Neue Maßstäbe
Artist: Porta Nigra
Herkunft: Deutsschland
Album: Fin de Siecle
Spiellänge: 50:58 Minuten
Genre: Avant-garde Black Metal
Release: 16.11.2012
Label: Debemur Morti Productions
Link: https://www.facebook.com/PortaNigraBand
Bandmitglieder:
Gesang, Schlagzeug – O.
Gitarre – Gilles de Rais
Tracklist:
- Dekadente Nächte
- Megalomaniac
- Der Spiegel
- Absinthfee
- Aas Der Meere
- Fin De Siecle
- Tod Meiner Lust
Porta Nigra sind ein gutes Beispiel dafür, wie globalisiert die Welt mittlerweile ist: Ein lateinischer Bandname („Das schwarze Tor“), ein französischer Albumtitel („Bis ans Ende der Zeit“), ein deutscher Sitz und ein Vertrieb aus Finnland bietet die erst vor zwei Jahren gegründete Band, welche mit Fin de Siecle ihren ersten Langspieler veröffentlicht, bevor vor zwei Monaten eine EP mit dem Namen Megalomaniac veröffentlicht wurde. Das gleichnamige Lied befindet sich auch auf dem Album – nur Nero, das zweite Lied auf der EP, hat den Weg nicht auf die neue CD gefunden.
Porta Nigra ist die Band, für die ich mir die meiste Zeit zum Hören für ein Review genommen habe, ich weiß nicht, wie oft die CD mittlerweile durchgelaufen ist. Das Songwriting ist so dermaßen gut gelungen, dass sich der anfängliche Ärger, dass ich die Lyrics nicht oder nur mit größter Mühe heraushören kann, mittlerweile gelegt hat und ich darauf hoffe, dass im Booklet die Texte stehen. Womit wir beim eigentlich einzigen Kritikpunkt wären: Der Gesang ist für meinen Geschmack zu leise.
Wer Megalomaniac schon gehört hat, weiß ungefähr, in welche Richtung das Album geht: Sehr lange Lieder mit einprägsamen Melodien, intelligent gestrickten Brüchen von chorusartigem, klarem Gesang hin zu fiesen, disharmonischen Riffs mit Kreischgesang oder auch von Geigen begleiteten Passagen. Dekadente Nächte z.B. führt nach knapp zwei Minuten des klaren, melodischen Gesangs einen solchen Bruch her: Bis zu dem Punkt wirkt das Lied sehr hypnotisch, bevor es innerhalb von Sekunden stampfend und schrammelnd an Fahrt aufnimmt. Vor allem aber die Klimaxe von Megalomaniac und Der Spiegel sind mit das Beste, was ich in den letzten Jahren (!) gehört habe, ich erinnere mich an kein Lied, wo eine Violine so zu der Intensität eines Liedes beigetragen hat wie bei Der Spiegel. Oder weiblicher Begleitgesang beim Erstgenannten. Platt ausgedrückt: Das ist ganz großes Kino.
Porta Nigra sind zuweilen sogar in der Lage, Stücke ohne Gesang zu komponieren, was mich, der eigentlich keine instrumentalen Lieder mag (überspitzt ausgedrückt), überzeugt. Bei Absinthfee handelt es sich um ein solches, welches sehr zurückhaltend daherkommt, aber eine wirklich starke Atmosphäre präsentiert, da in diesen knapp vier Minuten wirklich jeder Ton so sorgsam platziert wurde, dass er eine Auswirkung auf die Wahrnehmung des gesamten Liedes hat.
Aas der Meere fühlt sich subjektiv als das längste Lied der Platte an, obwohl Tod meiner Lust nochmal knapp anderthalb Minuten mehr Spielzeit hat. Das liegt vor allem an dem behäbigen Tempo und der langsamen Keyboardmelodie. Selbst in den Passagen, wo die Doublebass zum Einsatz kommt, wirkt das Tempo eher zurückhaltend. Auch in diesem Lied gibt es gegen Ende wieder einen kompositorischen Höhepunkt, jedoch hebt sich dieser nicht so stark vom Rest ab wie bei den bereits besprochenen Liedern. Hier wird übrigens auf einen sehr ähnlich klingenden, disharmonischen Riff aus Megalomaniac zurückgegriffen, welcher in diesem Kontext eine ganz andere Wirkung ausstrahlt.
Fin de Siecle wartet endlich mal mit einem Refrain auf, den ich auch vom Text her verstehe, bietet ansonsten sämtliche Kennzeichen und Vorzüge der vorherigen Lieder, ohne repetitiv zu wirken. Tod meiner Lust hingegen wirkt bisweilen etwas eigen: Für ein klassisches Outro ist es mit seinen 10 Minuten zu lang, es weicht von seiner Machart vom Rest der CD ab: Die meiste Zeit hört man wirklich schönen Frauengesang, der textlos die Melodie singt, während der Sänger den Text redet. Unterbrochen wird der Vortrag durch instrumentale Einlagen, die von dem genannten Aufbau abweichen. Nach der Hälfte ist aber Schluss mit Text und das Ende der CD wird eingeleitet, was für meinen Geschmack zu ausufernd ist.