Entombed A.D. und Aborted + Support am 20.10.2019 im Täubchenthal Leipzig

Ein Kraftpaket räumt im Täubchenthal auf

Headliner: Entombed A.D.

Vorband(s): Aborted und Baest

Ort: Täubchenthal, Leipzig

Datum: 20.10.2019

Genre: Death Metal, Deathgrind, Grindcore

Veranstalter: Doomstar Booking

Link: http://www.doomstarbookings.com/

Setlisten:

Aborted:

  1. TerrorVision
  2. Deep Red
  3. Necrotic Manifesto
  4. Hecatomb
  5. Cadaverous Banket
  6. Bathos
  7. Retrogore
  8. Источник Болезни
  9. The Holocaust Incarnate
  10. Coffin Upon Coffin
  11. A Whore D’oeuvre Macabre
  12. Sanguine Verses (…Of Extirpation)
  13. Threadening On Vermillion Deception
  14. The Saw And The Carnage Done

Entombed A.D.:

  1. Bowels Of Earth
  2. Elimination
  3. Demon
  4. I For An Eye
  5. Chaos Breed
  6. Bourbon Nightmare
  7. Through The Eyes Of The Gods
  8. Stranger Aeons
  9. Torment Remains (BoE)
  10. Revel In Flesh
  11. Wolverine Blues
  12. Left Hand Path
  13. Fit For A King
  14. Supposed To Rot

Ein neues Album von Entombed A.D. zieht auch eine neue Tour nach sich. Und das nie alleine, sondern natürlich immer mit anderen Bands. Diesmal dabei: Baest und Aborted. Nur fünf Konzerte davon finden in Deutschland statt. Eins davon in Leipzig im Täubchenthal. Das kann man sich doch nicht entgehen lassen. Dachten leider gar nicht so viele Fans, denn ehrlich gesagt, hätten in die Location noch locker doppelt so viele Leute gepasst. Egal, der Spielfreude der Bands tut das keinen Abbruch. Nachdem ich die großartigen Baest leider aufgrund widriger Umstände verpasst habe, stieg ich somit erst bei Aborted ein.

Co-Headliner für die aktuelle Entombed A.D.-Tour sind Aborted. Die Belgier haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten einen guten Namen erspielt. Zwar gab es immer wieder heftige Drehungen im Besetzungskarussell, aber der Qualität der meisten Alben tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil, hat sich doch der Sound von Aborted mit jedem Album weiter gefestigt. Die letzte Scheibe, TerrorVision, liegt nun mittlerweile auch schon wieder ein gutes Jahr vor. Entsprechend bringen Frontmann Swen de Caluwe und seine Truppe auch nicht ausschließlich die Songs dieses Albums zu Gehör, sondern metzeln sich quer durch den Katalog ihrer mittlerweile zehn Alben. Mit dem Titelsong TerrorVision und dem nachfolgenden Deep Red kommen zwar zuerst zwei vom aktuellen Album, aber danach wird in die Gruft abgestiegen. Auf das – andere würden sagen – flotte Necrotic Manifesto folgt Hetacomb aus den ganz alten Zeiten. Fans pfeilschnellen Geballers sind hier schon seit vier Songs glücklich. Rasanter Death Metal in Hochgeschwindigkeit und mit technischen Finessen schütteln die Death-Grinder nur so aus dem Ärmel. Das mit einigen Black-Metal-Anleihen angereicherte Cadaverous Banket zeigt dann ein wenig von der musikalischen Stilbreite der Band, die trotz abgesteckten Terrains irgendwo im Bereich von Death, Gore und Grind auch immer wieder ein wenig ausbricht.

Mit dem auf EP veröffentlichten Bathos und Retrogore, dem Titeltrack vom 2016er-Album geht es nahtlos weiter. Der nächste Brecher steigt dem Publikum mit Источник Болезни (The Origin Of Disease) auf die Brust. Danach geht es wieder in die Anfänge der Band: The Holocaust Incarnate von 2001 haut noch immer so rein wie vor 18 Jahren. Und was die Band mit dem danach gespielten, etwas neuerem und abwechslungsreichen Coffin Upon Coffin abzieht, dürfte selbst gestandenen Musikern im Death-Segment Respekt abnötigen. Noch einmal ein Track vom aktuellen Album Terrovision: A Whore D’oeuvre Macabre fügt den an makabren Wortspielen nicht armen Texten ein weiteres hinzu. Und so folgt ein Song mit Hochgeschwindigkeitsgeprügel auf den nächsten, begleitet von Sven de Caluwés extremen Grunz-, Keif- und Schreiexzessen. Da kommt keine Langeweile auf, Atempausen gibt es keine und Gefangene werden nicht gemacht. Doch langsam kommt der Auftritt zum Ende, es folgen noch drei Stücke, darunter zwei vom The Saw And The Carmage Done von 2003, dann wird dem Publikum eine Pause gegönnt. Ein großartiger Auftritt!

Über Entombed A.D. muss man ebenfalls nicht mehr viel sagen. Die Band hat in ihrer Vorgängerformation das Genre geprägt wie nur wenige und mit ihrem rumpelnden Stockholm-Sound unter Zuhilfenahme der nicht mehr wegzudenkenden HM2-Effektpedale den Death ’n’ Roll quasi erfunden. Seitdem sind einige Jahrzehnte vergangen. Die ursprünglichen Entombed sind Geschichte, mit aus namensrechtlichen Gründen angehängtem A.D. machte der Großteil der einstigen Besetzung aber seit 2014 weiter und bliebt der alten Stilrichtung treu. Mittlerweile ist vor einigen Monaten das neueste, dritte Album der A.D.-Ära erschienen. Mit dem Longplayer namens Bowels Of Earth sind Sänger L-G Petrow, Lead-Gitarrist Nico Elgstrand und Schlagzeuger Olle Dahlstedt von der Ursprungsbesetzung zusammen mit neuem zweiten Gitarristen Guilherme Miranda und Live-Basser Cauê de Marinis auf der Hell Over Europe III-Tour unterwegs.

Anders als Aborted hat man brandneues Material im Gepäck und spielt daraus auch jede Menge. Natürlich ist die Setlist auch mit Klassikern aus der langen Bandgeschichte durchsetzt. Für zwei Konzertbesucherinnen jedoch nicht genug, sodass sie die Liste stibitzen und eigenhändig noch ein, zwei ihrer Meinung nach wichtige Tracks (darunter Damn Deal Done von 1997) einfach heimlich mit dazwischen schreiben, um sie danach wieder an ihren Platz auf den Bühnenboden neben dem Mikro zu kleben. Genützt hat es übrigens nichts. Die Band hält sich an den vereinbarten Spielplan. Der Gig beginnt gleich mit dem Titeltrack Bowels Of Earth. Gefolgt von Elimination. Der Formation sieht man die Spielfreude förmlich an. L-G stapft wie ein gut gelaunter Brummbär über die Bühne und growlt seine Lyrics zufrieden grinsend ins Mikro. Nico hingegen wie immer zurückhaltender. Dafür tobt sich das brasilianische Duo aus Guilherme und Cauê ausgiebig mit seinen Instrumenten auf der Bühne aus. Im Hintergrund mit seinem schelmischen Gesicht Olle als Herr der Drums. Nach den zwei neuen Songs, die sich nahtlos in die erwartbaren Genrebereiche einreihen, folgen mit Demon, I For An Eye und Chaos Breed ein paar ganz alte Songs aus der Entombed-Ära, mit denen man vergleichen kann und somit sieht, dass sie seitdem nichts verlernt haben. Das ist nicht nur Fan-Service, das ist auch die DNA der Band. Besonders knarziger Death Metal, angereichert mit Rock ‘n‘ Roll-Elementen und mit grummelnden Growls angereichert ist genau das, weswegen die Fans gekommen sind.

Mit Bourbon Nightmare dann eins der witzigsten Stücke des neuen Albums, denn hier stellt man dem Rumpel-Death noch für einige Takte eine Slide-Gitarre zur Seite. Danach Through The Eyes Of The Gods. Mit Stranger Aeons wird noch ein kurzer Schlenker zu ganz alten Zeiten vollzogen, ehe mit Torment Remains dann noch einmal zum aktuellen Album zurückgekehrt wird. Nun folgt ein ganzer Block mit so richtig alten Klassikern: Revel In Flesh, Wolverine Blues und Left Hand Path werden den glücklichen Fans um die Ohren gehauen, ehe Fit For A King die Auswahl an Titeln des aktuellen Albums beschließt.

Man sieht aber, hier gibt es keine großen Stilwechsel. Die Band macht das, was sie seit fast 30 Jahren tut. Es ist noch immer der typische Death Metal und die Wechsel zwischen altem Songmaterial und brandneuen Liedern sind nie eine Umgewöhnung. Es bleibt alles in bewährten Pfaden, nur die Melodien wechseln und die Gitarren-Soli sind andere. Den Schluss bildet Supposed To Rot – auch dies ein richtig alter Song. Die Band pflegt eben ihren Ruf als Erfinder des Death ‘n‘ Roll vorbildlich und kann sich nach so langer Zeit auch genug aus ihrem Material aussuchen, um auch längere Shows zu füllen. Der gekonnte Griff in den Back-Katalog unterscheidet Newcomer mit ein, zwei Alben von den alten Hasen, die schon alles erlebt haben und auch songtechnisch viel erzählen können. Ein großartiges Konzert. Die Band hat Spaß und die Zuschauer, die sich im Täubchenthal versammelt haben, sind am Ende sehr zufrieden. Man kann sich auf die kommende Festivalsaison freuen, denn Entombed A.D. sind als Vielspieler bekannt, die gerne auf den Bühnen der einschlägigen Festivals stehen.