“Sehr düster“
Artist: Downfall Of Gaia
Herkunft: Berlin / Hamburg, Deutschland und New York, Vereinigte Staaten von Amerika
Album: Atrophy
Spiellänge: 40:42 Minuten
Genre: Post Metal, Black Metal
Release: 11.11.2016
Label: Metal Blade Records
Link: https://www.facebook.com/DownfallofGaia/ und http://www.downfallofgaia.com/
Produktion: Aufnahmen im Hidden Planet Studio, Berlin / Mix und Mastering im Atomic Garden Studio, San Francisco
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Dominik Goncalves dos Reis
Gitarre – Marco Mazzola
Gesang und Bassgitarre – Anton Lisovoj
Schlagzeug – Michael Kadnar
Tracklist:
- Brood
- Woe
- Ephemerol
- Ephemerol II
- Atrophy
- Petrichor
Fast seit zehn Jahren gibt es Downfall Of Gaia schon, denn im Jahr 2008 wurde die Band gegründet. Von der damaligen Besetzung sind allerdings nur noch Dominik Goncalves dos Reis und Anton Lisovoj übrig geblieben. Das ist ja schon mal insofern gut, als die beiden ja auch für die Vocals zuständig sind, was ja doch eine der markanteren Positionen innerhalb einer Band ist. An mir sind Downfall Of Gaia bislang komplett vorbeigegangen, von daher kann ich zu den bislang veröffentlichten Demos, Split-Werken und Alben nichts beitragen, aber hier soll es ja auch um das am 11.11. über Metal Blade Records veröffentlichte Werk Atrophy gehen.
Die ruhige, aber definitiv nicht beruhigende Passage, mit der Brood startet, ist im wahrsten Sinne des Wortes die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm. Sehr schnell geht es über in wüstes (im positiven Sinne) Geschreddere, und der mehr aus Schreien denn aus Gesang bestehende Part von Dominik und Anton setzt ein. Der begleitet den Hörer dann ja auch weiter fast über das gesamte Album und hat mich, zumindest bei den ersten Hördurchgängen, irgendwann ziemlich genervt. Zugleich hat er aber – inkonsequent, wie Frauen nun mal sind – auch die Sogwirkung, die dieses Album vom ersten Augenblick an auf mich ausgeübt hat, noch verstärkt. Dieses Album, das sich um die Absurdität des Lebens und der menschlichen Existenz dreht, und einen ständigen Dialog zwischen Leben und Tod führt. So frage ich mich dann auch bei jedem Hören, was Dominik und Anton da herausschreien. Angst? Schmerz? Trauer? Depression? Hoffnungslosigkeit? Wut? Zorn? Aggression? Wahrscheinlich von allem ein bisschen…
Die Spielart der Instrumente in den überwiegend in wahnsinnig hohem Tempo ablaufenden Songs würde ich eher dem Post Metal zuordnen, und für mich würde das Album ohne Gesang sicherlich auch funktionieren, was ganz bestimmt nicht gegen den Gesangspart sprechen soll, sondern bitte als Kompliment an die Qualitäten im Songwriting zu verstehen ist. Dagegen lassen die Black Metal-artigen Gesangseinlagen von Dominik und Anton mir dann wirklich das Blut in den Adern gefrieren, und die Raumtemperatur sinkt gleich mal gefühlt um ein paar Grade. Aber Downfall Of Gaia sind natürlich nach fast zehn Jahren im Geschäft und einigen Änderungen des eigenen Stils schlau genug, jetzt nicht einfach nur stur drauflos zu prügeln. Immer mal wieder werden ruhigere Parts eingewebt, die allerdings teilweise genauso nervenzerfetzend sind, wie die pfeilschnellen Passagen, und die ihr Gift genauso versprühen. Dabei hat mich insbesondere der Track Ephemerol, der längste Song auf dem Album, der mich streckenweise ein wenig an Ghost Brigade erinnert, begeistert. Mühelos hangeln sich Downfall Of Gaia hier von einem Berggipfel zum nächsten, haben auf den verschlungenen Wegen aber immer wieder kleine Marker gesetzt, um den Faden nicht zu verlieren und auch aus dem tiefsten und allerdunkelsten Tal wieder ans Licht zu finden. Ganz aus dem Rahmen fällt dann das kurze, sehr ruhige Instrumental Ephemerol II, das ich jetzt nicht als eigenständigen Song gehört hätte, wenn ich nicht die Tracklist geschrieben hätte. Es klingt eher, als ob Ephemerol nach einem Break weiter- und zu Ende geführt wird. Direkt daran anschließend kommt dann auch schon mein zweiter Anspieltipp, nämlich der Titeltrack Atrophy, der vor Virtuosität, um nicht zu sagen Genialität, nur so strotzt.
Mit dem letzten Track, dem instrumentalen Petrichor holen Downfall Of Gaia dann zum großen Schlag aus, bieten noch einmal alles auf, was es an Tempo- und Stimmungswechseln gibt, und setzen nach etwas über 40 Minuten einen würdigen Schlusspunkt.