Nick Mason`s Saucerful Of Secrets und Anathema am 05.07.2019 auf dem Augusta Raurica Open Air in Augst

Nacht der psychedelischen Klänge

Event: Augusta Raurica Open Air 2019

Headliner: Nick Mason`s Saucerful Of Secrets

Vorgruppe: Anathema

Ort: Römisches Theater Augusta Raurica, Giebenacherstrasse, 4302 Augst, Schweiz

Datum: 05.07.2019

Kosten: 85,00 CHF VVK

Besucher: 1500 (ausverkauft)

Genre: Progressive Rock, Rock, Psychedelic Rock

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch Theater Augusta Raurica http://www.theater-augusta-raurica.ch/#overview ABC Production AG https://www.abc-production.ch

Link: https://www.facebook.com/events/210197303216346/

Setlisten:

Anathema:

01. San Francisco
02. Can`t Let Go
03. Thin Air
04. Springfield
05. Closer
06. Distant Satellites
07. A Natural Disaster
08. Untouchable Part 1
09. Untouchable Part 2
10. Keep Talking (Pink Floyd Cover)

Nick Mason`s Saucerful Of Secrets:

01. Sèveral Species Of Small Furry Animals Gathered Together In A Cave And Grooving With A Pict (Tape)
02. Interstellar Overdrive (Pink Floyd Cover)
03. Astronomy Domine (Pink Floyd Cover)
04. Lucifer Sam (Pink Floyd Cover)
05. Fearless (Pink Floyd Cover)
06. Obscured By Clouds (Pink Floyd Cover)
07. When You`re In (Pink Floyd Cover)
08. Remember A Day (Pink Floyd Cover)
09. Arnold Layne (Pink Floyd Cover)
10. Vegetable Man (Pink Floyd Cover)
11. If (Pink Floyd Cover)
12. Atom Heart Mother (Pink Floyd Cover)
13. The Nile Song (Pink Floyd Cover)
14. Green Is The Colour (Pink Floyd Cover)
15. Let There Be More Light (Pink Floyd Cover)
16. Childhood`s End (Pink Floyd Cover)
17. Set The Controls For The Heart Of The Sun (Pink Floyd Cover)
18. See Emily Play (Pink Floyd Cover)
19. Bike (Pink Floyd Cover)
20. One Of These Days (Pink Floyd Cover)
21. A Saucerful Of Secrets (Pink Floyd Cover) (Zugabe)
22. Point Me At The Sky (Pink Floyd Cover) (Zugabe)
23. Jugband Blues (Tape)

Die Augusta Raurica, auch als Colonia Augusta Rauricorum bekannt, ist eine Siedlung aus römscher Zeit am Südufer des Rheins, etwas außerhalb von Basel. Das besterhaltene antike Theater nördlich der Alpen ist wegen seiner einzigartigen Atmosphäre weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt und ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Die römische Siedlung ist bereits 44 vor Christus entstanden und das große Theater wurde schon vor etwa 2.000 Jahren als Schauspielhaus genutzt. Was liegt also näher, als das alte szenische Theater auch heute wieder als Veranstaltungsort zu nutzen? Unter freiem Himmel werden dem Publikum hier tolle Theaterinszenierungen, Filmvorführungen und Konzerte aus verschiedenen Genres geboten. Der Veranstaltungsort mit seinem einzigartigen Flair ist ein Muss für alle Kulturfreunde!

Nach einem Jahr Pause veranstaltet auch die Konzertfabrik Z7 in dem alten römischen Theater wieder einen Teil ihrer Sommerkonzerte und holt u. a. heute die Prog Rock / Psychedelic Rock-Legende Nick Mason`s Saucerful Of Secrets nach Augst. Nick Mason, natürlich als Pink Floyd Drummer bekannt geworden, gründete die Band gemeinsam mit dem Gitarristen Lee Harris im Jahr 2018, um den Geist der Ära einzufangen und wieder auf die Bühne zu bringen. Die Band gab ihr Livedebüt im Mai 2018 vor einem geladenen Publikum in London und spielte daraufhin im September letzten Jahres schon einmal in der Samsung Hall in Zürich. Nun kehrt die Band für eine weitere Show in die Schweiz zurück und spielt in der einmaligen Atmosphäre der Augusta Raurica.

Schon als ich von Pratteln aus nach Augst reinfahre, wirft das Ereignis seine Schatten voraus, denn der Verkehr staut sich weit zurück und ich brauche für die paar Kilometer bis zum römischen Theater fast so lange, wie für die Autobahnstrecke von Freiburg nach Basel. Vor den Toren des Amphitheaters warten natürlich dementsprechend auch schon Menschenmassen, doch das wundert mich nicht, denn das Konzert ist seit Langem ausverkauft. Jedoch bin ich froh, dass ich mich heute nicht einreihen muss, denn pünktlich um 20:00 Uhr werden alle Fotografen abgeholt und bekommen weitere Infos.

Als Supportband treten heute die Liverpooler Alternative Rocker von Anathema an, auf deren Auftritt ich gespannt bin. Anfang der neunziger Jahre fand ich den Death-Doom Stil der Briten echt geil, doch bereits Mitte der neunziger Jahre, als sich die Combo dem Gothic Metal zuwandte, verlor ich sie nach und nach mehr aus den Augen. Mit dem atmosphärischen Alternative Rock der Neuzeit kann ich nicht viel anfangen, aber ich denke, dass die Band wohl ein Best Of Programm spielt und auch ein paar alte Songs im Gepäck hat.

Pünktlich um 20:15 Uhr geht es dann auch los und die Band um Vincent Cavanagh betritt nach und nach die Bühne und steigt mit dem Instrumental San Francisco vom 2017er-Album The Optimist in ihr Set ein. Im Publikum lassen sich durchaus einige jüngere Zuschauer in alten Anathema Shirts ausmachen, doch die müssen sich zunächst in Geduld üben. Die Band ist bestens gelaunt und Cavanagh fegt ausgelassen über die Bühne. Mit Can`t Let Go und Springfield bekommt der Gig gleich eine The Optimist Schräglage und bei den außergewöhnlichen und düsteren Melodien will nicht so wirklich Stimmung aufkommen. Ich denke, die allermeisten Zuschauer entstammen dem Pink Floyd Lager und sind nur wegen Nick Mason hier und sind mit der Band Anathema und vor allem ihrer metallastigen Anfangszeit überhaupt nicht vertraut. Von daher sieht hier niemand wirklich unzufrieden aus, sondern man lässt die eher unbekannte Band geduldig über sich ergehen und fiebert dem Nick Mason Auftritt entgegen. Mit Closer und A Natural Disaster geht es dann zumindest mal ins Jahr 2003 zurück, doch da hatte ich die Band längst aus den Augen verloren. In meinen Augen plätschern die experimentellen Synthi Songs nur so vor sich hin und sprechen mich nicht im Geringsten an. Auf alte Songs der Anfangstage warten die wenigen Fans bis zuletzt vergebens. Natürlich, das alte Material würde so gar nicht zum Stil von Nick Mason passen, aber zuallererst muss man doch die eigenen Fans bedienen. Die Liverpooler haben aber ganz offenbar mit ihren frühen Outputs abgeschlossen und verleugnen ihre eigene Vergangenheit. Sehr schade! So kann ich die Band nun endgültig abschreiben und brauche mich nicht mehr mit den Briten beschäftigen, denn langweilen kann ich mich auch genausogut zu Hause. Das einzige Highlight, das mich noch ein Stück weit anspricht, ist das abschließende Pink Floyd Cover Keep Talking, doch das sind auch nicht wirklich Anathema, sondern nur ein Übergang zum Hauptact des Abends.

Schon Minuten bevor es mit Nick Mason`s Saucerful Of Secrets losgeht, wird das Publikum in der Augusta Raurica mit einer wirren Geräuschkulisse vom Band beschallt und auf das Kommende eingestimmt. Für den Abend wurden 1500 Tickets verkauft und damit hat man das richtige Händchen bewiesen, denn das Konzert ist ausverkauft, aber das Amphitheater ist nicht gnadenlos überfüllt, sodass man sich selbst im Infield noch bewegen kann und auch auf den Rängen noch einen Sitzplatz findet. Viele Jahre hat sich der Pink Floyd Drummer auf der Bühne sehr rar gemacht, doch nun startet der Mitbegründer der britischen Prog Rock Heroen mit einer Allstar Band wieder voll durch. Gestern Abend noch saß Mason hier im Publikum von King Crimson, doch heute darf er selbst ran. Nach dem Intro entert Nick Mason als Erstes die Bühne und nimmt hinter dem gewaltigen Drum-Kit Platz, dann folgen Blockhead-Gitarrist Lee Harris, der Pink Floyd vorbelastete Bassist Guy Pratt, Keyboarder Dom Beken und Spandau Ballet Leadgitarrist Gary Kemp. Der Einstieg gelingt mit dem The Piper At The Gates Of Dawn-Triple Interstellar Overdrive, Astronomy Domine und Lucifer Sam. Der sehr kraftvolle, psychedelische Einstieg löst im Publikum gemischte Emotionen aus, der eine Teil feiert die Songs der Frühphase vom ersten Moment an, die anderen schauen ratlos aus der Wäsche und haben wohl etwas anderes erwartet. Wer hier heute aber die ganz großen Klassiker wie Another Brick In The Wall, Dark Side Of The Moon oder Wish You Were Here erwartet hat, der wird definitiv enttäuscht nach Hause gehen, denn die heutige Reise geht ausschließlich in die Pink Floyd Frühphase von 1967 bis 1972. Im Anschluss daran setzt der Pink Floyd Mitbegründer zu einer etwas längeren Rede an, doch er ist sichtlich gerührt von dem fulminanten Empfang und verhaspelt sich das eine oder andere Mal. Mittlerweile weiß eh jeder, dass es sich bei dieser Band nicht um die Australian Roger Waters und auch nicht um die dänischen David Gilmour`s handelt. Damit spielt der Drummer natürlich auf die unzähligen Tributebands an, die ständig damit werben, Pink Floyd möglichst originalgetreu nachzuspielen. Aber mal ganz ehrlich, handelt es sich bei dieser Band nicht auch irgendwie um eine Coverband mit einem Originalmitglied? Besser ist, Musik sprechen zu lassen und mit Fearless, vom 1971er-Album Meddle, zieht sogar Fußballstimmung im römischen Theater ein, inklusive Liverpoolgesänge von You`ll Never Walk Alone vom Band. Unterstützt werden die Songs noch mit Bildcollagen im Hintergrund der Bühne, die aber zumindest am frühen Abend noch schlecht zu sehen sind, erst mit fortgeschrittener Dunkelheit entwickeln diese eine gewisse Wirkung. Mit Obscured By Clouds und When You`re In geht es dann ins Jahr 1972 und zeitlich, von der Schaffensphase her gesehen, ist hier die Reise schon zu Ende, nicht jedoch der Konzertabend. Die Band ist mittlerweile, ganz offensichtlich, zu einer festen Einheit zusammengewachsen, denn man spielt auf allerhöchstem Niveau und versteht sich blind im Zusammenspiel. Mit Vegetable Man hat es sogar ein nahezu unbekannter Song auf die Setlist geschafft, der einigen ein großes Fragezeichen ins Gesicht schreibt. Aber genau das ist es ja, was Mason mit dieser Band und den Auftritten erreichen will, den Songs eine zweite Chance geben, die in den letzten Jahren von Pink Floyd immer vernachlässigt wurden. Atom Heart Mother wird dann aber von allen Anwesenden gefeiert und treibt die gute Stimmung noch weiter an. Danach hat dann wohl auch der Letzte gemerkt, dass heute keine großen Hits gespielt werden, doch der Bann ist irgendwie gebrochen und das Publikum lässt sich darauf ein und genießt einfach die geballte Ladung Rock. Nun werden auch Songs wie Green Is The Colour, das wirre Let There Be More Light, das rockige Childhood`s End oder das ebenfalls wirre Bike gefeiert. Die Band präsentiert sich übermäßig stark und das wird vom Publikum nun honoriert. Mit One Of These Days vom 1971er-Album Meddle kommt dann aber doch noch ein Song, den jeder kennt und der noch einmal das Letzte aus dem Publikum herausholt. Danach ist die Reise leider viel zu früh zu Ende und die Band verabschiedet sich, aber nur, um mit A Saucerful Of Secrets, nach dem auch die Band benannt ist, fulminant zurückzukehren. Point Me At The Sky läutet dann aber nach über anderthalb Stunden das endgültige Ende einer tollen Show ein. Letztendlich war es ein fulminantes Konzerterlebnis, das mich voll und ganz zufriedengestellt hat, jedoch war auch zu spüren, dass sich die Equipment- und Soundtechnik in den letzten fünf Jahrzehnten wesentlich geändert hat, denn so druckvoll und klar haben Pink Floyd tatsächlich nie geklungen. Die Wärme der Songs ist dabei leider etwas verlorengegangen.