Frostfeuernächte am 14.02.-15.02.2020 am KiEZ Frauensee in Heidesee

Ein Ferienlager für Metalheads

Eventname: Frostfeuernächte 2020

Bands: Anomalie, Noctem, Ellende, Ymyrgar, Desire For Sorrow, Aorlhac, Deserted Fear, Månegarm, Stallion, Mosaic, Bloody Tyrant, Archaic, Clitcommander, Logar´s Diary, Grimner, Horn, Ferndal, Wandar

Ort: Kiez Frauensee, Weg zum Frauensee 1, Heidesee

Datum: 14.02 – 15.02.2020

Genre: Black Metal, Death Metal, Grindcore, Folk Metal, Trash Metal, Viking Metal, Fun Metal

Veranstalter: Frostfeuernächte

Link: https://www.frostfeuernaechte.de

 

Dort, wo sich in den Sommermonaten vor allem Kinder- und Feriengruppen tummeln, wo sich zwischen Wald und See viel Natur erleben lässt, dort finden sich einmal im Jahr ein paar Hundert Metalheads ein. Es ist Februar und südlich von Berlin finden wieder die Frostfeuernächte am Heidesee statt. Die Location befindet sich mitten im Nirgendwo, was aber nicht stört. Zum sechsten Mal sorgen die Veranstalter nun schon für einen dunkelbunten Strauß an Metalbands aus verschiedenen Genres. Dieses Jahr stehen Bands wie Desearted Fear, Maat, Noctem, Elender, Anomalie und Manegarm auf den Flyern.

Wir haben den Vorteil um die Ecke zu wohnen und erreichen am Freitag nach Feierabend das Gelände. Wer von weiter her kommt oder keine Lust hat nachts noch nach Hause zu fahren, kann in den Häusern des Camps am Frauensee oder am Hölzner See unterkommen. Aber auch an Besucher aus Berlin und Umgebung haben die Veranstalter gedacht. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann den Shuttle von und nach dem S-Bahnhof Königs-Wusterhausen nutzen.

Am Donnerstagabend eröffneten die Frostfeuernächte bereits mit einer kleinen Party für die Besucher, die schon angereist sind. Die Party scheint recht ausschweifend und lange gewesen zu sein. Hat man doch Freitag Nachmittag schon den einen oder anderen Gast beobachten können, der nicht nur wenig Schlaf, sondern auch ein paar Bier zu viel hatte.

Freitag 14.02.2020

Als wir Freitag Nachmittag das Gelände betreten, kommt gleich Ferienlager-Feeling auf. Zwischen Bäumen und See gelegen, treten wir in die angenehm große Halle. Jörmungand sind gerade an der Reihe und spielen die letzten Töne. Leider haben wir die vorigen Bands Desire Of Sorrow und Ymyrgar verpasst. Viel können wir von den Kölnern leider auch nicht mehr erleben, denn kurze Zeit später ist der Auftritt auch schon vorbei.

Die Umbaupause nutzen wir also, um uns in der Halle ein wenig umzusehen. Neben den üblichen Getränkeständen und dem Merchstand für die auftretenden Bands, haben sich auch drei weitere Stände mit allerhand Metalshops nieder gelassen. Bei reichlich Bandshirts, Platten und Patches findet das Metalheadherz diverse Shoppingmöglichkeiten.

Weiter im Programmpunkt geht es mit den Franzosen von Aorlhac. Die Herren sind weit angereist, um das deutsche Metalpublikum zu bespaßen. Gesungen wird in alter traditioneller Landessprache. Damit startet eine kleine musikalische Weltreise, die sich wie ein roter Faden durch das Line-Up des Festivals zieht. Aorlhac sind Black Metaller durch und durch. Auf der Bühne geht es ordentlich ab und das überträgt sich schnell auf das Publikum. Es wird ausgelassen geheadbangt, mitgegrölt und gemosht. Eines der Highlights des Freitagabends.

Mit Ellende steht eine fünfköpfige Post Black Metal Band aus Österreich auf der Bühne. Szenekennern dürfte sie nicht unbekannt sein. Mit dem 2019 erschienenen Album Lebensnehmer bleiben sie sich treu. Melancholisch und atmosphärisch gleiten sie durch die Setlist. Die Band kommt beim Publikum gut an, ich persönlich tu mich mit deutschsprachigem Metal immer etwas schwer. Nichtsdestotrotz liefern Ellende auf der Bühne des Frostfeuernächte Festivals ab.

Weiter geht es musikalisch in südlichere Gefilde. Die in Valencia gegründete Band Noctem ist in Deutschland noch ein wenig unbekannt. Das sollte sich aber schnell ändern. Corpse Paint, Blut, hasserfüllter Gesang und eine wohlig düstere Stimmung bieten alles, was das Black Metal Herz begehrt. Seit der Gründung vor 18 Jahren haben Noctem vier Studio- und ein Livealbum veröffentlicht. Ein Ausschnitt aus dieser Bandgeschichte zeigen sie heute Abend am Frauensee.

Die erste bestätigte Band der diesjährige Frostfeuernächte waren die Herren von Anomalie. Auch hier steht wieder eine Post Black Metal Band auf dem Plan. Überhaupt entpuppt sich der Freitag als Abend für Anhänger des schwärzesten Metalgenres. Doch zurück zu Anomalie. Gelassen düster, atmosphärisch und ein wenig okkultisch kann man den Auftritt der aus Österreich stammenden Band wohl am besten beschreiben. Auch die Bühnendeko spiegelt das wider. Birkenstämme und Traumfänger rahmen die Musiker ein. Das sieht zwar ganz nett aus, der Funke sprüht auf mich aber nicht über. Im Publikum scheint das aber der Fall zu sein und so kann die Stimmung nicht besser sein.

Angefangen mit Pagan Metal, sind Horn, die nächste Band im Line-Up, heute eher im Black Metal einzuordnen. Drei Musiker stehen hier auf der Bühne. Aus Paderborn stämmig haben wir es auch hier wieder mit deutschsprachigem Metal zu tun. Auffallend oft drehen sich die Texte von Horn an diesem Abend um Kriegs- und Soldatenthemen. Das ist für Black Metal zwar nicht ungewöhnlich, dennoch hat es für mich einen seltsamen Beigeschmack und so kann mich der Auftritt nicht ganz überzeugen.

Last, but not Least betreten Ferndal die Bühne am Abend des 14. Februar. Schon der Bühnenaufbau verspricht etwas Besonderes. So findet sich unter den typischen Metalband Instrumenten auch ein Cello. Die fünf Musiker aus Münster haben im letzten Jahr das Album Singularitäten veröffentlicht und geben den einen oder anderen Titel daraus zum Besten. Trotz Cello und viel Leidenschaft klingt es aber für meine Ohren leider etwas unfertig und hat noch viel Luft nach oben.

So geht der erste Tag der Frostfeuernächte 2020 zu Ende. Bisher gefällt es uns sehr gut hier. Die Location und Bandauswahl ist gut gewählt. Wir fahren weit nach Mitternacht nach Hause und sind schon gespannt auf den nächsten Samstag.

Samstag, 15.02.2020

Nach einer kurzen Nacht stehen wir wieder  auf der Matte am Frauensee. Pünktlich zu Bloody Tryant, der dritten Band auf dem heutigen Festivalmenü, betreten wir die Halle. Die Band aus Taiwan ist gerade in Gange bei den Frostfeuernächten 2020 ihren ersten Deutschlandauftritt zu absolvieren. Die Mischung aus traditionellen und typischen Metalinstrumenten ist eine willkommene Abwechslung. Die Songs rund um das Samurai Leben in einem dunkel düster aber sehr melodischen Gewand, sind ein perfekter Start in den Festivalsamstag. Ein politisches Statement folgt seitens Bloody Tryant am Ende des Auftritts. Der Gitarrist der Band hält die taiwanische Flagge hoch und distanziert sich von der chinesischen Regierung.

Da es noch Tag ist und es auf dem Gelände auch noch eine Waldbühne am See mit einem kleinen Markt geben soll, unternehmen wir einen kleinen Spaziergang. Das Wetter ist angenehm sonnig und für ein wenig mehr Wärme sorgt ein Lagerfeuer. Die Waldbühne ist ein kleines Amphitheater am Seeufer, um das sich ein paar Stände mit Speisen und Getränken aufgestellt haben. Auch ein mini mittelalterliches Lager gibt es hier. Wer beim Schaukampf nicht nur zuschauen möchte, kann sich selbst beim Axtwerfen und Bogenschießen üben. Eine nette Idee, die sicher über die Jahre noch ein wenig wachsen könnte.

Wir gehen wieder zur großen Halle, um die nächste Band zu sehen. Wandar haben es sich auf der Bühne gemütlich gemacht. Wandar ist eine Black Metal Band aus Halle. Letztes Jahr veröffentlichten sie ein von der Metalwelt viel gelobtes Album, aus dem sie auch heute das eine oder andere Stück zum Besten geben. An den musikalischen Fähigkeiten kann man bei Wandar wirklich nicht zweifeln und auch wenn ich, wie ich eingangs schon erwähnt habe, mit deutschsprachigem Metal nicht viel anfangen kann, mag ich es hier dann doch. Leider können mich die Herren an diesem Tag aber live nicht so packen. Woran das liegt, kann ich gar nicht genau sagen. Wahrscheinlich ist es eine rein subjektive Einschätzung.

Es folgen Clitcommander. Kurz gefasst, herrscht erst einmal Verwirrung. Die Herren tragen Hawaiihemden, einer trägt sogar eine lustige Lockenperücke und auf der Bühnenmitte steht ein überdimensionaler Penis. Nun gut, Abwechslung muss sein. Als Clitcommander dann aber mit feinstem Grindcore loslegen, ist die Metalseele beruhigt. Vor ein paar Jahren waren sie schon einmal Teil der Frostfeuernächte und haben als Frühstücksband den Festivalkater verjagt. Auf tiefsinnige Texte wartet man hier zwar vergebens, dafür ist die Stimmung vor und auf der Bühne umso besser. Clitcommander haben vor allem Unterhaltungswert und lockern die sonst eher melancholische Atmosphäre wunderbar auf. Frisch aus dem Studio haben die Eislebener ein paar neue Songs mitgebracht. Da diese Songs nun aber den Auftritt nicht komplett füllen können, wird viel auf der Bühne rumgeblödelt und gequatscht. Es bleibt auch genug Zeit die Festivalmacher einmal zu ehren und auf die Bühne zu holen. Auch das muss einmal sein. Findet auch das Publikum und applaudiert fleißig mit.

Anschließend ist es wieder an der Zeit für ein wenig ernsthafteren Death Metal. Mit Maat steht ein weiteres Highlight der Frostfeuernächte auf dem Plan. Mit ägyptischen Einflüssen, musikalisch als auch optisch, arbeitet die aus Berlin stammende Band nun schon seit 2009. Die heutige Show am Frauensee schlägt vom ersten Ton an ordentlich ein und sorgt für ausgelassenes Headbangen im Publikum. Auch wenn Maat sich das Land der Pharaonen auf die Fahne geschrieben haben, erscheint dieses keinesfalls subtil in den Songs. Gut platziert und leicht sandig angehaucht, würde es wohl eher treffen. Auf und vor der Bühne wütet es dennoch herrlich brutal. Ein Augen- und Ohrenschmaus von dem man noch viel erwarten kann. Wir beobachten Maat auf jeden Fall weiter.

Aus dem nicht ganz so weit entfernten Gotha sind Mosaic angereist. Mystisch und schwermütig geht es nun auf der Bühne zu. Die Thüringer haben sich dem Black Metal verschrieben, allerdings etwas offener und spielen mit ein wenig Naturthemen in ihren Lyrics. Meins ist das leider nicht und so schaue ich nur ein paar Lieder der Show und wandere noch ein wenig auf dem Gelände umher.

Die Heavy Metaller von Stallion sind nach der schweren Kost von Mosaic genau das Richtige. Wieder einmal zeigt sich die abwechslungsreiche Bandauswahl der Festivalmacher. Mit vielen Nieten, bunten Leggins und allerhand Schmuck findet man alles, was das Glamrock Herz begehrt. Die wilden Metal 80er scheinen angerufen zuhaben und Stallion haben abgenommen. Das Auge weiß gar nicht, wo es zuerst hinsehen soll. Es bietet sich eine bunte und klassische Heavy Metal Show, wie sie im Buche steht. Die musikalische Leistung kann sich auch hören lassen und so herrscht kollektives Ausrasten in der Konzerthalle am Frauensee.

Manegarm kann man mit bestem Gewissen zu den Urgesteinen des skandinavischen Viking Metals zählen. Was zunächst im Jahre 1995 unter dem Namen Antikrist begann, hat sich nun zu einem Act entwickelt, den man nicht mehr nur in ein Genre packen kann. Neben Black Metal Parts finden sich auch Folkeinschläge wieder. So befindet sich auf der Bühne auch eine Violine, die die Show am Samstagabend eröffnet. Die Stimmung ist großartig und spätestens beim Song Odin Owns Ye All kommt in jedem Festivalbesucher der Wikinger durch. Manegarm sind ganz klar nicht nur bei uns ein Highlight der Frostfeuernächte 2020.

Mittlerweile ist es fast Mitternacht und wir warten auf den Headliner der Frostfeuernächte und dem eigentlichen Grund, warum wir dieses Jahr unbedingt dabei sein wollten. Desearted Fear kommen nicht nur aus der Heimat von einem unserer heutigen Redakteure, sie warten vor allem mit feinstem Oldschool Death Metal auf, der sich gewaschen hat. Zu Recht hochgelobte Kritiken erfuhr das aktuelle Album der Ostthüringer, die sich durch zahlreiche Festivalauftritte und Touren völlig verständlich eine größere Fangemeinde aufgebaut haben. Wir genießen die Show in vollen Zügen und bis zum letzten Ton. Jedem, der die Chance hat, Desearted Fear live zu erleben, können wir das nur wärmstens empfehlen.

Eigentlich würde man vermuten, dass damit das Festival ein gelungenes Ende finden würde. Doch die Veranstalter haben noch eine Band im Ärmel. Grimner kommen wie die Kollegen Manegarm aus Schweden, und touren hin und wieder gemeinsam durch die Lande. Typischer Folk und Viking Metal steht auch hier auf dem Programm – samt Flöte und Wikinger-Kostümen. Das ist ganz nett anzusehen. Vor allem dem Flötenspieler schaut man gerne zu, auch wenn man ihn irgendwie eher putzig findet. Zu lange kann unsere Aufmerksamkeit hier aber nicht aufrechterhalten werden und so beschließen wir, nach ein paar Liedern das Festival zu verlassen.

Wir blicken zurück auf zwei großartige Tage zwischen Wald, Wiesen und Seen. Haben am Lagerfeuer gesessen, zugesehen wie Äxte und Bögen geschwungen wurden und vor allem einer großartigen Auswahl an Bands unterschiedlicher Metalgenres zugehört. Unsere Highlights waren die Franzosen von Aorlhac, Noctem, Maat, Manegarm und natürlich Desearted Fear. Die Frostfeuernächte sind ein kleines aber durchaus besonderes Festival, das unter Insidern schon recht beliebt ist. Gerade in der Zeit, wenn der Festivalfreund eher auf dem Trockenen sitzt, stimmt das Metalevent südlich von Berlin erstklassig auf die nächste Festivalsaison ein. Dazu kam, dass das diesjährigen Wacken Winter Nights wegen Sturmböen abgesagt wurden und sich dadurch der eine oder andere Besucher zu den Frostfeuernächten verirrt hat. Wir haben ein Paar aus Kanada kennengelernt, das mit diesem Ersatz mehr als zufrieden war. Einen Black Metal Gartenzwerg hatten die beiden ebenfalls im Gepäck, der von den anderen Festivalgästen sehr gerne zum Posieren für Selfies genutzt wurde.

Einziger Kritikpunkt war der Meet&Greet Stand, der direkt neben der Bühne stand. Da die Zeiten der Bands immer mit der Show auf der Bühne kollidierten, war dieser Stand wenig besucht. Ein anderer Standort, damit man sich mit den Musikern nicht anschreien muss, wäre besser gewesen. Auch wäre es sinnvoller, die Umbaupausen für das Meet&Greet zu nutzen, damit man keine Band auf der Bühne verpasst.