Reptil – Throne Of Collapse

“Ein erstes Achtungszeichen!“

Artist: Reptil

Herkunft: Köln, Deutschland

Album: Throne Of Collapse

Spiellänge: 45:57 Minuten

Genre: Industrial Metal

Release: 19.05.2017

Label: Razor Music

Link: http://reptil.com/

Produktion: Skyline Tonfabrik, Düsseldorf von Jens Dreesen und Kai Blankenberg

Tracklist:

1. Anger Empire
2. Reptoil, Inc.
3. Monolith
4. Irreversible
5. Throne Of Collapse
6. One World One Nation
7. Soulride
8. Quantum Trojan
9. Beyond

Unter großem medialen Promotionsaufwand wirft Razor Music das Erstlingswerk seines neuen Schützlings Reptil auf den Markt. Obwohl hier neben den vorgeschalteten Singleauskopplungen Soulride und Reptoil, Inc. nebst zugehörigen Videoclips unter anderem auch der Trailer Laichzeit zu nennen ist, bei welchem das Projekt Reptil unter gespielter Spiritualität seine Existenzwerdung anpreist, vermeidet man es tunlichst, die involvierten Protagonisten auch namentlich zu benennen. Geheimnisumwobene Individualisten heben sich eben deutlich vom Mainstream ab. Auch musikalisch will sich die Formation auf Throne Of Collapse vom „fremdgesteuerten unfreien Wesen des digitalen Zeitalters“ abgrenzen – so zumindest der Waschzettel des Labels.

Das Album selbst eröffnet dann allerdings wenig originell mit dem instrumentalen Anger Empire, welches nahtlos in das verstörende, wütende und kraftvolle Reptoil, Inc. übergeht. Die Härte der Industrial-Nummer lässt zumindest die Abneigung der Kölner gegen die momentane Gesellschaft glaubhaft erscheinen. Das folgende Monolith setzt nicht weniger wütend ein, arbeitet jedoch mit facettenreichen Samples und nimmt dabei fast apokalyptische Züge an. Zudem fällt besonders in den ruhigeren Gesangspassagen eine stimmliche Nähe des Frontmanns zu Marilyn Manson auf. Einen regelrechten Bruch stellt das anschließende Interlude Irreversible dar, das mit schönen Streicher- und Pianoklängen beginnt, bevor es durch elektronische Zwischentöne aufgebrochen wird.

Der zweite Teil des Silberlings startet mit dem Titeltrack Thrones Of Collapse. Der opulent-epische Song entpuppt sich als düstere, gefühlvoll-schmerzliche Ballade, die im Refrain durch ein gelungenes Duett, bei welchem die weiblichen Parts dezent im Hintergrund bleiben, getragen wird. Eine Spur melancholischer wird es in One World One Nation, dem die Industrial-Parts fast vollständig abhanden gekommen sind. Dennoch wird hier die Utopie einer geeinten Welt mit beeindruckender Instrumentalisierung und stimmlichem Können dargeboten. Der erneute Stilbruch folgt prompt. Sowohl das in puncto Härte und Marschrichtung an eine Mischung aus frühen Sepultura und Fear Factory erinnernde Soulride als auch das deutlich elektronischere Quantum Trojan können als wahre Kracher bezeichnet werden. Dabei ist vor allem Soulride hervorzuheben, das trotz nahezu wahnsinnigen Vocals und aggressivem Sound durchweg tanzbar bleibt. Abgerundet wird die Scheibe durch den wieder in ruhigeren Fahrwassern anzusiedelnden Rausschmeißer Beyond.

Hier gibt es das Video zu Reptoil, Inc.:

Fazit: Zwar gelingt es Reptil auf ihrem Erstlingswerk Thrones Of Collapse nicht, ein rundherum stimmiges Konzept abzuliefern – dafür sind manche Brüche einfach zu gewaltig. Dennoch wird hier ein gehöriges Achtungszeichen gesetzt. Die Künstler kreieren vielschichtige Klangwelten mit passendem Soundgewand. Die Bandbreite des Dargebotenen reicht dabei von melancholisch-balladesk bis hin zu brachial-zerstörerisch, und das stimmliche Potential des Frontmanns ist – auch wenn es nicht überall zur vollen Entfaltung kommt – nicht zu überhören.

Anspieltipps: Reptoil, Inc., Throne Of Collapse und Soulride
Christian G.
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