Doro – Conqueress–Forever Strong And Proud (Digibook)

Bandmitglieder:

Gesang – Doro Pesch
Gitarre – Bas Maas
Gitarre – Bill Hudson
Bass – Stefan Herkenhoff
Schlagzeug – Johnny Dee

Tracklist:

Wer kennt sie nicht, die Düsseldorfer Queen of Metal Dorothee Pesch? Seit 1982 bei Warlock aktiv und seit 1990 als Solokünstlerin mit wechselnder Band unterwegs, hat sie nahezu jeden Fleck dieser Welt bespielt und mit ihren Melodien überzogen.

Zeitgleich ihres 40-jährigen Bühnenjubiläums erscheint ihr vierzehntes Studioalbum Conqueress – Forever Strong And Proud. Mit fünf Jahren Pause ist es das Dritte, das bei dem österreichischen Label Nuclear Blast erscheint. Vorgestellt wurde das Album der Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz am 3. August beim Wacken Open Air, bei dem die Wastland Warriers sie stilecht auf die Bühne begleiteten. Zu hören bekamen wir sieben der Songs, wobei die erste Single Time For Justice schon fünf Wochen alt war.

So höre ich die Songs jetzt also nicht zum ersten Mal, weiß, wie die Scheibe gestrickt ist und bin trotzdem aufs Neue sowohl im Guten als auch im Schlechten angefixt. Doro im Duett mit Rob Halford ist ein echtes Highlight, doch musste es gerade das Cover Total Eclipse Of The Heart von Bonnie Tyler sein? Gut, dass Halford auch bei der Version seines Judas Priest-Klassikers Living After Midnight mit von der Partie ist.

Ich bekomme die 20 Songs umfassende Digibook-Ausgabe digital zur Rezension. Die normale CD kommt ohne die letzten fünf Songs daher. Ich liebe allerdings den letzten Titel der zweiten CD so sehr, dass ich eine Kaufempfehlung für die Digibook-Version oder einer Vinylvariante statt der Normalversion herausgebe. Dazu später aber mehr. Die Mischung auf dem neuen Album geht von ruhigen, melodiösen Balladen über radiotaugliche Rocksongs bis zu klassischen Metalsongs. Die vorliegenden 77 Minuten versetzen mich musikalisch in meine Jugend, denn Bands wie Judas Priest, Saxon und natürlich auch Warlock prägten meinen Musikgeschmack in den Achtzigern nachhaltig bis heute. So entstand auch der Titel des Albums, wie Doro im Presseinterview gegenüber Nuclear Blast bestätigte. Sollte der Titel erst nur „Forever Strong And Proud“ heißen, setzte sie die weibliche Form von Eroberer einfach davor. Als Eroberin des Metals vor 40 Jahren steht ihr die „Conqueress“ allerdings auch zu.

Los geht das Album mit Children Of The Dawn, der dritten Single, die vor ein paar Tagen erst erschien. Ein schöner, melodiöser Metalsong, dessen Intro Doro bei sich selbst geklaut hat. Das hymnische All We Are ist deutlich herauszuhören. Auch der zweite Song Fire In The Sky geht gut nach vorne. Wenn das Album so bleibt, wäre es das Album des Jahres. Das Judas Priest Cover Living After Midnight mit Duettpartner Rob Halford schließt sich an. All For You bleibt im Tempo hoch, ohne als Song nachhaltig zu glänzen. Ein typischer Livesong, der zur Interaktion mit dem Publikum einlädt. Etwas hymnischer wird es bei Lean Mean Rock Machine. Erst jetzt wird einen Gang heruntergeschaltet. Es bleibt aber flüssig und laut, Gitarrenläufe werden in den Vordergrund gestellt. Die Highway Police hat wieder gut zu tun. I Will Prevail schaltet wieder in den sechsten Gang. Melodic Classic Metal – Punkt. Nun wird es radiotauglich. Bond Unending erschien als zweite Single aus dem Album und kommt mit Sammy Amara von den deutschen Rock-Schwergewichten Broilers als Duettpartner daher. Seine unverkennbare Stimme gibt dem Song den gewissen Drive. Über Time For Justice brauche ich wohl nichts mehr zu sagen. Der Song ist hinlänglich bekannt. Mit Fels In Der Brandung folgt der einzige deutschsprachige Track. Ein donnerndes Gewitter zum Anfang, symphonische Klänge und … Doro singt in Englisch. Erst der Refrain wird deutsch. Ein Zugeständnis an die internationalen Fans? Nicht nur, dass mir die Ballade zu langsam ist, ich empfinde das als störend. War es bis hier top, hoffe ich, dass es der einzige Ausrutscher ist.

Love Breaks Chains hat eine langsame Ouvertüre, steigert sich dann zu einem insgesamt melodiösen Midtempo-Rocksong. Gefällig, aber nichts Besonderes. Einzig der Gitarrensolopart mittig des Songs weckt auf. Drive Me Wild hält das Tempo bedeckt. Ich würde ihn als einen der typischen Doro-Songs bezeichnen. Rise schaltet dann wieder den Gang nach oben. Die Auszeit scheint endgültig vorbei. Best In Me nimmt das Tempo dann allerdings gleich wieder raus. Sehr ruhig plätschert der Song mit stilistischen Höhen dahin. Heavenly Creatures kommt dann auch nicht mehr über den Status eines kräftigen Rocksongs heraus. Für mich ist die CD hiermit beendet, denn das schon angesprochene Bonnie Tyler Cover erspare ich mir auch weiterhin.

Nun aber zur CD zwei, den Bonussongs.

Warlocks And Witches, als Intro gekennzeichnet, beginnt wieder mit Gewitter und Doros Gesang erklingt ohne Instrumentalisierung. Eineinhalb Minuten, die einleitend auf Horns Up High hinarbeiten. Ein klassischer, nach vorne gehender Metalsong. Auch mit dem Gewitter beginnend, geht der Song nach wenigen Momenten richtig los und bleibt im Ohr. Hymnisch, melodiös, richtig gut. True Metal Maniacs ist zwar ruhiger, bleibt aber im typischen Doro-Metal-Stil. Ähnlich bleibt Heart In Pain. Ich würde es als klassische Metalballade bezeichnen. Das Herzstück dieser Veröffentlichung folgt dann zum Schluss. The Four Horsemen ist ein Metallica Coversong, der richtig nach vorne geht und mir (fast) besser gefällt als das Original.

Aufgenommen wurde das Album in Studios in Miami, New York und Hamburg. Neben den üblichen digitalen Formaten wird das Album in zwei CD-Versionen erhältlich sein. Der Digibook-Ausgabe liegt die zweite CD mit den Bonussongs bei. Der Medienbox liegen zwei farbige Splatter-Vinyls mit den Bonussongs bei. Die normalen Vinyl-Käufer müssen darauf verzichten. Aber auch die normalen limitierten Vinyl-Ausgaben haben es in sich. In die Farbigen LPs (Purple, White/Blue marbeled, White/Black marbeled) ist Doro als Bild eingearbeitet. Diese dürften schnell ausverkauft sein.

Live ist die „Metal-Queen“ zum Release am Samstag, einen Tag nach der Veröffentlichung, noch in Düsseldorf zu sehen. Hier werden Grave Digger als Support die Stimmung einheizen. Gaststars wie Sammy Amara (Broilers), Mille Petrozza (Kreator), Tarja Turunen (Ex-Nightwish), Alissa White-Gluez (Arch Enemy) und Jennifer Haben (Beyond The Black) werden mit Doro auf der Bühne ein Feuerwerk der Extraklasse abbrennen und das Jubiläum entsprechend würdigen!