Neophobics Albumrelease „Above“ am 28.01.2023 in der Zollkantine in Bremen

Melodischer Abriss der Zollkantine

Eventname: Above Releaseparty

Bands: Neophobic, Scythe Beast und Verweser

Ort: Zollkantine Bremen, Hansator 1, 28217 Bremen

Datum: 28.01.2023

Kosten: 10,00 € AK

Genre: Death Metal, Black Death Metal

Besucher: 100

Veranstalter: Neophobic

Links: https://www.facebook.com/profile
https://www.facebook.com/Zollkantine

Setlisten:


1. King Of A Dead Land
2. Bloodmoons Bane
3. God Of Carnage
4. Kill Machine
5. Soulicide
6. The Long Walk
7. Truth
8. Indicted For Misconception


1. Dör De Nävelmüür
2. Kien Schuur
3. Der Fette Verweser
4. Scheiß Angst
5. Dat Lock
6. Weer To huus
7. Chaos Im Kopf
8. Des Meisters Fahler Schatten


1. Nameless
2. Sorcerer’s Apprentice
3. The Four
4. Above
5. Lobotomy
6. Rats In The Walls
7. New Dress
8. Fallen
9. Fairy Lorelei
10. Epidemic
11. Eternity Begins / Immortality
12. Lobotomy (Zugabe)
13. Rats In The Wall (Zugabe)
Die fünf Protagonisten von Neophobic aus dem Bremer Umland sind seit dem 10.11.2022 mit ihrem Debütalbum namens Above unterwegs und nun wird es Zeit für eine Releaseparty.
Dafür ist die Zollkantine in Bremen bestens geeignet.
Unterstützt werden die Norddeutschen von der Bands Scythe Beast und Verweser.Leider schaffen wir es nicht pünktlich zum Gig, also muss Gitarrist Sven von Scythe Beast den Bericht aus Sicht der Band beschreiben. Sehr gelungen, wie ich finde.

Pünktlich um 20 Uhr wird in der gut gefüllten Zollkantine gestartet. Und das gleich mit den bestens aufgelegten Scythe Beast aus dem Landkreis Diepholz. Ohne großartiges Intro-Gedöns transportiert die Gitarren-Fraktion mit dem Opener King Of A Dead Land die Bremer Location ohne Umwege nach Schweden. Melodie und durchgetretenes Gaspedal? Ist irgendwie so was wie Metal-Glutamat: Du bekommst einfach nicht genug davon! Und das bekommen die ersten Reihen auch direkt in die Knochen. Läuft! Kurze Ansage vom Sänger und schon geht mit Bloodmoons Bane vom ersten Album der rote Faden weiter, allerdings schwenkt man hier von At The Gates eher in Richtung Dissection. Nicht übel, was hier so alles in ein einziges Stück gepackt wird, und Theo am Schlagzeug fährt von treibendem Doublebass-Passagen über Blastbeats das komplette Programm. Kaum zu glauben, dass der Kollege auch bei den Prog-Metallern Poverty’s No Crime an den Kesseln sitzt. Weiter geht’s ohne Übergang mit God Of Carnage, das einen deutlichen Amon Amarth Vibe hat. Das Stück ist einem Kumpel gewidmet, der ein riesiger AA-Fan ist und ist quasi der Auslöser für das komplette Scythe Beast Projekt. Für die regalfüllende Anekdotensammlung haben wir hier aber wenig Platz, also weiter mit Kill Machine. Von Sänger Gregor mit dem dezenten Hinweis anmoderiert, dass jetzt von Äxten auf Panzer hochgeschaltet wird, und tatsächlich walzt der Track in bester (Alt-) Entombed Manier durch die merklich in Bewegung geratene Menge. Beim anschließenden Soulicide wird tatsächlich der Fuß vom Gaspedal genommen und man wird fast zerdrückt bei dem zähen Groove, bis dann mehrfach per Blastbeat und zweistimmigen Gitarrenläufen aus der Walze eine Kettensäge wird. Der Basser schiebt ein tierisches Pfund durch die PA und bangt als gäb’s kein Morgen. Oder keinen 18.02., denn dann ist Hendrik in Doppelfunktion wieder in der Zollkantine, um mit Rest In Beef deren neues Album zu feiern. Mit Scythe Beast als Vorband. Gut beschäftigter Mann. The Long Walk bewegt sich auch im gehobenen Tempo, aber hat vom Groove und der Gitarrenarbeit etwas vom Flair alter In Flames Scheiben. Der Text basiert auf dem gleichnamigen Roman von Richard Bachman, sehr lesenswert! Als vorletztes Stück wird Truth beyond serviert, von Gregor mit dem Hinweis versehen, dass eventuellen Aluhut-Trägern jetzt selbiger vom Schädel gepustet wird. Da ich keine Aluhüte gesehen habe, scheint das auch zu funktionieren, in bewährter Rezeptur mit melodiösen Gitarren und hohem Tempo. Mit dem Titeltrack der zweiten Scheibe Indicted For Misconception wird noch einmal so richtig der Nacken trainiert. Ohne Vorwarnung gibt’s satt auf die Fresse, mit einer kurzen, von Franks Solo gekrönten Verschnaufpause. Und dann ist es vorbei. Im Publikum sieht man so einige mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Eine verdammt geile Dreiviertelstunde.

Nun sind wir auch vor Ort und nach allgemeiner Begrüßung und dem ersten Getränk, legt auch schon die zweite Band des Abends los. Verweser sind an der Reihe!

Musikalisch wird es jetzt schwärzer, auch schon rein optisch, denn Sänger D.L. tritt mit Kapuze auf und einem selbstgebauten Mikrofonständer. Black Metal ist angesagt. Auch die Burschen spielen die Songs ihres aktuellen Albums III. Wie des Öfteren habe ich so meine Schwierigkeiten mit der Musikrichtung, vor allem live, aber die Burschen machen ihre Sache heute richtig gut und so sind die Reihen vor der Bühne sehr gut gefüllt. Ich stoße zu dem Song Kien Schuur dazu und auch der Song Der Fette Verweser weiß zu gefallen. Der weitere Verlauf (wie die Songs Dat Lock oder Weer To Huus) ist mir persönlich dann ein wenig zu gleichförmig, aber zum Glück sind ja Geschmäcker verschieden und die Band wird ordnungsgemäß abgefeiert. Die Burschen scheinen einen neuen Trend, zusammen mit Neophobic, setzen zu wollen, denn die Setlist beinhaltet das komplett letzte Album mit der Reihenfolge, welche auch auf dem Album ist. Interessant. Da kann man nichts verkehrt machen. Verweser legen mehr Wert auf Atmosphäre, sind aber auch bereit, schnellere Passagen loszulassen. Dieses kommt beim Publikum gut an. Im Gespräch mit dem Gitarristen stellt sich dieses ebenfalls heraus, denn sie haben ordentlich an Merchandise verkauft, obwohl wahrscheinlich überwiegend Death Metal Fans vor Ort waren. Super Sache, wie ich finde. Die Auswahl der Textvariation finde ich sehr geil, denn sie singen zu 50 % auf Plattdeutsch und zu 50 % auf Hochdeutsch. Nicht, dass man es verstehen würde, aber eine geile Idee.

Kurze Pause und dann kann es ja starten mit der Releaseshow von Neophobic.

Los geht es mit Kingdom Of Rust. Ein feines, melodisches Riff eröffnet das Set und nach einem Solo legt man ordentlich los. Den Leuten gefällt es und sie gehen gleich mit. Eine feine Melodie, welche im Midtempo vorgetragen wird, bleibt hängen und langsam geht es auch weiter. Die Melodie steht im Vordergrund, auch wenn das Tempo angezogen wird. Macht gute Laune und gefällt nicht nur uns. Ein verspieltes und verträumtes Solo leitet dann einen druckvollen Groove ein, der mit einer schleppenden Melodie, dem Solo und einer Art Sprechgesang kombiniert wird. Guter Wechsel, gute Idee. Ansonsten growlt Sänger David eben so, wie es sein sollte. Läuft. Danach nimmt man das Tempo wieder auf und bietet dem geneigten, bangfreundlichen Zuhörer eine Möglichkeit, seinen Kopf zu bewegen. Wieder ein Tempowechsel und ein langsamer, melodischer Part übernimmt erneut das Zepter. Und dann ist Schluss. Ja, kann man definitiv so machen. Schöner Einstieg und die Band wird zu Recht gleich zu Beginn abgefeiert.

Auch Nameless (ein Song vom Demo) kommt erst einmal langsam und schleppend und vor allem melodisch aus den Boxen. Hier legt man Wert auf den Rhythmusbereich und geht ganz schön groovig zu Werke. Schnell wird es nie, das Tempo ist eher gediegen. Natürlich steht auch der melodische Aspekt im Vordergrund. Läuft gut und so geht es eigentlich weiter.

Sorcerer’s Apprentice kommt dann im Uptempo ums Eck. Dieses nehme ich gerne an, es bietet eine gute Abwechslung. Der schwedische Death Metal der Urväter von In Flames, Gates Of Ishtar oder Dark Tranquillity hat bis heute noch einen extremen Einfluss auf jüngere Bands und so ist es auch bei Neophobic, nicht nur heute Abend. Das Tempo wird dann herausgenommen, Rhythmuswechsel folgen und eine Melodie muss natürlich dabei sein.

Es wird Zeit für den Namensgeber Above. In knappen drei Minuten geht hier die Post ab. Eine Mischung aus Melodie, Death Metal, Power und harmonischem Bestreben. Sehr aggressiv geht man hier zu Werke. Dieser Midtempo-Groove, wie ich ihn mal nennen möchte, hat es schon in sich und drückt einen förmlich an die Wand. Immer wieder erfolgt ein melodisches Lead und so geht es hin und her. Tempowechsel und melodische Eingängigkeit geben sich die Klinke in die Hand. Feines Teil – die Stimmung ist sehr gut. Die Band schafft es immer wieder, das Publikum mit einzubeziehen.

Auch Lobotomy kommt sehr aggressiv, aber eben auch melodisch aus den Boxen.

Die Songs Rats In The Walls, New Dress, Fallen, Fairy Lorelei und Epidemic reihen sich nahtlos ein. Jedes Stück wird zu Recht abgefeiert. Die 100 Leute sind nur wegen der Bands da und das spürt und hört man.

Der Anfang bzw. die Melodie bei Eternity Begins / Immortality ist einfach nur geil. Hier dürfen sich Dirk und Patrick an den Klampfen noch einmal so richtig austoben und nicht nur hier hört man, dass man durchaus auch einige Thrash Metal Alben im Schrank hat. Und damit ist das Set eigentlich zu Ende.

Natürlich läuft nicht alles rund, aber so ist es eben live. Der Masse stört es nicht und sie fordert vehement eine Zugabe. Lobotomy wird ausgewählt und danach folgt noch Rats In The Walls. Dann entlässt die Band den Soundtechniker in den wohlverdienten Feierabend. Auch dieser erhält, ebenfalls wie die Band, ordentlich Applaus. Zu Recht, denn der Sound ist richtig gut.

Wieder einmal geht ein gelungener Abend in der Zollkantine zu Ende und man sieht sowohl bei den Bands als auch bei den Gästen, dass alle zufrieden sind. Geile Releaseshow!