Reternity – Facing The Demon

Stefan Zörner meldet sich mit neuer Band zurück.

Artist: Reternity

Herkunft: Heilbronnn, Deutschland

Album: Facing The Demon

Spiellänge: 39:55 Minuten

Genre: Heavy Metal, Modern Metal

Release: 31.05.2019

Label: MDD Records

Link: https://www.facebook.com/reternityband/

Bandmitglieder:

Gesang – Stefan Zörner
Gitarre, Bass – Carsten Sauter
Gitarre – Semen Brik
Schlagzeug – Sascha Beul

Tracklist:
01. Strings Of Sor I: Sunset
02. Last Days Of War
03. Tomorrow’s History
04. Reternity II
05. I Love The Night
06. Down. Not. Broken.
07. Facing The Demon
08. Singularity
09. Suicide Butterflies
10. Stone To Mouth
11. Strings Of Sor II: Sundown
12. All Grey (Hidden Track)

Im April 2018 sorgten Stefan Zörner und SpiteFuel für Fuore und veröffentlichten mit Dreamworld Collapse eines der geilsten Metal-Alben des vergangenen Jahres. Dann, quasi aus dem Nichts, kam der große Knall und der heute 46-jährige Zörner stieg völlig unerwartet bei den Heilbronnern aus. SpiteFuel fanden mit Philipp Stahl schnell einen Ersatz, doch auch Zörner, der zuvor auch schon bei Leanfear und Strangelet das Mikro schwang, ist nicht der Mann, der den Kopf in den Sand steckt und rumjammert. Schon im Herbst letzten Jahres meldete sich das Heilbronner Rock-Urgestein mit ersten Details zu seiner neuen Band Reternity zurück und schob bald darauf ein erstes Demo nach. Verstärkung fand das Stehaufmännchen Zörner im Gitarristen und Bassisten Carsten Sauter (Mighty D. / Pyroclasm) und Gitarrist Semen Brik (Victorius / Echo.Mensch), sowie Sascha Beul (Remember Twilight / Darkness Ablaze) hinter der Schießbude, die drei vervollständigten die Truppe. Nicht einmal ein Jahr nach seinem Ausstieg bei SpiteFuel präsentieren Reternity nun Ende Mai ihren Debüt-Longplayer Facing The Demon.

Mit dem ruhigen, akustisch instrumentierten Intro Strings Of Sor I: Sunset eröffnet man einen bunten Strauß harter Melodien. Direkt im Anschluss wird dann in Last Days Of War ein erstes Mal der Dampfhammer ausgepackt, und der Hörer darf die letzten Tage des Krieges in Form von tief gestimmten Gitarren und Stakkato-Drums mitempfinden. Der Refrain prägt sich auf Anhieb ein und der Gesang von Zörner ist sehr markant, weshalb diese Nummer wohl auch als Single ausgewählt wurde. Vielleicht auch wegen der Message, dass es im Krieg immer nur Verlierer gibt, welche in der heutigen Zeit nichts von ihrer Brisanz verloren hat. Im dazugehörigen Video werden Bilder aus dem Heilbronner Stadtarchiv verwendet, die die vom Krieg zerstörte Stadt zeigen. Im Kontrast dazu streift Zörner dann an besonders markanten Stellen Heilbronns entlang und genießt den heutigen Frieden. Der Song ist nicht schlecht, kommt qualitativ aber nicht an das heran, was Zörner mit seinen ehemaligen Kollegen rausgehauen hat. Auch der beeindruckende Schrei am Ende reißt es dann nicht mehr raus.

Ebenso ruppig und mit treibenden, thrashigen Riffs wird Tomorrow’s History hinterhergeschoben. Der mächtig pumpende Bass und die Double Bass-Passagen sorgen für einen ordentlichen Groove. Erst mit dem Einsatz der Gesangspassagen wird das Tempo gedrosselt und es fließen wieder melodischere Strukturen ein. Auch hier bleibt der Refrain wieder direkt hängen, jedoch dieser im Midtempo angesiedelte Teil will sich nicht wirklich sauber einfügen. Fast bekommt man den Eindruck, die Band experimentiert ein wenig und weiß noch nicht so recht, in welche Richtung es letztendlich gehen soll. Bisher ist noch nicht einmal die Hälfte des Albums verstrichen und die Band hat schon so ziemlich alles rausgeballert, was Hardrock und Heavy Metal zu bieten haben. Bisher wirkt das Album wie ein Schnellschuss, an manchen Stellen unausgegoren. Auch der markante, gepresste Gesang Zörners kommt hier und da an seine Grenzen.

Bei Reternity II handelt es sich um ein weiteres Spoken Word-Intro, welches den Übergang zu I Love The Night bildet. Ein düsterer, fast tanzbarer Song mit Sisters Of Mercy-Flair. Auf einmal wird nun Melodie großgeschrieben und der eingängige Refrain animiert zum Mitsingen. Die Fans werden den Song lieben!

Mit Down. Not. Broken. bleibt es düster und modern und es geht fast ein Stück weit in Richtung Machine Head, Pantera oder gar alte Metallica zu Master Of Puppets-Zeiten, wobei aber Wert auf Mitsingpassagen gelegt wird. Vermutlich erzählt Fronter Zörner hier seine eigene Geschichte, wie er nach seinem Ausstieg bei SpiteFuel am Ende war. Egal, wie sehr einem das Schicksal auch mitspielt, man muss immer wieder aufstehen. Überhaupt scheint das Motto des Albums zu sein: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Auch hier gibt es wieder einige leckere Riffs, die selbst Thrash-Fans gefallen werden. Ziemlich überraschend beinhaltet der Track einen Gitarrenpart mit fast schon bluesigem Charakter, nur halt mit etwas mehr Gas. Sehr geil!

Auch im Titeltrack Facing The Demon werden Mitsingpassagen wieder großgeschrieben. Hier werden sehr schön metallische Härte und melodiöser Heavy Rock kombiniert. Den Gesang teilt sich Stefan Zörner hier im Duett mit der Sängerin Michaela (ELA) Eichhorn, ein starker Kontrast, der zudem auch ordentlich Leben in das Album bringt. Inhaltlich steht die Nummer für die kompromisslose Auseinandersetzung mit sich selbst.

Mit Singularity, Suicide Butterflies und Stone To Mouth kommen zum Ende hin noch richtige Leckerlies auf den Hörer zu. Überhaupt wird das Songwriting in der zweiten Albumhälfte von Track zu Track immer stärker, als würde die neu gegründete Band hier immer weiter zueinanderfinden. Suicide Butterflies wurde ja schon im letzten Jahr als Single vorgeschoben und hätte durchaus auch noch von SpiteFuel stammen können. Das hymnische Stone To Mouth ist der ungewöhnlichste Track und zugleich das Highlight. Das Intro, das Gedicht / Kirchenlied Es Mag Sein, Das Alles Fällt von Rudolf Alexander Schröder, wird von Chantal Freier gesungen, was den Song zunächst einmal in eine mittelalterliche Folk Rock-Schiene lenkt. Doch lasst euch nicht täuschen, der Song hat von ganz sanft bis richtig hart alle Facetten zu bieten, sooo geil! Im Mittelteil werden die Gedichtzeilen noch einmal als Duett aufgenommen, bevor dann der englische Text wieder einsetzt. Viele werden den Track als Nullnummer einstufen, doch mir gefällt er außerordentlich gut. Zörner zeigt sich von einer völlig neuen Seite, sehr anspruchsvoll, doch live garantiert der Burner.

Mit dem Outro Strings Of Sor II: Sundown geht dann die Sonne zunächst unter und das Album zu Ende. Doch HALT …, nach dem Outro gibt es noch einen Hidden Track, also weiter dran bleiben. Das punkige All Grey könnte fast eine Hommage an Bad Religion, NOFX oder ähnliche Gesellen darstellen und zeigt noch einmal eine andere Seite von Reternity.

Das Booklet ist ein echter Hingucker mit exklusiven Illustrationen voller Erotik. Der Fotograf Thilo Schwendemann, den ich auch schon auf einigen Konzerten kennenlernen durfte, hat zusammen mit einigen Fetisch-Models zu jedem Song ein inhaltlich abgestimmtes Foto geschossen. Wie auf dem Cover-Foto, wo eine Lady, in Lack und Leder gehüllt, mit einem Schwert einem fiesen Monster entgegentritt.

Das Album erscheint am 31. Mai beim Nordheim-Nordhausener Label MDD Records.

Reternity – Facing The Demon
Fazit
Offenbar ist Facing The Demon so etwas wie ein Befreiungsschlag für Stefan Zörner, mit dem viele Rückschläge verdaut werden. Das hört man dem Album auch an, denn es werden viele persönliche Inhalte umgesetzt. Soundmäßig wird hier alles geboten, vom groovigen Stampfer, Modern Metal Nummern, thrashigen Riffs, sanften Duetten bis hin zu ruhigen Instrumentals. Jedoch passt hier nicht alles zusammen und stellenweise wirken die Songs zusammengewürfelt, als wäre die Band in der Selbstfindungsphase, was sie sicherlich auch noch ist, da man sich erst im letzten Jahr gegründet hat. Das Album ist ein Stilmix aus melodischen Heavy Rock, Modern Rock-Elementen bis hin zu punkigen und thrashigen Momenten. Somit spricht es auch zu allererst Fans an, die genreübergreifend unterwegs sind. Gesanglich kommt Zörner an seine Grenzen und auch die heruntergestimmten auf hart getrimmten Gitarren sind gewöhnungsbedürftig. Einige Songs, vor allem im zweiten Teil des Albums, sind nicht schlecht, kommen qualitativ aber auch nicht an altes Material von Zörner ran. Es wäre aber auch vermessen, auf einem Debüt Wunder zu erwarten. Die Band hat Potenzial und noch Zeit zum Wachsen.

Anspieltipps: Stone To Mouth, Facing The Demon, I Love The Night
Andreas F.
6
Leser Bewertung24 Bewertungen
5
Pro
Contra
6
Punkte