Of Mice & Men – Defy

„Genau die richtige Entscheidung“

Artist: Of Mice & Men

Herkunft: Kalifornien, USA

Album: Defy

Genre: Metalcore, Nu Metal, Post-Hardcore

Spiellänge: 43:32

Release: 19.01.2018

Label: Rise Records

Link: https://ofmiceandmenofficial.com/

Bandmitglieder:

Vocals, Base – Aaron Pauley
Guitars – Phil Manansala
Guitars – Alan Ashby
Drums – Valentino Arteaga

Tracklist:

01. Defy
02. Instincts
03. Back To Me
04. Sunflower
05. Unbreakable
06. Vertigo
07. Money
08. How Will You Live
09.On The Inside
10. Warzone
11. Forever YDG’N
12. If We Where Ghosts

Trennungen sind immer schwer, aber noch deutlicher treten sie zutage, wenn der Sänger und Frontmann einer Band plötzlich wegfällt. Doch bedeutet dies immer das Ende? Eine neue Band? Ein neues Mitglied? Dass es auch anders geht, zeigen wohl Of Mice & Men, die ihr neustes Album Defy am 19. Januar 2018 veröffentlichten. Gründer und Frontmann Austin Carlile verließ Ende Dezember 2016 die Band aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme – ein Schritt, der sowohl für Austin als auch für die verbliebenen Mitglieder kein leichter war. Doch anstatt einen neuen Sänger zu suchen, entschieden sich Of Mice & Men in den eigenen Reihen zu schauen: Bassist Aaron Pauley übernahm das Zepter. Und Defy zeigt, warum es genau die richtige Entscheidung war.

Der Opener und gleichzeitig Titeltrack Defy zeigt bereits deutlich an, dass ein Besetzungswechsel nicht zwingend einen kompletten Bruch bedeuten muss. Aaron weiß als Frontmann zu fungieren und stimmlich auf ganzer Linie zu überzeugen. Man mag zwar merken, dass da nun jemand anderes singt, dennoch sind Of Mice & Men nach wie vor Of Mice & Men. Eine Angst in dieser Hinsicht wird den Zuhörern also sofort genommen, sollte sich aber auch bereits in den letzten Monaten in Luft aufgelöst haben. Defy ist dabei ein wahrer Ohrwurm und passt sehr gut, um ein neues Kapitel einzuleiten.

Defy ist wohl nur die Aufwärmphase gewesen, denn mit Instincts legen die Jungs aus Of Mice & Men dann erst richtig los. Besonders die Riffs wissen hier zu gefallen, wobei sich diese harmonisch in eine kleine Achterbahnfahrt zwischen harten Riffs und einem eher sanften Chorus bewegen. Of Mice & Men versuchen nicht Metalcore oder Post-Hardcore zu sein, sondern verbinden beide Genres und dürften damit wohl für beide Gruppen hier eine wunderbare Platte kreiert haben.

Die dritte Single Back To Me wurde schon vorab veröffentlicht. Auch wenn sie sich zunächst ruhiger gibt, als es bei Instincts noch der Fall gewesen ist, so versteckt sich eine gewisse Formel innerhalb dieser Zeilen, welche dafür sorgt, dass der Song im Kopf bleibt und zu überzeugen weiß – auch aufgrund seiner gewissen Ernsthaftigkeit. Ein Gefühl von Besinnlichkeit, Reflexion und es könnte wohl nicht passender sein, dass die Jungs sich für verschiedene Konzertmomente als Video entschieden haben. Eine wunderbare Hommage an alles Vergangene und an alles, was da noch kommt.

Sunflower leitet dieses konzentrierte Gefühl, welches Back To Me hatte, noch weiter und es ist ein Stil, in welchem Aarons Stimme erst so richtig stark zur Geltung kommt. Auch die einzelnen Ausbrüche in Screams wirken hier dezent, aber passend gesetzt. Es ist eine Erfolgsformel von Of Mice & Men nie zu sehr in die Vollen zu gehen, sondern sich immer wieder in einer Art Mitte wiederzufinden.

Auch Unbreakable wurde von Of Mice & Men bereits vorher veröffentlicht und durfte auch bereits live genossen werden, als die Band In Flames und Five Finger Death Punch supportete. Die Energie, welche bereits in Defy und Back To Me so spürbar war, entfesselt sich hier noch einmal aufs Neue. Es scheint fast so, als wollen Of Mice & Men sich selbst beweisen, dass sie weiter machen können, auch wenn sie dies längst bewiesen haben. Und weil die Videos einfach zu schön sind:

In Vertigo kommt wieder etwas mehr klassischer Metal, zumindest in meinen Ohren, zum Vorschein, während man auch den einen oder anderen Rock Appeal hier reinsteckt. Im direkten Vergleich zu Unbreakable bleibt Vertigo etwas instrumental zurück, wo man sich fast mehr Schwung wünschen würde. Dafür kann Aaron hier stimmlich noch einige Seiten mehr zeigen, womit die Vertrautheit zum Mann am Mikro definitiv anwächst. Und der nächste Song Money dürfte da dann doch bekannt sein, aber nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er bereits vor dem Album erschien. Bei Money handelt es sich um ein recht riskantes, aber gelungenes Pink Floyd Cover. Und auch wenn das Cover zu gefallen weiß, so passt der Song meiner Meinung nach nicht zu 100% in Defy rein.

Weiter geht es jedoch mit eigenen Werken: How Will You Live bringt wieder Of Mice & Men Energie der besten Klasse zurück. Eine positive Energie, die aber auch leicht zerrissen wirkt, dennoch weiß, wo ihr Ziel und ihre Bedeutung liegt. Die Jungs aus Kalifornien verstehen hier den musikalischen Unterton richtig zu treffen, und auch während Defy größtenteils zu halten. How Will You Live wird live dabei definitiv die richtigen Wallungen erzeugen. Vorfreude hoch 100!

On The Inside überrascht zunächst durch unglaubliche Verletzlichkeit, die man vielleicht so in dieser Form nicht von Of Mice & Men erwartet hätte. Aber schnell verwandelt sich der Song in ein wahres, echtes Brett, welches wieder genug Härte und Ehrlichkeit zur gleichen Zeit ausstrahlt. Insbesondere der Breakdown in der zweiten Hälfte sticht wohl im ganzen Album noch einmal hervor – ihr erkennt den Moment, wenn er da ist. Der darauffolgende Warzone gehört zu den Songs, in die Fans bereits verliebt sind, der aber auch noch einmal Abwechslung in Defy reinbringt. So geht hier jeder Riff etwas schneller als zuvor vorüber und man möchte am liebsten anfangen zu sprinten mit seinem Kopf – immer schön vorsichtig den Nacken bewegen!

Und wer am Ende denkt Of Mice & Men hätten alle guten Songs verspielt, darf sich nun festhalten, denn Forever YDG’n ist wohl der Banger schlechthin und wächst sehr schnell zum Favoriten der Platte – die Liste der Favoriten ist hier auch mal wieder fast zu lang. Der eigentliche Abschluss mit If We Were Ghosts ist wieder etwas gefühlvoller, was aber nach dem brachialen Vorplayer gar nicht stört. Man realisiert: Of Mice & Men gehen ihren Weg und man muss sich hier auf keine Weise irgendwelche Sorgen machen, sondern lieber darüber nachdenken, wann man sie sich live anschauen möchte:

07.04.2018 – Hamburg, Markthalle
10.04.2018 – Berlin, Columbia Theater
15.04.2018 – München, Technikum
17.04.2018 – Frankfurt, Batschkapp
18.04.2018 – Köln, Essigfabrik

Fazit: Es ist manchmal schwierig Änderungen zu akzeptieren, aber manchmal bedeutet eine Veränderung auch „nur“ ein neues Kapitel. So kann man es wohl am ehesten für Of Mice & Men beschreiben, die einen neuen Frontmann in den eigenen Reihen fanden und es schafften sich mit Defy neu zu erfinden, ohne Of Mice & Men zu verändern. Defy deckt dabei von Post-Hardcore bis Nu Metal alles ab und liefert für jeden Metal Fan die richtigen Passagen. Die Tour zusammen mit Wage War und Sylar im April sollte man sich da wahrlich nicht entgehen lassen.

Anspieltipps: Forever YDG’n, Back To Me, Unbreakable
Anabel S.
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