Nazareth, 50th Anniversary Giants Of Rock Tour 2019 in der Kieler Räucherei am 30.11.2019

50 Jahre Nazareth, das wird auch in Kiel gefeiert

Event: Nazareth, Giants Of Rock, 50th Anniversary Tour 2019

Artist: Nazareth

Vorband: Spy # Row

Datum: 30.11.2019

Genre: Hard Rock

Besucher: 500

Ort: Räucherei Kiel

Kosten: VVK 38 €, Ausverkauft

Links: https://www.nazarethdirect.co.uk/website/
http://spyrow.de/
https://www.raeucherei.org/

Setlisten:

Spy # Row:

  1. Blacklist
  2. Fireball
  3. I Ain’t Falling To The Ground
  4. Destiny
  5. You Are Not Alone
  6. Every Road Leads You Home
  7. Blood Brothers
  8. Heartbreaker

Nazareth:

  1. Turn On Your Receiver
  2. Never Dance With The Devil
  3. Razamanaz
  4. This Flight Tonight
  5. Dream On
  6. Love Leads To Madness
  7. My White Bicycle
  8. Change
  9. Beggars Day
  10. Changing Times
  11. Hair Of The Dog
  12. Tattooed On My Brain
  13. Love Hurts
  14. Mornig Dew

Zugabe

  1. Miss Misery
  2. Where Are You Now
  3. Go Down Fighting

 

Der heutige Abend steht im Zeichen des traditionellen Hard Rocks. Auch Nazareth feiern inzwischen ihr fünfzigjähriges Jubiläum und sind auf einer entsprechenden Tour. Es gibt zwar nur noch ein verbliebenes Originalmitglied, aber trotzdem haben ihre alten Klassiker nichts an Anziehungskraft verloren. So sind Nazareth nach 2018, da gab es hier sogar zwei Konzerte, wieder in der ehrwürdigen Räucherei und feiern ihr Jubiläum. Im Vorprogramm sind die relativ jungen Spy # Row (treten aber schon seit 14 Jahren auf) aus Frankfurt/Main und eröffnen den heutigen Abend.

Die Zuschauer sind zunächst noch sehr zurückhaltend und so hat sich vor der Bühne ein natürlicher Fotograben gebildet. Das ist praktisch und erlaubt, auch wegen der guten Ausleuchtung, einige anständige Aufnahmen. Die drei Frankfurter beginnen mit Blacklist von ihrem aktuellen Debütalbum Blood Brothers. Den dreien merkt man an, dass sie bereits seit vielen Jahren, sozusagen seit Sandkastenzeiten, zusammenspielen und sich auf der Bühne hervorragend verstehen. Sänger und Bassist Sam Jäger überzeugt mit seiner rauen Stimme und gutem Bassspiel, während Drummer Arian Gerhardt sichtlich Spaß in der Kieler Location hat. Gitarrist Tim Jäger zeigt das eine oder andere Mal gute Soli und so kommt der nicht ganz so traditionelle aber frische Hard Rock gut an. Zum Ende hin wird auch das Kieler Publikum mit den Jungs warm und mehr als nur freundlicher Beifall ist zu hören. Mit Heartbreaker verabschiedet sich das Trio und nicht wenige würden sie bestimmt noch mal sehen wollen.

Der Umbau geht relativ schnell vonstatten. Nach einem kurzen Intro kommen dann Schlagzeuger Lee Agnew, Gitarrist Jimmy Murrison, Pete Agnew (Urgestein, Bassist und letztes verbliebendes Originalmitglied) und Sänger Carl Sentance auf die dunkle Bühne. Es geht mit Turn On Your Receiver vom Album Loud ’n‘ Proud los. Auffallend ist der pumpende Bass von Pete Agnew, der hinter einer getönten Brille ein fast durchgehendes Grinsen an den Abend legt. Sein Sohn an der Schießbude erweckt, zumindest zu Anfang, einen Eindruck, als wenn er hier nur ein Pflichtprogramm abliefert. Spaß sieht anders aus. Möglicherweise hat er schlechte Laune, aber sein fast unbeweglicher Gesichtsausdruck bleibt fast die gesamte Zeit. Carl Sentance hat ab der ersten Minute mit Soundproblemen zu kämpfen. Irgendwie passt der Monitorklang nicht und ein unangenehmes Brummen ist auch zwischen den Songs zu hören. Das wird auch bei Never Dance With The Devil und Razamanaz nicht besser. Das Publikum, inzwischen bis fast an den Bühnenrand vorgerückt, stört dies indes nicht. Einige feiern und tanzen, wobei da auch der eine oder andere, bis zum Beginn des Konzertes, mit dem Zuführen von alkoholhaltigen Kaltgetränken inflationär umgegangen ist. Die feiern dann entsprechend ausgelassen, aber die meisten gehen das eher gesittet an. Da das Durchschnittsalter doch deutlich über 50 liegt (sind halt mit der Band gemeinsam aufgewachsen), ist das ganz Wilde vorbei.

Die Setlist bietet keine wirklichen Überraschungen, funktioniert sie so doch schon über ein Jahr. Es gibt mal vereinzelte Soli vom Gitarristen Murrison, aber meist ist das gesamte musikalische Spektrum schon sehr stark auf den Bass ausgelegt. Das kann der Agnew aber auch verdammt gut, wobei da keine spielerische Raffinesse zugrunde liegt. Es ist einfach ein tiefes Pumpen mit den vier Saiten, wobei mit Masse nur die beiden Oberen angeschlagen werden. So tönen diese wuchtigen tiefen Bässe durch die Räucherei und der Rest der Band fügt sich dem unter. Nach This Flight Tonight kommt mit Dream On die erste Ballade, bei der gerade die anwesenden Damen in Träumereien verfallen. Trotz der massiven Soundprobleme wird der Refrain lautstark mitgesungen. Danach folgen Songs aus den unterschiedlichen Dekaden von Nazareth. Die können auch aus dem Vollen schöpfen, haben sie doch bis heute 24 Alben herausgebracht. Natürlich gibt’s auch Songs des aktuellen Longplayers Tattooed On My Brain aber die Leute wollen eigentlich die alten Sachen hören. Bei Changing Times gibt’s dann eine Passage, in der Carl Sentance die Bühne verlässt und den drei Instrumentalisten das Feld überlässt. Es folgt eine kleine Jam Session die, wie sollte es auch anders sein, klar vom Bassspiel dominiert wird.

Nach Hair Of  The Dog und der zweiten Ballade Love Hurts folgt dann mit Morning Dew der letzte Song. Der wird nochmals richtig ausgelebt und auch hier wieder der treibende Bass, der diesem Song seine Magie gibt. Hypnotisch geht der Bass ins Gehirn und sorgt für einen tranceartigen Bewegungsdrang. Das Bonnie Dobson Cover hat bereits in den Siebzigern bei dem einen oder anderen für ekstatische Momente gesorgt. Dann verabschieden sich die Schotten, sind aber recht schnell zurück. Es gibt noch drei Songs als Zugabe, die dann um kurz nach 23:00 Uhr vor doch zufriedenen Gästen verklingen.

Fazit: Vor zwei Jahren im Bordesholmer Albatros haben mir Nazareth besser gefallen. Ob das am Sound lag oder an der allgemeinen Spielfreude, vermag ich nicht zu sagen. Die Setlist ist fast identisch und so kann es an den Songs eigentlich nicht liegen. Ohne Zweifel kann Carl Sentance gut singen, aber das kam heute nicht so recht rüber. Ausnahmslos gut: Pete Agnew, der unermüdlich die treibende Kraft auf der Bühne ist. Leider gab es keine Chance die Band nach dem Konzert noch mal zu treffen, da diese sich direkt in den Tourbus zurückgezogen hat. Aber zumindest mit den drei Jungs von Spy # Row konnten wir noch ein paar Worte wechseln. Nazareth werden wir Anfang 2020 noch mal in Hamburg sehen, dann mit Uriah Heep und Wishbone Ash, im Rahmen der Music & Storis Tour 2019.