R-Evolution Of Steel Thrashes Hamburg IV am 06.10.2023

Die deutschen Thrash-Legenden Sodom zerlegen den Kulturpalast Hamburg

Eventname: R-Evolution Of Steel Thrashes Hamburg IV

Headliner: Sodom

Support: Warrant, Contradiction, First Aid, Reavers

Ort: Kronensaal, Hamburg

Datum: 06.10.2023

Kosten: 36,67 € VVK, 40,00 € AK

Genre: Thrash Metal, Speed Metal

Besucher: ca. 520 Besucher

Veranstalter: Poser667 Productions (https://poser667productions.nonstop-merch.com/)

Link: https://www.facebook.com/events/184724281123024

Setlisten:


1. Intro
2. Jabba The Hut
3. Sodomized
4. Better Off Dead
5. Conflagration
6. Exhibition Bout
7. Outbreak Of Evil
8. Ursel
9. Sodomy And Lust
10. Agent Orange
11. Leave Me In Hell
12. M-16
13. Silence
14. Tired And Red
15. Equinox
16. Caligula
17. Blasphemer
18. Incest
19. Ausgebombt
20. Remember The Fallen
21. Bombenhagel


1. Come And Get It
2. Satan
3. Nuns Have No Fun
4. Demons
5. Falling Down
6. Betrayer
7. Torture In The Tower
8. Scavenger’s Daughter
9. The Rack
10. Ordeal Of Death
11. The Enforcer
12. Bang That Head



1. Intro
2. The Warchitect
3. The Essence Of Anger
4. Aquarius
5. Hate Patrol
6. Old Demon
7. Your God
8. Angel Of Blackness
9. Death Is Now
10. In Zaire
11. Break The Oath


1. Running Man
2. Lifetime Torment
3. Horror Of War
4. Boozing Maniacs
5. World’s New Chapter
6. Grimace Of Lies
7. Hasselhoff
8. Missing In Action
9. Rise Of The Dead
10. Suicide Moshpit


1. Bad To Reav
2. Reaper
3. Nuclear Winter
4. Devastation Of Greed
5. Frauengold
6. Violator
7. Bier & Korn

Poser 667 Productions lädt in den Kulturpalast Hamburg ein. Heute geht es in das Juwel des Hauses, den Kronensaal. Die Location im Öjendorfer Weg in Hamburg Billstedt ist ein etablierter Szenetreff und immer für einen Abriss gut. Dazu trägt die gute Verkehrsanbindung bei. Der Club ist keine fünf Fuß-Minuten von der U-Bahnstation Billstedt entfernt und einen großen öffentlichen Parkplatz gibt es in ähnlicher Distanz. Auf dem Programm steht ein Potpourri aus jungen Bands und Legenden des Thrash und Speed Metals. Wir dürfen uns also auf ordentliches Geballer freuen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich in diesen Genres nicht zu Hause bin. Ich höre alle Bands heute zum ersten Mal. Somit kann ich alle Bands ganz unvoreingenommen genießen. Meine Sichtweise mag sich daher von den üblichen Meinungen unterscheiden, lassen wir uns mal überraschen 😉 Die Startzeit rückt näher und es füllt sich merklich.

Reavers, R-Evolution Of Steel 2023, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Den Auftakt machen die Reavers, auch wenn das Backdrop bereits den Headliner verkündet. Ob dies den technischen Möglichkeiten oder dem Zeitmanagement geschuldet ist, kann ich nur spekulieren, jedenfalls ist es schade, wenn Bands nicht vor ihrem eigenen Banner spielen können. Dann ist es endlich so weit, die Reavers betreten die Bühne. Die Hamburger Band um Frontmann Klitz startet mit ihrem Song Bad To Reav. Der Sound ist großartig, fein differenziert, klar und gut ausgewogen. Nach kurzer Zeit erwische ich mich, wie ich bereits unterbewusst mitwippe und mich während des Fotografierens aufs Stillstehen konzentrieren muss. So soll das sein! Erwähnt man das jetzt oder nicht, aber es ist doch auffällig, dass Reavers heute die einzige Combo mit weiblicher Beteiligung sind. Seitenhexerin Katy befeuert die Crowd mit ihren knackigen Riffs. Vor der Bühne ist das Publikum erfreulich gut durchmischt. Männlein und Weiblein allen Alters haben sich eingefunden, um hier einen standesgemäßen Abriss zu feiern. Großen Zuspruch gibt es für Klitz‘ Ansprache gegen sexuelle Belästigung auf Konzerten, sinngemäß sagt er, dass sich diese Leute verpissen sollen. Musikalisch folgen Songs wie Nuclear Winter und die jüngst im September veröffentlichte Single Violator. Immer wieder fordert die Menge „Korn“. Diese Rufe werden dann letztlich auch erhört. Mit Bier & Korn beschließen Reavers ihr recht kurzes Set unter großem Beifall. Wach und eingegroovt sind jetzt alle. Bio-Break vor und Umbau auf der Bühne.

First Aid, R-Evolution Of Steel 2023, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Weiter geht es nach kurzer Pause mit First Aid. Auf Facebook bewerben die Berliner Jungs die beiden anstehenden Auftritte mit einem kurzen Video. Allerdings verbirgt sich in dem Teaser auch, quasi nebenher, die Info, dass die Band danach keine weiteren Club-Shows spielen wird. Sollte so tatsächlich das Ende von First Aid bekannt gegeben werden? Als Begründung werden die leeren Bierreserven angeführt, dazu schwenkt die Kamera auf ein Regal mit weitestgehend leeren Bierkästen. Oder wird hier ein Sponsor für die Getränkeversorgung gesucht? An alle Berliner Brauereien: Rettet First Aid! Kurz vor der Show habe ich Schlagzeuger Max darauf angesprochen. Die schlechte Nachricht ist, innerhalb der Band gibt es unterschiedliche Ansichten zum Fortbestand der Band. Die gute Nachricht für alle First Aid Fans ist allerdings, dass da noch nichts final ist. Bierreserven lassen sich auffüllen, also noch mal an die Berliner Brauereien: Da wird sich doch ein Sponsor finden. Viel wichtiger ist aber, dass die Jungs nach der langen (Corona) Pause wieder Blut geleckt haben und heiß auf die Bühne sind. Ein Festival-Gig ist nach den beiden Club-Shows auch bereits geplant. Es bleibt also spannend rund um First Aid. Running Man eröffnet das Set, das heute zehn Songs umfasst. Die lange Bühnenpause ist der Truppe nicht anzumerken. Routiniert ballern sie ihre Songs in die Menge und verstehen es, dabei die Masse mitzureißen. Eine kleine Überraschung haben die Recken um Frontman Chris ‚Keksgrinder‘ Carl auch noch im Gepäck. Zu Rise Of The Dead kommt mit Matze ein zweiter Sänger zum Einsatz, was die Energie auf der Bühne nochmals steigert. Nach knapp über 30 Minuten bärenstarker Show verabschieden sich First Aid laut mit Suicide Moshpit. Das war ein heißer Ritt. Danke! Und hoffentlich bis bald.

Contradiction, R-Evolution Of Steel 2023, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Die Umbaupausen sind straff getaktet. Schnell ein kühles Getränk tanken, einen Bio-Break einlegen, frische Luft schnappen oder wie in meinem Fall an einem geeigneten Ort das Objektiv wechseln und weiter geht die wilde Fahrt. Contradiction aus Wuppertal sind schon seit 1989 aktiv. Ihre letzte Veröffentlichung The Origin Of Violence liegt allerdings auch schon fast zehn Jahre zurück. Nach ihrem Intro steigt das Quartett mit The Warchitect, dem titelgebenden Song ihres 2006er-Albums recht melodisch ein. Unter dem rauen Gesang von Oliver Lux zelebriert die Hamburger Thrash Gemeinde den feinen Metal. Ob Death Is Now, Your God oder The Age Of Aquarius, die Großstädter aus dem Bergischen Land spielen sich munter durch die Jahrzehnte ihrer Bandgeschichte. Der Saal ist, wie bereits zuvor, gut gefüllt und die Stimmung ist großartig. Mir bleibt insbesondere der vorletzte Song, In Zaire, im Gedächtnis. Das Feuerwerk Break The Oath ist der krönende Abschluss dieses absolut überzeugenden Auftritts.

Warrant, R-Evolution Of Steel 2023, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Aus Düsseldorf sind Warrant angereist. Die Band wurde vor 40 Jahren gegründet, wurde dann aber bereits zwei Jahre später wieder auf Eis gelegt. In dieser Zeit entstand ihr erstes Album The Enforcer. Nach langer Pause ging es für die Speed Metal Band ab 1999 weiter. Ihr zweites und derzeit aktuelles Album Metal Bridge folgte dann 2014. Als letztes verbliebenes Gründungsmitglied gibt Bassist und Sänger Jörg Juraschek heute den Ton an. In einem kleinen Teaser zu dieser Veranstaltung hat er eine Metal Party angekündigt, die jetzt mit Come And Get It in die nächste Runde geht. Der klare Gesang unterscheidet Warrant eindeutig von den anderen Bands des Abends. Der maskierte Vollstrecker betritt die Bühne und heizt das Publikum zusätzlich an. Nicht, dass es nötig wäre, weder im übertragenen noch im wahrsten Sinne des Wortes. Das Publikum ist voll da, feiert mit Warrant die angekündigte Party und auch die Temperatur im Kronensaal ist nahe dem Siedepunkt. Marius Lamm, das Monster an den Drums, schlägt gnadenlos auf die Trommeln und Becken ein und treibt seine Band unermüdlich an. Nuns Have No Fun oder The Rack erinnern mich daran, warum ich den Metal aus den 80er-Jahren so liebe. Ein weiteres Mal sehen wir den Vollstrecker und hören jetzt auch seine Hymne The Enforcer. Dabei ist der Mann mit der schwarzen Maske nochmals gefordert, der Meute vor der Bühne mit seiner Streitaxt Beine zu machen. Plötzlich demaskiert sich der Hüne und offenbart seinen Totenschädel. Dennoch scheint er ein weiches Herz zu haben, denn kurz darauf beglückt er einen Fan mit einem Warrant Shirt. Nach Bang Your Head räumen die Helden unter großem Applaus die Bühne für den Headliner.

Sodom, R-Evolution Of Steel 2023, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Der Umbau dauert dieses Mal länger als zuvor. Mehr als fünfzehn Minuten hinter dem Zeitplan verdunkelt sich das Licht im Saal. Die Bühne wird mit Nebel geflutet und ein Intro erklingt. Es ist Zeit für die Thrash Metal Legenden aus Gelsenkirchen. Im vergangenen Jahr konnten sie ihr 40-jähriges Bandjubiläum feiern, jetzt drängt sich im Saal alles vor die Bühne. Die Hütte ist voll, wenn auch nicht ausverkauft, und Sodom sind bereit, die Bühne zu erobern. Jabba The Hut bedeutet der versammelten Schar, dass es jetzt zur letzten Runde läutet. Sodom feuern aus allen Rohren. Ob Sodomized oder Exhibition Bout, es geht heiß her auf und vor der Bühne. Tatsächlich ist es (nicht nur) auf der Bühne sehr warm. Kein Problem, da spielt man die Show halt ohne Shirt. Immer wieder gelangen jetzt Crowdsurfer auf die Bühne. Die Masse ist in Ekstase. Tom Angelripper wendet sich auf charmante Weise mit einer Bitte an die Crowdsurfer, auf der Bühne keinen Schaden an Musikern oder der Technik zu verursachen und dann wird auch schon weiter geballert. Immer wieder versorgt er die ersten Reihen mit Bier, es soll ja keiner dehydrieren bei den Temperaturen. Der Sound kommt leider nicht an das hohe Niveau der vorherigen Bands heran. Er klingt zuweilen recht matschig und wenig dynamisch, was sich im Laufe der Show aber verbessert. Der grandiosen Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Mit Licht ist man bei Sodom eher sparsam, dafür wird ordentlich Nebel in die Spielstätte geblasen. Zu Agent Orange wird dies genutzt, um die Lokalität orange glühen zu lassen. Sodom zeigen der Menge, wo der Hammer hängt. Was für ein Wahnsinnsspektakel. Zwanzig Songs feuern die Protagonisten in die Nacht, bevor die R-evolution Of Steel mit Bombenhagel gegen Mitternacht mit frenetischem Beifall zu Ende geht.

Für mich ist es ein sagenhafter Abend gewesen. Alle Bands waren für mich neu und ich werde definitiv einige weiter im Auge behalten. Vielen Dank an das tolle Publikum, das mich geduldig mit der Kamera passieren lassen hat, vielen Dank an die Bands für die überragende Performance am heutigen Abend und last but not least vielen Dank an Pierre Bade und R-evolution Of Steel für die tolle Organisation dieser Veranstaltungsreihe.