“Melancholisch, düster und emotional“
Artist: Paradise Lost
Herkunft: Halifax, West Yorkshire, England
Album: Medusa
Spiellänge: 42:40 Minuten
Genre: Doom/Doom Metal, Death Metal
Release: 01.09.2017
Label: Nuclear Blast
Link: http://www.paradiselost.co.uk/
Produktion: Orgone Studios, Woburn von Jaime Gomez Arellano
Bandmitglieder:
Gesang – Nick Holmes
Gitarre – Greg Mackintosh
Gitarre – Aarion Aedy
Bassgitarre – Steve Edmondson
Schlagzeug – Waltteri Väyrynen
Tracklist:
- Fearless Sky
- Gods Of Ancient
- From The Gallows
- The Longest Winter
- Medusa
- No Passage For The Dead
- Blood And Chaos
- Until The Grave
- Shrines
- Symbolic Virtue
Auch wenn wir hier wahrscheinlich nicht unbedingt alle auf denselben Nenner kommen werden, war Draconian Times für mich immer das beste Werk der Briten. Das liegt wahrscheinlich größtenteils daran, dass Nick Holmes Klargesang es mir etwas mehr angetan hat, als sein wenig abwechslungsreiches und doch eigentlich keineswegs schlechtes Death Metal-Gegrunze. Und doch habe ich die Band eigentlich total aus den Augen verloren, bis anno 2012 Tragic Idol veröffentlicht wurde und es wieder in Richtung der 90er zurückging. Als drei Jahre später das hochgelobte The Plague Within dann wieder vermehrt auf den Mix zwischen Clean und Growl-Gesang setzte, versprach Medusa eine vielversprechende Veröffentlichung 2017 zu werden. Doch ist es den Gothik/Doom-Metal Pionieren wirklich gelungen sich noch mehr in alten Stärken wiederzufinden oder wird Medusa doch nur wieder ein kleines „Genre-Experiment“?
Mit dem Opener und dem mit knapp neun Minuten längstem Song der Platte Fearless Sky ist klar, welchen Weg die Platte einschlagen wird – hier doomed es nur so vor sich hin und es scheint kein Ende in Sicht zu sein. Der drückende Sludge-Sound gestaltet das Ganze dann noch schleppender, doch zum Glück bilden die melodiösen Gitarren und der zwischendurch aufkommende Klargesang dort einen gewissen Gegenpol. Auch das folgende Gods Of Ancient plätschert laaaangsam vor sich hin, bis mit From The Gallows dann endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist – tolle Melodien und überraschend gute Arbeit vom 20-jährigen Neuankömmling hinter den Fellen. Weshalb Titel drei im Großen und Ganzen das wiedergibt, was ich mir von Medusa erhofft habe.
In The Longest Winter erschaffen Paradise Lost durch viele Emotionen in den gewohnt düsteren Klängen eine wundervoll melancholische Atmosphäre, wodurch diese Komposition zusammen mit Medusa, die etwas zugänglicheren Stücke des Albums ergeben. Das mag daran liegen, dass die genannten Titel gerade die sind, in denen sich der größte Anteil an Klargesang wiederfinden lässt. Das macht das Ganze für einen kurzen Moment natürlich etwas leichter… Bis zum nächsten Titel… No Passage For The Dead nimmt einem den Atem dann wieder weg und stampft mächtig und düster herum, wodurch es für mich gemeinsam mit Fearless Sky einer der eher schwierigeren Songs des Albums bildet. Die bereits zuvor veröffentlichte Singleauskopplung Blood And Chaos passt an dieser Stelle umso weniger ins Gesamtbild – der ohne Frage eingängigste Song im Bunde weiß aber dennoch zu überzeugen, ist im Moment nur etwas unpassend.
Im letzten Teil des Long Players wird es mit Until The Grave und Shrines dann wieder etwas ruhiger, auf ganz unterschiedliche Art. Until The Grave ergibt sich als sehr variabel und bringt mit dem Solo gegen Ende noch einmal frischen Wind in das Stück, wogegen Shrines ziemlich langsam und durch immer wieder andere Passagen mit entweder reinem Klargesang oder eben dem genauen Gegenteil zu überzeugen weiß. Mit Symbolic Virtue setzen die Engländer dem Ganzen noch ein i-Tüpfelchen obendrauf, das einen langsam zu einem sanften Ende begleitet und auf alle Fälle beweist, dass Medusa kein Album für jede Gemütslage ist, aber für die kalte Jahreszeit perfekt aus den Boxen erklingt.