Artist: Lera
Herkunft: Italien
Album: Rêverie
Spiellänge: 40:57 Minuten
Genre: Post Rock, Avantgarde Metal, Doom Metal
Release: 06.06.2025
Label: Sunsound Records
Bandmitglieder:
Aurora Atzeni – Vox/Guitar
Valerio Marras – Guitar
Nicola Olla – Bass
Daniele Moi – Drums
Tracklist:
- Dead Flowers
- 78
- Doppelgänger
- 217
- Sonder
- C-14
- Of Lights & Shades
- 579
Mit Rêverie präsentieren die Italiener von Lera ein Debütalbum, das wie ein akustischer Psychothriller funktioniert – irgendwo zwischen Post-Rock-Melancholie und der düsteren Szenerie eines 28 Days Later. Es ist keine Musik zum Nebenbei-Hören – Rêverie verlangt Aufmerksamkeit, Geduld und ein Gespür für das Dazwischen. Der Opener Dead Flowers ist mit über neun Minuten Spielzeit ein monumentaler Einstieg. Langsame Crescendi, verhallte Gitarrenflächen und eine schleichende Rhythmik erzeugen eine Atmosphäre, die sich wie dichter Nebel auf die Sinne legt. Danach folgt mit 78 ein kurzes Zwischenspiel, beinahe wie ein Fragment aus einem alten Tonband, das plötzlich zwischen zwei Szenen eines Films auftaucht. Der flüchtige Moment schafft Raum – und genau diesen nutzen Lera gezielt.
Doppelgänger und 217 sind ein Duo aus Unbehagen und Verlorenheit. Der eine Song schwer, zäh, mit subtiler Dramatik aufgebaut – der andere kurz, fast stoisch, mit maschinellen Elementen, die an dystopische Filmszenen erinnern. Beides wirkt wie ein vorsätzliches Spiel mit der Wahrnehmung des Hörers. Besonders Doppelgänger lebt von flirrenden Details, die sich erst beim wiederholten Hören offenbaren. Die zweite Hälfte beginnt mit Sonder, einem Höhepunkt des Albums: bedrohlich, fast sakral. Hier finden Lera die perfekte Balance zwischen Isolation und Klangfülle. C-14 hingegen wirkt wie der akustische Verfall einer Erinnerung – metallisch, brüchig, beinahe radioaktiv. Der Track scheint mit jedem Ton mehr zu zerfallen, bleibt dabei aber spannend.
Of Lights & Shades ist vielleicht der zugänglichste Titel auf Rêverie: melancholisch, beinahe warm im Vergleich zum restlichen Material – aber auch hier dominiert die Melancholie. Den Abschluss bildet 579, ein weiteres kurzes Interlude, das wie das langsame Verlöschen einer letzten Hoffnung wirkt. Ein stimmiger, wenn auch ernüchternder Ausklang. Rêverie ist ein Album für die Nacht. Für Kopfhörer. Für Regen. Und für Menschen, die sich nicht scheuen, musikalisch in emotionale Leere zu starren. Es ist ein düsteres Kunstwerk, das mit seinen starken Filmscore-Parallelen gezielt auf Atmosphäre statt Hooklines setzt. Lera fordern Geduld – und emotionale Bereitschaft.