Lord Of The Lost – Blood & Glitter

Da überraschen die Lords der Verlorenen mit einem Album zum Jahresende

Artist: Lord Of The Lost

Herkunft: Hamburg, Deutschland

Album: Blood & Glitter

Spiellänge: 51:23 Minuten

Genre: Dark Rock, Glam Rock

Release: 30.12.2022

Label: Napalm Records

Link: https://lordofthelost.de/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Chris ‚The Lord‘ Harms
Gitarre – Pi Stoffers
Bass – Class Grenade
Piano, Synths, Percussion, Gitarre – Gared Dirge
Schlagzeug – Niklas Kahl

Tracklist:

  1. Blood & Glitter
  2. Leave Your Hate In The Comments
  3. Absolute Attitude
  4. The Future Of A Past Life (feat. Marcus Bischoff)
  5. No Respect For Disrespect
  6. Reset The Preset (feat. Andy LaPlegua)
  7. Destruction Manual
  8. Dead End
  9. Leaving The Planet Earth
  10.  Forever Lost
  11. Save Our Souls (feat. Ally Storch)
  12. One Last Song
  13. The Look (Roxette Cover) (feat. Blümchen)

Was für eine Überraschung so kurz vorm Jahreswechsel. Lord Of The Lost veröffentlichten so quasi von jetzt auf gleich ihr achtes Full Length Studioalbum. Nachdem sie bereits in den vergangenen Monaten spezielle Club-Konzerte, limitiert, klein und intim ankündigten und es dazu ein besonderer Gimmick in den Boxen mit den Tickets geben sollte, waren natürlich alle gespannt. Dazu gesellte sich ab und an ein Bild, das die Jungs in bunten Glammer-Klamotten zeigte, was allerdings zunächst nicht auf ein neues Album hindeutete. Das war ein gut gehütetes Geheimnis – und Respekt, alle haben dichtgehalten. So wurde Heiligabend das Album angekündigt und in den verkauften Boxen war es als Zugabe mit drin. Auch die Presse bekam keine Vorabinformationen und so gehen Lord Of The Lost mal wieder einen ungewöhnlichen Weg, indem sie dem Vorab-Single-Veröffentlichungswahn einen Riegel vorsetzten. Dazu sagte Chris Harms:
„In einer Zeit, in der der Marketing-Wahnsinn für jedes Album immer länger zu werden scheint, in der bereits das halbe Album oder gar mehr, bereits sechs Monate im Voraus durch Vorab-Singles bekannt ist, damit durch die hohen Vorverkäufe zur Veröffentlichung ein möglichst hohes Chartergebnis erzeugt wird, geht das, worum es eigentlich gehen sollte, immer mehr verloren: Die pure Magie des ersten Hörens eines neuen Albums der Lieblingsband. Dieses “Wie Früher”-Gefühl möchten wir durch diese unvorbereitete Veröffentlichung transportieren! Scheiß auf die Charts, Playlist-Pitchings und 1.000 sinnlose Reviews im Vorfeld. Wichtig ist, was ein Album auf lange Sicht zu bedeuten hat, nicht wie hoch sein “Wert” am Tag der Release ist.”

Gekonnt und auch aus Marketingsicht ein schlauer Schachzug. Als also Heiligabend die Bombe platze, gab es noch immer keine Songs zum Probehören, außer dem Titeltrack. Flugs die Platte bestellt und die sollte dann auch am 30. da sein. Inzwischen ist das Material auch über das Label eingetrudelt und ich mache trotzdem eins der sinnlosen Reviews, denn ich finde, sie habe es sich verdient.

Der Titeltrack Blood & Glitter eröffnet die Scheibe. Inspiriert von Mick Rock, der in den Siebzigern alles, was Rang und Namen hatte, in einem Bildband zusammenfasste, wird visuell dem Glam gefrönt, der dann auf Achtzigerjahre-Wave und Pop trifft und durch harten Metal ergänzt wird. Passt das? Das passt. Beim Opener kommen noch leichte Synthi-Untermalungen dazu, die an die Achtziger erinnern. Das soll sich durch alle Tracks ziehen. Leave You Hates In The Comments greift thematisch ein Phänomen auf, von dem auch die Lord Of The Losts in der Vergangenheit nicht verschont geblieben sind. Ich erinnere mich noch an einige Hateposts zu Judas Zeiten, die dann von Chris entsprechend beantwortet wurden. Hier wird das Thema musikalisch aufgearbeitet und das dazugehörige Video gibt’s am Ende. Wieder darf Multiinstrumentalist Gared sich austoben und steuert einen genialen Klangteppich bei. So darf es weitergehen. Absolute Attitude könnte in den frühen Achtzigern entstanden sein. Leicht poppige Sequenzen. Ein ansprechender Refrain, und fertig ist ein Track, der auch in einer Disco gut gelaufen wäre. Mit Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn kommt dann der erste von vier Gastmusikern zum Einsatz. Seine Vocals ergänzen sich mit den Harmschen, wobei der die höheren Parts übernimmt. Das live anzuhören, wäre schon genial. Auch hier wieder ein hoher Anteil Synthesizer-Sequenzen, demzufolge sind Gitarren bisher etwas weniger im Vordergrund zu finden.

Ein weiterer Gast ist bei Reset The Preset zu hören. Andy LaPlegua von Combichrist unterstützt diesmal. Etwas Industriell wird noch eingemischt, ansonsten bleibt es bei der eingeschlagenen Marschrichtung, obwohl das an einigen Stellen etwas ‚Too Much‘ ist. Dafür darf sich Pi diesmal mit einigen coolen Gitarrenparts empfehlen. Gleiches gilt für das folgende Destruction Manual. Harte Gitarrenklänge am Anfang dominieren. Während Chris den Refrain „Let It Burn MF, Let It Burn“ in unnachahmlicher Manier ins Mikro schreit, wird auch die Rhythmusfraktion so richtig in Szene gesetzt. Niklas und Class geben hier das Bollwerk, auf dem sich der Rest austobt. Dead End und Leaving The Planet Earth schließen sich an. Inhaltlich greifen LOTL politische, aktuelle und sehr persönliche Inhalte auf. Wenn Chris beim letzten Track singt „I am Tired Of You All“, dann lässt es viel gedanklichen Spielraum zu, wobei immer die Hoffnung mitschwingt, dass es ein Morgen geben wird. Forever Lost schlägt inhaltlich in eine ähnliche Kerbe. Schon fast Ausweglosigkeit wird in dem Text transportiert. Musikalisch eine Midtempo-Nummer in bekanntem Stil. Etwas Wave, etwas poppig, wenig Gitarre, mehr Einsatz der Dirgeschen Tasteninstrumente. Nicht ganz so zwingend wie der vorherige Track, auch wenn Chris Harms zum Ende hin nochmals dem Ganzen seine Wut entgegenschreit. Save Our Souls beginnt wie ein typischer Lord Of The Lost Track. Musikalisch hätte er auf Judas gepasst. Mit Ally Storch von Subway To Sally ist hier die dritte Gastmusikerin an der Violine zu hören. Vor dem Roxette Cover The Look featuring Blümchen, kommt noch One Last Song, von dem Chris Harms sagt, „das könnte der Song sein, den ich als Letztes vor meinem Ende hätte singen wollen“. Zum Glück ist das nur hypothetisch, denn da soll ja bitte noch einiges kommen, bevor es so weit ist. Das gern wieder so überraschend wie dieses Album. Das Roxette Cover zeigt noch mal, dass LOTL keine Genregrenzen kennen.

Lord Of The Lost – Blood & Glitter
Fazit
Zunächst erst einmal Respekt vor dem Mut, die Veröffentlichung des Albums auf diese Art und Weise zu realisieren. Dann erscheint das Album so als Ganzes live spielbar (auch gern mit den Gästen) zu sein. Wieder einmal zeigen Lord Of The Lost, wie wandelbar sie sind. Nach den zwei Konzeptalben mit eher mythologischem Hintergrund nun eins, mit dem sie Achtzigerjahre-Wave und Pop mit Dark Rock Elementen versehen und dabei noch den Glam der Siebzigerjahre transportieren. Nicht jeder Track kann gleichmäßig überzeugen, aber einen Ausfall gibt es auch nicht zu beklagen. Scheinbar treffen sie aber ins Schwarze, denn es fehlen nicht mehr viele verkaufte Exemplare, um zumindest die Charts in dieser Woche anzuführen.
<br< Anspieltipps: Blood & Glitter, The Future Of A Past Life , und One Last Song
Kay L.
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