun das Debütalbum.

Kleine Schlagzeugwirbel, Gitarre spielt vorweg und so weiter und so fort und ab in einen schnellen und aggressiven Thrash-Part, der dann ein wenig verspielt daherkommt und in einen fetzigen Groove übergeht, nachdem man die dunklen Screamvocals erklingen ließ. Das Riff ist sehr markant, zieht sich durch den Song und bleibt sofort hängen. Da der Drummer da ordentlich zu pumpt, macht der Part noch mehr Laune. Kurzes Geballerintermezzo, aufheulende Gitarre und wieder in einen Groovepart, der recht technisch daherkommt. Und aus dem groovigen Element in einen noch langsameren Groove. Geil, denn hier geht der Kopf zwangsweise rauf und runter. Dann entschließt man sich, doch noch einmal voll Attacke zu fahren und blastet drauflos. Am Ende noch ein völlig abgedrehtes Riff dazu und fertig ist der Opener Neural Hack. Eine derbe Mischung aus Death, Thrash und Technik.

Auch Warped fängt so verspielt und progressiv an, die technischen Skills der Musiker sind hörbar und spürbar, aber sie schaffen es, diese geschickt ins Songwriting mit einzubauen. Man hat keine komplett abgedrehten Parts oder Momente, die neben dem normalen Song existieren. Der Rhythmus ist absolut thrashig und schockt. Die Burschen haben definitiv etwas vor. Der Pegel, der insgesamt auf den Zuhörer einstürzt, ist sehr hoch und vor allem aggressiv. Man bekommt irgendwie nie eine Verschnaufpause, da man nie weiß, was folgen wird. Die Wechsel sind ziemlich geil. Man wechselt in einen Groove und bietet dann auf einmal einen atmosphärischen Part an, der teilweise jazzig daherkommt und ein wenig an Cynic erinnert, dann aber wieder einfach nur groovt. Es wird aber noch einmal spacig und dann wird einfach nur geknüppelt, natürlich mit abgedrehten Riffs, die immer ein wenig dissonant klingen, aber zum Ergebnis führen. Einen Song, den man durchaus des Öfteren hören muss, um ihn zu verstehen. Starker Tobak, der sich aber lohnt.

Ein hypnotisch böses Riff leitet den Song Outer Phase ein und dann wird man mir etwas zu abgedreht. Wieder so ein progressiver und technischer Part. Die Gitarristen unter euch werden sicher die wahre Freude haben. Mir ist das dann an einigen Stellen echt zu viel. Dafür haben sie dann wieder einen geilen groovigen Part dabei und drehen danach an der Geschwindigkeitsschraube. Solche Breaks und Übergänge mag ich total. Auch hier agieren sie sehr verspielt und technisch auf hohem Niveau, fügen einen spacigen Moment hinzu und knüppeln sich die Seele aus dem Leib, um dann ein wenig zu thrashen. Dieser Moment ist nur kurz und dann wird wieder geballert, der spacige Part mitkonsumiert und am Ende dann doch noch einmal gethrasht und gegroovt. Nee, Ende ist noch nicht. Es muss auch einmal ein Solo her. Natürlich sick und verspielt ohne Ende. Nun sind schon fünf Minuten um und man nimmt noch einmal langsam Fahrt auf und zaubert einen langsamen Part hervor, der am Ende geballert wird, um dann noch einmal richtig zu knüppeln. Hier geht es hin und her und man muss immer wachsam sein, da man nie weiß, was als Nächstes folgt. Schon intensiv und interessant.

Es gibt viel zu entdecken, vor allen diese spacigen Parts und Elemente, auch stimmlich, wie zum Beispiel bei Automoil & Robotoil. Die screamigen Vocals als Gegenpart dazu sind hier auch sehr geil.

Irgendwie ziehen die Burschen ihr eigenes Ding durch und haben einen extremen Plan, die Death und Thrash Metal Community und vor allem deren Horizont zu erweitern. Gelingt ihnen bei mir ganz gut, auch wenn mir nicht alles zusagt. Bands wie Atheist und Cynic, die ich ja quasi als alter Mann hautnah mitbekommen habe, haben dieses auch schon probiert und es ist ihnen ja auch sehr gelungen, nur bei mir hat das nicht so ganz funktioniert. Nun bin ich aber ja ein paar Jahre älter und muss sagen, dass diese Mischung ordentlich ins Gehör geht. Ein Album, welches man definitiv öfter hören sollte, denn es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Schon sehr krass. Die Richtung wird wohl allgemein als Science-Fiction-Death-Thrash bezeichnet.

Dissimulator – Lower Form Resistance
Fazit
Dissimulator haben es auf ihrem Debütalbum geschafft, Songs zu schreiben, die trotz ihrer Offenheit geradlinig klingen. Hier regiert der Science-Fiction-Death-Thrash Metal und Freunde von Bands wie Voivod, Atheist, Cynic, Hexx oder Oblivion sollten unbedingt zuschlagen. Krasse Riffs werden in einem komplexen Songwriting untergebracht und mit einer besonderen Raumfahrt-Atmosphäre versehen. Aber das Ganze wird dann in ein teilweise geradliniges Death-Thrash Konstrukt verpackt, sodass das Ergebnis absolut nachvollziehbar, aber eben auch ungewöhnlich ist. Auf geht die abenteuerliche Reise ins All!

Anspieltipps: Neural Hack und Hyperline Underflow
Michael E.
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