Lost In Grey – The Waste Land

“Drehen die Uhr ein kleines Stück zurück!“

Artist: Lost In Grey

Herkunft: Finnland

Album: The Waste Land

Spiellänge: 51:47 Minuten

Genre: Power Metal, Symphonic Metal

Release: 11.01.2019

Label: Reaper Entertainment

Link: https://www.facebook.com/lostingrey/

Bandmitglieder:

Gesang, Komponist, Keyboard – Harri Koskela
Gesang, Texte – Anne Lill
Gitarre – Miika Haavisto
Bassgitarre – Aapo Lindberg
Gesang, Violine – Emily Leone
Schlagzeug – Waltteri Väyrynen

Tracklist:

  1. The Waste Land
  2. Expectations
  3. Unohdukseen Katoaa
  4. 1992
  5. Far Beyond And Further
  6. Wolves Among Men
  7. Prelude For Emptiness
  8. Drifting In The Universe

Lost In Grey, die finnische Power Symphonic Metal Band, bringt dieser Tage ihr zweites Album The Waste Land auf dem Markt und versucht damit noch weiter an Gruppen wie Delian, Tristania oder Epica heranzukommen. Der größte Unterschied zu den genannten Acts ist die Tatsache, dass hier mit gleich zwei Frontfrauen agiert wird und der Mastermind Harri Koskela noch zusätzlich derbe Shouts beisteuert. Mystische Klänge liegen in der Luft, wenn das Sextett in über 50 Minuten versucht melodische und schaurige Einflüsse in ein Korsett zu schnüren. Die Strukturen reichen vom Heavy Metal über den Melodic Metal bis hin in die genannten Formen. Das Spektrum wurde groß gewählt – dadurch öffnen sich Türen, die jedoch auch die Herausforderung an eine gute Platte nach oben treiben.

Gleich der Titeltrack soll es zum Anfang richten. Die symphonische Ader ist ohne Frage direkt herauszuhören. Anstatt auf bombastische Momente zu setzen, versuchen die Skandinavier ein progressiveres Klangbild zu schmieden. Der teilweise drei Stimmen starke Gesang drückt Lost In Grey den Stempel auf, auch wenn man dazu sagen muss, dass es stückweise etwas überladen wirkt. Emily Leone im Duett mit Anne Lill sorgt für sehr positive Momente. Rockig sorgt Expectations für den zweiten Streich. Die Akustik steigert die Dramatik, während Effekte das Gehör fluten. Gesänge dringen aus der Ferne in die Kompositionen, während der Operngesang kräftig nach der Bindung des Hörers sucht. Das Wort Power muss man gar nicht zwingend mit Lost In Grey verbinden. Wenn ich ein Genre kreieren dürfte, würde es vermutlich Progressiv Symphonic Heavy Metal lauten. Denn die sechs Musiker greifen viel lieber beim klassischen Heavy Metal zu als beim Power Metal – womit die meisten anderen Formationen des Genres arbeiten. Die immer wieder sehr ruhigen Parts nehmen noch mehr an Geschwindigkeit heraus, und genau an dem Punkt dürften sich die Geister wohl scheiden. Durch diese low Power Offensive, die einfach dazugehört, wird ordentlich an Druck eingebüßt und muss emotional wettgemacht werden. Das gelingt über weite Strecken gut und erschafft epische Gedankenspiele, die einen komischerweise sogar im Geiste nach Asien bringen. Auch ohne altertümliche Instrumente bekommt man ein Mittelalter Feeling geboten, wo neben kleinen Romanzen immer wieder blutige Schlachten über das Land ziehen. Stimmig greifen die einzelnen Zahnräder wie 1992, Wolves Among Men oder Prelude For Emptiness ineinander und hinterlassen einen gelungenen zweiten Streich.

Fazit: Das Konzept Opern, Symphonic, Melodic und Power/Heavy Metal zusammenzuführen ist nicht neu. Die noch frisch im Geschäft agierenden Lost In Grey schaffen trotzdem ihren eigenen Sound, den man aus vielen weiteren Newcomern heraushören kann. Die mehrstimmigen Gesänge sind der Knackpunkt und daran muss und sollte man die Gruppe festmachen. Wem es nicht gefällt, kann man natürlich nicht böse sein - hier muss noch sensibler an der Umsetzung gefeilt werden. Auf der anderen Seite kann und wird das der Punkt sein, mit dem Lost In Grey Erfolg haben werden. Ein ordentlicher zweiter Gehversuch mit Luft nach oben für Künstler, die nicht in der grauen Einheitsmasse versinken möchten.

Anspieltipps: The Waste Land und 1992
Rene W.
7.8
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