Joe Bonamassa am 12.05.2019 in der Hamburger Barcleycard-Arena

Der Meister liefert fulminantes Deutschland-Auftaktkonzert ab

 Eventname: Joe Bonamassa World Tour 2019

Headliner: Joe Bonamassa

Ort: Barcleycard-Arena Hamburg

Datum: 12.05.2019

Genre: Blues-Rock

Besucher: geschätzt 3.500

Eintrittspreis: 89,00 € – 153,00 € plus Gebühren (Bis auf Einzelplätze ausverkauft)

Bandmitglieder:

Gitarre – Joe Bonamassa
Bass – Michael Rhodes
Schlagzeug – Anton Fig
Trompete – Lee Thornburg
Saxophon – Pauli Cerra
Keyboards – Reese Wynans
Background-Gesang – Mahalia Barnes
Background-Gesang – Juanita Tippins

Setliste:

  1. Tiger In Your Tank
  2. King Bee
  3. Evil Mama
  4. Just Cause You Can Don´t Mean You Should
  5. Self-Inflicted Wounds
  6. This Train
  7. Blues Of Desperation
  8. How Deep This River Runs
  9. Sloe Gin
  10. I Get Evil
  11. Tea For One / I Can´t Quit You Babe
  12. Little Girl
  13. Last Kiss
    Zugabe:
  14. Woke Up Dreaming
  15. SWLABR
  16. Mountain Time
    Live In Concert verspricht das Plakat. Schlicht. Einfach. Wenn derzeit jemand so tief stapeln kann, dann nur Joe Bonamassa als „Naturereignis“. Also auf zum Auftaktkonzert seiner Deutschland-Termine der World-Tour. Für mich ist es das dritte Mal, dass ich den US-Amerikaner erleben darf. Nach 2016 in Berlin und 2018 in Kiel reise ich nun nach Hamburg. Die Barcleycard-Arena ist im Oberrang komplett abgehängt, die Innenraum-Fläche voll bestuhlt. Als Fotograf bekomme ich mit meinem Ticket gleich Anweisungen, wo und wann Bilder gemacht werden dürfen. Rechts neben der Bühne. Ah ja. Gut, dass der Hauptakteur sich auf der linken Seite aufhält… Dafür bekomme ich als Schreiber eine Sitzplatzkarte in der zwölften Reihe.

Auch wenn das hier ein Metal-Magazin ist, meine Wurzeln liegen im Blues. So war ich also Feuer und Flamme, als die 2019er-Tour von Bonamassa bekannt gegeben wurde. Er kommt wieder in den Norden! Mehr noch, es wird der Auftakt seiner Deutschlandtermine.

Die Eintrittspreise sind nicht gerade jedermanns Sache. Viele wollten mich begleiten, doch um die 150 Euro für einen halbwegs vernünftigen Platz im Innenraum? Nicht die Liga in der sich meine Konzertbegleiter aufhalten.
Zeit für einen Besuch am Merchandising-Stand und ein Kaltgetränk. Der Merch-Stand ist sehr übersichtlich. Shirts, Tonträger und kaum Kleinkram zu handelsüblichen Preisen.
Punkt 20.00 Uhr geht das Licht aus. „Ladys and Gentleman. Den Abend beginnt Muddy Waters!“ Es ertönt Muddy Waters aus der Konserve. Für die nicht so Eingeweihten sei kurz erwähnt, dass Bonamassa mit vier (!) Jahren in Vaters Gitarrenladen das Spiel beigebracht bekam. Muddy Waters entdeckte den Kleinen und holte ihn mit 12 (!) als Support auf seine Bühne. Mit dem Waters-Song Tiger In Your Tank beginnt er das Konzert. Wie gewohnt steht Joe Bonamassa mit einem grauen Maßanzug mit passendem schwarzen Hemd auf der Bühne. Die Setliste wirkt aufgeräumt, regelrecht sortiert. Mit King Bee Shakedown, Evil Mama, Just Cause You Can Don’t Mean You Should sowie Self-Inflicted Wounds folgen vier Titel der aktuellen Scheibe Redemption vom Herbst 2018. Danach folgen mit This Train, Blues Of Desperation sowie How Deep This River Runs drei Titel des 2016er-Vorgängeralbums Blues Of Desperation. Sloe Gin, ein Tim Curry-Cover vom gleichnamigen 2007er-Album, beendet den ersten Teil des Konzerts. Tourstandard, in jeder Location gleich. Auf Ansagen verzichtet Bonamassa weitestgehend, er lässt lieber die Musik sprechen. Erst jetzt nimmt er sich die Zeit, die Band vorzustellen, seiner Mutter im Himmel zum Muttertag zu gratulieren und ein wenig mit dem Publikum zu kommunizieren.

Allein in diesem Block zeigt sich, was für großartige Musiker um den Gitarrenmeister herum agieren. Bei Self Inflicted Wounds erinnert es mich bei den beiden Backround-Damen zum ersten Mal auch klanglich an Pink Floyds Great Gig In The Sky. Die Australierin Jade Mac Rae lässt deutlich ihr Können aufblitzen. Der Rest sind Musikerlegenden. Die beiden Bläser Lee Thornburg (Trompete) und Paulie Cerra (Saxofon) stehen hinter rednerpultähnlichen Möbeln, genau wie bei den Shows in den letzten Jahren.

An den Drums Anton Fig

Cerra ist nicht nur solo unterwegs, er ist auch bekannt als Sideman von Lionel Richie, Rickie Lee Jones oder Glen Hughes von Deep Purple. Thornburg arbeitete u. a. schon mit der Legende Ray Charles zusammen. An den Drums noch so ein alter Herr. Anton Fig saß jahrelang in der Band von Talk-Legende David Letterman am Drum-Set. Nun schon seit mehr als 10 Jahren an Bonamassas Seite.

Genial, trotzdem unauffällig am Bass: Michael Rhodes

Michael Rhodes am Bass hält sich selten im Hintergrund auf. Wozu auch, denn in seiner History war er der getreue Bassmann von Johnny Cash. Zu guter Letzt noch der Tastenmann Reese Wynans. In seinem Lebenslauf steht als größte Eintragung die langjährige Zusammenarbeit mit Stevie Ray Vaughan. Ohne viele Worte halten diese – allesamt Ausnahmemusiker – den hohen Qualitätslevel über den gesamten Zeitraum sehr, sehr hoch.
Apropos Qualität. Der Sound in der Arena ist hervorragend abgemischt. Ich habe hier selten einen so tollen, klaren Klangteppich erlebt. Man erlebt auch akustisch, wie Bonamassa jeden noch so kleinen, feinen Ton aus seiner Les Paul oder Stratocaster herausholt.

Was folgt, ist das an den Tag angepasste zweite Set. Der Chef steigert das Tempo. Es folgt ein Set mit einigen seiner beliebtesten Livesongs. Mit Albert King (I Get Evil), Willie Dixon (Tea For One / I Can´t Quit You Babe) und John Mayall (Little Girl) folgen Coversongs seiner Vorbilder. Erst der letzte Titel Last Kiss ist wieder aus seiner Feder. Mittlerweile dürfen die Fans ihre angestammte Bestuhlung verlassen und vor die Bühne treten.
Die Bühne wird dunkel, nur zögerlich ertönen die Zugaberufe. Natürlich kommt der Meister wieder, es gehört ja zum Ritual. Was folgt, lässt das Publikum komplett staunend den Heimweg antreten. Woke Up Dreaming vom 2003er-Album Blues Deluxe. Allein auf der Bühne, nur mit einer Akustikgitarre. Ein Wechselbad aus leidenschaftlichen, leisen Tönen und aggressiven, lauten Anschlägen. In der Halle kann man bei den leisen Tönen eine Stecknadel fallen hören. Niemand kann sich diesem Stück entziehen. Ein Cream-Cover von 1967, SWLABR, folgt.

Lee Thornburg und Paulie Cerra

Wieder steht das Publikum staunend auf den Plätzen. Bonamassa holt Töne aus seinen Gitarren, die man nicht nachvollziehen kann. Spielfreude pur im letzten Song des Tages Mountain Time. 10 Minuten lang feiert der Amerikaner seine Musik zusammen mit der Band in einem 2002 entstandenen Hard Rock Titel ab. Das hat mit Blues nichts mehr zu tun. Geniales Gitarrenspiel, Tempowechsel und eine Beherrschung des Spielgeräts, bei der jeder Anschlag, jedes Riff sitzt. Jeder Ton erklingt so, wie er soll. Perfektionismus, einfach erstaunlich. Mir fallen keine Superlativen mehr ein. Joe Bonamassa lässt es sich natürlich nicht nehmen, den ganzen Abend unablässig die Gitarren zu wechseln. Darunter spielt er mehrere Les Pauls, eine Stratocaster, eine Telecaster und eine ES-335.
Die vor der Bühne stehenden Fans versuchen noch ein Plektrum, einen Stick oder eine Setliste von der sich verabschiedenden Band zu erhaschen. Zweieinviertel Stunden Gitarrenkunst vom Feinsten. Ich freue mich auf den nächsten Live-Gig, den ich irgendwann von Joe Bonamassa sehen darf.

Fazit:
+ Joe Bonamassa und seine Band sind hervorragend.
+ Der Sound in der Arena ist von Beginn perfekt abgemischt, glasklar und druckvoll.
+ Routinierte Show der alten Hasen.
– Die Barcleycard-Arena als Veranstaltungsort mit Tops und Flops.
– Die Eintrittspreise für meine Verhältnisse astronomisch hoch.

Die sechs deutschen Tourtermine:

12.05.2019 – Hamburg, Barcleycard-Arena
14.05.2019 – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
15.05.2019 – Baden Baden, Festspielhaus
17.05.2019 – Münster, MCC Halle Münsterland
18.05.2019 – Stuttgart, Porsche-Arena
20.05.2019 – München, Olympiahalle