Drowned In Gloom vom 09.-11.09.2021 im Felsenkeller in Leipzig

Psychedelische Düsternis im Felsenkeller

Eventname: Drowned In Gloom Reihe

Bands: Esben And The Witch, Gold, Maggot Heart, AHAB, Phantom Winter, Hexer, Wolvennest, Fvnerals, E-L-R,

Ort: Felsenkeller Leipzig

Datum: 09.09.2021 – 11.09.2021

Genre: Black Metal, Doom Metal, Drone, Psychodelic Metal, Atmospheric Metal,

Veranstalter:  Swansea Concerts

Link: https://swansea-concerts.com/drowned-in-gloom/

Nach ein und einem halben Jahr kann ich endlich wieder einmal von einer Veranstaltung berichten. Was für ein geiles Gefühl! Natürlich hat sich jeder gefragt, was wohl das erste Konzert nach dem großen C sein wird. Gespannt habe ich gewartet und hier ist es. Ich fahre zur Drowned In Gloom Konzertreihe im Leipziger Felsenkeller. Die Location kenne ich bereits vom jährlichen Besuch des Wave-Gotik-Treffens zu Pfingsten. Der Felsenkeller ist eine der guten Locations, hat sie doch nebenan einen recht schönen Biergarten und ist auch so recht ansehnlich. Die Konzerte beginnen am Donnerstag. Auf der Running Order stehen Maggot Heart, Gold und Esben And The Witch. Leider ist es bei mir beruflich so eng, dass ich den Donnerstag skipen muss. Ich habe mir aber erzählen lassen, dass auch dieser Abend ein Hochgenuss war.

Freitag, 10.09.2021

Also mache ich mich zum Freitagnachmittag auf ins nur einstündig entfernte Leipzig, um endlich wieder eine Liveshow zu sehen und für euch zu fotografieren. Im Felsenkeller angekommen, erfolgt erst einmal die mittlerweile gewohnte 3G-Kontrolle noch vor dem Ticket. Abgesehen von den Stuhlreihen, die noch etwas ungewohnt sind, fühlt es sich schon gleich wieder wie früher an. Aber wir wollen nicht meckern. Was sein muss, muss sein! Die Show beginnt pünktlich an diesem Freitagabend. Die drei Musiker*innen von E-L-R betreten die mit Kerzen und Blumen geschmückte Bühne. Zwei Sänger/Gitarristinnen und ein Schlagzeuger, mehr braucht es nicht, um die Konzerthalle in eine rituale Atmosphäre zu tauchen. Die Klänge aus Instrumenten und Stimmen umhüllen die Konzertbesucher. Viel passiert nicht auf der Bühne, muss es aber auch nicht und bei den eher gemäßigten Klängen ist das Sitzen auch gar nicht mal so unangebracht. Es lässt sich so doch viel besser in die Stimmung eintauchen. Nur fotografisch sind die drei eine echte Herausforderung. Viel Licht scheinen sie nicht bei ihren Auftritten zu mögen. Aber dafür passt die daraus entstehende Stimmung wunderbar.

Knackige vierzig Minuten spielen die Damen und der Herr an den Drums. Danach wird sofort für den nächsten Act umgebaut. Die Pause bietet sich an, um an der Bar noch einen Drink zu organisieren oder im Biergarten kurz frische Luft zu schnappen. Viel Zeit hat man aber nicht, dann stehen schon Fvnerals auf der Bühne im Felsenkeller.

Fvnerals sind aus Brighton/UK angereist und nutzen die Leinwand an der Bühnenwand, um stimmungsvolle Bilder und Filmsequenzen zu zeigen. Auch hier ist es aus Fotografensicht eher schwierig, ein paar gescheite Bilder zu schießen. Nichtsdestotrotz überzeugen die Briten mit ihrer atmosphärischen Musik. Diese besteht aus einem Mix aus Doom, Dark Ambient, Drone und Post-Rock. Auch hier bin ich froh, einen Sitzplatz zu haben. Es erstaunt mich etwas, wie sich das Sitzen auf das Hören auswirkt. Man ist irgendwie aufmerksamer. Das mag sicher nicht bei jeder Band und Show passen, hier trägt es tatsächlich zum Erlebnis bei. Auch Fvnerals beenden ihren Auftritt nach genau vierzig Minuten und der Bühnenumbau für den heutigen Headliner Wolvennest beginnt. Schon bei den Arbeiten merke ich, wie die Vorfreude steigt. Vor allem mein fotografisches Auge ist verzückt und hofft auf ein wenig mehr Lichteinsatz. Interessante Charaktere schließen hier ihre Instrumente auf.

Pünktlich startet dann auch schon das letzte Konzert der Drowned In Gloom Reihe am Freitagabend. Bei Wolvennest werden die in atmosphärischen Doom gehüllten Geister wieder erweckt. Zum Glück spielt auch das Licht diesmal mit und ich will gar nicht aufhören, Bilder zu schießen. Musikalisch lassen sich Wolvennest schwer in eine Schublade stecken. Ritueller Black Metal in Symbiose mit etwas Psychedelic Rock wäre nur eine grobe Einordnung. Die Belgier experimentieren gewaltig und ziehen von der ersten Sekunde die Zuhörer in Ihren Bann. Man fühlt sich fast schon wie in Trance vor atmosphärischen Gesängen und psychedelischen Synthesizern. Dazu spielt Sängerin Sharon „Shazzula“ Schievers auch noch Theremin, was die Gemeinschaftshypnose in Leipzig abrundet. Wolvennest sind definitiv live ein Erlebnis. Der perfekte Start ins langsam wieder stattfindende Konzertleben.

Samstag, 11.09.2021

Ausgeschlafen und gut gestärkt verbringe ich den Tag über in Leipzig. Da die Konzerte erst am Abend stattfinden, ist genug Zeit, auch der Stadt einen Besuch abzustatten. Das Wetter spielt auch mit und so verbinde ich das Konzertwochenende mit einer kleinen Shoppingtour durch die Hauptstadt Sachsens. Gegen 19 Uhr mache ich mich wieder auf den Weg in den Felsenkeller. Mit den Öffentlichen geht das auch ganz easy. Die Bahn hält direkt vor der Location und ermöglicht so auch ohne Auto eine unkomplizierte Anreise. Auch heute werden natürlich wieder die 3G abgefragt. Für alle, die noch einen Test brauchen, steht eine Teststation in der Nähe bereit. Es kann nichts mehr schiefgehen. Beim Eintritt in den Saal zeigt sich das gleiche bestuhlte Bild wie am Vorabend. Ich ergattere noch einen Platz in der ersten Reihe und freue mich auf das erste Konzert. Das eröffnen Hexer. Das Dortmunder Trio balanciert irgendwo zwischen Doom, psychedelischen Metal und holt sich ordentlich Einflüsse von Death und Drone. Die ersten Töne treffen auf die Besucher und sofort stellt sich ein kollektives, rhythmisches Kopfnicken bei allen ein. Hexer wissen sich Gehör zu verschaffen und legen einen hervorragenden Start in den Abend vor.

Eine Umbau/Bier/Raucherpause später bereiten sich die nächsten Bandmitglieder auf ihren Auftritt in Leipzig vor. Mit Phantom Winter haben wir es mit einer gewaltigen Flut an Wut, Dunkelheit (also so richtiger tiefschwarzer Dunkelheit) zu tun. Schwere, düstere und aggressive, trotzdem ausreichend doomige Klänge lassen die Würzburger hier auf ihr Publikum los. Dazu eine dynamische Show mit theatralischen Gesten und Bewegungen und fertig ist eine mitreißende Doom Attacke, die niemanden mehr kalt lässt. Die vierzig Minuten gehen viel zu schnell vorbei. Auch fototechnisch habe ich hier paar Knaller machen können.

Die Organisatoren von Swansea hätten sich für die Drowned In Gloom Reihe keine bessere Band für den Abschluss wählen können als Ahab. Der Headliner des Samstagabends ist absolutes Highlight des Wochenendes und rundet die Veranstaltung ab. Die nach der Romanfigur aus Moby Dick benannte Funeral Doom Band hat nach fünfzehn Jahren Bandgeschehen eine ordentliche Fanbase um sich vereint. Die ist natürlich auch in Leipzig groß und präsent. Hier wird hingebungsvoll geheadbangt, ob im Stehen oder Sitzen. Atmosphärisch reißen Ahab die Hörer mit in die Tiefe und schaffen eine emotionale Achterbahn. Dynamisch und komplex geht es auf und ab. Keiner kann hier wirklich stillstehen. Die Show reißt jeden mit und sorgt am Ende für Standing Ovations und minutenlanges Jubeln, bei dem ich ein klein wenig Gänsehaut verspüre. So muss das sein!

Der Abend geht viel zu schnell vorüber und ich erwische mich, wie ich noch auf der Fahrt zum Hotel nach der nächsten Veranstaltung suche. Der Konzert- und Festivalentzug war einfach zu hart!