[soon] – Better Days

“Kerze anzünden, Kopfhörer auf und ab aufs Sofa“

Artist: [soon]

Herkunft: Hamburg, Deutschland

Album: Better Days

Spiellänge: 40:00 Minuten

Genre: Dark Rock

Release: 23.09.2016

Label: Oscillation Music/Al!ve

Link: https://www.facebook.com/soonfans/

Bandmitglieder:

Gesang – Eric
Gitarre und Bassgitarre – Lenny
Schlagzeug – Jakob

Tracklist:

  1. Rather In Your Mind
  2. Empty Promises
  3. Blessing In Disguise
  4. Better Days
  5. Danger At Hand
  6. Against The Grain
  7. Truth
  8. Attempts To Deceive
  9. Out Of Mind

[SOON] - Better Days

 

Wie oft ich die im Jahr 2003 gegründete Band [soon] jetzt schon live gesehen habe, weiß ich nicht, aber es sind immer, trotz oder gerade wegen des stets sehr reduzierten Bühnenaufbaus, nachhaltig im Gedächtnis bleibende Auftritte, die sich sehr unaufgeregt nur auf die Songs konzentrieren. Auch die bislang veröffentlichten vier Alben ragen aus der Masse meiner Musiksammlung heraus, denn dem Dark Rock haben sich zwar diverse Bands verschrieben, aber [soon] sind für mich eine der wenigen, die das Songwriting beherrschen, das Ganze nicht zu düster werden lassen und überwiegend sehr eingängige Songs bieten. Ein Statement im Pressetext lässt mich dann aber doch kurz innehalten, denn da steht, dass [soon] auf diesem neuen Album Better Days metallischer seien und härter und schneller denn je zu Werke gehen würden. Da bin ich dann ja mal gespannt, ob es trotzdem noch den vertrauten [soon]-Sound auf die Ohren gibt. Am 23.09.2016 erscheint Better Days über Oscillation Music/Al!ve.

Mit Rather In Your Mind starten [soon] erst einmal so, wie ich sie kenne, nämlich sehr melodisch, die Instrumente ein wenig zurückgenommen, und mit der sehr markanten Stimme von Eric. Beim Chorus kann ich dann nur erstaunt die Augenbrauen heben, der ist wirklich deutlich härter angelegt. Ein schönes Wechselspiel zwischen melodischen Strophen und einem härteren, meinetwegen auch „metallischen“, Chorus, mit dem das Album startet. Das gleiche Rezept wenden [soon] auch bei Blessing In Disguise an, wobei ich hier insbesondere dem Gitarrenspiel in den Strophen fast schon hypnotische Wirkung zuschreiben würde. Der Kontrast zum „explodierenden“ Chorus kommt dann umso krasser.

Den Titeltrack Better Days kann man sich schon mal auf Soundcloud unter https://soundcloud.com/user-991769038/better-days anhören. Hier legen [soon] dann wirklich mal ein für sie eher ungewöhnliches Tempo vor, und mein Kopf verfällt automatisch in kleine Nickbewegungen, ein gutes Zeichen 😀 Mich erinnert der Track ein wenig an Pressure, einer meiner Lieblingssongs vom letzten Album Dead-End Street. Auch Danger At Hand legt mal was an Tempo vor, wobei der durch einen break eingeleitete Zwischenpart bei mir erst mal für leichte Irritationen sorgt, denn der Hörfluss, der bei [soon] eigentlich immer wunderbar vom ersten bis zum letzten Ton gegeben ist, ist erst mal weg.

Auch bei [soon] muss ich da durch, mit Against The Grain gibt es eine Ballade auf die Ohren. In den Strophen sehr reduziert kommt der Chorus dann umso bombastischer daher, was Eric gesangstechnisch natürlich problemlos meistert. Bei diesem Track kann man aber auch einmal mehr der wunderbaren und so wandlungsfähigen Arbeit von Lenny an den Saiteninstrumenten lauschen. Seit die Band keinen Bassisten mehr hat, ist er ja auch für dieses Instrument zuständig, und es funktioniert sogar live. Ich habe allerdings immer noch nicht verstanden, wie, dafür bin ich in der Richtung zu sehr Laie. Und auch das Schlagzeugspiel von Jakob passt sich in seiner Intensität wieder einmal wunderbar dem Song an.

Nach dem für mich etwas abfallenden Truth hauen [soon] mit Attempts To Deceive den wohl härtesten Track des Albums raus. Die „Härte“ wird hier allerdings hauptsächlich durch das Gitarrenspiel produziert, der sehr unaufgeregte Gesang von Eric konterkariert das fast schon. Leider wird dieser schöne Gesang im Chorus doch arg verfremdet, trotzdem alles in allem sehr gelungen.

Mit dem nur knapp zwei Minuten langen Out Of Mind lassen [soon] die exakt vierzigminütige Spielzeit dann sehr ruhig, nur mit Gesang und Klavier ausklingen. Also so was wie eine Mini-Ballade zum Schluss.

Fazit: Aus [soon] ist nach wie vor keine Heavy Metal- oder noch härtere Band geworden, und das ist auch gut so, aber eine gewisse Steigerung des Härtegrades kann man dem Album schon attestieren. Allein die sehr prägnant eingesetzten Saiteninstrumente sorgen dafür. Dass sie insgesamt schneller geworden sind, würde ich jetzt nicht unterschreiben, es gibt doch nach wie vor sehr viele ruhige Parts, von den Balladen jetzt mal gar nicht zu reden. Eine kleine Stiländerung darf man natürlich auch nach über zehnjährigem Bandbestehen mal vornehmen, aber [soon] waren klug genug, jetzt nicht alles einfach auf links zu drehen. Womit ich allerdings auch bei [soon] meine Probleme habe, ist, wenn es auf dem Album Instrumente zu hören gibt, die bei Konzerten dann eingespielt werden müssen, weil halt kein Bandmitglied da ist, das sie dann spielen kann. Aber das ist ein marginaler Kritikpunkt, der, wie gesagt, nicht nur für [soon] gilt.

Anspieltipps: Rather In Your Mind, Blessing In Disguise, Better Days und Attempts To Deceive
Heike L.
8.5
Leser Bewertung3 Bewertungen
10
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