Angra – Secret Garden

“Oft kopiert, doch nie erreicht“

Artist: Angra

Herkunft: Sao Paulo, Brasilien

Album: Secret Garden

Spiellänge: 54:08 Minuten

Genre: Power Metal, Progressive Metal

Release: 16.01.2015

Label: earMUSIC

Link: https://www.facebook.com/AngraOfficialPage

Produktion: von Roy Z (Vorproduktion) sowie Jens Bogren (Aufnahme und Produktion)

Bandmitglieder:

Gesang – Fabio Lione
Gitarre – Rafael Bittencourt
Gitarre – Kiko Loureiro
Bassgitarre – Felipe Andreoli
Schlagzeug – Bruno Valverde

Gastmusiker:

Simone Simons (Gesang bei Secret Garden)
Doro Pesch (Gesang bei Crushing Room)

Tracklist:

  1. Newborn Me
  2. Black Hearted Soul
  3. Final Light
  4. Storm Of Emotions
  5. Synchronicity II
  6. Violet Sky
  7. Secret Garden
  8. Upper Levels
  9. Crushing Room
  10. Perfect Symmetry
  11. Silent Call

Angra - Secret Garden

 

Gegründet wurde Angra im Jahr 1991, die erste Demo namens Reaching Horizons erschien im Jahr 1992. Diese Demo wurde sowohl von den Hörern als auch den Kritikern begeistert aufgenommen und führte im Jahr 1993 zur Veröffentlichung des Debütalbums Angels Cry. Nach sieben weiteren Studioalben erschien zum 20-jährigen Bandjubiläum im Jahr 2013 das Live-Album zur Angels Cry-Tour. Am 16.01.2015 wird das neunte Studioalbum Secret Garden über earMUSIC das Licht der Welt erblicken.

Gleich das erste Stück Newborn Me lässt mich dann weit über Wolke 7 schweben. Das ist genau so ein Song, für den ich Angra liebe und der sie für mich zur herausragenden brasilianischen Band macht. Hier steckt alles drin, was Angra ausmacht: Kraftvoller, leicht progressiv angehauchter Metal, ein paar südamerikanische Rhythmen, klasse und sehr variabler Gesang, exzellentes Spiel der Instrumentalfraktion.

Mit Black Hearted Soul geht der Höhenflug für mich gleich weiter. Großer Männerchor zu Beginn und dann geht die wilde Hatz los. Dieser Hochgeschwindigkeitskracher lässt einen selbst bei den eingeschobenen choralen Elementen und schon gar nicht bei dem sehr genialen Gitarrensolo Zeit zum Luft holen. Ich weiß nicht warum, aber vor meinem geistigen Auge sehe ich ein Gitarrenduell zwischen Rafael Bittencourt und Herman Li (Dragonforce). Ich glaube, das ginge unentschieden aus 🙂

Mit dem Beginn des balladenartigen Songs Storm Of Emotions muss ich den Hördurchlauf erst einmal unterbrechen, schießt mir doch sofort eine ganz andere Band durch den Kopf, nämlich Dream Theater. Nach einer längeren Suche habe ich dann auch endlich den Song gefunden, der hier eventuell als Inspiration gedient haben könnte (was ich Angra nicht vorwerfen möchte): Wither vom Album Black Clouds & Silver Linings. Der Gesang von Fabio Lione im Refrain ist nicht von dieser Welt, ich hätte nicht gedacht, dass er sich nach so vielen Jahren immer noch dermaßen steigern kann.

In der ersten mir vorliegenden Trackliste ist dieser Song nicht enthalten, darum bin ich zunächst einmal irritiert, denn Synchronicity II klingt nicht so wirklich nach Angra. Es handelt sich hierbei um ein Cover des ursprünglich von der Band The Police im Jahr 1983 veröffentlichten Songs. Ich bevorzuge das Original, muss allerdings Angra meinen Respekt zollen, sich an dieses doch ziemlich genrefremde Lied zu wagen und es dermaßen gelungen zu adaptieren.

Unbarmherzig und unaufhaltsam wie sich langsam bergab schlängelnde Lava startet Violet Sky. Dieser Stil wird auch in den Refrains beibehalten, erinnert mich ansatzweise an die Melodien von Meshuggah. Hier höre ich Fabio Lione wohl zum ersten Mal in einer tieferen Stimmlage singen. Selbstverständlich beherrscht er auch diese problemlos, und es erweitert das Spektrum der Songs natürlich enorm.

Für dieses Album hat sich Angra auch weibliche Verstärkung am Mikrophon eingeladen. Zunächst hören wir Simone Simons (Epica) bei der Ballade Secret Garden. Über die gesanglichen Qualitäten muss man sicherlich nicht streiten, gehört sie doch mit ihrer kraftvollen Stimme zu den besten Sängerinnen, die der Metal derzeit zu bieten hat.

Der zweite Song mit weiblicher Verstärkung ist die Power-Ballade Crushing Room. Hier steht Doro Pesch am Mikrophon. Sie singt allerdings nicht im Duett mit Fabio Lione sondern mit Rafael Bittencourt und das war genau die richtige Wahl, die beiden Stimmen passen richtig gut zusammen.

Größer könnte der Kontrast nicht sein, denn direkt im Anschluss gibt es mit Perfect Symmetry noch einmal so eine Highspeed-Nummer, bei der alle Bandmitglieder noch einmal so richtig in die Vollen gehen und die mich trotz Bandscheibenvorfall einfach nur zum headbangen zwingt.

Beim letzten Song Silent Call kann ich meinen Bandscheiben wieder die nötige Ruhe gönnen. Es handelt sich hier um eine für mächtig Gänsehaut sorgende Ballade, bei der Fabio Lione nur von akustischer Gitarre und Klavier sowie einem Männerchor begleitet wird. Den Chor könnte ich mir auch sehr gut bei einem Gospelkonzert in einer schönen Kirche vorstellen.

Fazit: Meine Vorfreude war zugegebenermaßen etwas verhalten, denn leider haben einige Bands mit ihren neuen Veröffentlichungen meine Erwartungen nicht so ganz erfüllen können. Aber das Album hat mich umgehauen. Da hat sich Angra schlicht und ergreifend selbst übertroffen und allen bewiesen, dass sie zu Recht die beste brasilianische, wenn nicht sogar südamerikanische Band in diesem Genre sind. Viele haben sich daran versucht, diesen Sound zu erreichen, aber meiner Meinung nach sind bislang alle gescheitert. Anspieltipps: Newborn Me, Black Hearted Soul, Violet Sky und Perfect Symmetry
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