Fates Warning – Theories Of Flight

“Theorie und Praxis“

Artist: Fates Warning

Herkunft: Vereinigte Staaten von Amerika

Album: Theories Of Flight

Spiellänge: 52:23 Minuten

Genre: Progressive Metal

Release: 01.07.2016

Label: InsideOutMusic

Link: http://www.facebook.com/fateswarning und www.fateswarning.com

Produktion: von Jim Matheos. Mix und Mastering im Fascination Street Studios von Jens Bogren

Bandmitglieder:

Gesang – Ray Alder
Gitarre – Jim Matheos
Bassgitarre – Joey Vera
Schlagzeug – Bobby Jarzombek

Tracklist:

  1. From The Rooftops
  2. Seven Stars
  3. SOS
  4. The Light And Shade Of Things
  5. White Flag
  6. Like Stars Our Eyes Have Seen
  7. The Ghosts Of Home
  8. Theories Of Flight

Das Limited Edition 2CD Mediabook und die Gatefold 2LP Edition beinhalten noch sechs neue und bislang unveröffentlichte Akustik-Bonustracks mit einer Gesamt-Spielzeit von 21:23 Minuten.

Bonus Tracks:

  1. Firefly
  2. Seven Stars
  3. Another Perfect Day
  4. Pray Your Gods (Toad The Wet Sprocket Cover)
  5. Adela (Joaquin Rodrigo)
  6. Rain (Uriah Heep Cover)

Fates Warning - Theories Of Flight

 

Als die Band Fates Warning im Jahr 1982 gegründet wurde, konnte sicherlich noch niemand ahnen, dass sie einmal zu den Mitbegründern der amerikanischen Progressive Metal-Szene gehören und einer ihrer führenden Vertreter sein würden. Trotz diverser Wechsel in der Bandbesetzung hat man bislang unter anderem elf Studioalben veröffentlicht. Nach dem Album FWX aus dem Jahr 2004 hat es allerdings neun Jahre gedauert, bis in 2013 das bislang letzte Album Darkness In A Different Light das Licht der Welt erblickte. Ganz so lange müssen die Fans dieses Mal nicht warten, am 01.07. erscheint über InsideOutMusic das zwölfte Studioalbum Theories Of Flight. Die Themen, die in den einzelnen Songs des Albums behandelt werden, werden auch bereits im Cover aufgegriffen, das von dem aus Michigan stammenden Künstler Graceann Warn entworfen wurde, wobei hier nur ein Ausschnitt des Gesamtkunstwerkes zu sehen ist.

Vorab muss ich noch sagen, dass dies tatsächlich das allererste Album von Fates Warning ist, das ich komplett vom ersten bis zum letzten Ton höre. Ich habe sie während eines Festivals im Jahr 2014 live in Belgien erlebt, fand allerdings zu dieser Show genau so wenig einen Zugang, wie zur, meiner Meinung nach ziemlich verkopften und sperrigen, Musik. Für seinen sehr eindringlichen Gesang mag ich Ray Alder dann auch lieber bei Redemption, die ja ebenfalls gerade ein neues Album veröffentlicht haben. Aber was Fates Warning betrifft, kann ich zu irgendwelchen Vorgängeralben gar keine Vergleiche ziehen.

Die ersten zwei Minuten des Albums sind sehr verhalten, aber bei dem drittlängsten Song des Albums, dem Opener From The Rooftops, bleibt da trotzdem noch genug Zeit, um mich gleich mal mit offenem Mund dasitzen zu lassen. Zunächst noch ein fast traurig klingendes Gitarrenspiel, sehr zurückgenommene Bass- und Schlagzeugsounds und ein Ray Alder, der gesangstechnisch längst noch nicht alles bringt, zu dem er imstande ist, werden abgelöst von einer nicht zu progressiven, aber deutlich härteren Gangart. Auch Seven Stars und SOS bleiben immer nachvollziehbar und somit durchaus eingängig, bevor es dann mit The Light And Shade Of Things den ersten Track mit über 10 Minuten Länge gibt. Dazu steht bei mir nur ein Wort auf meinem Zettel, nämlich „episch“. Hier lassen uns Fates Warning ungefähr drei Minuten zappeln, bevor sie den Bogen lange genug gespannt haben und der Pfeil unaufhaltsam und rasant seinem Ziel entgegenfliegt. Bei dieser tollen Produktion kann man auch hier wieder jedem Mitglied der Instrumentalfraktion folgen oder sich von der über allem thronenden Stimme von Ray Alder durch Licht und Schatten begleiten lassen.

Einen starken Kontrast setzen Fates Warning mit dem folgenden White Flag, der wohl unwidersprochen als härtester Track des Albums bezeichnet werden darf. Wenn Ray Alder voller Inbrunst singt „No surrender, don’t give up, rise and bury that white flag“ und Frank Aresti und Mike Abdow sehr krasse Gitarrensoli beisteuern, dann hoffe ich nur, dass ich diesen Song auch mal live aus vollster Kehle mitsingen darf. Einen nur unwesentlich geringeren Härtegrad fahren Fates Warning beim folgenden Like Stars Our Eyes Have Seen, das aber auch seine zarten Seiten hat, bevor es mit The Ghosts Of Home zu dem Track geht, der ursprünglich als Namensgeber für das Album vorgesehen war. Hier hat sich Jim Matheos textlich eingebracht und seine Erfahrungen verarbeitet, die er während der Kindheit hatte. In seinen ersten neun Schuljahren musste er nämlich acht Mal mit der Familie umziehen, musste Abschied nehmen und neue Beziehungen aufbauen, was seine Kindheit natürlich sehr geprägt hat. Auch seine Reisen als Erwachsener zurück an die Plätze der Kindheit sind ein Thema, wobei hier immer die Frage im Raum steht, ob solche Reisen wirklich Sinn machen. Auch Ray Alder konnte sich bei diesem Themenkomplex einbringen, für den große Veränderungen, wenn auch selbstgewählt, ebenfalls nicht unbekannt sind. Hier geht es dann auch mal ein wenig progressiver zur Sache, so erinnert mich der lange erste Instrumentalpart ein wenig an Dream Theater, und in meinen Ohren zieht sich dieser Song doch ein wenig. Aber das ist Jammern auf Mount Everest-Niveau.

Der Abschlusstrack des Albums, gleichzeitig Titeltrack, eben Theories Of Flight, erschließt sich mir dann zugegebenermaßen nicht so wirklich, denn er besteht nur aus einer Aneinanderreihung von Radiodurchsagen oder Ausschnitten von Reportagen. Für mich wäre das in der Form entbehrlich gewesen, aber ich gehe mal fest davon aus, dass sich Fates Warning auch dabei etwas gedacht haben. Dies ist auch der einzige Song, zu dem in den Release-Informationen gar nichts steht, also soll sich der geneigte Hörer dann wohl selbst seine Gedanken machen.

Fazit: So, da haben mir Fates Warning aber mal richtig einen vor den Latz geknallt, so nach dem Motto "Friss oder stirb". Und ich fresse den vier Männern aus der Hand, jetzt haben sie mich wirklich um den kleinen Finger gewickelt. Das ist ein mega-starkes Album, bei dem auch bei den beiden über zehn Minuten langen Songs überhaupt keine Langeweile aufkommt. Die Songs fließen butterweich durch die Gehörgänge direkt bis ins Belohnungszentrum im Hirn und entfalten dort direkt ihre Wirkung. Nur den tieferen Sinn und Zweck des Titeltracks verstehe ich nicht, aber sei es drum. Das nennt man dann wohl künstlerische Freiheit…

Anspieltipps: From The Rooftops, The Light And Shade Of Things, White Flag und Like Stars Our Eyes Have Seen
Heike L.
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