Silver Lake By Esa Holopainen – Silver Lake By Esa Holopainen

Der Amorphis-Gitarrist serviert stilistische Abwechslung am „Silbersee“

Artist: Silver Lake By Esa Holopainen

Herkunft: Finnland, Multinational

Album: Silver Lake By Esa Holopainen

Spiellänge: 37:24 Minuten

Genre: Progressive Rock, Progressive Metal

Release: 28.05.2021

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://www.facebook.com/SilverLakeEH

Bandmitglieder:

Gitarre – Esa Holopainen

Gastmusiker:

Gesang – Jonas Renkse, Håkan Hemlin, Einar Solberg, Vesa-Matti Loiri, Tomi Joutsen, Björn ‚Speed‘ Strid, Anneke Van Giersbergen
Backgroundgesang – Ronny Hemlin, Netta Laurenne, Nino Laurenne
Bassgitarre – Pasi Heikkilä
Keyboard – Vili Itäpelto
Schlagzeug – Sampo Haapaniemi, Gas Lipstick
Flöte und Saxophon – Janne Huttunen
Kantele – Anu Itäpelto

Tracklist:

  1. Silver Lake
  2. Sentiment (feat. Jonas Renkse)
  3. Storm (feat. Håkan Hemlin)
  4. Ray Of Light (feat. Einar Solberg)
  5. Alkusointu (feat. Vesa-Matti Loiri)
  6. In Her Solitude (feat. Tomi Joutsen)
  7. Promising Sun (feat. Björn ‚Speed‘ Strid)
  8. Fading Moon (feat. Anneke Van Giersbergen)
  9. Apprentice (feat. Jonas Renkse)

Die Pandemie und die damit verbundene „Freizeit“ fördert mal wieder ein Album zutage, was es so vermutlich nie oder erst in vielen Jahren gegeben hätte. Amorphis-Gitarrist und Mitbegründer Esa Holopainen realisierte nach einem Anruf von Produzent Nino Laurenne Anfang 2020, dass er zum ersten Mal seit geschlagenen drei Jahrzehnten die nötige Zeit hat, um sein Soloalbum ins Leben zu rufen – denn alle Pläne seiner Hauptband lagen auf Eis. Holopainen schrieb über die Jahre viele Songs, die nicht zu Amorphis gepasst hätten, und philosophierte bereits Jahre zuvor mit dem Produzenten über ein mögliches Solowerk.

Ende Mai ist die Zeit reif für: Silver Lake By Esa Holopainen. Da das erste Soloalbum des Finnen keine Gitarristen-typische Frickelorgie werden sollte, holte sich Holopainen renommierte Sänger für sein Projekt ins Boot. Darunter befinden sich Szenegrößen wie Jonas Renkse (Katatonia), Einar Solberg (Leprous) und Amorphis-Bandkollege Tomi Joutsen. Gemastert wurde das Werk von Svante Forsbäck (Rammstein, Volbeat, The Rasmus) und es wird bei Nuclear Blast veröffentlicht – große Namen, große Erwartungen.

Da jeder Song jeweils eine andere Gesangsperformance enthält, werde ich mir Silver Lake in einem Track by Track zu Gemüte führen:

Silver Lake (Instrumental)

Obwohl der namensgebende Silver Lake nur eine Metapher für die Naturverbundenheit von Esa Holopainen ist, sehe ich die unberührte Natur rund um den erdachten Ort förmlich vor mir. Verträumte Pianoklänge und Akustikgitarren münden in gefühlvolle Gitarrensoli und dezenten Bombast. Die Szene vor meinem geistigen Auge versetzt mich in die richtige Stimmung.

Sentiment – feat. Jonas Renkse (Katatonia)

Ein bisschen unfair ist es schon, was der Amorphis-Saitenhexer hier an Gesangstalenten aufgefahren hat. Renkse hat neben Einar Solberg und der zauberhaften Anneke Van Giersbergen eine dieser Stimmen, die mir auch die Zutaten von Toastbrot vorsingen könnten und ich würde in Freudentränen ausbrechen.

Sentiment bildet neben Ray Of Light und Promising Sun mit dem nicht weniger genialen Björn ‚Speed‘ Strid das Rückgrat der Platte, denn diese Songs hatte Mr. Holopainen bereits länger im Sinn. Schon erstaunlich, wie die Stimme die Gedanken beeinflusst. So muss ich bei der melancholischen Progrock-Nummer sofort an Katatonia denken. Die Flöte von Janne Huttunen gibt dem Song einen leicht folkigen Touch. Zusammen mit dem Titelsong ein schöner, idyllischer Einstand.

Storm – feat. Håkan Hemlin (Nordman)

Dieser Song ist nicht nur die erste Single von Silver Lake, sondern auch das Stück, für das Esa Holopainen lange keinen Sänger im Kopf hatte. Erst durch einen Kontakt von Produzent Nino kam die Verbindung zum Sänger des schwedischen Folk-Rock-Duos Nordman zustande. Zugegeben, als ich den Song erstmals hörte, konnte ich mit der Stimme von Håkan Hemlin nur wenig anfangen. Doch der sich ständig steigernde Rocksong hat großes Potenzial, welches sich bei mir nach mehreren Durchläufen entfaltet hat.

Ray Of Light – feat. Einar Solberg (Leprous)

Da ist sie ja, die Engelsstimme von Leprous, meine persönlich wichtigste musikalische Entdeckung der letzten Jahre. Ray Of Light klingt nach gutem alten 80’s-Pop. Zu den Synthiesounds liefert ein gewisser Gas Lipstick den passenden Beat an den Drums. Der Schlagzeuger wurde vor allem durch seine Zeit bei den finnischen Schmachtrockern HIM bekannt. Dass Einar Solberg perfekt zum genannten Genre passt, zeigte er jüngst in Ihsahns A-Ha-Cover Manhattan Skyline.

Alkusointu – feat. Vesa-Matti Loiri

Es wird düster: Schwere Gitarrenriffs leiten den nächsten Song ein, bevor eine Spoken-Word-Performance des Protagonisten folgt. Vesa-Matti Loiri ist ein Schauspieler, Musiker und Kabarettist, der in Finnland als Legende gilt. Seine eindringliche, tiefe Stimme passt zum Szenenwechsel vom fluffigen Synthiepop in die dunklen Wälder Skandinaviens. Nach der stimmgewaltigen Einleitung liefern sich Saxofon, Gitarre, Keyboard und das traditionelle Zupfinstrument Kantele einen atemberaubenden Schlagabtausch, bevor Loiri erneut die Bühne betritt. Unerwartet und abwechslungsreich.

In Her Solitude – feat. Tomi Joutsen (Amorphis)

Nach all dem Folk und Pop wird es Zeit für Metal. Dafür brauchte Esa Holopainen nicht in die Ferne schweifen, denn mit Bandkollege Tomi Joutsen stand schon der richtige Sänger parat. Dieser gibt in der groovigen Nummer wieder seine unnachahmliche Gesangsperformance zum Besten. Die Riffs nebst den bedrohlichen Keyboardparts liefern dafür die passende Atmosphäre. Federleichte Akustikpassagen und Soli von Esa liefern ausreichend Spannungsbögen. An dieser Stelle möchte ich die Leistung von Tastenmann Vili Itäpelto hervorheben, der wirklich großartige Arbeit auf Silver Lake leistet.

Promising Sun – feat. Björn ‚Speed‘ Strid (Soilwork, The Night Flight Orchestra)

Wie eingangs erwähnt, reißt der Strom an herausragenden Stimmen nicht ab. So dürfen wir in Promising Sun Goldkehlchen Speed begrüßen. Dieser nutzt in der ebenfalls etwas härteren Komposition ausschließlich seine „normale“ Stimme, wie man sie auch von der einzigen Classic-Rock-Kabinencrew The Night Flight Orchestra kennt. Trotz der genialen Stimme des etatmäßigen Soilwork-Frontmanns, liefert der Song eher durchschnittliche Metal-Hausmannskost.

Fading Moon – feat. Anneke Van Giersbergen (Vuur)

Ich mache keinen Hehl daraus, dass Anneke Van Giersbergen meine Lieblingssängerin ist – ungeachtet des Genres. Die Stimmlage der Niederländerin holt mich jedes Mal aufs Neue aus der harten Realität. Diese lautet leider auch, dass Fading Moon eher ein biederes Lied ohne großen Wiedererkennungswert ist. Lediglich der Refrain und das starke Solo ab Minute 2:33 kriegen hier noch leicht die Kurve weg von der Mittelmäßigkeit.

Apprentice – feat. Jonas Renkse (Katatonia)

Zu guter Letzt darf Jonas Renkse erneut ans Mikro. Holopainen erklärte, dass er gerne noch mehr Songs mit dem Katatonia-Gründungsmitglied gemacht hätte. Apprentice passt als Fortsetzung perfekt zu Sentiment und stellt unmissverständlich heraus, dass die Chemie zwischen den beiden Musikern stimmt. Esa und Jonas würde ich in Zukunft gerne öfter zusammen hören.

Wer nicht genug von Esa Holopainen und Tomi Joutsen bekommen kann, der gelangt HIER zum Review des kommenden Amorphis-Livealbums Live At Helsinki Ice Hall.

Silver Lake By Esa Holopainen – Silver Lake By Esa Holopainen
Fazit
Das Schöne am ersten Soloalbum von Esa Holopainen ist, dass es weder nach seinem Hauptarbeitgeber Amorphis klingt, noch eine Selbstbeweihräucherung an der Gitarre darstellt. Der Finne hat wirklich Songs komponiert und sich Gedanken darüber gemacht, welche Stimme die jeweilige Atmosphäre am besten transportiert. Der eine oder andere durchschnittliche Song schleicht sich dennoch auf dem Album ein. Trotz der unterschiedlichen Protagonisten und Genres klingt Silver Lake wie aus einem Guss, denn es transportiert nordisches Flair für dunkle Tage ins Wohnzimmer. Also Kopfhörer auf und in knapp 40 Minuten an den „Silver Lake“ reisen.

Anspieltipps: Alkusointu, In Her Solitude und Apprentice
Florian W.
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