Interview mit Esa Holopainen von Amorphis

Der Gitarrist spricht über sein neues Projekt Silver Lake, unglaublich talentierte Sänger und eine finnische Legende

Artist: Silver Lake By Esa Holopainen

Herkunft: Finnland, international

Genre: Progressive Rock, Progressive Metal

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://www.facebook.com/SilverLakeEH

Bandmitglieder:

Gitarre – Esa Holopainen

Gastmusiker:

Gesang – Jonas Renkse, Håkan Hemlin, Einar Solberg, Vesa-Matti Loiri, Tomi Joutsen, Björn ‚Speed‘ Strid, Anneke Van Giersbergen
Backgroundgesang – Ronny Hemlin, Netta Laurenne, Nino Laurenne
Bass – Pasi Heikkilä
Keyboard – Vili Itäpelto
Schlagzeug – Sampo Haapaniemi, Gas Lipstick
Flöte und Saxofon – Janne Huttunen
Kantele – Anu Itäpelto

Deutsche Übersetzung. HERE you can find the original English version of the interview.

Esa Holopainen, Gitarrist und Mitbegründer von Amorphis ist eine Institution der Metalszene. Im Zuge seines ersten Soloalbums in über 30 Jahren im Musikbusiness konnten wir mit dem charismatischen Finnen sprechen. Silver Lake enthält nicht nur die Songs von Esa, sondern auch eine ganze Armee an talentierten Sängern und Sängerinnen. Aber lest einfach selbst, was das Urgestein zu sagen hat.

Time For Metal / Florian W.:
Hallo Esa, zunächst einmal vielen Dank für deine Zeit. Schön, mit dir zu sprechen. Die erste Frage ist in diesen Tagen immer die gleiche: Ich will nicht zu viel über Covid reden, möchte aber trotzdem fragen, ob es dir und deiner Familie gut geht? Wie ist die aktuelle Situation in deiner Heimatstadt?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Ich danke dir. Wir sind gesund geblieben. Keine Probleme mit dem Coronavirus in unserer Familie. Ich schätze, es ist dasselbe wie überall. Zu Beginn des Sommers waren die Leute optimistisch, was die Fälle anging. Es waren nicht so viele. Leider haben wir es hier in Finnland mit der Delta-Variante zu tun, die sich viel stärker ausbreitet als die ursprüngliche. Aber wir konnten trotzdem ein paar Festivals veranstalten, und es sieht so aus, als würde sich alles nach und nach öffnen. Die Regierung kontrolliert die Covid-Fälle nicht mehr. Sie schaut mehr auf die Krankenhaus- und Todesfälle, die im Moment nicht gestiegen sind. Die Bevölkerung, die sich mit dem Virus infiziert, sind junge Leute zwischen 20 und 30. Das Impfprogramm kommt gut voran. Die Hälfte der Bevölkerung hat die beiden Impfungen bereits erhalten. Ich bin optimistisch, aber ein bisschen unsicher, was die Zukunft angeht.

Time For Metal / Florian W.:
Lass uns über etwas Schöneres reden: Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Soloalbum nach über 30 Jahren in der Branche. Silver Lake ist jetzt seit über zwei Monaten auf dem Markt. Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis und den bisherigen Reaktionen?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich war sehr glücklich, als das Album fertig war und ich hören konnte, was wir hier geschaffen haben. Es war mir schon lange klar, wie sich das Album anfühlen wird, in welche Richtung die Musik geht und wie es klingen wird. Es ist immer toll, wenn man ein Album fertigstellt, es endlich herausbringt und die Reaktionen der Leute bekommt. Das Feedback war wirklich positiv. Man weiß nie, wie die Leute reagieren werden. Ich bin ein Gitarrist aus einer Metalband, also weiß ich nicht, ob die Leute einen „metallischeren“ Touch erwartet haben. Ich habe versucht, mich der Musik mehr von meinen musikalischen Einflüssen her zu nähern und davon, wie ich diese Sänger gerne hören würde. Das Ergebnis ist ein sehr emotionales Album. Ich bin sehr zufrieden mit den Reaktionen der Leute.

Time For Metal / Florian W.:
Du hast bereits erwähnt, dass viele Soloalben, besonders von Gitarristen, genau wie ihre Hauptband klingen oder zumindest wie Selbstbeweihräucherung. Hast du diese Alben satt, weil du Silver Lake viel songorientierter gemacht hast?

Esa Holopainen

Silver Lake / Esa Holopainen:
Das war der Ansatz und meine Idee, für ein Soloprojekt. Ich habe mich immer als Songwriter gesehen. Ich bin Gitarrist bei Amorphis, aber ich schreibe auch eine Menge Songs. Ich genieße den Prozess des Songwritings immer. Es macht mir Spaß, solide Songs mit einer guten Struktur zu schreiben und sie auf andere Weise als nur mit Gitarren interessant zu gestalten. Das hört sich jetzt blöd an, aber ich habe es wirklich genossen, dieses Album zu machen. Wenn ich das Gefühl hatte, dass einige Teile nicht viele Gitarrenspuren oder überhaupt keine Gitarren brauchten, habe ich einfach nichts oder deutlich weniger gespielt. Das waren die Momente, in denen ich dieses Album gemacht habe. Ich habe einfach die Musik sprechen lassen und musste nicht tonnenweise Gitarrenspuren für umsonst aufnehmen.

Time For Metal / Florian W.:
Das klingt nach der richtigen Einstellung.

Silver Lake / Esa Holopainen:
[lacht] Ja! Ich höre gerne Titel, an die man sich später erinnern kann. Auf schöne Songs kann man sich verlassen, die will man immer wieder hören. Wenn man sich technisches Zeug von einem Gitarristen anhört, macht das nicht so viel Spaß, selbst wenn man selbst Gitarrist ist. Man erinnert sich nicht mehr an den Song, nachdem man ihn gehört hat. Das war nichts, was ich machen wollte.

Time For Metal / Florian W.:
Ich denke, das ist der richtige Weg. Ich bin ein Prog-Metal-Typ, und wenn ich mir Soloplatten von Gitarristen dieses Genres anhöre, klingt das immer nach Selbstbeweihräucherung. Deine Platte ist eher ein „Grower“. Als ich die Rezension geschrieben habe, habe ich es mir drei oder vier Mal angehört und dann musste ich etwas schreiben. Jetzt sind zwei Monate vergangen, und ich habe es mir immer häufiger angehört, und die meisten der Songs sind echte „Grower“.

Silver Lake / Esa Holopainen:
Dankeschön! Ich bin wirklich glücklich, wie es geworden ist. Eines der besten Dinge an diesem Album ist, dass es so viele talentierte Sänger enthält. Die Art und Weise, wie ich die Songs angehen wollte, ist so, wie ich diese Sänger hören wollte – so wie Jonas von Katatonia. Wenn man sich Katatonias akustische Liveaufnahmen anhört, denke ich, dass Jonas Stimme dort perfekt klingt. Das ist etwas, was ich für das Silver Lake Projekt machen wollte. Seine Stimme funktioniert so gut in akustischen Songs.

Time For Metal / Florian W.:
Du hast den richtigen Weg zu meiner nächsten Frage eingeschlagen: In meiner Rezension habe ich geschrieben, dass es ein bisschen unfair erscheint, was das Gesangstalent auf der Platte angeht. Jonas Renkse, Einar Solberg und die bezaubernde Anneke Van Giersbergen, um nur ein paar zu nennen. Alle haben diese Stimmen, die auch die Zutaten von Toast oder was auch immer singen könnten, und ich würde in Freudentränen ausbrechen. Sie alle kommen aus dem nordischen oder skandinavischen Raum. Ist da etwas im Wasser, oder was ist das Geheimnis hinter all diesen Talenten?

Silver Lake / Esa Holopainen:
[lacht] Ich weiß es nicht. Es gibt einen Haufen großartiger Sänger wie überall – so ist das Leben 😀 Ich bin froh, dass ich die guten hier habe. Fast jeder Sänger auf dem Album hat mich im Laufe der Jahre irgendwie berührt. Wir sind zusammen getourt oder haben uns auf andere Weise kennengelernt. Die meisten der Leute auf diesem Album sind Freunde von mir. Das war auch einer der Aspekte, um eine solche Synergie zu haben und gute Ideen zu entwickeln. Die einzige Person, die ich vorher noch nicht getroffen habe, war Håkan Hemlin, der schwedische Schauspieler und Sänger (Nordman). Wenn man weiß, dass es eine großartige Verbindung und Synergie gibt, ist es auch ziemlich natürlich, dass man gute Ergebnisse erzielt.

Time For Metal / Florian W.:
Fast wie ein Kind in einem Süßwarenladen: Du nimmst das, das und das auch noch.

Silver Lake / Esa Holopainen:
[lacht] Das ist eine gute Art, es zu umschreiben. Einige der Sänger wie Björn und Einar überraschen immer wieder. Sie sind schon lange im Geschäft, aber jedes Mal, wenn man sie hört, gehen sie noch ein bisschen weiter und überraschen einen auf eine gute Art. Das sind die Momente, in denen man diesen Jungs zuhört und es ist einfach erstaunlich, wie gut sie sind.

Björn ‚Speed‘ Strid

Time For Metal / Florian W.:
Gut, dass du Einar und Björn erwähnst, denn ich denke, sie haben sich in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt. Björn mit The Night Flight Orchestra, besonders wenn man ihn von Soilwork kennt. Ich bin seit Jahren Leprous-Fan und Einars Stimme ist einfach unglaublich.

Silver Lake / Esa Holopainen:
Er (Einar) ist ein Unikat. Einen Sänger wie Einar findet man selten. Er ist wirklich ein Talent. Eine lustige Sache war, als ich den Song Promising Sun an Björn schickte. Er antwortete mir, dass er den Song mag und mit mir arbeiten möchte. Er gehörte zu den Sängern, die alle Gesangsarrangements selbst machen wollten. Ich war gespannt darauf, was er machen würde. Ich erwartete eine Art Soilwork-Stimme von ihm. Mehr Growling oder aggressive Vocals für die Strophen und einen cleanen Refrain. Ziemlich genau das, was wir mit Amorphis machen. Aber als er die Gesangsspuren schickte, war es mehr oder weniger das, was er mit The Night Flight Orchestra macht. Es war eine positive Überraschung, dass er darauf gekommen ist. [lacht] Er gab dem Song eine neue Perspektive.

Time For Metal / Florian W.:
Gibt es einen Sänger oder eine Sängerin, die du gerne auf der Platte gehabt hättest, was aber nicht möglich war?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Ja, wir haben Amalie Bruun von Myrkur gefragt. Ich hätte gerne einen Song für sie gemacht, aber leider hat sie zu diesem Zeitpunkt ihre eigenen Sachen gemacht und war damit zu beschäftigt. Vielleicht beim nächsten Album. Sie ist eine der Künstlerinnen, die ich wirklich mag und bewundere. Ich würde gerne mit ihr arbeiten und es sieht so aus, als würde ich ein weiteres Album machen (Anm. d. Verf.: Klingt gut).

Time For Metal / Florian W.:
Hast du vor, ein paar der Sänger für eine Liveperformance mit Silver Lake auf die Bühne zu bringen, oder ist das nur eine Studiosache?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Das würde ich sehr gerne machen. Ich bin ziemlich realistisch, wenn die Covid-Situation vorbei ist, wäre es ein bisschen einfacher. Aber wenn die Welt wieder für Tourneen offen ist, werden die meisten Sänger mit ihren eigenen Projekten beschäftigt sein. Ich wurde von Veranstaltern kontaktiert, die gerne Shows für dieses Projekt machen würden. Logistisch wird das ein kleiner Albtraum [lacht]. Aber ich würde das auf jeden Fall gerne machen und dem Ganzen irgendwann Zeit geben. Mal sehen, ob es einen Zeitpunkt gibt, an dem zumindest die meisten Sängerinnen und Sänger zur Verfügung stehen. Ich könnte mir vorstellen, das bei einigen Festivals zu machen. Aber das wird nicht dieses oder nächstes Jahr passieren.

Time For Metal / Florian W.:
Es gibt Texte von deinen Gastmusikern auf dem Album, und es gibt auch deine eigenen Lyrics, ist das richtig?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Ja, das ist richtig. Die Texte wurden so ziemlich 50/50 geschrieben. Wir haben auch ein Gedicht, das 1885 oder so ähnlich geschrieben wurde. Das ist der Song Alkusointu, vorgetragen von Vesa-Matti Loiri. Ein altes finnisches Gedicht über eine Weltschöpfungsgeschichte. Jonas wollte mit seinem eigenen Text arbeiten. Die meisten anderen Texte wurden von mir geschrieben.

Time For Metal / Florian W.:
Welcher Song enthält den persönlichsten Text?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Der persönlichste Text ist Ray Of Light, in dem es um psychische Probleme geht. Als ich jünger war, in den frühen Neunzigern, als wir mit Amorphis aktiv waren, litt ich unter Panikattacken. Das war eine wilde Zeit in meinem Leben. Damals wurde das in keiner Weise diagnostiziert. Ich musste leiden und mich zwingen, vor die Tür zu gehen, zum Supermarkt zu gehen oder mit Amorphis aufzutreten. Aber ich habe mich da rausgekämpft. Warum ich über psychische Probleme schreiben wollte, liegt eher aber an der jüngeren Generation. Sie haben immer mehr Depressionen und verschiedene Arten von psychischen Erkrankungen. Es war ein Thema, mit dem ich mich auseinandersetzen und über das ich sprechen wollte, auch wenn es nur für einen Song ist. Es ist eine gute Erinnerung daran, dass wir uns umeinander kümmern sollten, vor allem die jüngere Generation (Anm. d. Verf.: So sieht’s aus!).

Ansonsten gibt es noch einige Märchen aus dem Kalevala [lacht] (Anm. d. Verf.: finnisches Buch der Mythologie). Der Song In Her Solitude, den ich für Tomi gemacht habe, ist sehr inspiriert von der Welt des Kalevala und den mythischen Themen, die wir auch mit Amorphis gemacht haben. Aber Ray Of Light ist das persönlichste lyrische Thema.

Time For Metal / Florian W.:
Diese Antwort hat mir einen Schauer über den Rücken gejagt, denn ich habe auch viele Jahre lang mit Depressionen zu kämpfen gehabt. Das ist eines der Hauptthemen in den letzten Interviews und auch in unserem Podcast. Vor allem in Bezug auf Covid und die Lockdowns, das Alleinsein usw.

Silver Lake / Esa Holopainen:
Für Menschen, die noch nie mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten, ist es in der Regel schwer zu verstehen, wie stark sie das eigene Leben beeinflussen. Wenn man das Gefühl bekommt, dass es kein Morgen gibt. Aber ich glaube, es gibt immer Hilfe und jemanden, auf den man sich verlassen kann. Selbst wenn es nur ein Podcast oder ein YouTube-Kanal ist, auf dem Menschen ihre Symptome schildern können. Ich erinnere mich an die Zeit in den 90er-Jahren, und die Welt ist heute eine andere. Ich litt an Symptomen, die nicht diagnostiziert wurden, und man konnte sich nur um sich selbst kümmern.

Time For Metal / Florian W.:
Du hast es bereits erwähnt. Einer meiner Lieblingssongs und der überraschendste auf dem Album ist Alkusointu mit der Spoken-Word-Performance von Vesa-Matti Loiri. Wie ist es dazu gekommen? Ist er dein Kindheitsheld?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Er ist vermutlich der berühmteste finnische Schauspieler. Sowohl seine Gesangskarriere als auch seine Schauspielkarriere begannen bereits in den späten 60er-Jahren. In den letzten paar Jahren war er nicht mehr so aktiv. Er ist jetzt 76 Jahre alt. Die Verbindung ist ein alter Freund aus Kindertagen, mit dem ich damals die ersten Bands gegründet habe – Pete Eklund. Heutzutage ist er Filmproduzent und auch Manager für mehrere finnische Schauspieler. Er ist der Manager von Vesa-Matti Loiri. Diese Idee ist im Studio entstanden. Nino, mein Produzent, kennt auch seinen Manager Pete – wir sind gemeinsame Freunde. Wir kontaktierten ihn mit unserer verrückten Idee, einen Sprecher für den Song zu engagieren, der einen Spoken-Word-Song macht. Er sprach mit Vesa-Matti und wir schickten ihm den Song und das textliche Konzept. Zu unserer großen Überraschung gefiel ihm alles, was wir dort gemacht haben. Das war einer der schönsten Momente bei der Arbeit an diesem Album. Den Helden deiner Kindheit zu treffen, einen alten Mann, der großartige Geschichten erzählt. Die noch größere Überraschung für mich war, dass mein Freund Pete auch ein Musikvideo machen wollte. Die Art und Weise, wie wir das arrangiert haben, ist wirklich erstaunlich. Es ist eines der wichtigsten und persönlichsten Dinge, die ich in meiner Karriere erreicht habe. Ich werde immer stolz auf diesen Song sein. Er ist wirklich etwas Besonderes, vor allem für die Menschen in Finnland. Er hat hier ein unglaubliches Feedback bekommen, denn dieser Typ ist eine lebende Legende.

Time For Metal / Florian W.:
Ich spüre die besondere Chemie zwischen deinen Songs und der Stimme von Jonas. Ist es möglich, dass es in Zukunft eine Esa/Jonas-Platte geben wird, oder hast du sogar einen zweiten Teil von Silver Lake im Kopf?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Ich habe schon einen zweiten Teil im Kopf, das Einzige, was ich brauche, ist Zeit. Es wäre toll, mit Jonas zusammenzuarbeiten und ein ganzes Album zu machen. Ich bin so ein großer Fan von diesem Kerl und seiner Stimme. Er ist einer der talentiertesten Typen, die ich je getroffen habe, ein unglaublicher Sänger. Ich war so überwältigt von den Gesangsspuren, die ich von ihm erhielt. Ich dachte schon daran, eines Tages ein ganzes Album mit Jonas zu machen. Aber er ist mit Katatonia sehr aktiv, genauso wie ich mit Amorphis, also würde es Zeit brauchen, ein Album zu machen. Auf jeden Fall etwas, das ich gerne machen würde.

Ein weiteres Silver Lake-Album werde ich machen, sobald ich etwas Zeit habe.

Time For Metal / Florian W.:
Das einzig Positive, was man über Covid sagen kann, sind die vielen Aufnahmen und Kollaborationen, die in dieser Zeit entstanden sind. Vielleicht wären sie wegen der üblichen Zeitprobleme nie zustande gekommen.

Silver Lake / Esa Holopainen:
Ja, das stimmt. Die Künstler, mit denen ich am Silver Lake-Album gearbeitet habe, hatten viele Dinge gleichzeitig am Laufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch einige Covid-Alben erleben werden. Das zeigt, wie die Leute drauf sind. Wenn einem das Wichtigste genommen wird, nämlich die Möglichkeit, seinen Beruf auszuüben. Wenn man nicht touren und keine Shows spielen kann, dann muss man die Medaille umdrehen und versuchen, kreativ zu sein und Musik zu schreiben.

Time For Metal / Florian W.:
Du bist mit vielen der Gastmusiker von Silver Lake auf Tour gewesen, einige von ihnen sind deine Freunde. Die lustigste Antwort, die ich in den letzten Interviews bekommen habe, war: „Ja, wir haben eine Platte mit diesen Jungs gemacht, aber ich habe sie nie getroffen, weil wir über die ganze Welt verstreut sind.“

Esa mit Olli-Pekka Laine

Silver Lake / Esa Holopainen:
Das stimmt, das ist auch passiert. Ich bin für einige dieser YouTube-Projekte angefragt worden. Leider hatte ich nicht die Zeit, das zu machen. Normalerweise arbeitet man mit Künstlern aus den USA zusammen und spielt Coversongs auf YouTube. Das ist die gängigste Art und Weise, wie die Leute während der Covid-Zeit gearbeitet haben. Eine gute Möglichkeit, kreativ zu sein.

Time For Metal / Florian W.:
Um den Kurs ein wenig zu ändern: Vor zwei Jahren hast du ein paar Gitarren zu einem Song der finnischen Band Hevisaurus beigesteuert. Eine Band, die ihnen nachempfunden ist, gibt es auch in Deutschland (Heavysaurus). Was hältst du von diesem Weg, den Metal den Kids näherzubringen?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Ich finde es großartig. Ich weiß nicht, ob du wusstest, dass mein Produzent Nino der Mann hinter Hevisaurus ist (Anm. d. Verf.: Nö). Er schreibt die Songs für Hevisaurus und spielt den Bass – genauso wie für das Silver Lake-Album. Nino ist der Grund, warum ich einen Gastauftritt bei Hevisaurus hatte. Er ist ein alter Freund von mir und ich wusste, dass sie dieses Hevisaurus-Ding am Laufen hatten. Natürlich wollte ich meinen Beitrag dazu leisten. Dieses Projekt läuft nun schon seit vielen Jahren (Anm. d. Verf.: seit 2009). Sogar meine Kinder waren von Hevisaurus begeistert, als sie noch jünger waren. Ein großer Hit hier in Finnland. Eine lustige Art, Kinder für Heavy Metal zu begeistern.

Time For Metal / Florian W.:
Drei Jahre nach Queen Of Time warten die Fans von Amorphis auf neue Musik. Kannst du einen kleinen Einblick in die aktuelle Phase des Songwritings geben?

Silver Lake / Esa Holopainen:
Wir sind fast fertig mit den Aufnahmen. Es gibt noch ein paar zusätzliche Instrumente und Gesangslinien, die wir fertigstellen müssen. Wir arbeiten wieder mit Jens Bogren zusammen. Wir reisen ein bisschen zwischen Finnland und Schweden hin und her. Als wir mit den Aufnahmen begannen, mussten wir sie wegen der Pandemie in Finnland machen. Letzten Mai hatte ich die Möglichkeit, nach Schweden zu fliegen, um meine Gitarren in Jens Studio aufzunehmen. Es ist ein „fernproduziertes“ Album, aber es fügt sich wirklich gut zusammen. Es hat mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir erwartet hatten. Normalerweise brauchen wir ein paar Monate. Wir haben im Februar angefangen und sind im August fertig. Es war ein ziemlich langes Projekt. Es wird im September abgemischt und kommt im Februar 2022 auf den Markt. Ich bin sehr zufrieden mit dem Songmaterial. Ich kann das Endergebnis kaum erwarten. Wenn man mit Jens Bogren arbeitet, erlebt man einige positive Überraschungen.

Time For Metal / Florian W.:
Vor Kurzem haben wir eine Kolumne über die „besten Alben aller Zeiten“ gemacht, mich würden deine drei All-time-Favoriten interessieren. Deine drei Alben für eine einsame Insel, wenn man so will.

Silver Lake / Esa Holopainen:
Okay [lange Pause] es ist Deep Purple mit Perfect Strangers. Dann muss ich Pink Floyd sagen – The Wall. Es gibt so viele tolle Alben. Lass uns Powerslave von Iron Maiden dazunehmen.

Time For Metal / Florian W.:
Alles Gute hat mal ein Ende. Esa, es war mir ein Vergnügen, mit dir zu sprechen, danke für deine Zeit. Nach Roine Stolt der zweite „Guitar hero“ aus dem nordischen Raum [Esa lacht], mit dem ich reden konnte. Ich hoffe, es hat dir auch gefallen? Die letzten Worte gehören dir.

Silver Lake / Esa Holopainen:
Vielen Dank für das Interview, es war wirklich ein angenehmes Gespräch. Ich wünsche mir, dass sich die Welt bald öffnet und wir wieder auf Tour gehen können und vielleicht nächstes Jahr eine weitere Europatour mit Amorphis machen. Holt euch das Silver Lake-Album. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sowohl Amorphis-Fans als auch Fans, die sich nicht für Amorphis interessieren, das Album mögen werden.

Zum Review von Silver Lake:

Silver Lake By Esa Holopainen – Silver Lake By Esa Holopainen