Falling In Reverse + Support am 30. Januar 2018 im Technikum, München

“Kontroverse neben der Musik“

Eventname: Coming Home Europe Tour 2018

Headliner: Falling In Reverse

Vorband(s): The Word Alive, Dead Girls Academy

Ort: Technikum, München

Datum: 30.01.2018

Kosten: 29,90 € VVK

Genre: Hardcore-Punk, Pop Punk, Post-Hardcore, Metalcore

Manchmal bezieht man die Persönlichkeiten hinter der Musik ein, manchmal nicht. Und manchmal führt Ersteres dazu, dass man eben nicht vollkommend neutral der Musik gegenübersteht. So dürfte es vielleicht der einen oder andere Person gehen, wenn es zur Band Falling In Reverse kommt. Die musikalische Ausrichtung liegt irgendwo zwischen Post-Hardcore, Screamo, Emo-Hardcore und Rapcore, kurz gesagt lässt sie sich gar nicht so genau festlegen. Die meisten dürfte der Stil aber wohl am ehesten an Escape The Fate oder auch My Chemical Romance erinnern. Die Geschichte von Falling in Reverse ist dabei unweigerlich mit der ersteren Band verbunden, ist doch Ronnie Radke, der jetzige Frontmann von Falling in Reverse, auch Sänger bei Escape The Fate gewesen. Doch eine Anklage und das darauffolgende Gefängnis kamen dazwischen und die Band Falling In Reverse entstand tatsächlich hinter den Gittern und genau hier beginnt die Kontroverse neben der Musik.

Ein ewiger Hass schwelt zwischen Falling in Reverse und Escape The Fate und Ronnie Radke als vermutlich heiß diskutiertester Frontmann in der Szene neben Oli Sykes von Bring Me The Horizon. Doch was können diese Bad Boys denn nun live? Diese Frage fand eine Antwort am 30. Januar 2018 im Technikum in München. Die kurze Antwort: Eine ganze Menge! Die lange Antwort gibt es jetzt aber dennoch hier.

Zu den kontroversen Bad Boys kommen wir aber später erst, denn als Opener des Abends dient eine Gruppe, die sich da nennt: Dead Girls Academy. Klingt nix? Nun, die Gruppe hat bisher auch nur einen einzigen Song veröffentlicht, der auch das Set abschließt. Alle Songs davor klingen zwar cool, aber hier muss man sich wohl etwas gedulden, bis man sie auf Dauerschleife hören kann. Dafür präsentiert sich eine Band, von der man vielleicht schon bald mehr hören wird, denn Dead Girls Academy wissen sich mit Charme auf der Bühne zu präsentieren und überzeugen musikalisch auf ganzer Ebene. Als Support passen sie perfekt zum Sound von Falling In Reverse und das Publikum klatscht und jubelt artig mit. So theatralisch wie im Clip sind die Jungs übrigens auch live.

Die zweite Band des Abends passt zwar musikalisch nicht so 100% wie Dead Girls Academy, ist aber dafür ein gern gesehener Gast und für mich persönlich sowieso der Headliner des Abends: Die amerikanische Metalcore Gruppe The Word Alive. Sie sind wahrlich nur selten hier im Lande zu sehen und selbst dann in eher kleineren Locations, Festivals oder eben wie jetzt als Support unterwegs. Dabei versteht es keine andere Gruppe so gut Metalcore und Post-Hardcore zu vermischen, was unter anderem auch an ihrem talentierten Frontmann Telle Smith liegt, der spielerisch zwischen Gesang, Scream und Growls hin und her wechselt und dabei noch Instagram mit tollem Material füllt. Auch die Performance von Red Clouds, einem Song, der noch nicht veröffentlicht ist, kommt beim Publikum mit Feuer an und lässt die Vorfreude auf die neue Platte der Jungs definitiv steigen. Es ist wohl eher der engen Freundschaft beider Bands geschuldet, dass man zusammen tourt, statt der musikalischen Übereinstimmung. Aber Abwechslung macht ja Lust auf mehr und ich brauche mehr The Word Alive!

So, jetzt aber: Falling In Reverse sind ja wie bereits erwähnt mit so einigen Kontroversen und auch Diskussionen um Frontmann Ronnie umgeben. Dass besagter Herr Radke eine etwas andere Rolle spielt, als es sonst bei Bands der Fall ist, merkt man sehr schnell daran, dass das Publikum nach „Ronnie“ ruft statt nach der Band. Aber gut, so ist das nun mal eben bei schillernden Frontmännern. Besagter betritt dann auch als Letzter die Bühne und das Gekreische ist hoch, ja, man fühlt sich definitiv wie bei Bring Me The Horizon. Leider hat dies auch mit dem Publikum zu tun, welches sich hier mal wieder in einer Euphorie und Gedrücke zeigt, die nur noch wenig mit Musik genießen zu tun hat. Falling In Reverse genießt man dann wohl lieber in der zweiten Hälfte.

Und ja, Genießen kann man das. Was Falling in Reverse da live bieten, ist mehr als nur ein simples Stehen und die Songs herunterspielen. Ronnie Radke macht sich als Entertainer, bewegt sich teils passend, teils lustig zur Musik, was wohl seinen Charme ausmacht. Es ist allerdings nicht nur seine Performance körperlich, sondern auch die gesangliche, die hervorsticht. Ob nun im Rap wie in Champion und Alone oder in Punk Version wie z.B. in The Drug In Me Is You – hier stimmt einfach alles.

The Drug In Me Is You ist dabei auch ein gutes Stichwort, so wählen Falling In Reverse doch einen wahrlich bunten Mix aus all ihren Platten. Auch das neue, etwas sanftere Album Coming Home kommt dabei nicht zu kurz, auch wenn man fast hier etwas mehr Fokus erwartet hätte, schließlich handelt es sich ja um die Coming Home Tour – das stört allerdings nicht wirklich, so sind es doch die etwas älteren Sachen, die Falling eben so bunt und verrückt und besonders machen. Und die Tatsache, dass man im Mosh Pit die Eltern der etwas jüngeren Besucher trifft, führt dann doch zu einem Schmunzeln. Auch das Konzept der Zugabe halten Falling in Reverse ein wenig anders, da eher in der Mitte ein Cut gesetzt wird und man dann noch einmal für mehrere Songs auf die Bühne kommt. Mit dem Klassiker Just Like You beendet die Band das Set, wobei Ronnie sich hier den Spaß erlaubt das Set als früher beendet als geplant zu verkünden, denn er ist eben „an asshole – just like you“ – wie es eben in dem Song geht. Am Ende kann man verstehen, wieso Ronnie Radke so heiß diskutiert wird, doch Falling in Reverse bleiben mit unglaublicher Bühnenpräsenz sowie Performance und Gesangsstärke im Gedächtnis. Und auch mit einer Fangemeinde, die wahrlich jede einzelne Textzeile kennt. Wenn man die Musik mag und über gewisses Gesagtes in den Medien hinwegsieht, wird man einen fantastischen Abend haben.