Lik – Necro

Vierte Unterrichtstunde in der Stockholmer Schule

Artist: Lik

Herkunft: Schweden

Album: Necro

Spiellänge: 40:44 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 18.04.2025

Label: Metal Blade Records

Link: https://www.facebook.com/LIKofficial

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Tomas Åkvik
Gitarre – Niklas Sandin
Bassgitarre – Joakim Antman
Schlagzeug – Christofer Barkensjö

Tracklist:

1. Deceased
2. War Praise
3. They
4. Worms Inside
5. Morgue Rat
6. Shred Into Pieces
7. In Ruins
8. The Stockholm Massacre
9. Fields Of Death
10. Rotten Inferno

Alle, die sich dem schwedischen Death Metal der Stockholmer Schule nahe fühlen, haben auf dieses Album gewartet. Vielleicht nicht ganz so, wie auf ein neues Dismember-Album, aber fast, würde ich sagen. Und ja, auch Entombed haben angekündigt, etwas Neues zu machen. Läuft also wieder ganz gut da oben in Schweden. Die Band Lik, die jetzt auch schon über zehn Jahre dabei ist, sind so etwas wie die Helden der neuen Szene, zumal sie auch Dismember damals vor dem Stockholm Deathfest den Proberaum zur Verfügung gestellt haben, wenn ich mich richtig erinnere. Im Jahre 2020 erschien ihr drittes Album namens Misanthropic Breed und wurde absolut zu Recht abgefeiert. Alles wurde im Proberaum aufgenommen und Demos selbst zusammengebastelt. Und dann kam die Pandemie. Sei es, wie es ist. Jetzt kommt das vierte Album namens Necro. Und nun geht man ins Studio, welches passenderweise auf den Namen Necromorbus hört, und auch nur zwei Stunden entfernt liegt. Das passt ja, wie der Bodennebel auf dem Friedhof. Hinzu kommt noch, dass dort der Produzent Lawrence Mackrory (Meshuggah, Katatonia) die Schieberegler bedient. Tja, das sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn da nichts Ordentliches bei herauskommt.

Gitarrenverstärker an und ab geht die wilde Reise der Schweden. Deceased legt los wie die Feuerwehr, und nichts anderes habe ich erwartet. Der HM2-Sound dröhnt aus den Boxen und bedeutet für mich schon nach einigen Sekunden Party ohne Ende. Es wird gesägt, was das Zeug hält und es geht zügig zur Sache. So mag ich meinen Old School Death Metal. Wilde Gitarrensoli werden mit eingebaut, der Rest ist einfach nur dreckiges Gezocke. Das Tempo wird rechtzeitig verschleppt und diese typischen Midtempo-Geschichten bringen eine gesunde Abwechslung in die Geschichte, werden aber dann immer wieder mit Geholze kombiniert. Dann kommt ein prägnantes Gitarrenriff, welches diesem Song eine gewisse Würze gibt. Danach wieder volle Attacke und auch eine kleine Melodie kann man erkennen zum Ende des Songs hin. Mit horrormäßigen Tönen lässt man den Spaß austrudeln. Das Geklimper könnte auch gut für einen Horrorfilm verwendet werden. Tja, was soll man sagen. Deceased ist ein würdiger Einstieg.

Mit War Praise legen sie noch einen drauf. Was für ein geiles, melodisches Riff, welches dann niedergerungen wird. Ja, genau, Freunde des gepflegten Krachs, so muss das klingen. Ich geh gerade rauf und runter. Geknatter, Gedröhne und ein hypnotisches und melodisches klingendes Riff, welches einen positiv in den Wahnsinn treibt. Hier und kurze Tempoverschleppung, bevor man dann ein Break und diese typischen atmosphärischen Dismember-Momente mit einbaut. Großartig, absolut großartig. Okay, man hört, in wessen Fahrgewässern sie schwimmen wollen, aber dieses können sie auch, und zwar gnadenlos großartig. Sehr gelungenes Songwriting – der Song fliegt einfach nur so an einem vorbei und man möchte einfach nur die Repeattaste drücken, aber man hat ja zum Glück noch vieles Neues vor sich. Nach diesem Dismember-Moment baut man den Song wieder auf und gibt noch einmal Vollgas.

Bisschen ruhiger, chilliger und atmosphärischer geht man die Sache zu Beginn von They an. Ein Horrortrip startet und man marschiert im Midtempo durch die Botanik, erzeugt aber durch das Drumming absolut sehr viel Druck und durch die Verschleppung wird es richtig gruselig. Hier drückt man der Gemeinde die Faust ordentlich in die Magengrube, ohne ordentlich Gas zu geben, überzeugt aber mit absolut geilen Riffs und eben diesem Händchen, was die Burschen haben. Alles klingt überzeugend und eine gruselige Atmosphäre durchdringt den Raum. Am Ende nehmen sie sogar das Tempo ganz raus.

Nach dieser düsteren Erholungspause braucht mein Death-Metal-Gemüt aber wieder einen ordentlichen Schlag in die Magengrube und diese bekommt es dann auch. Bei Worms Inside knallen den Burschen von Anfang an die Sicherungen durch und man nimmt kein Blatt vor den Mund und Gefangene schon einmal gar nicht. Hier regiert der HM2-Hammer. Gnadenlos prügeln sie drauflos, bauen aber wieder geschickt und gekonnt Tempowechsel mit ein und holen auch wieder zum höhergestimmten Gitarrensoli aus, um dieses dann wieder niederzuprügeln, so, wie man es eben braucht. Ob das Ende so gewollt ist, mit dem einzelnen Schlag und dem Gelächter im Hintergrund weiß ich nicht, kommt aber auf jeden Fall ziemlich geil.

Tja, und so geht es weiter und immer weiter und alles andere wäre für mich auch enttäuschend gewesen. Welch ein Brett! So muss Old School Death Metal klingen, gar keine Frage. Und man kann eben auch in langsameren Gefilden, wie zum Beispiel beim Song Morgue Rat absolut überzeugen. Oder beim Gänsehaut-erzeugenden Stück Rotten Inferno. Die Burschen wissen, was sie wollen.

Lik – Necro
Fazit
Die Schweden von Lik, die ja mittlerweile so etwas wie die Szenehelden der Stockholmer Schule darstellen, können nicht anders und knallen auf dem vierten Album alles heraus, was irgendwie geht. Klaro, HM2-Sound und geiles Geröchel am Mikro haben viele, aber Lik haben ein Händchen für ein blutgetrieftes und düsteres Songwriting. Immer wieder diese Tempiwechsel. Egal, ob sie sich die Seele aus dem Leib prügeln wie bei War Praise oder langsam gruselig kriechen wie bei Morgue Rat - hier herrscht immer der Stockholm-Death-Metal, auch wenn man an einigen Stellen gekonnt eigene Ideen mit einbringt. Was soll man noch sagen. Absolute Kaufempfehlung.

Anspieltipps: War Praise und Worms Inside
Michael E.
9.6
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9.6
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