Ophe – Litteras Ad Tristia Maestrum Solitude

„Die schwarze Materie ist ein in sich implodierendes Saxophon”

Artist: Ophe

Herkunft: Frankreich

Album: Litteras Ad Tristia Maestrum Solitude

Genre: Avantgarde Black Metal

Spiellänge: 34:53

Release: 16.02.2018

Label: My Kingdom Music

Link: https://www.facebook.com/OPHEBM

Bandmitglieder:

all instruments / vocals: Bargnatt XIX
saxophone: Val Dorr (guest musician)

Tracklist:

1. Somnum Sempiternum
2. Decem Vicibus
3. XVIIII
4. Missive Amphibologique D’Une Adynamie A La Solitude
5. Cadent

Ophe ist ein avantgardistisches und ziemlich delikates Post Black Metal Projekt. Hinter dem Bandnamen Ophe verbirgt sich das 1 Mannprojekt um den Område Frontmann Bargnatt XIX. Dieser hat alle Instrumente und Voices selbst eingespielt. Naja, fast alle. Denn das irre psychotische Saxophon, welches sehr oft zu vernehmen ist, wurde von Val Dorr eingespielt.

Erschienen ist dieses schrille Werk im Februar über My Kingdom Music. Erhältlich ist es als Download und als Digipack CD.

Das Album spiegelt auf sehr künstlerische und avantgardistische Weise die Dunkelheit und die geheimnisvolle Natur des Black Metal wieder. Eine besondere Note bekommt das Werk durch die teilweise unbändige Saxophon-Schizophrenie von Val Dorr.

Das Album ist ein Abenteuer an Sound und Emotionen, welches sowohl harmonisch, aber auch mit atmosphärischer Dissonanz daherkommen kann. Es kann fesseln, aber auch abstoßen. Auf jeden Fall ist es sehr herausfordernd. Avantgardistischem Musikempfinden sollte man beim Hören unbedingt aufgeschlossen sein.

Bereits der Opener Somnum Sempiternum werden die Sinne des Hörers auf die Probe stellen. Black Metal Gekeife, monotones Getrommel und Soundschnipsel schlagen auf die Ohren ein. Diese werden extrem beansprucht. Hinzu kommt natürlich der französische Text, der mich nichts verstehen lässt. Schrille, dunkle Stimmen aus der Hölle. Heerscharen an Soundeskapaden. Sind dies Ausgeburten der Hölle, die da auf die Ohren niederprassen? Abstoßend und verlockend zugleich.

Decem Vicibus ist dann etwas ruhiger, aber nicht weniger dunkel. Düstere, flüsternde Voices und wabernde dunkle industrialartige Laute im Hintergrund. Das müssen die Maschinen der Hölle sein. Flehende Schreie im Hintergrund. Eine unheimliche Szenerie, die irgendwie an Szenen aus einem Hieronymus Bosch Bild entstammen könnte. Ein fernes Glockengeläut beendet den Song, während Rabengeräusche zu hören sind.

XVIIII beginnt zunächst etwas friedlicher, ist aber sehr schnell bestimmt von einem extrem verzerrten Saxophon, welches versucht die Situation zu zerreißen. Die Voices zerschneiden dann ebenfalls alles und die Drums werden aggressiv. Der Lauf einer Gitarre setzt der gespenstischen Situation die Krone auf. Doch diese wird sofort wieder vom irren Saxophon vor den Kopf gestoßen. Alles wirkt verrückt, bedrohlich und irrational.

In Missive Amphibologique D’Une Adynamie A La Solitude vermutet man die Situation zunächst etwas klarer. Die einzelnen Instrumente schaffen dann jedoch solch eine Dissonanz, die verführerisch, aber dennoch abstoßend wirkt. Teilweise entfaltet sich eine Kakaphonie. Vor allem das Saxophon versucht deinem Gehör Schmerz zuzufügen, während Bass, Gitarre und Drums klare Läufe versuchen. Monoton beängstigend verläuft der zehnminütige Song teilweise, bevor er sich immer wieder in neue Kakaphonien ergibt.

Das Album schließt mit Cadent, in dem ungewöhnlich viele Melodien und klare Voices herrschen. Jedoch ist die Furcht vor dem Dunklen und Bösen trotzdem jederzeit spürbar. Ein vielleicht versöhnlicher und harmonischer Abschluss des Albums, der trotzdem das Dunkle nicht vertreiben kann.

Fazit: Litteras Ad Tristia Maestrum Solitude von Ophe ist ein starkes Stück avantgardistischer Black Metal. Verlockend und beängstigend. Das psychotische Saxophon fasziniert und ist verstörend zugleich. Ich kann das Album allen Fans, die auf ambitionierten Avantgarde Black Metal stehen, ans Herz legen. Für Fans von Blut Aus Nord, Anorexia Nervosa und Aevangelis zu empfehlen. Allen anderen Metalern sollte diese Empfehlung wie immer eine Warnung sein.

Anspieltipps: XVIIII, Missive Amphibologique D'Une Adynamie A La Solitude
Juergen S.
8.5
Leser Bewertung1 Bewertung
8.8
8.5