Metal Allegiance – Volume II: Power Drunk Majesty

„Schießen übers Ziel hinaus“

Artist: Metal Allegiance

Herkunft: New York, USA

Album: Volume IIPower Drunk Majesty

Spiellänge: 52:33 Minuten

Genre: Thrash Metal, Groove Metal

Release: 07.09.2018

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://www.nuclearblast.de/de/label/music/band/diskographie/details/5467776.3868872.volumeiipowerdrunkmajesty.html

Bandmitglieder:

Gitarre – Alex Skolnick
Bass – Mark Menghi
Bass – David Ellefson
Schlagzeug – Mike Portnoy

Tracklist:

  1. The Accuser (feat. Trevor Strnad)
  2. Bound By Silence (feat. John Bush)
  3. Mother Of Sin (feat. Bobby Blitz)
  4. Terminal Illusion (feat. Mark Tornillo)
  5. King With A Paper Crown (with Johan Hegg)
  6. Voodoo Of The Godsend (feat. Max Cavalera)
  7. Liars & Thieves (feat. Troy Sanders)
  8. Impulse Control (feat. Mark Osegueda)
  9. Power Drunk Majesty Part I (feat. Mark Osegueda)
  10. Power Drunk Majesty Part II (feat. Floor Jansen)

Die amerikanische Heavy Metal – Supergroup Metal Allegiance ist zurück und legt drei Jahre nach dem letzten Longplayer Metal Allegiance (2015) und der Fallen Heroes-EP (2016) nun mit Volume II: Power Drunk Majesty nach. Der Hauptkern der Heavy Metal-Allstars ist weiterhin unverändert und besteht aus Mark Menghi (Constricted, Ex-Gutter Poet), Alex Skolnick (Testament), David Ellefson (Megadeth) und Mike Portnoy (Sons Of Apollo, Ex-Dream Theater). Dazu gesellen sich wieder viele Szenegrößen als Gastsänger, die teilweise auch schon beim Erstling mitwirkten. Am Konzept der Superband hat sich also zunächst einmal nichts geändert.

Bei den Gästen bedient man sich auch beim Zweitwerk stilistisch nicht ausschließlich im Thrash Metal, sondern wildert sich quer durch die Genres, und wer zur Verfügung steht, darf dabei sein. Zumindest kann man diesen Eindruck bekommen, denn Mark TornilloFloor JansenJohn Bush und Johan Hegg passen auf den ersten Blick nicht wirklich zum Thrash Metal der Amis.

Der Opener The Accuser wird von The Black Dahlia Murder-Sänger Trevor Strnad gesangstechnisch veredelt. Man fühlt sich in alte Zeiten der kalifornischen Thrash-Szene zurückversetzt, den der Song hätte sich auch auf den alten Slayer– oder Exodus-Werken gut gemacht. Strnad entstammt aber einer neuen Generation von Metal-Shoutern, und so klingt der Song modern, hart und geht mitten in die Fresse. Ein guter Einstieg in das Album. Danach darf der Armored Saint-Sänger John Bush bei Bound By Silence ran, einem Song, der aus dem Gespräch mit einem todkranken Vietnam-Veteranen entstand. Bush ist sicherlich einer der unterbewertesten Heavy Metal-Sänger aller Zeiten. Der Midtempo-Song passt zu ihm und seiner eigenständigen Stimme, als wäre er aus seiner eigenen Feder. Bush brilliert gesanglich, dennoch zündet der Song nicht und plätschert nur so vor sich hin. Etwas mehr Wums bei Mike Portnoy`s Drumspiel hätte dem Song gut getan, und auch ein einprägender Refrain fehlt hier leider völlig.

Mit Mother Of Sin geht es dann glücklicherweise deutlich Thrash-lastiger weiter. Overkill-Frontmann Donald Bobby Blitz Ellsworth schreit und keift sich durch den Song und klingt wie eine rasante 2018er Version von Overkill. Knackige Riffs von Alex Skolnick und wuchtige Drums von Mike Portnoy sind der perfekte Soundteppich, auf dem Blitz sich austoben kann. Der punkig angehauchte Song ist ihm wie auf den Leib geschrieben und bleibt besonders am fulminanten Schluss im Ohr hängen. Anspieltipp! Bei Terminal Illusion werden sich wahrscheinlich die Geister scheiden, und der Song wird Diskussionen auslösen. Der Song ist das beste Beispiel dafür, was ich am Anfang mit stilistisch wildern gemeint habe, denn singt Mark Tornillo, geht das Stück als klarer Accept-Song durch, singt er nicht, dröhnt Thrash Metal aus den Boxen. Beide Strukturen wollen sich nicht so ganz zu einer Einheit zusammen finden. Tornillo glänzt aber vor allem im Refrain, denn wohl kaum jemand besser hätte singen können.

King With A Paper Crown besticht durch seine instrumentale Wucht und plätschert doch wieder nichtssagend vor sich hin. Amon Amarth`s Johan Heeg intoniert den Song tief aus dem Bauch heraus, und seine Death-Growls wollen auch nicht so ganz passen. Es klingt halt, wie bei seiner Hauptband auch, und Nordmann Hegg verfügt nicht über die verschiedenen Stimmfarben, um diesem Song Leben einzuhauchen. Beim Melodic Death Metal von Amon Amarth funktioniert das auch ohne die ganz großen Emotionen, doch hier verliert verliert der Song an Intensität und wirkt langweilig. Mit Voodoo Of The Godsend und Ex- Sepultura-/Ex-Soulfly-Sänger Max Cavalera ist der US-Supergroup ein echter Lückenfüller gelungen. Die Stimme des Brasilianers wird mit Tribal-Drums unterlegt, und der Rhythmus wird so bis zum Ende ausgereizt. Unspektakulär und langweilig, das konnten Sepultura/Soulfly besser. Der Song passt nicht ins Konzept und wirkt zumindest hier völlig fremd.

Liars & Thieves beginnt mit einem Riff, wie man es in jeder Gitarrenschule zu Beginn beigebracht bekommt. Auch der Mastodon-Mastermind Troy Sanders vermag es nicht, dem Track frisches Leben einhauchen. Ein weiterer belangloser, langweiliger, ausgelutschter Song. Mit Impulse Control haben Metal Allegiance einen richtig starken Song am Start, der mit der ebenso starken Stimme von Death Angel`s Mark Osegueda und vielen Skolnick-Soli besticht. Auch Ex-Dream Theater-Drummer Mike Portnoy zeigt hier endlich mal sein ganzes Potenzial. Der Song wird in Zukunft auf keiner Setlist fehlen, und auch aus der Konserve macht er Spass!

Zum Schluss des Albums gibt es den zweiteiligen Titeltrack Power Drunk Majesty auf die Ohren. Im ersten Teil kommt noch einmal der Death Angel-Frontmann zum Einsatz, und obwohl Mark Osegueda auch hier gesanglich alles gibt, kommt der Song rein von Songwriting her nicht an Impulse Control heran. Im zweiten Teil übernimmt dann Nightwish`s Floor Jansen das Mikro, die dem Song sehr viel Melodie verleiht. Überhaupt sind beide Teile wie Tag und Nacht, während in Part I ordentlich Gas gegeben und Thrash Metal groß geschrieben wird, geht es in Part II deutlich ruhiger zu. Auch der Titeltrack gehört nicht zu den Highlights des Albums, was aber nicht an den gesanglichen Qualitäten von Osegueda und Jansen liegt.

Fazit: Das zweite Album der US-Supergroup ist kein totaler Flop, aber auch kein Superalbum. Die Band bleibt ihrer Basis treu, und die illustre Schar von Gastsängern macht fast durchweg einen guten Job. Jedem Vokalist ist der Song auf den Leib geschrieben, und es gelingt auch, immer etwas von deren Hauptband in den jeweiligen Track einfließen zu lassen. Jeder hat hier das gemacht, was er am besten kann, aber hier bewahrheitet sich leider auch, viele Köche verderben den Brei. Das Album wirkt nicht wie aus einem Guss, nicht wie das Album einer Band, sondern vielmehr wie eine Compilation-CD, auf der eine ganze Hand voll Bands vertreten sind. Auch wenn es den Basics der Band widerspricht, wäre es sinnvoller gewesen, sich einen Gastsänger auszugucken, oder vieleicht zwei/drei verschiedene, die dann jeweils mehrere Songs des Albums veredeln. Vielleicht hätte es auch schon ausgereicht, nur Genre-typische Gastmusiker auszuwählen, damit ein homogenerer Hörfluss entsteht. Floor Jansen und Johan Hegg, oder Mark Torillo und Max Cavalera, gegensätzlicher könnte die Auswahl nicht sein. Ebenfalls eine schlechte Wahl war es, einen Song wie Voodoo Of The Godsend mit seinen Tribal-Drums mit Max Cavalera zu besetzen, denn der Roots-Vibe passt zu Sepultura/Soulfly, aber nicht zu dem restlichen Album-Konzept. Der Song wirkt wie ein Fremdkörper. Aber natürlich ist hier nicht alles schlecht, wie gesagt, jeder hat das gemacht, was er am besten kann. Alex Skolnick, immerhin einer der besten Gitarristen der Szene, brilliert durch das gesamte Album. Die Riffs wissen zu überzeugen und er soliert mit einer Finesse, die seinesgleichen sucht. Alleine das Gitarrenspiel macht das Album zeitweise zu einem Genuss. Auch Mike Portnoy an den Drums weiß zu überzeugen, und mit den Bassisten Menghi und Ellefson einen grundsoliden Rhythmusteppich zu liefern, auch wenn er technisch durchaus noch Luft nach oben hätte. Alles in allem passt hier musikalisch vieles zusammen, aber bei den Mitwirkenden erwartet man das ja auch irgendwie. Letztendlich befinden sich drei - vier gute Songs auf dem Album, die sich aber wohl alle nicht zu den ganz großen Klassikern entwickeln werden.

Anspieltips: Impulse Control und The Accuser.
Silke H.
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