Ocean Mind – Underwater

“Heidewitzka, Herr Kapitän!“


Artist:
Ocean Mind

Herkunft: Griechenland

Album: Underwater

Spiellänge: 119:00 Minuten

Genre: Psychedelic Heavy Rock

Release: 15.01.2016

Label: The Leaders Group/Soulfood

Bandmitglieder:

Gesang, Piano, Orgel, Synthesizer, Bass – Zach D.
Gitarre – Peter P.
Schlagzeug – Lefty P.

Tracklist CD1:

  1. The Man Who Couldn’t Be Touched By Time
  2. Ether
  3. Underwater
  4. House Of The Rising Sun
  5. Breakloose In The Summer
  6. Mushroom Fever
  7. You Ain’t Shining
  8. Chained (Full Version)

Tracklist CD2:

  1. Third Eye Effect
  2. Gypsy Son
  3. Luz Control
  4. Stripped
  5. Someone Who Cares
  6. Lonesome Traveller
  7. Erased
  8. Bowshot (Full Version)

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Mit Underwater melden sich Ocean Mind erstmals seit 2013 mit neuem Album zurück. Die Diskographie ist noch überschaubar: Eine EP und nun zwei Alben haben die Griechen aus Athen auf ihrem Konto. Musikalisch geht’s dabei in eine psychedelische Heavy-Rock-Richtung mit ordentlichst Hammond-Orgel-Einschlägen ähnlich Rush, The Doors oder Monster Magnet.

Den Anfang von Underwater macht The Man Who Couldn’t Touched By Time. Klingt durch Einsatz des Akkordeons wie grob gesungenes Seemannsgarn. Die einsetzenden E-Gitarren im Break geben eine musikalische Wand ab, die einen sofort umhaut und in den Bann zieht. Würde man die US-Serie Sons of Anarchy statt auf Motorrädern und Wüste mit Schiffen und karger See drehen, wäre das wohl der perfekte Introsong. Lange nicht mehr ein so verheißungsvolles Anfangsstück gehört.

Wo der erste Titel noch schleppend einleitet, legt Ether sofort los. Hypnotisch und temperamentvoll laufen Gitarren und Bass die Stege von unten nach oben. Die leicht angekratzte Stimme von Zach D. ist dabei das Sahnehäubchen. Nach einer Punkrocklänge von nur zwei Minuten läuft Underwater an, der Titeltrack. Der es auch nur auf knapp zwei Minuten schafft. Ein Solo oder eine Strophe mehr hätte beiden Songs absolut nicht geschadet.

Dafür ist der Überraschungseffekt immens groß, wenn man die Platte nebenher laufen lässt und bemerkt, dass da bekannte Harmonien vor sich hin gespielt werden. Spätestens, wenn die Zeile „There is… a house… in New Orleans“ ertönt, merkt man: Tatsächlich. Ein House Of The Rising Suns-Cover der Animals. Und was für eines. Alle Achtung, selten eine Hammond-Orgel so gut im Einsatz gesehen. Auch hier denkt man sich spätestens beim Gitarrensolo nochmals ewig viele Assoziationen zu Sons of Anarchy. Großartig, was hier das Trio um Ocean Mind abliefern.

Das Cover noch gar nicht richtig verdaut, hauen einem Ocean Mind wieder gewaltsam mit Breakloose In The Summer musikalisch aufs Fressbrett. Orgelsolo inklusive. Diesmal sogar unter der Zwei-Minuten-Grenze und langsam wird klar, dass Ocean Mind damit scheinbar die volle Bandbreite an Abwechslung präsentieren und deshalb so wenig langweilen wollen, wie nur möglich. Oder es gibt einen zweiten, viel wichtigeren Grund.

Mushroom Fever stoppt die Welle etwas und geht im Midtempo gemäßigter voran. Obwohl aus Athen, bekommen Ocean Mind ein gewisses amerikanisches Flair absolut nicht heraus. Bemerkenswert, offen gesagt.

Umso ruhiger geht als vorletzter Titel für CD 1 wieder ein Zweiminüter namens You Ain’t Shining ins Rennen. Akustikzupferei und Synthie-Streicher unterstützen die melancholische Grundstimmung.

Aha, der oben erwähnte zweite viel wichtigere Grund: Der letzte Song auf CD 1 dauert etwas mehr als eine halbe Stunde an. Kein Wunder, dass die Lieder vorher so kurz geraten sind. Dabei ist Chained nicht mal ein nahtloser Song, sondern reiht ca. ein Dutzend hintereinander. Was sich nicht ganz so einfach trennen lässt, denn diese sind anders: Eine kleine Atmospheric-Achterbahn. Irgendwo zwischen Pianostücken, Harmonie-Übungen auf der Gitarre und anderer Pink-Floyd-Unordnung wissen die 37 Minuten mehr oder weniger spannend zu gefallen oder langweilen, je nach Abschnitt. Pfuh. Das war die erste Hälfte von Underwater.

Glücklicherweise gibt es zur zweiten CD nicht allzu viel zu berichten, da musikalisch kaum noch Neuerungen hinzugefügt wurden.

So beginnt CD 2 außergewöhnlich mit Third Eye Effect, was zu Beginn übertrieben stark an Tito & Tarantula’s Hit After Dark erinnert, den man spätestens durch RodriguezFrom Dusk Till Dawn kennt. Gypsy Son, Luz Control und Stripped bieten wieder gängige Ocean Mind-Klangfarben.

Someone Who Cares fällt jedoch wieder auf. Weitestgehend wird auf Gitarrenhärte verzichtet. Lediglich Drums und Bass werden im Refrain von der Orgel unterstützt. Irgendwie die Abwechslung, die die Platte nach drei Mal demselben Song leider trotz musikalischer Finesse bitter nötig hat.

Abwechslung, die Erased bieten kann. Der vorletzte Titel begleitet musikalisch fast ausschließlich auf dem Klavier und nur im Refrain wird dieses mit der Orgel gestärkt. Angenehm ruhig, um mit voller Wucht den nächsten und nun letzten Titel auf Underwater loszulassen. Nochmals ein halbstündiger Klangschinken baut Bowshot weniger auf Ambient-Geräuschkulissen wie auf der ersten CD, sondern vielmehr auf abwechselnde Gitarren- und Orgelsoli. Phasenweise ist es deshalb hart, da am Ball zu bleiben, schon alleine, weil Ocean Mind das gesamte Album über oft in unruhigen 2-Akkorden-Schemata spielen, die schnell langatmig werden können. Gelungen sind die ersten zehn und letzten fünf Minuten aber auf alle Fälle. Der Mittelpart nervt dafür schon fast. Trotz alledem: Einfalls- oder sogar anspruchslos aus musikalischer Sicht ist hier nichts.

Fazit: Ocean Mind legen hier starkes, aber vor allem viel Material ab. Quantität hebt fehlende Qualität in dem Falle nicht höher, alles wird dadurch zähflüssiger. Gerade in den beiden halbstündigen Werken wäre weniger mehr gewesen. Dafür hätte an den vielen Zweiminütern noch so einiges drauf gepasst. Schade darum. Nichtsdestotrotz kann hier jeder Fan ohne Zweifel problemlos zugreifen, denn so allerhand Passagen sind hier doch qualitativ ganz großes Psychedelic-Rock-Kino. Wer auf den Sons Of Anarchy-Soundtrack abfährt, bekommt mit Underwater wohl den Ständer seines Lebens.

Anspieltipps: House Of The Rising Sun, Third Eye Effect und Lonesome Traveller
Glenn V.
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