Memories in Rock 2019, Ritchie Blackmores Rainbow in der Olympiahalle München am 12.06.2019

Der Regenbogen leuchtet noch

Eventname: Memories In Rock 2019

Headliner: Ritchie Blackmores Rainbow

Vorband: Tokyo

Ort: Olympiastadion, München

Datum: 12.06.2019

Kosten: 82 € VVK, 87 € AK

Genre: Hard Rock

Besucher: 7000 Besucher

Links: https://www.blackmoresnight.com/
http://www.tokyo-band.com/
https://www.olympiapark.de/de/olympiapark-muenchen/

Setlisten:

Tokyo:

  1. Stand Up
  2. Teenage Shooter
  3. Tokyo
  4. One World
  5. We Are The Times
  6. Too High
  7. Dreamin’Of You
  8. Give Me Power

Rainbow:

  1. Land Of Hope And Glory (Intro)
  2. Over The Rainbow (Intro)
  3. Spotlight Kid
  4. I Surrender (Russ Ballard Cover)
  5. Mistreated (Deep Purple Cover)
  6. Since You Been Gone (Russ Ballard Cover)
  7. Man On The Silver Mountain (with Woman From Tokyo by Deep Purple Snippet)
  8. Perfect Strangers (Deep Purple Cover)
  9. Black Night (Deep Purple Cover)
  10. Difficult To Cure
  11. All Night Long
  12. Stargazer
  13. Long Live Rock ’n‘ Roll
  14. Carry On…Jon (Blackmore’s Night Cover)
  15.  Burn (Deep Purple Cover)

Zugabe:

  1. Smoke On The Water

München ist eine Reise wert. In diesem Sinne machte ich mich gestern von Kiel aus auf den Weg zu dem einzigen Deutschlandkonzert von Ritchie Blackmores Rainbow. Die Akkreditierungsbestätigung kam recht kurzfristig und so blieb als einzige bezahlbare Alternative die gut 850 km per Auto zurückzulegen. Fix hatte ich ein Hotel gesucht und glücklicherweise noch eines in der Nähe des Olympiaparks gefunden. Da ich am heutigen Konzerttag reichlich Zeit bis zum Einlass habe, genieße ich noch die letzten Sonnenstrahlen und das in einem zünftigen Biergarten. Viele Gleichgesinnte, alle auch so deutlich über 50, tun es mir gleich und so kann die Überbrückungszeit bis zum Beginn eines Konzertes gut ausgehalten werden. Zeitig bin ich dann auf der Rückseite der Halle, um meine benötigten Zutrittsberechtigungen zu erhalten. Viele VIPs und sonstige Gäste warten mit mir auf den Einlass. Scheinbar war auch die AFD vertreten, denn als ich mich als Pressevertreter zu erkennen gebe, tönt es mir von einem grau melierten Herren „Lügenpresse“ entgegen. Was soll man bei einem Konzertbericht nur Lügen? Dass Ritchie eigentlich erst 30 ist und sie Songs von Helene Fischer spielen? Das sind doch dumme Menschen. Egal, ignorieren und rein. Nach der Einweisung zum Verhalten ist noch Zeit bis zum Beginn, und so kann ich ohne Fotoausrüstung bereits in die Halle.

Die Olympiahalle beginnt sich langsam zu füllen und auch der Merchstand ist schnell umlagert. Leider bin ich etwas spät, denn alle CDs, die der Herr Blackmore signiert hat, sind bereits verkauft. Schade. Nun ja. Pünktlich bin ich zurück zum Fotografentreffen und mit vier Kollegen geht’s mit offizieller Begleitung zum Fotograben. Um 20:00 Uhr beginnen dann zunächst Tokyo, eine Truppe, die auch schon nicht mehr ganz taufrisch ist. Die hatten in den Achtzigern einen Hit, der auch Tokyo hieß und die Classic Rocker weit nach vorne katapultierte. Trotz dreier Alben ging die Band dann aber getrennter Wege und erst 2016 wurde wegen großer Nachfrage ein neuer Versuch gestartet. So stehen die heute als Support auf der Bühne und beginnen mit Stand Up. Drei unterschiedliche Sänger mit unterschiedlicher Stimmfarbe lassen in den nächsten 45 Minuten Songs wie Too High oder Give Me Power in neuem Licht erstrahlen. Beim dritten Song, ihrem größten Erfolg, gehen die noch überschaubaren Zuschauer gut mit. Die Fotografen, und somit auch ich, müssen nun raus, dürfen, wenn wir wollen, ohne Ausrüstung in die Halle zurück. Ich verzichte zugunsten einiger netter Gespräche.

Um 21:00 Uhr dürfen wir wieder mit Begleitung in die Halle. Deutlich mehr Pressevertreter tummeln sich im Graben, der aber schön breit und gut zugänglich ist. Mit den beiden Tracks Land Of Hope And Glory und dem obligatorischen Over The Rainbow ist das bekannte Intro da und nun wird es laut in der Halle. Das Licht ist bereits abgedunkelt, als Keyboarder Jens Johansson als erster die Bühne betritt und hinter seiner Hammondorgel Platz nimmt. Es folgen Drummer David Keith, Bassist Bob Nouveau und Sänger Ronnie Romero. Als dann als erster Song Spotlight Kid ertönt, betritt auch Ritchie, der Meister der Gitarre, unter tosendem Applaus die Bühne und zeigt trotz seiner bereits 74 Lenze, warum er immer noch so abgefeiert wird. Zwar nicht mehr ganz so rasant wie früher, ist er noch deutlich schneller und virtuoser als viele seiner spielenden Genossen. Fast nahtlos geht es mit I Surrender weiter.

Am auffälligsten ist der Chilene Ronnie Romero, der auf der Bühne auch der Agilste ist. Von links nach rechts, von vorne nach hinten. Ständig unterwegs macht er es uns zunächst schwer, ihn vor die Linse zu bekommen. Aber seine Qualitäten als Unterhalter beweist er, als er Ritchie dann ankündigt. Der kontert schlagfertig. Das ist unterhaltsam. Ausgezeichnet bei Stimme gibt Ronnie den ersten Liedern die nötige Tiefe, die zu den Songs einfach passt. Der dritte Song beweist dies noch eindrucksvoller. Mistreated, eins von diversen Deep Purple Covern, fordert von einem Sänger viel. Gillan oder auch Ronnie James Dio gaben diesem Song die Seele und das schafft Ronnie hier auch. Gefühlvoll und doch kräftig intoniert er die Ballade. Ritchie spielt auf seiner weißen Stratocaster zum Steinerweichen, Bassist und Drummer legen den fetten Rhythmus, während Jens Johansson die Synth-Unterstützung liefert. Der Song geht über acht Minuten und das ist für uns Fotografen schon klasse. Licht ist recht ok, und so sind einige gute Shots dabei.

Danach ist erst mal wieder Fotoausrüstung ablegen angesagt aber wir dürfen zurück in die Halle. So komme ich gerade noch zu Man On The Silver Mountain zurück, bei dem auf der Leinwand im Hintergrund das dazugehörige Regenbogen Cover abgebildet ist. Auf dieser Leinwand wird ansonsten eher Langweiliges geboten. Willkürliche Muster, die unterschiedlich blinken, stören hier eher. Zwei weitere Deep Purple Klassiker schließen sich an. Perfect Strangers und Black Night. Gerade bei Letzterem darf dann das Publikum einsetzen, was es auch bereitwillig und laut macht. Ansonsten ist das eher etwas in die Jahre gekommen und so wird eher genossen, als heftig abgefeiert. Der folgende Block besteht dann ausschließlich aus Rainbow Songs. Wenn bisher eher Coverstücke gespielt wurden, die aber alle in sauguter Qualität, dann sind Difficult To Cure, All Night Long das famose Stargazer und Long Live Rock’n Roll echte Rainbow-Klassiker. Bei Difficult To Cure wird Ritchie in den Vordergrund gestellt und zu Beethovens 9. Sinfonie, besser bekannt als Freude schöner Götterfunke zeigt er eindrucksvoll, was er kann. Die kleine Auszeit, die er sich danach gönnt, nutzen die anderen Musiker, um sich mit eigenen Soli zu präsentieren.

Die vier eben gespielten Rainbow Songs spiegeln die unterschiedlichen Phasen wieder, und wurden in der Entstehungsgeschichte auch mit verschiedenen Sängern eingespielt. Heute übernimmt Ronnie Romero alle und meistert dieses mit Bravour. Ritchie spielt souverän die bekannten Riffs, und auch das eine oder andere Solo mit und gegen die Hammond Orgel klingt durch das ehrwürdige Olympiastadion. So macht das Spaß und entgegen allen Gerüchten zum Trotz, ist er hervorragend aufgelegt. Bequem gekleidet mit seinen mittelalterlichen Stulpenstiefeln und lockerer schwarzer Klamotte, bewegt er sich nicht zu viel, aber die Ansagen und leichten Scherze kommen beim Publikum gut an. Seine Frau Candice begutachtet den Auftritt aus dem Hintergrund, denn sie fungiert hier, anders als bei Blackmore’s Night nur als Backgroundsängerin.

Nun wird es etwas sentimental. Auf der Leinwand ist das Bild des leider viel zu früh verstorbenen Jon Lord zu sehen und mit Carry On….Jon wird ihm hier gebührend Tribut gezollt. Danach geht es aber mit einem rasanten Burn zum Endspurt. Das Spektakel ist leider zu Ende. Natürlich gibt es eine Zugabe und so kommt, was kommen musste: Smoke On The Water. Dieser Überhit von Deep Purple ist ein würdiger Abschluss eines denkwürdigen Konzertes. Das waren heute echte Memories In Rock. Die Musik ist für die Liebhaber der Siebziger und Achtziger Rock Musik einfach zeitlos und gut. Es bedarf auch keiner neuen Songs, obwohl es drei gibt, die hier aber nicht intoniert werden. Wer weiß, vielleicht gibt’s ja mal ein Memories In Rock 2020 und vielleicht werden da ggf. neue Songs gespielt.

Fazit: Gelungener Abend mit puren Erinnerungen. Toll aufgelegte Musiker, ein jung gebliebener Ritchie Blackmore, der noch immer sein Arbeitsgerät beherrscht, wenn auch nicht mehr ganz so fix wie vor vierzig Jahren. Das muss er aber auch nicht. Ein Ronnie Romero, der super singt und an der einen oder anderen Stelle dem Ronnie James Dio nahekommt. Schade, dass es nur ein Deutschlandkonzert gibt. Es hat sich, gerade für Nostalgiker, mehr als nur gelohnt.