Philm – Time Burner

Dave Lombardo engt sie nicht mehr ein

Artist: Philm

Herkunft: Los Angeles, USA

Album: Time Burner

Genre: Avantgarde Rock, Avantgarde Metal, Art Rock/Metal

Spiellänge: 44:30 Minuten

Release: 19.02.2021

Label: Metalville

Link: www.facebook.com/PHILMOfficial

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Piano – Gerry Nestler
Bass – Pancho Tomaselli
Schlagzeug – Anderson Quintero

Tracklist:

  1. Cries Of The Century
  2. Steamroller
  3. Spanish Flowers
  4. 1942
  5. Wade Through Water
  6. Wonka Vision
  7. The Seventh Sun
  8. Evening Star
  9. Like Gold
  10. Time Burner

Philm dürften den meisten Fans als das ehemalige Nebenprojekt von Slayers ex-Drummer Dave Lombardo bekannt sein, welches nach seinem Ausstieg bei Slayer zu einem Hauptprojekt wurde. Mit Harmonic (2012) und dem Nachfolger Fire From The Evening Sun (2014) folgten zwei Alben. Jener Dave Lombardo hatte/hat ja noch einige Projekte, unter anderem mit Mike Patton Fantomas, Dead Cross und mittlerweile ist er auch bei Mr. Bungle am Start.

Nun kehren die Art und Avantgarde Rocker/Metaller Philm mit einem neuen Album zurück. Das Erste nach dem Ausstieg von Dave Lombardo im Jahre 2016. Das war wohl für die beiden verbliebenden Musiker Gerry Nestler und Pancho Tomaselli alles andere als ein leichter Weg. Nachdem Dave Lombardo der Presse erklärt hatte, dass er Philm nicht verlassen, sondern Philm beendet habe, standen die beiden Musiker zunächst einmal sehr überrascht da und mussten einige Hindernisse überwinden. Was da im Hintergrund alles abgegangen ist, weiß ich natürlich nicht. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es für alle Beteiligten nicht unbedingt schön zugegangen ist. Die Hindernisse sind mittlerweile umwunden und man hat mit Metalville ein neues Label gefunden, welches zum 19.02.2021 das neue Album Time Burner auf CD veröffentlicht. Mir persönlich fehlt da noch eine Vinylausgabe, denn die hätte dieses Album unbedingt verdient! Vielleicht kommt ja noch was.

Für die Aufnahme von Time Burner holten sich die beiden Musiker an Lombardos Stelle den mit einem Grammy Award ausgezeichneten venezolanischen Schlagzeuger Anderson Quintero mit an Bord.

Philm (MK II, so wie Gerry Nestler es nun nennt) waren letztlich nur eine Zeit abwesend und nicht beendet, wie Dave Lombardo es gerne gesehen hätte. Mit dem Ausstieg von Dave Lombardo werden auf Time Burner dann sogar noch die letzten verbliebenen Grenzen überschritten. Waren Philm bereits vorher eine Band, die sich kaum an Grenzen oder Gesetzmäßigkeiten hielt, so haben sie es nun geschafft, auch noch die letzten Grenzen einzureißen bzw. zu übertreten. Einschränkungen oder stilistische Grenzen gibt es nun keine mehr, das ist vollständiger Art Rock/Metal, was das Trio hier auf dem Album vollzieht. Man merkt der Musik an, dass da einfach etwas hinter sich gelassen und abgestreift wurde. Das vorliegende Ergebnis ist zudem dann noch so erfrischend, dass man zwar hier und dort Wurzeln erkennt, die jedoch nicht behindern, sondern etwas Neues wachsen lassen.

Gerry Nestler zum Entstehungsprozess: „Die Leinwand war weit offen, als wir anfingen zu schreiben und aufzunehmen, was dann zu Time Burner wurde. Es war eine Art „alles geht“-Ansatz und es sorgte wirklich für ein dynamischeres Endergebnis.“

Philm schaffen es, einen grandiosen Spannungsbogen auf Time Burner hinzulegen. Jazzige Elemente finden verstärkt Einflüsse in die harten und intensiven Kompositionen und dieses, ohne eine Jazzband zu sein. Das ist ein starkes Stück Art Rock/Metal. Eine ganz tolle Entwicklung, die die Band hier nimmt und in Sequenzen sogar Pattoneske Sequenzen (gibt es so was überhaupt, aber der Fan wird verstehen, was ich damit meine) aufblitzen lässt, wie der Opener Cries Of The Century direkt zeigt.

Schwere, massive Riffs wie auf Steamroller werden von psychedelischem Sound wie auf Spanish Flowers abgelöst. Aber auch Stoner haben wir auf dem Album (1942) vertreten. Ich hätte jetzt als absoluter Stoner Fan fast geschrieben: der stärkste Song. Aber, nein das stimmt nicht, denn jeder Song, egal von welcher Stilrichtung er geprägt wird, ist absolut nur stark. Auch solch ein funky Song wie Wonka Vision, der irgendwann zum Hardcorekracher wird, ist einfach nur geil.

Songs, die Pianosequenzen haben oder von diesem Instrument dominiert werden wie Wade Through Water oder Evening Star sind hier einfach nur der Oberhammer. Ein noisiger Soundtrack wie Like Gold fehlt natürlich auch nicht. Fast gewohnt sind wir bei Philm solche Kracher wie The Seventh Sun, der förmlich explodiert

Der mit einem Piano jazzig angehauchte und inspirierte Titelsong Time Burner brennt sich zum Abschluss über die Gehörgänge in das Hirn der Hörer ein. So sollte sich progressiver Art Rock/Metal angehören.

Philm – Time Burner
Fazit
Philm legen auf Time Burner die letzten Fesseln ab, die ihnen bei den beiden Vorgängeralben Dave Lombardo wohl noch angelegt hatte. Grenzen scheint es für diese Art Rock/Metal Band nicht mehr zu geben. Ich bin richtig begeistert, denn Time Burner fräst sich durch die Gehörgänge ins Hirn. Kreativer und freier geht kaum. Das ist bombastisch, was das Trio hier hinlegt!

Anspieltipps: 1942, Wonka Vision und Time Burner
Juergen S.
9.9
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