Impericon Never Say Die! Tour 2019 – 08.11.2019 in der Essigfabrik in Köln

Core-Gemetzel auf hohem Niveau

Eventname: Impericon Never Say Die Tour! 2019

Headliner: Crystal Lake

Vorband(s): In Hearts Wake, King 810, Our Hollow Our Home, Polar, Alphawolf, Great American Ghost

Ort: Essigfabrik, Köln

Datum: 08.11.2019

Kosten: ab 29,40 € VVK

Genre: Metalcore

Besucher: ca. 1000 Besucher

Veranstalter: Positive Records (https://positive-records.de/cms/ )

Link: https://www.facebook.com/events/462522731172654/

Setlisten:

Great Amercan Ghost
1. No Savior
2. Altar Of Snakes
3. Prison Of Hate
4. Destroyer
5. Socialized Animals
6. Ann Arbor

Alpha Wolf
1. No Name
2. Spirit Breaker
3. Russian Roulette
4. Golden Fate; Water Break
5. Black Mamba
6. Fault
7. Sub-Zero
8. The Lonely Bones

Polar
1. Breathe
2. Adore
3. Devil
4. Blood For Blood
5. Midnight
6. Drive

Our Hollow Our Home
1. Denial
2. Loneshark
3. Hartsick
4. Karmadillo
5. Anger
6. Wraiths
7. Burn It Bury It
8. Speak Of Sorrow

King 810
1. Heartbeats
2. Murder Murder Murder
3. Alpha & Omega
4. Vendettas
5. Heavy Lies The Crown
6. War Outside
7. Fat Around The Heart
8. Give My People Back
9. Killem All

In Hearts Wake
1. Survival
2. Warcry
3. Healer
4. Departure
5. Divine
6. Skydancer
7. Breakaway
8. Earthwalker
9. Refuge

Crystal Lake
1. Aeon
2. Hail To The Fire
3. Six Feet Under
4. Machina
5. Agony
6. Alpha
7. Omega
8. Devilcry
9. Lost In Forever
10. Apollo

Es ist Freitag, Start ins Wochenende und ich bin auf dem Weg zur Essigfabrik nach Köln, wo eine der Stationen ist, die von der Never Say Die! Tour heute besetzt wird. Die Ankündigung könnt ihr in meinem Vorbericht lesen. Es ist bereits um 17 Uhr Einlass, eine halbe Stunde später startet sogar schon das Programm. Daher bleibt keine Zeit zum Trödeln. Der eine oder andere muss unter Umständen früher Feierabend machen, um trotz des Staus aufgrund des Feierabendverkehrs noch rechtzeitig anzukommen. So geht es mir an dem Tag.
Kaum angekommen, muss ich mich sofort zur Bühne begeben, denn Great American Ghost fangen pünktlich um 17:30 Uhr an. Zu dem Zeitpunkt sind viele noch auf dem Weg, die Halle ist nicht mal halb voll. Vorteil ist hier, dass man sich noch gemütlich seine Lieblingsposition aussuchen kann. Da es nicht mal einen Graben vor der Bühne gibt, ist der direkte Kontakt mit der Band möglich, die sich nicht schüchtern zeigt. Das spricht schon für ein familiäres Konzert.

Die großen Kampf-Geister aus Boston geben von Anfang an 100 Prozent, was bei einer Spielzeit von nur ca. 25 Minuten auch nötig ist, um die Fans schon mal aufzuwärmen. Nach den ersten drei Songs folgt auch die erste Begrüßung, bei der Sänger Ethan Harrison erwähnt, dass sie zum ersten Mal in Europa spielen. Dafür bedanken sie sich und rufen jetzt schon mal einen Applaus für Crystal Lake aus, die noch ein paar Stunden auf sich warten lassen. Bei ihrem letzten Song wird auf Ethans Ruf schon mal ein kleiner Circle Pit gestartet, zu dem ich ebenfalls meine umliegenden Mitstreiter motivieren kann. Mit einem kurzen, aber sehr kraftvollen Auftritt lassen uns Great American Ghost die erste halbe Stunde in Erinnerung bleiben.

So kurz wie die erste Runde ist auch die Pause. Währenddessen füllt sich die Halle um mehr als das Doppelte.
Alpha Wolf betreten die Bühne und zeigen sich mit der gleichen Energie. Was sollen die Australier auch anders machen, als eben an der Vorarbeit der Amerikaner anknüpfen? Vocalist Lochie Keogh ist der Meinung, dass sie uns für die Headliner aufwecken müssen. Dementsprechend werden wir herangenommen. Die Fans sind aber schon sehr gut gelaunt und bereit, einen größeren Moshpit zu starten. Das Loch in der Mitte wird größer und bietet mehr Platz für die kampflustigen unserer Metalcore Freaks. Nach einer harten Runde mit den Wölfen weist Lochie aber vor allem darauf hin, dass jede Band an diesem Abend das gleiche Ziel verfolgt und hofft, dass wir alle noch genug Reserven für die nachfolgenden Bands übrig haben. Mit Golden Fate; Water Break machen die Alphatiere weiter. Ich denke, das mit den Reserven regeln die Pausen schon. Der Weg an die frische Luft ist auch nicht weit.

Während der Pause kommt ein noch fremder Mann auf die Bühne. Er begrüßt uns und stellt sich als Brent Schroeyens vor. Im Auftrag der Organisation Hope For The Day ist er hier, um mit uns über psychische Gesundheit zu sprechen. Er begrüßt es, dass Impericon und Avocado Booking uns jedes Jahr mit all den harten Bands auf die Tour mitnehmen und das liebevolle Gefühl in unseren sichern Orten, den Konzerten und Festivals, umgeben von Freunden und anderen, welche die Liebe zur Musik mit uns teilen, zu sein. Aber die Wahrheit ist, dass von dem Moment an, in dem manche von uns hinausgehen, das Leben genauso hart und schwer sein kann. Er kommt vor fünf Jahren in Berührung mit der Organisation, nachdem er eine seiner engsten Freunde aufgrund von Selbstmord verliert. Sie war nur 16 Jahre alt.
Nun bittet er uns, die Hand zu heben, um zu sehen, ob wir von der gleichen Erfahrung zeugen können. Dann möchte er von jedem die Hand sehen, die jemanden kennen, der mit solchen Problemen zu kämpfen hat. Daraufhin lässt er uns umschauen, um zu sehen, wie viele mit so etwas während ihres Lebens in Kontakt treten. Letzte Sache, die Brent von uns verlangt, ist das Zeigen des Mittelfingers.

„This is a big Fuck You to everyone who says a mental health is a sign of weakness, who says a mental health shows somebody can’t handle life or it’s just a scream for attention. Mental health is actually a real thing.[…]“

Um es auf den Punkt zu bringen. Wenn wir krank werden, gehen wir zum Doktor, bei psychischen Problemen zum Therapeuten. So einfach ist das, also was ist das Problem?
Brent legt es uns ans Herz, miteinander zu reden und nach anderen Ausschau zu halten, es nicht auf eigene Faust zu regeln und bietet uns an, zu seinem Stand zum Reden oder einfach für eine Umarmung vorbeizukommen. Mit dem Satz „And never forget, it’s ok not to be ok!“ verabschiedet er sich von der Bühne und wünscht uns viel Spaß mit Polar, die uns beim Eintritt mit voller Kraft zum Springen auffordern.
In den ersten Reihen wird es so langsam Ernst, denn das Crowdsurfen nimmt allmählich Übermaß an. Vereinzelte Fans klettern auf die Bühne und springen in die ausgestreckten Hände der Crowd, um sich ihren persönlichen Kick zu holen. Währenddessen nehmen Polar uns mit Songs wie Drive auf gemeinsame Gesangsminuten.

Mit Vollgas leiten Our Hollow Our Home die zweite Halb-Zeit ein. Clean-Gesang, begleitet von dem am Abend meistens gehörten gutturalem Gesang bekommen wir gleich nach dem mysteriösen Intro zu hören. Loneshark, der Song aus dem zweitletzten Silberling Hartsick aus dem Jahr 2017 kommt, fängt mit hallendem Gitarrensolo die volle Aufmerksamkeit der Metalheads ein. Von ihrer neusten Platte In Monument // In Memory aus dem letzten Jahr lassen sie uns natürlich auch eine große Auswahl auf unsere Ohren gleiten. Weiterhin folgt das Programm im Publikum aus wilden Headbangern. Beim letzen Song Speak Of Sorrow geben sie ein letztes Mal alles, um die Stimmung bis zum Finale aufrecht zu erhalten. So bekommen ihre Nachfolger die beste Vorlage.

Nach ihrem Auftritt sind King 810 an der Reihe. Sie überraschen mich mit ihrer Musik und unterscheiden sich von allen anderen der Bands an diesem Abend. Düsteres Auftreten, teilweise maskiert oder mit überzogener Kapuze, keine Gesangseinlagen, nur lyrische Strophen aus ihrem realen Leben. Sie kommen aus der Stadt Flint, Michigan, einer der gefährlichsten Orte der Vereinigten Staaten. Ihre kriminellen Erlebnisse verarbeiten sie in den Texten, die mit beängstigendem Sound ummantelt sind. Damit wird ihre Nachricht verdeutlicht. Man spürt die kriminelle Energie besonders bei den Songs Killem All und Alpha & Omega. Die Fans sind anfangs noch sehr ruhig, doch spätestens nach ein paar harten Basedrops sind alle schon wieder wach.

Als In Hearts Wake aus Australien die letzte Etappe vor dem Finale angehen, spielt sich alles wieder nach dem üblichen Metalcore-Prinzip ab. Cleaner und gutturaler Gesang sind wieder im Programm und die Moshpits sowie Crowdsurfer haben sich wieder an ihren festen Positionen eingefunden. Auch trauen sich einige wieder auf die Bühne, um von dort aus in die Menge zu gleiten. In der Heimat der Band wird zurzeit mit Buschfeuern gekämpft. Neben Merchandise, was sie wie jede andere Band anbieten, sammeln sie auf der ganzen Tour Spenden, um ihr Zuhause damit zu unterstützen. Mit neun Songs bereiten sie uns auf das Finale vor, bevor es in die letzte Pause geht.

Nun gibt es keine Entschuldigung mehr. Crystal Lake betreten als die ersten asiatischen Headliner der Never Say Die! Tour das Schlachtfeld. Es ertönt die verzerrte Stimme eines Roboters, während vereinzelt die Finalisten erscheinen. Ein letztes Wort „Helix“, ein plötzlicher Sprung des Sängers Ryo Kinoshita in die Menge und der erste Song Aeon des neuen Albums knallt durch den Raum. Aggressives und anziehendes Auftreten des charismatischen Ryo lassen keinen in den ersten Reihen in Ruhe. Jetzt heißt es alles oder nichts. Wer bis hierhin nicht weiß, was Sache ist, hat den ganzen Abend verschlafen. Bei Hail To The Fire geht es weiter mit „Zomba, Zomba!“ und das Feuer wird nun richtig entfacht. Eine Wall of Death, gefolgt von Circle Pits, zeigt die Macht des inneren Kerns, der inzwischen auf höchste Temperatur angestiegen ist.
Hier gibt wirklich jeder alles und greift auf letzte Reserven zurück, die bei der Menge an Crowdsurfern notwendig ist. Zum Ende hin steigt auch Ryo auf die Menge, um ein letztes Mal in direkten Kontakt mit uns zu kommen. Zurück auf der Bühne bedankt er sich für einen grandiosen Abend und freut sich auf ein Wiedersehen im Jahr 2020.