Hexvessel auf „October Frost“-Tour am 28.10.2024 im Hafenklang, Hamburg

Nebel, Halloween und die dunkle finnische Melancholie

Event: Hexvessel – October Frost Tour 2024

Bands: Hexvessel, Sum Of R

Ort: Hafenklang, Große Elbstr. 84, 22767 Hamburg

Datum: 28.10.2024

Kosten: VVK 17 €, AK 20 €

Zuschauer: ca. 50

Genre: Psychedelic Rock, Folk Rock, Atmospheric Black Metal, Post-Black Metal, Doom Metal, Avantgarde Metal, Ambient, Drone, Kraut Rock

Links: https://www.hafenklang.com/

Setlist Hexvessel:

1. Black Mountain Poet
2. The Tundra Is Awake
3. Listen To The River
4. Eternal Meadow
5. Crepuscular Creatures
6. Phaedra
7. Older Than The Gods
8. Spirit Masked Wolf
9. Ring
10. Under The Lake
11. A Cabin In Montana
12. Homeward Polar Spirit
13. Halloween

Wer sich einige Jahrzehnte vor den Bühnen der gitarrenlastigen Musik tummelt, der bekommt höchst selten etwas zu sehen, was noch nicht auf einem Festival oder in einem Package auf Tour war. Der Blick über den Tellerrand kann dabei interessant sein, auch wenn das Gesamtpaket nicht zu 100 Prozent den Geschmacksnerv trifft.

Hexvessel aus Finnland scheren sich nicht um Genres. Grundsätzlich ist die Truppe eher im Rock als im Metal beheimatet. Die Kombination aus Folk, Psychedelic Rock und schwarzem Metal wurde mit dem aktuellen Release Polar Veil mehr in Richtung Schwarzmetall verschoben. Bis die Finnen auf der Bühne des Hafenklang, unweit des Hamburger Fischmarkts, stehen, übernehmen Sum Of R den Job als Opener.

Sum Of R – Hafenklang, Hamburg – 2024

Der Grund, warum das Schweizer Duo mit dem finnischen Drummer Jukka Rämänen mit Hexvessel auf Tour ist, liegt an dem finnischen Drummer. Der fährt auf der gemeinsamen Tour Doppelschicht und bearbeitet die Felle sowohl bei Hexvessel als auch bei Sum Of R. Was das Trio auf die Bühne bringt, ist technisch mehr als nur ein Ausrufezeichen. 15 Amps für einen Bass, elektronische Spielereien wie das Aufnehmen der eigenen Vocals, um diese immer mehr zu verzerren, zeigen nur einige Ansätze des Trios. Rämänen spielt locker seine Drums, während sich die anderen beiden Herren um Elektronik, Bass und Vocals kümmern. Das alles nur über Monitor, was zu dem skurrilen Bild führt, dass Vocalist Marko Neuman vor dem Monitor hockt, um sich selbst wahrzunehmen. Das Soundgebilde beschreiben die Herren selbst als Avantgarde Metal, Drone Rock und Psychedelic Kraut Doom. Das in circa 45 Minuten dargebotene Gebräu ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig für die Hexvessel Fans vor der Bühne.

Der Umbau dauert eine knappe halbe Stunde, dann kommen Hexvessel als Quartett mit Umhängen auf die Bühne. Die Zeiten, dass akustische Instrumente zum Einsatz kommen, scheinen vorbei. Der Fokus des Quartetts liegt vollkommen bei der aktuellen Scheibe, die komplett dargeboten wird und mehr zum Atmospheric Black Metal und Doom Metal tendiert. Die Nummern sind allesamt nicht schlecht, haben aber wenig von den Vor-Covid-Alben wie All Tree und When We Are Death. Der okkulte Ansatz, der melancholische Grundton und die Auseinandersetzung Mensch und Natur sind geblieben.

Hexvessel – Hafenklang, Hamburg – 2024

Zwei neue Nummern gibt es bereits. Under The Lake ist als Single draußen, Spirit Masked Wolf wird auf dem kommenden Werk, das 2025 zur Veröffentlichung ansteht, zu finden sein. Hexvessel wechseln zum nicht unumstrittenen Label Prophecy Productions, sodass der weitere Weg der Herren eher im schwarzen Metall zu finden sein wird. Der Schlusspunkt ist ein Cover und passt zur Jahreszeit. Die Misfits sangen 1981 Halloween, das von Hexvessel als leicht angeschwärzte Variante den Strich unter den häutigen Konzertabend setzt.

Schlecht ist die neue Ausrichtung von Hexvessel nicht. Von einer reinen Black-Metal-Band sind die Herren weit entfernt. Die folkig psychedelischen Wurzeln scheinen über Bord gegangen zu sein.

Der Sound ist für das Hafenklang am heutigen Abend gut und die Instrumente beziehungsweise Elektronik von beiden Bands differenziert zu vernehmen. Einzig der überdosierte Nebel nervt etwas. Wenn die Sicht im Zuschauerraum kaum mehr als einen Meter beträgt, dann ist es einfach zu viel des Guten. Trotzdem: Es war nett, mal wieder im Hafenklang zu sein.