Itchy – All We Know

“Sich neu zu präsentieren und doch gleich zu bleiben“

Artist: Itchy

Herkunft: Eislingen, Deutschland

Album: All We Know

Spiellänge: 40:05 Minuten

Genre: Alternative Rock, Punk Rock

Release: 21.07.2017

Label: Arising Empire

Link: https://www.itchyofficial.de/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Bass – Sibbi
Gesang, Gitarre, Bass – Panzer
Schlagzeug – Max

Tracklist:

  1. Stuck With The Devil
  2. Keep It Real
  3. Fall Apart
  4. Nothing
  5. Black
  6. Before You Go
  7. Danger!
  8. The Sea
  9. Knock Knock
  10. Day In Day Out
  11. All We Know
  12. We’re Coming Back
  13. The Last Of Us
  14. Go To Sleep
  15. Kill Tomorrow

Muss man unbedingt erwachsen werden? Man erkennt ja durchaus, dass der eigene musikalische Geschmack sich je nach Alter durchaus mal verwandeln kann bzw. sich einfach differenziert. So findet man in der Metalcore Szene, ein Genre, welches vor allem zur 2000er-Wende entstand, doch eher mehr junge Fans als bei gutem alten Thrash Metal. Doch wie sieht das eigentlich mit Bands selber aus? Muss die Musik einer langlebigen Band erwachsen werden? Im Falle von Itchy kann man da doch durchaus vom „Erwachsen werden“ in positivem Sinne sprechen – und ja, ihr habt richtig gelesen: Itchy, nicht mehr Itchy Poopzkid. Der Name ist ja doch ganz gerne mal Programm, entstand der alte Bandname doch noch während der Schulzeit der Jungs und sollte wohl vermutlich niemals so bekannt werden, wie sie es inzwischen sind.

Doch im Jahre 2017 folgt mit Album Nummer 7 eben nicht nur eine weitere Platte, sondern die Umbenennung zu Itchy, wie sie von ihren Fans eh schon längst genannt wurden. Und die Platte All We Know zeigt durchaus, dass man sich neu präsentieren und dennoch gleich bleiben kann – um am Ende dann doch irgendwie anders da zustehen.

Itchy sind bekannt für ihre Hymnen, ihren Fun Charakter, eben die Tatsache, dass sie sich nicht völlig ernst nehmen. Mit Stuck With The Devil leiten sie All We Know ein mit einer Mischung aus Ernst und Lockerheit, eine wahre Rockhymne, wo man sich fast schon versucht zu fragen, ob solche Musik noch zeitgemäß ist. Soviel jedenfalls zum Thema Rock is dead oder Punk is dead. Eins ist sicher: Itchy bedeutet immer beides und tot ist hier wohl niemand.

Aber nun mit Keep It Real wird es dann fast schon ersichtlich – all die vergangenen Jahre, die Vernunft und die Tatsache, dass man eben nicht immer alles als witzig platzieren muss. Keep It Real schraubt zwar noch immer mehr am Rock als am Punk, der Stil des Songs steht Itchy aber unglaublich gut. Allgemein scheint hier fast schon zu früh vielleicht der Hit der Platte zu spielen, die düsteren Vocals mit den passenden Gitarren sind jedenfalls ansteckend.

Fall Apart ist wieder etwas lockerer angelegt, auch textlich – so schlimm war der Star Wars Film nun wirklich nicht! Spaß beiseite, Hiebe mit Charme in alle Richtungen ist die Grundrezeptur dieser Band und darf auch auf All We Know, wenn auch etwas verstärkter, gefunden werden. Fall Apart scheint sich dabei selbst etwas zurückzunehmen, nachdem das Album doch recht bretternd begann.

Zu Nothing muss ich etwas loslassen, was eventuell Viele überraschen dürfte: Innerhalb der ersten Sekunden erinnerte mich der Song fast an Harry Styles und Kiwi – am besten selber mal reinhören, wenn das jetzt komisch klingt, aber diese Rockschiene, welche Herr Styles auch sehr gut beherrscht, scheint wohl wieder im Kommen zu sein und zumindest auf dem deutschen Boden sind Itchy ganz klar vorne mit dabei. Nothing kommt nicht ganz an seine Vorplayer gesanglich ran, überzeugt aber vor allem auf instrumentaler Ebene. Britische Züge und ein gesundes Maß am Zurücklehnen zeigt auch Before You Go. Es scheint Itchy fast gut zu tun, sich selbst nicht sonderlich in jedem Song zu verausgaben, was sie nicht nur während Before You Go wunderbar umsetzen, sondern auch in The Sea.

Der Titeltrack dieser schönen Platte kommt dann natürlich auch noch. All We Know bewegt sich dabei ganz geschickt in der Mitte zwischen Ruhe und Hektik und passt wohl eher etwas auf eine Sommer Playlist als zum Januar – aber das kommt auch davon, wenn man das Album eben zu spät anhört. Auch All We Know besitzt diesen leichten Charakter vom Erwachsen sein und versprüht dennoch wunderbare Pop Punk Vibes in seinen Strophen. Insgesamt hätte der Titeltrack auch einen wunderbaren Schlusssong gegeben, da er fast einen abschließenden Charakter hat. Der eigentliche Schluss Go To Sleep schafft es nach so vielen Hymnen eben nicht mehr ganz da dran.

Fazit: Es ist nie zu spät, sich zu ändern. Ein guter Spruch und dieser passt für Itchy wohl mehr als gut. Nicht nur haben sie (endlich?!) ihren Namen angepasst, sondern scheinen mit ihrer neuen Platte All We Know auch auf einer wunderbaren Ebene zwischen Humor und Ernst, Punk Rock und britischen Vibes angekommen zu sein. Ihre Liveshows ändern sich natürlich dadurch nicht unbedingt, wie sie auf ihrer letzten Tour bewiesen haben. Insgesamt kann man hier wohl gewiss sein, dass es auf gute Weise weiter geht.

Anspieltipps: Keep It Real, All We Know, The Sea
Anabel S.
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