Party.San Metal Open Air 2023 vom 10.08. bis 12.08.2023 in Schlotheim, Flugplatz Obermehler – Samstag

Ein harmonisches Finale eines Extreme Metal Festivals

Eventname: Party.San Metal Open Air 2023

Bands: Obituary, Deicide, Nile, Tribulation, Deströyer 666, Archspire, Gatecreeper, Angelus Apatrida, Orbit Culture, Mentor, Hypocrisy, Dying Fetus, Mantar, Decapitated, Midnight, Illdisposed, Urgehal, Kanonenfieber, Yoth Iria, Endseeker, Be‘ Lakor, Brutal Sphincter, Enslaved, Kataklysm, Borknagar, Endstille, Immolation, Impiety, Skinless, Ellende, Skitsystem, Spectral Wound, Frozen Soul, Atomwinter, Postmortem, Graveyard, Morbific, Balmog, Helslave, Suborbital, Jade, Grave Miasma, Sijjin, Nlack Curse, Concrete Winds, Drowned, Vircolac, Horns Of Domination, Spirit Possession, The Ruins Of Beverast, Heretic, Wound, Arsgoatla, Stormkeep, The Night Eternal, Tabula Rasa, Chaos And Confusion, Spearhead

Ort/Location: Schlotheim, Flugplatz Obermehler

Datum: 10.08. bis 12.08.2023

Kosten: 125,70 € Festivalticket

Genres: Extreme Metal, Death Metal, Black Metal, Doom Metal, Thrash Metal, Heavy Metal

Besucher: ca. 9000

Link: https://www.party-san.de/

Es scheppert wieder durch den Thüringer Morgen. Esmeralda schießen scharf und Atomwinter haben Lust, den letzten Tag ins Rollen zu bringen. Die Göttinger Death Metal Band wurde vor 13 Jahren gegründet und muss heute ohne Martin S. auskommen, der leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mit nach Schlotheim reisen kann. Das Party.San Open Air wird mit Stücken wie Ov Blood And Flesh oder Sakrileg wachgerüttelt. Kein Erbarmen und um 12:30 Uhr ist der erste Tanz bereits wieder Geschichte, die Florian Bauer am Mikrofon zum Besten gibt. Für Atomwinter ein guter Auftakt, die ihrem Underground-Status sofort gerecht werden.

Frozen Soul – PartySan 2023

Der Texaner Chad Green ist nicht nur Sänger von Frozen Soul, sondern auch ein Monster von Mensch. Aus diesem Koloss dringen die kernigen Death Metal Shouts heraus, die direkt den Kopf von der Schulter schrauben. Warum sich Century Media Records die Dienste der Amerikaner gesichert haben, wird spätestens heute deutlich. Das Quintett um Bassistin Samantha Mobley setzt auf den typischen US Death Metal Sound, der keinen Stein auf dem anderen lässt. Für gerade einmal 13 Uhr ist das Interesse nach den ersten Tracks sehr hoch. Die Old School Elemente klingen verblüffend eigenständig. Verstecken brauchen sich Frozen Soul nicht und das wissen sie auch. Selbstbewusst und gewaltig stimmen sie Arsenal Of War und Death And Glory an. Platz für mystische Sequenzen bleiben, während ein feiner Nieselregen gen Erde fällt. Geboren in Texas, leben sie in Texas und werden da sterben. So Chad, der mit seiner Formation die amerikanische Loyalität feiert. Immer wieder shoutet er „Motherfucker“ über den Flugplatz. Die Lust am Todesblei überträgt sich auf alle Anwesenden und Frozen Soul sorgen früh für den ersten Dampfhammer.

Spectral Wound – PartySan 2023

Der nächste gute Act zur frühen Stunde lautet Spectral Wound. Die Kanadier leben von einem ebenso charismatischen Frontmann Jona wie vorher Frozen Soul von Chad Green. Doch auch die Backvocals der Nordamerikaner sind stark. Das Interesse ist zu Recht ordentlich. Die Partysanen sind auch am dritten Tag noch total motiviert und haben Bock, den Extreme Metal zu feiern. Imperial Saison Noire und Soul Destroying Black Debauchery der Schwarzmetaller wiegen schwer. Tonnenschwer drücken die Riffs aus den Boxen. Frigid And Spellbound und Aristocratic Suicidal Black Metal werden von Jona bösartig zelebriert. Der Sound ist stark und die Stimmung schon den ganzen Mittag gut und die ganz großen Acts des Tages spielen erst in einigen Stunden.

Skitsystem zieht es mit ihrem rotzigen D-Beat Crust aufs Gelände. Die Schweden haben ihr letztes Album Stigmata 2006 veröffentlicht. Auferstanden wie ein Phönix aus der Asche, soll es nach der Auflösung 2007 nun wieder rund gehen. Passend zum letzten Silberling servieren sie aus der Scheibe den Titeltrack Stigmata. Auf der Stage wird es staubig, die Handschrift ist Old School und die Skandinavier haben dabei dennoch ein Messer zwischen den Zähnen. Wir hatten die Männer aus Göteborg nicht auf dem Zettel, die mehr Headbanger ziehen, als man vorher gedacht hätte.

PartySan 2023

Das schwere Gewitter zieht haarscharf am Festival vorbei, zwar regnet es während des Auftritts von Ellende, das Blitzgewitter und der Starkregen sind allerdings nur am Horizont zu erblicken. Thor hat Erbarmen mit uns und überlässt es lieber Ellende, auf der Bühne zu krachen. Während die Österreicher ihren Ambient Post-Black Metal aufziehen, fällt feiner Regen auf die Landebahn. In der Luft liegt der typische Sommerregengeruch, während auf die Ohren ein düsterer wie depressiver Black Metal dringt. Die Struktur des Projektes von LG ist sehr monoton und setzt ganz klar auf die Zermürbetaktik. Feine Höhepunkte brechen das dunkle Kettenhemd auf, während das Live-Line-Up neues und altes Material auf die Seele prasseln lässt. Die Stimmung bleibt hervorragend, das ist auch unser Fazit vom Party.San 2023.

Abermals trumpft das Open Air durch ein friedliches, gar familiäres Wochenende auf. Extreme Metal For Extreme People, die alle nur eins im Sinn haben ihre Musik mit Gleichgesinnten, Cuba Libre und Schwarzbier zu feiern. Die Merchandise-Preise bleiben fanfreundlich, ein Festivalshirt liegt bei 20 Euro und auch die Bands orientieren sich an diesem Kurs. Bier für 4 Euro bei 0,4 Liter und auch die Essenspreise liegen völlig im Rahmen, da haben wir diesen Sommer schon ganz andere Beträge gesehen.

Es ist Zeit für die hautlosen Skinless aus New York, die ihren Todesblei ungeschönt über den Großen Teich nach Europa blasen. Während Chris Mahar seine Schießbude beackert, steht diese förmlich in Flammen. Feuer frei für die hungrigen Death Metal Recken, die ohne Backdrop und weitere optische Akzente einfach einen heraushauen. Heute überraschen vor allem in den ersten Stunden Bands mit einem noch recht geringen Standing in der Szene bzw. die als Underground Perlen gehandelt werden und nicht an jeder Straßenecke zu sehen sind. Zwar ist der Bereich vor der Stage etwas weniger gefüllt als am Vortag, Skinless geben jedoch genauso Gas wie alle anderen Acts des Tages. Sänger Jason Keyser stimmt Mein Hut, Der Hat Drei Ecken an. Lässig schlendert er mit seinem Cowboyhut über die Bretter und wirft seine Kopfbedeckung beim letzten Song in die Menge. Auch wenn die Formation behauptet, am Vortag beim Brutal Assault über die Stränge geschlagen zu haben, für eine gute Performance einen Tag später reicht es noch völlig aus.

Impiety – PartySan 2023

Es wird exotisch – die Black Metal Institution Impiety hat ihre Reise aus Singapur nach Deutschland angetreten. Sänger und Bassist Shyaithan stimmt einen brachialen Sound an. Wie schon bei Skinless steht auch bei den Asiaten das Drumkit rein optisch in Flammen. Vom feurigen Spektakel angefixt, lässt es Dizazter an seinen Fellen heiß hergehen. Das Wetter ist deutlich besser, die Sonne brennt, das klare Bier schmeckt wieder und Impiety stimmen zufrieden ihr Intermezzo an. Wie auf Platte, wollen sie mich persönlich nur bedingt erreichen, was nicht heißen soll, dass ihre Anhänger den schweißtreibenden 45 Minuten nicht huldigen. Die vier Musiker geben Vollgas, lassen keine Möglichkeit aus, fiese Grimassen zu ziehen und setzen den Headbangern einen fiesen Black Metal Floh ins Ohr.

Seit 1986 gehören Immolation zu den absoluten Dauerbrennern der Szene. Ihr Death Metal schlägt seit über 35 Jahren hohe Wellen und auf dem Party.San sind sie Stammgäste. Sänger und Bassist Ross Dolan überzeugt durch seine bedrohliche Attitüde, die beiden Gitarren von Bill und Robert schmieden einen unzerstörbaren Todesstahl, während Steve Shalaty das Trio vor sich hertreibt. Natürlich haben sie neues Material von der Acts Of God Platte dabei. Vorm Fotograben füllen sich die Reihen und die Fäuste werden fleißig geballt, während die fliegenden Haare die Schaumkrone vom Gerstensaft peitschen. Der brutale Death Metal spuckt Hits wie Under The Supreme oder The Age Of No Light aus, die von den Jüngern der kernigen Riffs wohlwollend aufgenommen werden. Mit im Set Destructive Currents, der humorlos übers Gelände brettert. Der standesgemäße Ausritt öffnet den Nachfolgern Endstille ohne Probleme den Schlund zur Hölle.

Endstille – PartySan 2023

Endstille wiederum beginnen mit dem Ortungssignal als Intro. Kanonenschläge zerreißen die Luft und Dominanz bringt das Black Metal Herz zum Beben. Dennoch avancieren Zingultus und Gefolge zur schlecht gelauntesten Combo des Festivals. Der Sound ist schon zu Beginn, sagen wir mal, mäßig und das überdominante Schlagzeug von Mayhemic Destructor zerstört jegliche lyrischen Ergüsse. In dieser bereits nicht optimalen Situation gibt’s bei einer Ansage den Zwischenruf eines Fans, der Zingultus völlig aus dem Konzept bringt. Wütend krächzt er, „Jetzt hast du mich rausgebracht, verfickter Asi“. 20 Jahre Frühlingserwachen und die Laune wird nicht besser. Die berühmte Laus ist Zingultus anscheinend über die Leber gelaufen und er will sich gar nicht mehr einbekommen. Genervt trottet er über die Bühne. Der Akustik ist passend der allgemeinen Stimmung die schlechteste des ganzen Wochenendes. Während der Show verschwindet er hinter der Bühne, um dann neues Material der DetoNation Scheibe anzustimmen, die wiederum sehr gelungen ist und überhaupt nicht zu diesem skurrilen Auftritt passt. Da bleibt einem nur final zu sagen, das ist Fucking Black Metal.

Das Kontrastprogramm zum Endstille-Aufzug liefern Borknagar. Die Musiker aus Bergen leben von melodischen wie atmosphärischen Klängen. Setzen auf einen Mix aus Growls und Clean Gesang und trumpfen mit einem Keyboard auf, das für weitere Höhepunkte im nordisch angereicherten Klangbild sorgt. Ein runder, stimmiger Sound ergießt sich wie ein kleiner Wasserfall, während The Fire That Burns und Frostrite sich behutsam den Weg in die Ohren bahnen. Facettenreich ziehen sie ihren progressiven Black Metal mit den vielen heidnischen Merkmalen auf. Die einzelnen Backvocals sind phasenweise etwas leise, ansonsten darf man nicht meckern. Die Balladen, angestimmt von Lars A. „Lazare“ Nedland, kommen gut durch. Ruins Of The Future und The Dawn Of The End liegen schwer in der Luft. Die Dunkelheit umgarnt Borknagar, während sie die Kulisse des Open Airs förmlich aufsaugen. Emotional und authentisch reichen sie den Staffelstab an die vorletzte Band Kataklsym, und spätestens jetzt wird es langsam klar, das Ende der Veranstaltung naht nach drei intensiven wie lebhaften Tagen.

Kataklysm – PartySan 2023

Die Kanadier Kataklysm zerschlagen die Harmonie von Borknagar. Frontmann Maurizio Iacono ist und bleibt ein Tier am Mikrofon. In blutrot getauchtem Licht beginnt die Session, in der das neue Material von Goliath ein Wörtchen mitzureden hat. Neben einer dichten Hitbreite mit Bringer Of Vengeance und The Ambassador Of Pain taugt die neue Komposition Die As A King, die den alten Gassenhauern in nichts nachsteht. Metal ist das Zeichen des Friedens. Kataklysm feiern ihren Extreme Metal und das Party.San geht voll mit. Bei Soul Destroyer und In Shadows & Dust hält es keinen mehr auf den Stühlen. Die Party ist in vollem Gange, Crowdsurfer, Headbanger und wilde Mosh Pits zieren das Bild. Die Nordamerikaner habe ich persönlich seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen und bin über die vielen Evergreens äußerst positiv verwundert. As I Slither oder Serenity In Fire, die man schon vor zwei Jahrzehnten gefeiert hat. Zum Abschluss macht The Black Sheep den Deckel drauf.

Wie heißt es immer so schön, Last But Not Least. Diese Ehre gebührt in diesem Jahr den Skandinaviern Enslaved, die was Besonderes am Start haben. Die erste Show außerhalb Norwegens, des exklusiven Vikingligr Veldi Special Set, findet ihren Weg von Haugesund nach Schlotheim. Lifandi Liv Undir Hamri, Vetrarnótt, Midgards Eldar, Heimdallr und Norvegr bilden das Debütalbum Vikingligr Veldi, welches 1994 veröffentlicht wurde und auf 50 Minuten Spielzeit kommt. Viel Platz neben dem Silberling ist nicht bei einem 75 Minuten starken Set. Im Fokus steht ganz klar das Erstlingswerk von Enslaved. Grutle Kjellson zieht noch mal viele interessierte Gesichter vor die Bühne. Der Mastermind erzeugt mit seiner Horde eine mächtige Atmosphäre, die Stimmung steigt ein letztes Mal und um genau 01:17 Uhr ist das Party.San 2023 offiziell Geschichte.

Kurz und knapp das abschließende Fazit. Das Wetter war über drei Tage im Vergleich zu anderen Veranstaltungen der letzten Wochen hervorragend. Kaum Regen, kein Schlamm und ein bunter Blumenstrauß aus extremen Metal Acts aus aller Welt verzaubern einmal mehr das Festival in Thüringen zu einer friedlichen wie freundschaftlichen Veranstaltung unter Gleichgesinnten. Fest im Kalender unserer Redaktion ist der 08.08 bis 10.08.204 markiert, da geht es wie jedes Jahr nach Schlotheim. Das Line-Up für die nächste Auflage sieht schon sehr gut aus und beinhaltet für jedes Subgenre der härtesten Klänge individuelle Höhepunkte wie die Thrash Metal Urgesteine Sodom, die polnischen Black Metal Pioniere Behemoth sowie die unaussprechlichen Anaal Nathrakh. Alle Bands findet ihr hier im aktuellen Plakat, weitere Infos und Bands zum Party.San 2024 findet ihr immer in unserem Magazin. Karten könnt ihr HIER! erwerben.

Party.San Metal Open Air 2023 – Donnerstag
Party.San Metal Open Air 2023 – Freitag