“Ein komplett durchgeknallter Abend“
Eventname: Kochkraft durch KMA Releaseshow
Headliner: Kochkraft durch KMA
Vorband: Endokard
Ort: Parkhaus Meiderich, Duisburg
Datum: 14.10.2016
Kosten: Pay what you want, mindestens 1,00€
Genres: Post Punk, Punkrock, Alternative, Crossover
Veranstalter: Kochkraft durch KMA (https://www.facebook.com/kochkraft.durch.kma/)
Link: https://www.facebook.com/events/1075717582497465/
Setlisten:
- Prestige
- Lotuseffekt
- Schutt & Asche
- Wir liegen in Ketten
- Wer sieht mich?
- Wir laufen mit
- Der Hund ist doch kein Schwein, nur weil er scheisst
- Wir sind die Kochkraft
- Kran fällt
- Du bist doch hier oben
- Der Specht
- Die wunderschöne Bude vom Soulfreak
- Discofieber by Night
- Tonmann
- Atomuhr
- Unser nächster Song wird bestimmt ’n Hit
- Alle wollen draußen sein
- Rasen durch das Land
Zugabe - Totale Toleranz
Wenn man eine neue EP veröffentlicht, darf das natürlich gern gefeiert werden. Und so ruft die Band Kochkraft durch KMA am 14.10.2016 ins Parkhaus Meiderich, um gemeinsam mit den Fans und solchen, die es werden wollen, die Releaseparty für das neue Werk Kommando Pappenheymer zu feiern.
Eingeläutet wird das Spektakel von der Band Endokard, bei der alle drei Bandmitglieder gleich doppelt ran müssen. Den Hauptteil des Gesangs übernimmt neben der Gitarre Franz, aber auch Bassist Marek und Schlagzeuger Tom haben ein Mikrofon vor der Nase. Die Ansage von Marek, dass man aus Köln kommen würde, kontert ein Zuschauer mit den Worten „da sind wir tolerant“, was für einen der vielen Lacher sorgt, die heute noch folgen sollen. Ich habe in den Gesprächen, die ich an diesem Abend führe, den Stil immer ganz banal als Punk Rock bezeichnet, aber das trifft es nicht ganz, und Endokard können sowohl hart als auch zart. Dabei sind die Songs mal richtig schön rotzig, mal erinnern sie ein wenig an die guten alten Tage von Blink182, und mit Wer sieht mich? hauen die Jungs sogar so etwas wie eine Ballade raus. Deutsche Texte, immer ehrlich, immer geradeheraus, manchmal auch zum Lachen, wie bei Der Hund ist doch kein Schwein, nur weil er scheisst. Insgesamt ein solider Auftritt, und auch wenn das normalerweise eher nicht mein Genre ist, kann ich nicht umhin, meinen imaginären Hut vor der Spielfreude und der Bühnenpräsenz der drei zu ziehen.
Und jetzt kommt der Teil des Berichtes, vor dem ich mich am liebsten drücken würde, denn was dann die Band Kochkraft durch KMA an Bühnenshow abliefert, ist eigentlich kaum in Worte zu fassen. Ich habe es schon beim Bandcontest Best Of Unsigned in Oberhausen erleben dürfen, und habe schon damals eigentlich nur ein Wort gefunden, nämlich unbeschreiblich. Von den Texten will ich dabei erst einmal gar nicht reden, aber wie man auf so eine irrwitzige, temporeiche, verrückte, abgefahrene, immer wieder überraschende, streckenweise scheinbar komplett improvisierte – jetzt fehlen mir wirklich die Worte – Show kommt, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Für den guten Ton ist heute mal wieder Gilbert zuständig, auf den komme ich später noch einmal zurück.
Insgesamt haben Kochkraft durch KMA jetzt drei EPs veröffentlicht, und so ist der heutige Abend ein Streifzug durch alle drei Veröffentlichungen. Los geht es mit der Debüt-EP Volle Pulle! aus 2015, die, wenn man die Zugabe mitrechnet, genauso komplett berücksichtigt wird, wie auch die Folge-EP Noch mehr Hits!!11!. Dabei sind die Songs natürlich genau so gaga, wie die immer wieder eingestreuten Wort- und sonstigen Spielchen, wobei sich insbesondere Beray hier als Animateur und Wortakrobat betätigt. Mit seinem Stimmenverfremder spielt er anscheinend sehr gern herum, mal klingt es, als ob er einen tiefen Zug aus der Heliumflasche genommen hat, mal hat er irgendeinen anderen Effekt entdeckt, den er dann nur leider vergisst, abzuspeichern. An seinem Lieblingseffekt kann er sich dann aber zur Belustigung des Publikums minutenlang ergötzen.
Apropos Publikum, das ist bei Auftritten von Kochkraft durch KMA niemals nur anwesend, sondern von der ersten bis zur letzten Minute mit eingebunden. Sei es bei Songs wie Atomuhr, bei denen wir laut Sängerin Lana doch mal ordentlich mitbouncen sollen – was der Großteil der Anwesenden, mich eingeschlossen, dann auch gern mal tut – oder bei dem Song Tonmann, mit dem ich dann auf Gilbert zurückkomme. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ewig lange wir hier immer wieder alle gemeinsam den Refrain singen, aber Gilbert steht mit seinem Tonpult eindeutig im Mittelpunkt und wird sowohl von Beray als auch von MC Gewitter mit Indianertänzen umrundet, das einem schwindelig werden kann. Die zwischenzeitliche Zerstörungswut auf der Bühne, der nicht nur diverse Mikrofonständer zum Opfer fallen, endet auch mit einem kaputten Becken, das von Lana aber vorsichtig wieder an seinen Platz gebracht wird, und natürlich wird im weiteren Verlauf der Show auch wie nebenbei wieder aufgeräumt.
Das alles geht aber so nahtlos ineinander über und findet teilweise in einem derartigen Affenzahn statt, dass ich manchmal mit der Linse gar nicht hinterher komme. Man müsste eine Show von Kochkraft durch KMA auch sowieso eher auf Video denn auf Fotos bannen, denn Fotos können nicht ansatzweise wiedergeben, was hier abgeht. Ich habe an dem Abend auch den Versuch aufgegeben, durchgängig scharfe Fotos zu machen. Dafür hätte ich den Blitz einsetzen müssen, und dem verweigere ich mich. So gibt es also ausnahmsweise in der Galerie auch einige Fotos, auf denen verwischte Gestalten zu sehen sind, ich nenne es mal ganz hochtrabend „Bewegungsunschärfe“ 😀
Nachdem dann auch der Großteil des Publikums der Aufforderung gefolgt ist, zur Musik durch das komplette Parkhaus zu hüpfen, wobei Beray und Lana hier mitten in der Menge zu finden sind, ist dann aber leider doch irgendwann das Ende dieser absoluten verrückten Stunde eingeläutet. Natürlich werden Kochkraft durch KMA nicht ohne Zugabe entlassen, und die gibt es dann auch mit dem Song Totale Toleranz von der ersten EP Volle Pulle!.
In den vielen Gesprächen, die ich nach der Show sowohl selbst führe als auch belausche, höre ich dann natürlich nicht ein einziges negatives Wort. Es fallen auch von den vielen Bandkollegen, die heute anwesend sind, immer wieder die gleichen Begriffe, nämlich „unbeschreiblich“, „wahnsinnig“, „einfach gut“ oder schlicht und ergreifend „klasse“. Das höre ich dann sogar beim Longsound Festival in Münster, das ich am nächsten Tag besuche. Insbesondere den Männern der aus Duisburg/Essen stammenden Band Magma Waves, aber auch vielen anderen der dortigen Besucher, ist der Name Kochkraft durch KMA ein Begriff. Und so lasse ich das jetzt einfach mal stehen.
Um vielleicht mal ansatzweise einen Eindruck von Shows der Band Kochkraft durch KMA zu bekommen, könnt Ihr Euch dieses Video zum Song Atomuhr anschauen: