Festivalname: Party.San Metal Open Air 2024
Bands: Abbath, Afsky, Alkaloid, Akhlys, Anaal Nathrakh, Bastard Grave, Batushka, Behemoth, Bewitched, Broken Hope, Blood Fire Death, Cloak, Darkened Nocturn Slaughtercult, Disentomb, Enthroned, Eternal Champion, Grima, Hate, Hellripper, Heretoir, Horresque, Imha Tarikat, Incantation, Iron Walrus, Konvent, Kraanium, Left To Die, Legion Of The Damned, Los Males Del Mundo, Malphas, Mephorash, Necrot, Nervo Chaos, Neon Est Deus, Obscura, Obscurity, Paradise Lost, Phantom Winter, Regarde Les Hommes Tomber, Rope Sect, Sacramentum, Sadus, Schammasch, Sodom, Sodomized, Stillbirth, Sulphur Aeon, Solstafir, The Black Dahlia Murder, Terrorizer, Unto Others, Ultha, Ulthar, Varathron, Vltimas, Vorga, Wilt
Ort: Schlotheim, Flugplatz Obermehler
Datum: 08.08.2024 – 10.08.2024
Kosten: ab 135,70 Euro
Genre: Extreme Metal, Death Metal, Black Metal, Doom Metal, Thrash Metal, Heavy Metal
Besucher: ca. 10.000 Besucher
Veranstalter: Party San GmbH
Link: https://www.party-san.de/
Autoren des heutigen Tages: Markus P. und René W.
Markus P.: Da ich selbst mein letztes Party.San Metal Open Air seinerzeit noch 2007 auf dem alten Gelände in Bad Berka auf dem Acker erlebt habe, ist es mir eine Freude und Ehre zugleich, meine Schlotheim-Premiere als Teil des Time For Metal-Redaktionsteams feiern zu dürfen. Da ich bereits Mittwoch anreise, bleibt mir ausreichend Zeit, mich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen, da der Hauptteil des Teams erst Donnerstag anrollen wird. Das Passieren des legendären Flaggentores erzeugt schon mal einen wohligen Schauer. Ich erhalte eine kleine Einweisung durch jemanden aus der Crew, von der nebenbei bemerkt jedes Mitglied das gesamte Wochenende professionell, extrem freundlich und auf hohem Niveau agieren wird. Unser Zeltplatz ist noch vergleichsweise leer und ich errichte meine kleine Folienbehausung nahe der Sanitäreinrichtungen und des kurzen Weges zum Infield. Am heutigen Warm-Up-Tag ist nur das Zelt nebst Theke, Cuba-Libra-Bar und einigen Lebensmittelständen geöffnet, was völlig ausreichend ist, aber echt gut von vielen bereits Angereisten genutzt wird. Nach einigen Schwätzchen unter Freunden genieße ich die metallische Zeit im Zelt, die scheinbar von unterschiedlichen DJ-Teams bespielt wird, zumindest sind die einzelnen Sets großteils extrem geschmackssicher. Die höchsten Glücksgefühle verspüre ich während der Stunde, die hauptsächlich dem Old School Metal mit hohen Thrash- und Speed-Anteilen gewidmet ist. Diese großartige Nacht ist leider irgendwann zu Ende und ich widme mich der Nachtruhe, da die kommenden Tage vermutlich mit maximalem Schlafmangel gekennzeichnet sein werden.
Nach Dusche und Frühstück erkunde ich schon vergleichsweise zeitig das Infield, auf dem naturgemäß noch nicht viel los ist, aber immerhin bin ich schon mal mit einen Festivalnickie und einem Getränk versorgt, als die Luftsirene ertönt und Lady Esmeralda zweimal laut und vernehmlich donnernd den Startschuss zum Tag gibt.
Nach einer kurzen knackigen Begrüßung durch den ehemaligen Bürgermeister von Bad Berka, wo das Party.San ursprünglich mal stattgefunden hat, beginnen die Schweden von Bastard Grave, eine Death Metal-Granate nach dem anderen ins schon recht zahlreich anwesende Publikum zu feuern. Der feine Mix aus schön brachialem Sound und teils beinahe doomig-langsamen Klängen scheint genau richtig, den seit nunmehr einem Jahr dürstenden Partysanen vernünftig einzuschenken und die Masse feiert den Opener intensiv ab. Bei sommerlich hohen Temperaturen gestaltet das Todesbleiquintett den Startschuss der diesjährigen Festivalauflage zu einem echten Erfolg.
Nur wenige Tage vor dem Festivalstart mussten Broken Hope ihre Teilnahme am diesjährigen Party.San bedauerlicherweise absagen. Grund war, dass Drummer Mike Miczek Vaterfreuden entgegensehen würde. Bereits am gestrigen Tagen war es so weit und auch das Team von Time For Metal gratuliert ganz herzlich. Als würdigen Ersatz schicken die Veranstalter niemand Geringeres als die holländischen Death Metal-Veteranen Sinister ins Rennen. Starke Leistung, wenn man die Kurzfristigkeit der Situation bedenkt. Das Todesbleikommando unserer orangefarbenen Nachbarn röhrt sich durch ein Set aus weitestgehend neuerem Material, vergisst aber auch ihre frühen Neunziger nicht völlig. In diesem Jahr haben die Jungs den Live-Posten am Bass an Alisa Kloosterwaard vergeben, die sich meiner Laienmeinung nach vorzüglich in die Band einfügt. Leider ist der Platz nun nur sehr lückenhaft gefüllt, sodass nicht ganz so viel Metalheads in den Genuss pfeilschneller Gitarrenläufe und finstersten Grunds made in the Netherlands kommen. Aber von den Anwesenden hagelt es nach zehn supertight gezockten Nummern auf jeden Fall mehr als nur Anstandsapplaus.
René W.: Eternal Champion, angeführt von Jason Tarpey, bringen klassischen Heavy Metal auf die stärker bebenden Bretter. Die epischen Genre-Recken lassen es direkt krachen. Sänger Jason hat sein Gesicht hinter einer mittelalterlichen Gesichtsbedeckung versteckt und lässt die Ketten rasseln. Der charismatische Gesang dringt in die Ohren, und die Köpfe beginnen zu nicken. Leider ist der Sound nicht ganz so scharf wie auf Platte, was die Performance von Eternal Champion jedoch nicht ins Wanken bringt. Charakterstark und mit vielen eigenen Handschriften ziehen die Amerikaner ihren Stiefel durch. Laut wird das Publikum immer wieder zum lauten „Uh“ aufgefordert. Mit im heutigen Set: I Am The Hammer und The Last King Of Pictdom. Wer auf epischen Heavy Metal steht, kommt schon früh auf seine Kosten. Aktuell sind die Musiker mit Unto Others auf Sommertour, die am Samstag selbst die Bühne in Schlotheim entern werden.
Markus P.: Auf dem Party.San ein internationales Line-Up zu haben, war schon von Anbeginn Standard, auch das Publikum ist international bunt durchmischt. Dass aber eine Band derart international besetzt ist, dürfte schon irgendwie besonders sein. Auch die Genreschublade, in die sich Vltimas stecken lassen würden, muss, glaub ich, noch geschreinert werden. Das Konzept ist heavy as fuck mit ziemlich vielen doomigen Einschlägen und das Ganze ist getragen von Schwarzwurzel-Vibes und Todesblei-Walzen, mal schnell und aggressiv, mal betont langsam, je nach Blickwinkel. Dieses Potpourri verfolgen auch nur vergleichsweise wenig Leute, man kann leider zwischen Bühne und FOH noch zu viel Betonfläche sehen, die Band hätte definitiv mehr Zuschauer verdient.
Leider gibt’s für die Gäste unerwartet etwas mehr “Freizeit“, da Sadus aufgrund eines recht schwerwiegenden technischen Fehlers mit 22 Minuten Verzug beginnen müssen. Von derlei Pannen bleibt zwar der Rest des Festivals weitestgehend verschont, ärgerlich ist es aber doch, da sich offensichtlich nicht wenige auf die kalifornischen Tech Thrasher freuen. Nichtsdestotrotz treten die Amis derbe in die Ärsche, sobald sie dann endlich durchstarten dürfen. Unglaublich, wie akkurat und akzentuiert Metal gezockt werden kann, stumpf ist hier definitiv nicht im Mindesten Trumph. Gelegentlich hagelt auch akutes Doublebass-Gewitter über das Infield, wie beim eher Death Metal-lastigen Hand Of Fate vom Debütalbum. Leider gibt’s trotz der Verzögerung keine Zeit für eine lautstark geforderte Zugabe.
René W.: Dick und fett im Programmheft steht für uns: The Black Dahlia Murder. Wer die Jungs schon einmal live erleben durfte, weiß auch warum. Trevor Strnad wird schmerzlich vermisst, doch nun stehen die Amerikaner wieder auf der Bühne. Aber es singt nicht irgendein neuer Sänger – Gitarrist Brian Eschbach wechselt seine Position und übernimmt das schwere Amt. Dafür ist nun Ryan Knight an der zweiten Gitarre aktiv. Der Blick wandert auf Brian: Kann er dem Anspruch gerecht werden? Die emotionalen Pluspunkte sammelt er auf Anhieb. Geprägt durch die schweren Tage, agieren The Black Dahlia Murder mit einer guten Portion Wehmut, werden jedoch vom ersten Track an direkt von den Fans getragen und wachsen sofort zu einem brachialen Live-Act zusammen. Die Pommesgabeln fliegen in die Luft, kleine Pits drehen sich im Kreis, während Aftermath angestimmt wird. Feuerbälle werden bei What A Horrible Night To Have A Curse in den Himmel gehämmert. Die tödlichen Salven bringen viele Schädel dazu, im Takt mitzuschwenken. Das Klangbild ist stark, und der rot verkleidete The Black Dahlia Murder-Affe lockert die Session zusätzlich auf. Nightbringers darf da zweifelsohne nicht fehlen. Wer die Möglichkeit hat, die Amerikaner diesen Sommer noch mal zu sehen, sollte sie zwingend wahrnehmen!
Left To Die spielen Death und lassen Chuck Schuldiner hochleben. Die Death-Metal-Legende ist bereits seit 23 Jahren tot, hat in der Szene jedoch nie an Bedeutung eingebüßt. Left To Die reißen nicht scham- oder respektlos alte Wunden auf, sondern zelebrieren die ersten Death-Tage auf höchstem Niveau. Das hat sich bereits herumgesprochen. Das Publikum von The Black Dahlia Murder bleibt auf dem Infield und bekommt von vielen hunderten Festivalbesuchern Gesellschaft. Der vermeintlich erste Headliner spielt somit am frühen Abend auf dem Flugplatz in Thüringen. Gestandene Szene-Recken lassen an den Instrumenten ihre Muskeln spielen. Der Opener Leprosy fungiert als Zündquelle des 45-minütigen Feuerwerks. Die Vocals schneiden die Kehle durch, und Primitive Ways findet kompromisslos seinen Weg in die Ohren. Die Wegbereiter des Projektes, Terry Butler und Rick Rozz, gehen voll in den Songs auf. Open Casket und Zombie Ritual drehen den Zeiger auf Anschlag. Die Metalheads gehen steil und verwandeln die Landebahn in ein wahres Tollhaus. Born Dead macht Lust auf mehr, während Pull The Plug weiter etwas Salz in die verwundete Death-Seele streut. Die großartige Band wird es nie wieder geben, das dürfte zweifelsohne feststehen. Mit Left To Die bekommen alle Jünger zumindest eine kompetente Alternative, die auf Matt Harvey am Mikrofon bauen kann. Die große Hitdichte ist so sicher wie das Amen in der Kirche, und der Zuspruch ist unglaublich hoch.
Es ist zwar leider noch nicht ganz dunkel, die Sonne sagt jedoch schon vorsichtig auf Wiedersehen. Im Schummerlicht steigt Onielar mit Darkened Nocturn Slaughtercult auf die Bühne. Dunkel und nur mit wenigen Lichtimpulsen beginnt die brachiale Show. Das Quartett braucht nicht lange, um warmzuwerden. Schnell grooven sich die Musiker ein. Das weiße Kleid von Onielar bekommt immer mehr blutige Flecken, eine ganz große Sauerei bleibt jedoch aus. Das Bühnenbild ist auch ohne großes Blutvergießen eine Macht. Da haben sich die deutschen Black Metaller wieder etwas Feines überlegt, um der Unterwelt gerecht zu werden. Das umgedrehte Kreuz in der Bühnenmitte bildet den Fokus. Rinderschädel runden das Ambiente ab. Laut würgt Onielar immer wieder „Uh“ heraus. Der Hall dürfte noch weit vom Plateau zu hören sein. Mit Follow The Calls For Battle gibt es auch älteres Material auf dem Party.San. Immer wieder begleiten Sirenengeheule und Kanoneneinschläge die 60 Minuten. Dazu wechselt das Licht in Rot und der Old School Black Metal Sound dominiert das Geschehen. In The Hue Of Night verfällt in blanker Raserei, und Darkened Nocturn Slaughtercult werden ihrem Ruf mehr als gerecht.
Markus P.: Der erste Festivaltag biegt auf die Zielgerade ein und bevor es Zeit für den Donnerstag-Headliner ist, gibt‘s noch ein absolutes Schmankerl für jeden ehrlichen Death Metal-Maniac auf dem Platz. Die Death Grinder Terrorizer prügeln quasi im Handstreich jedem Anwesenden eine möglicherweise langsam einsetzende Ermattung aus dem Leib. Zwar würde die Extreme Metal-Kapelle mit den wahrscheinlich meisten Reunions dieses Jahr ihren 26. Geburtstag feiern, die ganzen Unterbrechungen ihrer Vita nicht mitgerechnet. Doch auch wenn die Amis in dieser stolzen Zeit auf nur vier vollwertige Alben kommen, konzentriert man gefühlt dreiviertel der Spielzeit auf ihr meisterliches 89er-Debütalbum World Downfall. Diese Göttergabe des Genres lässt auch heute noch jedem Deathhead das Höschen feucht werden und platzweit sieht man intensivst die Matten kreisen. Ich für meinen Teil bin nach der Stunde Knüppel-aus-dem-Sack wieder putzmunter – was für ein Abriss!
René W.: Aus den tiefsten norwegischen Wäldern kommt der erste Headliner des Jahres. Abbath zockt Immortal-Klassiker und hat Bock auf die Show. Das ist beim skandinavischen Frontmann gar nicht so selbstverständlich, da er durchaus auch schon mit schwächeren Performances in der Vergangenheit aufgefallen ist. Heute ist davon nichts zu sehen: Nachdem das weiße Abbath-Banner, welches die Bühne während der Umbaupause verhüllt hat, hinunterfällt, rollen die frostigen Hooks aus den Boxen, als würde es keinen Morgen mehr geben. Nebelwerfer drücken dichte weiße Rauchsäulen in den Himmel. Die Bühne wird verhüllt, und ein Klassiker jagt den nächsten. Nach dem Startschuss stehen bereits The Call Of The Wintermoon und Sons Of Northern Darkness auf dem Zettel. Dynamisch, agil und mit einer enormen Power wirken Abbath höchst motiviert, zufriedene Black-Metal-Fans zurückzulassen. One By One wummert, die Köpfe kreisen und die Gesichter werden unter den Klängen immer wieder verzerrt. Die Vocals vom Mastermind kommen an die besten Tage heran. Da kann man schon ungläubig auf die Bühne starren. Wie zu den erfolgreichsten Immortal-Zeiten legt diese Formation ein Fegefeuer hin, das seinesgleichen sucht. Das Trio In My Kingdom Cold, Tyrants und At The Heart Of Winter bilden das düstere Set und erfüllen die hohen Ansprüche in vollem Umfang. Die markanten Gesangsfarben legen sich kalt auf die Haut. Wer hätte gedacht, dass Abbath dem Headliner-Slot so gerecht werden könnte? Der Sound ist bombastisch, und in allen Belangen agiert hier eine Formation der norwegischen Black-Metal-Superlative. Das Ende bilden viel zu früh The Sun No Longer Rises und Blashyrkh (Mighty Ravendark). Zwölf Lieder, keine Pause, und die immer noch spürbare Magie von Immortal und Abbath lassen die Besucher zufrieden zum Zeltplatz schlendern. Der eine oder andere Absacker dürfte wohl noch die Kehlen hinunterrinnen, während man über den letzten Gig des Tages philosophiert.
Hier kommt ihr zum Bericht vom Freitag und hier zum Bericht vom Samstag.