Haudegen: Altberliner Melodien – das neue Album

In den Zwanzigerjahren beschrieben Künstler und Musiker wie Heinrich Zille, Paul Lincke oder Willi Kollo Geschichten des Berliner Proletariats samt ihrer Hinterhof-Romantik.
„Manchmal wünschen wir uns in diese Epoche zurück“, sagen Hagen Stoll und Sven Gillert alias Haudegen. Daher nahmen die beiden Liedermacher elf solcher „Altberliner Melodien“ auf. Darunter berühmte Gassenhauer wie „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“ oder „Sein Milljöh“. „Wir als Haudegen und Berliner Originale lieben diese Lieder und wollen sie bewahren.“
„Aus dem Hinterhaus kieken Kinder raus. Blass und unjekämmt, mit und ohne Hemd. Unten uffm Hof, jibt’s nen Riesenschwoof und ick denk mir so bei mir: wo haste dit schon mal jesehen?“ – so lautet die erste Zeile des berühmten Berliner Gassenhauers „Sein Milljöh – das Lied vom Vater Zille“.

Komponist Willi Kollo schrieb es 1929 zum Gedenken an den im selbigen Jahr verstorbenen Künstler Heinrich Zille. Knapp 90 Jahre später interpretieren nun Haudegen dieses und viele weitere Lieder aus vergangener Zeit neu und bringen eine ganze Platte mit „Altberliner Melodien“ heraus. „Manchmal wünschen wir uns in diese Epoche zurück – mit diesen Songs unternehmen wir eine kleine Zeitreise“, sagen Hagen Stoll und Sven Gillert alias Haudegen. Die Idee dazu entstand spontan auf einem Haudegen-Konzert, als die beiden das Berliner Lied „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“ acapella anstimmten:

„Wir hatten einfach Bock drauf. Das war keine rationale Entscheidung, sondern einfach aus ‘ner Laune heraus“.

Den Fans ging sofort das Herz auf. Denn wenn Haudegen solche Lieder singen, passt das wie die Faust aufs Auge. Es könnten ihre eigenen Texte sein: Sozialkritische Geschichten von Halunken in Spelunken, heitere Themen aus den Berliner Hinterhöfen und Kaschemmen, Szenen aus der proletarischen Unterschicht – immer mit einem Hauch Lokalpatriotismus und einer ordentlichen  Portion Berliner Schnauze. „Wir sind Berliner Originale und lieben diese Melodien sowie die Stimmung, die sie transportieren: Es geht um einfache Lösungen und Werte, die uns auch unsere Großväter mit in die Wiege gelegt haben. Wir fühlen das, wir sind diese Lieder und wollen sie bewahren. Und das Interessante dabei ist ja: die ganzen Probleme, die Tragik und Trauer von damals, die gibt es heutzutage genauso. Außerdem lieben wir einfach Dialekte – die machen’s doch erst menschlich“, sagen Hagen und Sven, für die die Altberliner Melodien „eine Erweiterung des musikalischen Portfolios“ sind.

Haudegen wollen Unterhalten und in Nostalgie schwelgen, kurzum: „die Zille-Zeit zurückholen“.
Ab Ende August nahmen Haudegen elf Altberliner Melodien in den traditionsreichen Hansa-Studios auf, wo unter anderem schon David Bowie, Iggy Pop und Nick Cave ein- und ausgingen.
Die geschichtsträchtigen Hansa-Studios gehören zum Familienunternehmen Meisel Musikverlage, die im Bereich der Musikproduktion tätig sind.
Haudegen widmen die Altberliner Melodien auch dem Anfang des Jahres verstorbenen Sven Meisel, der seit 1998 in dritter Generation die 1926 gegründeten Meisel Musikverlage geführt hatte.